Oblomow. Иван Гончаров

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Oblomow - Иван Гончаров

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Stimme:

      – Wenn Sie noch zwei, drei Jahre in diesem Klima leben, immer liegen, Fettes und Schwerverdauliches essen – werden Sie an Schlagfluß sterben.

      Oblomow fuhr zusammen.

      – Was soll ich denn thun? Helfen Sie mir, um Gotteswillen! – sagte er.

      – Dasselbe, was die andern thun: Ins Ausland reisen.

      – Ins Ausland! wiederholte Oblomow erstaunt.

      – Ja. Warum denn nicht?

      – Aber, ich bitte Sie, Doctor, ins Ausland! Wie kann man denn das?

      – Warum soll man denn nicht hinreisen?

      Oblomow richtete die Augen schweigend auf sich selbst, dann auf sein Arbeitszimmer und wiederholte mechanisch:

      – Ins Ausland!

      – Was hindert Sie denn daran?

      – Was mich hindert? Alles. . .

      – Wieso alles? Haben Sie denn kein Geld?

      – Ja, ja. Ich habe wirklich kein Geld, – sagte Oblomow lebhaft, durch dieses so natürliche Hindernis erfreut, hinter das er sich ganz, mit seinem Kopfe, verstecken konnte. – Schauen Sie einmal, was der Dorfschulze mir schreibt. . Wo ist der Brief? Wo habe ich ihn hingelegt? Sachar!

      – Gut, gut, – sagte der Doctor, – das geht mich nichts an; meine Pflicht ist, Ihnen zu sagen, daß Sie die Lebensweise, den Ort, die Luft, die Beschäftigung, alles, alles, verändern müssen.

      – Gut, ich werde es mir überlegen, – sagte Oblomow. – Wohin soll ich denn fahren und was soll ich thun?

      – Fahren Sie nach Kissingen, – begann der Doctor, – verleben Sie dort den Juni und Juli. Trinken Sie den dortigen Brunnen. Dann begeben Sie sich in die Schweiz oder nach Tirol und machen eine Traubencur durch. Dort verbringen Sie den September und October. . .

      »Zum Teufel auch, nach Tirol!« flüsterte Ilja Iljitsch kaum hörbar.

      – Dann irgendwohin, in eine trockene Gegend, vielleicht nach Egypten. . .

      »Das auch noch!« flüsterte Oblomow.

      – Beseitigen Sie die Sorgen und Unannehmlichkeiten . . .

      – Sie haben gut reden, – bemerkte Oblomow, – Sie bekommen keine solchen Briefe vom Dorfschulzen. . .

      – Sie müssen auch die Gedanken verscheuchen, – fuhr der Doctor fort.

      – Die Gedanken?

      – Ja, geistige Anstrengung.

      – Und der Plan der Gutseinrichtung? Ich bitte Sie, bin ich denn ein Holzklotz. . .

      – Wie Sie wollen. Es ist meine Pflicht, Sie zu warnen. Sie müssen auch den Leidenschaften aus dem Wege gehen, sie sind der Cur hinderlich. Sie müssen sich bestreben, sich durch Reiten, Tanzen, durch mäßige Bewegung in der freien Luft und durch angenehme Gespräche, besonders mit Damen, zu zerstreuen, damit das Herz nur von angenehmen Empfindungen und nicht zu stark zum Klopfen gebracht wird.

      Oblomow lauschte ihm mit gesenktem Kopfe.

      – Dann? – fragte er.

      – Dann vermeiden Sie es vor allem, zu lesen und zu schreiben! Mieten Sie eine Villa, deren Fenster nach dem Süden gerichtet sind, schaffen Sie sich viel Blumen an und bestreben Sie sich Musik und Frauen in der Nähe zu haben. . .

      – Und wie soll die Nahrung sein?

      – Meiden Sie das Fleisch und überhaupt jede thierische Nahrung, auch die mehligen und salzigen Speisen. Sie können eine leichte Bouillon und Gemüse essen; nehmen Sie sich aber in acht, jetzt droht fast überall die Cholera, so daß man vorsichtig sein muß. . . Sie können acht Stunden täglich gehen. Kaufen Sie sich ein Gewehr .

      – O Gott! – stöhnte Oblomow.

      – Endlich, – schloß der Doctor, – reisen Sie für den Winter nach Paris und zerstreuen Sie sich dort ohne Bedenken im Wirbel des Lebens. Fahren Sie vom Theater zum Ball, in die Maskerade, aufs Land, auf Besuch, damit um Sie herum Freunde, Lärm, Lachen sind. . .

      – Brauche ich vielleicht noch etwas? – fragte Oblomow mit schlecht zurückgehaltenem Ärger.

      Der Doctor sann nach.

      – Vielleicht sollten Sie noch Meerluft einathmen. Schiffen Sie sich in England ein und fahren Sie bis nach Amerika. . .

      Er erhob sich und verabschiedete sich.

      – Wenn Sie das alles genau befolgen . . . – sagte er.

      – Gut, gut, ich befolge es sicher, – antwortete Oblomow sarkastisch, ihn hinausbegleitend.

      Der Doctor ließ Oblomow in einem jammervollen Zustande zurück. Er schloß die Augen, legte beide Hände auf den Kopf, kauerte sich auf dem Sessel zu einem Knäuel zusammen und blieb so sitzen, ohne irgendwo hinzuschauen und ohne etwas zu fühlen.

      Hinter ihm ertönte der schüchterne Ruf:

      – Ilja Iljitsch!

      – Ja? gab er zur Antwort.

      – Was soll ich denn dem Verwalter sagen?

      – Was denn?

      – Wegen dem Ausziehen!

      – Du fängst wieder davon an? – fragte Oblomow erstaunt.

      – Was soll ich denn thun, Väterchen Ilja Iljitsch? Sagen Sie selbst, mein Leben ist auch so nicht süß, ich schaue schon ins Grab. . .

      – Nein, es scheint, daß Du mich mit Deinem Umzug ins Grab jagen willst, – sagte Oblomow. – Hör einmal, was der Doctor sagt!

      Sachar fand nichts zu erwidern, er seufzte nur so auf, daß die Zipfel seines Halstuches auf seiner Brust erbebten.

      – Du hast beschlossen, mich umzubringen? – fragte Oblomow wieder, – Du bist meiner überdrüssig – ja? Nun, so sprich doch!

      – Aber Gott sei mit Ihnen! Leben Sie, so lange Sie wollen! Wer wünscht Ihnen Böses? – brummte Sachar, durch die tragische Wendung, die das Gespräch annahm, ganz verlegen gemacht.

      – Du! – sagte Ilja Iljitsch, – ich habe Dir verboten, auch nur ein Wort vom Umzug zu sagen und Du läßt keinen Tag vorübergehen, ohne mich fünfmal daran zu erinnern. Das verstimmt mich ja, begreife das doch. Meine Gesundheit taugt auch so nicht viel.

      – Ich habʼ mir gedacht, Herr. . . . ich habʼ gedacht, warum wir denn eigentlich nicht ausziehen sollen? – sagte Sachar mit vor innerer Erregung bebender Stimme.

      – Warum wir nicht ausziehen sollen! Du beurtheilst das so leichtfertig! – antwortete Oblomow, sich zusammen mit dem Sessel zu Sachar umwendend. – Hast Duʼs Dir ordentlich überlegt, was es heißt, auszuziehen he? Du hast Dir das gewiß nicht überlegt!

      – Ja, ich

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