Das Brautkleid. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Brautkleid - Александр Дюма страница 4

Das Brautkleid - Александр Дюма

Скачать книгу

Kleid hatte nicht die geringste Verzierung, eben sowenig ihre Haube von derselben Farbe; ihre Wangen waren blass, ihre Augen roth; man sah ihr an, daß sie viel gelitten und viel geweint hatte.

      Nach der Beschreibung, welche Mademoiselle Cornelie von der Person gab, die sie zu sprechen wünschte, hatte Fernande von Anfang an geglaubt, mit irgend einer jungen Arbeiterin zu thun zu haben, welche beauftragt ist, Muster in der Stadt herumzutragen; aber bei dem ersten Blicke, welchen sie auf dieses traurige und ernste junge Mädchen, warf, bemerkte sie mit Erstaunen eine würdevolle, züchtige Haltung, welche über ihre ganze Person verbreitet war.

      Cäcilie war an der Türe stumm und unbeweglich stehen geblieben.

      »Kommen Sie näher, Mademoiselle,« sagte Fernande, »und sagen Sie mir, was mir das Vergnügen verschafft, Sie zu sehen.«

      »Madame,« entgegnete Cäcilie mit zitternder Stimme, in welcher jedoch mehr Schmerz als Furcht lag, »in diesem Karton hier ist eine Robe, welche ich schon mehreren Personen gezeigt habe; aber der Preis, der für dieselbe bezahlt werden soll, hat immer das überstiegen, was die Personen, welchen ich sie zum Kaufe angeboten habe, geben wollten. Die letzte derselben hat mir, indem sie mir das Kleid zurückgab, gesagt, daß nur eine Königin eine solche Rohe kaufen könne, und deswegen bin ich zu Ihnen gekommen, die Sie eine Königin sind.«

      Diese Worte waren mit einer zitternden Stimme, aber zu gleicher Zeit auch mit so viel Trauer und Würde gesprochen worden, daß sich das Staunen des Prinzen und Fernandens verdoppelte; indessen musste die schöne Künstlerin doch über die letzten Worte lächeln.

      »Ach ja,« sagte sie, »eine Königin, eine Königin von sieben bis halb zehn Uhr Abends; eine Königin, deren Königreich im Theater ist, welche Mauern von Pappe zum Palaste hat, und ein Stirnband von Bronze als Krone trägt! Indessen sind Sie doch nicht ganz irre gegangen, indem sie Hierher gekommen sind, denn wenn ich auch eine falsche Königin bin, so haben Sie doch einen wahren König gefunden.«

      Das junge Mädchen heftete mit ernster Würde die schönen blauen Augen auf den Prinzen; ihr Ausdruck aber zeigte, daß sie die so eben ausgesprochenen Worte durchaus nicht verstehe.

      Inzwischen hob Cäcilie den Deckel des Kartons aus.

      Fernande stieß einen Ruf der Bewunderung und der Überraschung aus.

      »O, diese wunderbare Robe!« rief sie, indem sie mit der Hastigkeit einer Frau, die ein Meisterstück der Toilette gewahr wird, sich derselben bemächtigte, sie auf dem Sopha aus einander und die Hand unter den Stoff legte, um über die Feinheit des Musselins, und über die Schönheit der Stickerei urteilen zu können.

      In der Tat hatte man vielleicht zu Nancy, in dieser Beziehung das Land der Wunder, nichts gesehen, was diesem Kleide glich, welches so mit Stickereien beladen war, daß man nur mit Mühe den Musselin unter den schlanksten Stengeln, den zartesten Blättern, den schönsten Blumen, die je den neidischen Blick einer Tochter Evas überrascht hatten, durchsehen konnte; es war nicht das Werk eines Weibes; es war gewiss die launenhafte Schöpfung irgend einer Fee.

      So wenig der Prinz eine solche Art von Meisterstücken schätzen konnte, so erkannte er doch, daß dieses Kleid ein Wunder der Geduld und der Geschicklichkeit sei.

      Fernande blieb einige Minuten in Betrachtung versunken vor diesen graziösen Arabesken stehen; dann richtete sie an Cäcilie die Frage: »Wer hat denn dieses Kleid gestickt?«

      »Ich, Madame,« entgegnete Cäcilie.

      »Und wie viele Jahre haben Sie zu dieser Arbeit gebraucht?«

      »Zwei und ein halbes Jahr, Madame.«

      »Das glaube ich gerne; sehen Sie doch, Prinz, das ist zum Vergnügen und nicht handwerksmäßig gestickt und das macht die Sache noch kostbarer. Zwei und ein halbes Jahr! Da mussten Sie ungeheuer arbeiten.«

      »Tag und Nacht, Madame.«

      »Und Sie haben ein solches Werk zu dem Zwecke unternommen, dasselbe zu verkaufen?«

      «Ich habe es aus einem andern Grunde unternommen, Madame.«

      »Ich begreift, daß Sie nicht im Stande waren, dieses Kleid zu verkaufen, Mademoiselle; denn dasselbe muss so viel kosten, als das Lösegeld eines Königs beträgt.«

      »Ach ja, ich bin gezwungen, einen sehr hohen Preis dafür zu fordern, und darum habe ich auch, so dringend notwendig ich des Geldes bedarf, bis jetzt noch keinen Käufer dafür gefunden.«

      »Und, welchen Preis verlangen Sie dafür?«fragte lächelnd der Prinz.

      Das junge Mädchen schwieg einen Augenblick, als ob es sich fürchte, die verhängnisvollen Worte den Lippen entschlüpfen zu lassen, die so oft schon ihre Hoffnungen vernichtet hatten. Endlich sagte sie mit kaum vernehmbarer Stimme: »Dreitausend Frank.«

      »Wie meinen Sie?«fragte Fernande.

      «Dreitausend Frank,« wiederholte Cäcilie.

      »Bei Gott!« sagte die Schauspielerin mit einer Bewegung der Augen und des Mundes, welche unmöglich beschrieben werden kann. »Bei Gott, das ist teuer, aber es hat diesen Wert.«

      In dem nämlichen Augenblicke rief das junge Mädchen, indem es die Hände faltete und fast auf die Knie sank: »Madame, Sie werden, ich schwöre es Ihnen, eine heilige und edle Handlung begeben, wenn Sie es kaufen.«

      »Mein Gott,« sagte Fernande, »ich würde dieses Kleid von Herzen gern kaufen, mein Kind, und ich gestehe Ihnen sogar, daß ich sehr große Lust dazu habe, aber Tausend Taler.«

      »O, mein Gott, was sind denn tausend Taler für Sie!« sagte das junge Mädchen, indem sie umher blickte und sich einen Begriff von dem Glücke der Person, an welche sie diese Worte richtete, durch die Betrachtung des kostbaren Meublements des Boudoirs zu machen schien, welches wir beschrieben haben.

      »Wie, was tausend Taler für mich sind!« rief die Künstlerin; »es sind, drei Monate meines Einkommens. Richten Sie Ihre Bitte an den Prinzen, mein Kind, und er wird dieses Kleid für irgend eine schöne Dame des Hofes kaufen.«

      »In der Tat,« sagte der Prinz, »die Dame hat Recht; ich nehme dieses Kleid, mein Kind.«

      »Sie, Sie, mein Herr! Sie, Prinz!« rief das junge Mädchen, »ist es wahr, daß Sie es nehmen, und um den Preis, den ich dafür fordere?'

      »Ja,« antwortete der Prinz,« und wenn Ihnen eine größere Summe notwendig sein sollte. . . .«

      «Nein, gnädiger Herr,« sagte das junge Mädchen. »Ich brauche dreitausend Frank; dreitausend Frank genügen mir. Übrigens ist auch dieses Kleid nicht mehr als dreitausend Frank wert.«

      »Nun,« sagte der Prinz, »haben Sie die Güte, diesen Karton meinem Kammerdiener Jean zuzustellen, den Sie an der Türe mit meinem Kutscher plaudernd finden werden.

      Sagen Sie ihm, daß er es in meinen Wagen legen soll, und geben Sie ihm Ihre Adresse, damit ich Ihnen heute noch diese Summe zustellen lassen kann, welche Sie so dringend notwendig zu haben scheinen.«

      »O ja!« entgegnete das junge Mädchen, »und ich schwöre es Ihnen, daß nur eine so große Not mich zwingen konnte, mich von dem Kleide zu trennen.«

      Indem das arme Kind diese Worte sprach, drückte es mehrmals seine Lippen mit einer Mischung von Freude und von Schmerz, welche das Herz zerriss, auf das Kleid, von welchem sie sich trennen musste. Dann grüßte sie noch einmal Fernande und den Prinzen, und schritt

Скачать книгу