Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма
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Wählend er diese Bewegung vollbrachte, richtete er seine Augen auf Taverney.
»Oh!« rief der Baron, im Glauben, er wolle sprechen, »sagen Sie mir nicht, was aus mir werden wird; ich frage Sie nicht darnach.«
»Wohl! ich frage Sie an seiner Stelle,« sprach Richelieu.
»Sie, Herr Marschall,« antwortete Cagliostro, »beruhigen Sie sich, Sie sind der Einzige von uns, der in seinem Bette sterben wird.«
»Der Caffee, meine Herren,« rief der alte Marschall, entzückt über diese Wahrsagung. »Der Caffee.«
Alle standen auf.
Doch ehe man in den Salon ging, näherte sich der Graf von Haga Cagliostro und sprach zu ihm:
»Mein Herr, ich gedenke nicht meinem Schicksal zu entfliehen, doch sagen Sie mir, was ich mißtrauen soll.«
»Einem Muff, Sire,« antwortete Cagliostro.
Herr von Haga entfernte sich.
»Und ich?« fragte Condorcet.
»Einem Pfannenkuchen.«
»Gut, ich verzichte auf die Eier.«
Und er folgte dem Grafen.
»Und ich,« sprach Herr von Favras, »wovor habe ich mich zu fürchten?«
»Vor einem Brief.«
»Gut, ich danke.«
»Und ich?« fragte Herr von Launay.
»Vor der Einnahme der Bastille.«
»Oh! nun bin ich ruhig.«
Und er entfernte sich lachend.
»Nun ist die Reihe an mir,« sagte die Gräfin ganz ängstlich.
»Sie, schöne Gräfin, mißtrauen Sie der Place Louis XV.«
»Ach!« erwiderte Madame Dubarry, »ich habe mich schon eines Tags dort verirrt und sehr darunter gelitten. An diesem Tag hatte ich den Kopf verloren.«
»Nun, Sie werden ihn abermals verlieren, aber nicht mehr finden.«
Madame Dubarry stieß einen Schrei aus und entfloh zu den andern Gästen in den Salon.
Cagliostro wollte der Gesellschaft folgen.
»Einen Augenblick Geduld,« sprach Richelieu, »nur mir und Taverney haben Sie Nichts gesagt, mein lieber Zauberer.«
»Herr von Taverney hat mich gebeten, ihm Nichts zu sagen, und Sie, Herr Marschall, haben Nichts von mir verlangt.«
»Oh! ich bitte Sie abermals,« rief Taverney mit gefalteten Händen.
»Doch könnten Sie uns nicht, um die Macht Ihres Genies zu beweisen, etwas sagen, was wir zwei allein wissen?«
»Was?« fragte Cagliostro lächelnd.
»Nun denn! was dieser brave Taverney in Versailles macht, statt ruhig auf seinem schönen Gute Maison-Rouge zu leben, das der König für ihn vor drei Jahren wiedererkauft hat?«
»Das ist ganz einfach,« antwortete Cagliostro; »vor zehn Jahren wollte der Herr Baron seine Tochter, Fräulein Andrée, König Ludwig XV. geben; doch es ist dem Herrn nicht gelungen.«
»Ho! ho!« murrte Taverney.
»Heute will der Herr seinen Sohn, Philipp von Taverney, Marie Antoinette geben. Fragen Sie ihn, ob ich lüge.«
»Bei meiner Treue,« rief Taverney, »der Teufel soll mich holen, wenn dieser Mensch kein Zauberer ist.«
»Ho! ho!« versetzte der Marschall, »sprich nicht so leichthin vom Teufel.«
»Schrecklich! schrecklich!« murmelte Taverney.
Und er wandte sich, um Cagliostro zum letzten Mal um Discretion anzuflehen. Doch dieser war verschwunden.
»Gehen wir in den Salon, Taverney,« sagte der Marschall; »man würde den Caffee ohne uns nehmen, oder wir würden den Caffee kalt bekommen, was noch schlimmer wäre.«
Und er lief in den Salon.
Doch der Salon war verschlossen; nicht Einer von den Gästen hatte den Muth gehabt, dem Urheber so düsterer Weissagungen noch einmal in's Gesicht zu schauen.
Die Kerzen brannten auf den Candelabern; der Caffee rauchte in der Kanne; das Feuer knisterte im Kamin.
Alles vergeblich.
»Meiner Treue, mein alter Freund, es scheint, wir werden den Caffee unter vier Augen nehmen. Was Teufels, wohin bist Du denn gekommen?« sagte Richelieu.
Und er schaute nach allen Seiten, aber der kleine Greis hatte sich, wie die Andern, aus dem Staube gemacht.
»Gleichviel,« sagte der Marschall, spöttisch lächelnd wie Voltaire, indem er seine trockenen, weißen, ganz mit Ringen beladenen Hände an einander rieb, »ich werde der einzige von allen meinen Tischgenossen sein, der in seinem Bette stirbt. He! he! in meinem Bett. Graf von Cagliostro, ich bin kein Ungläubiger. Nicht wahr, in meinem Bett werbe ich sterben, in meinem Bett, und zwar so spät als möglich? Holla! mein Kammerdiener und meine Tropfen!«
Der Kammerdiener trat mit einem Fläschchen in der Hand ein, und der Marschall und er gingen in's Schlafzimmer.
I.
Zwei unbekannte Frauen
Den Winter von 1784, dieses Ungeheuer, das ein Sechstel von Frankreich verschlang, konnten wir, obgleich er vor den Fenstern stürmte, beim Herrn Herzog von Richelieu in dem so warmen und mit Wohlgerüchen geschwängerten Speisesaal, wo wir waren, nicht sehen.
Etwas Rauhreif an den Scheiben ist der Luxus der Natur dem Luxus der Menschen beigefügt. Der Winter hat seine Diamanten, seinen Puder und seine Silberstickereien für den Reichen, der unter seinem Pelzwerk vergraben oder in seinem Wagen verwahrt, oder in den Watten und Sammten einer geheizten Wohnung eingemummt ist. Jeder Frost ist ein Gepränge, jedes Unwetter eine Decorationsveränderung, die der Reiche durch seine Fensterscheiben von dem großen und ewigen Maschinisten, den man Gott nennt, ausführen sieht.
In der That, wer warm hat, kann die schwarzen Bäume bewundern und einen Reiz in den düstern Perspectiven der vom Winter einbalsamirten Ebenen finden.
Derjenige, welcher die süßen Wohlgerüche des Mittagsmahles, das seiner harrt, zu seinem Gehirn emporsteigen fühlt, kann von Zeit zu Zeit durch ein halbgeöffnetes Fenster den scharfen Duft des Nordostwinds und den eisigen Dunst des Schnees einschlürfen.
Derjenige endlich, welcher nach einem Tag ohne Leiden, wenn Millionen von seinen Mitbürgern gelitten haben, unter Eiderdunen, in seinen Leintüchern, in einem warmen Bett sich ausstreckt, der kann, wie jener Egoist des Lucretius, den Voltaire verherrlicht, finden, Alles sei gut in dieser besten der möglichen Welten.
Derjenige aber, welcher friert, sieht Nichts mehr von all' diesen Herrlichkeiten