Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма

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Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2 - Александр Дюма

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des Marschalls mit den milden Feuern der Oefen, dem Geruche der Fleische, dem Dufte der Weine und dem Gesumme der ersten Plaudereien nach der Suppe genossen.

      Kein Geräusch außen, die Läden hatten Dämpfer; kein Geräusch im Innern, ausgenommen das, welches die Gäste machten; Teller, die den Platz wechselten, ohne daß man sie tönen hörte, Silberzeug, das ohne einen einzigen Klang von den Buffets auf den Tisch überging; ein Haushofmeister, dessen Geflüster man nicht einmal hören könnte … er gab seine Befehle mit den Augen.

      So fühlten sich die Gäste nach Verlauf von zehn Minuten ganz allein in diesem Saale; so unfühlbare Sclaven mußten in der That stumm sein.

      Herr von Richelieu war der Erste, der dieses feierliche Stillschweigen, das so lange dauerte als die Suppe, dadurch unterbrach, daß er zu seinem Nachbar zur Rechten sagte:

      »Der Herr Graf trinkt nicht?«

      Derjenige, an welchen er diese Worte richtete, war ein Mann von achtundreißig Jahren, blond von Haaren, klein von Wuchs, hoch von Schultern; sein hellblaues Auge war zuweilen lebhaft, häufig melancholisch: der Adel war in unverwerflichen Zügen auf seine edle offene Stirne geschrieben.

      »Ich trinke nur Wasser,« antwortete er.

      »Ausgenommen bei König Ludwig XV.,« entgegnete der Herzog. »Ich habe die Ehre gehabt, mit dem Herrn Grafen dort zu speisen, und damals hat er wohl Wein getrunken.«

      »Sie rufen da eine herrliche Erinnerung in mir zurück, Herr Marschall; ja, im Jahre 1771 war es Tokayerwein vom kaiserlichen Gewächs.«

      »Es war von demselben Wein, den mein Haushofmeister in diesem Augenblick Ihnen einzuschenken die Ehre hat, Herr Graf,« erwiderte Richelieu, sich verbeugend.

      Der Graf von Haga hob das Glas bis zur Höhe seiner Augen empor und betrachtete es bei der Helle der Kerzen.

      Der Wein funkelte im Glase wie ein flüssiger Rubin.

      »Es ist wahr, Herr Marschall, ich danke,« sagte er.

      Der Graf sprach die Worte: ich danke, mit einem so edlen und anmuthigen Tone, daß die Anwesenden electrisiert mit einer einzigen und gleichzeitigen Bewegung aufstanden und riefen: »Es lebe Seine Majestät!«

      »Gewiß,« erwiderte der Graf von Haga: »Es lebe Seine Majestät der König von Frankreich! Sind Sie nicht meiner Ansicht, Herr von Lapérouse?«

      »Herr Graf,« erwiderte der Capitän mit dem zugleich freundlichen und ehrfurchtsvollen Ausdruck des Mannes, der mit gekrönten Häuptern zu sprechen gewohnt ist, »ich habe den König vor einer Stunde verlassen, und er war so voll Güte gegen mich, daß Niemand lauter: Es lebe der König! rufen wird, als ich es thue. Da ich mich in einer Stunde in eine Postchaise werfen werde, um die See zu erreichen, wo mich die zwei Versorgungsschiffe erwarten, die der König zu meiner Verfügung stellt, so bitte ich um Erlaubniß, so bald ich einmal draußen bin, rufen zu dürfen: Es lebe ein anderer König, dem ich sehr gern dienen würde, hätte ich nicht einen so guten Herrn!«

      Nach diesen Worten erhob Lapérouse sein Glas und verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor dem Grafen von Haga.

      »Bei der Gesundheit, die Sie ausbringen wollen, sind wir Alle bereit einzustimmen, mein Herr,« sagte Madame Dubarry, die zur Linken des Marschalls saß. »Aber unser Altersdechant, wie man im Parlament sagen würde, muß diese Gesundheit ausbringen.«

      »Ist dieses Wort an Dich gerichtet, Taverney, oder an mich?« fragte der Marschall lachend und seinen alten Freund anschauend.

      »Ich glaube nicht,« erwiderte eine neue Person, die dem Marschall von Richelieu gegenüber saß.

      »Was glauben Sie nicht, Herr von Cagliostro?« sagte der Graf von Haga, indem er seinen durchdringenden Blick auf den Redner heftete.

      »Ich glaube nicht, Herr Graf, daß Herr von Richelieu unser Altersdechant ist,« antwortete Cagliostro, sich verbeugend.

      »Oh! das ist gut, es scheint, Du bist es, Taverney,« rief der Marschall.

      »Ah! ich zähle acht Jahre weniger, als Du. Ich bin von 1704,« erwiderte der alte Herr.

      »Unartiger Bursche.« sagte der Marschall, »er verräth meine acht und achtzig Jahre.«

      »Wahrhaftig, Herr Herzog, Sie sind achtundachtzig Jahre alt?« rief Herr von Condorcet.

      »Ah! mein Gott, ja. Die Rechnung ist leicht zu machen, und gerade deßhalb ist sie eines Algebraisten von Ihrer Stärke unwürdig, Herr Marquis. Ich bin aus dem vorigen Jahrhundert, aus dem großen Jahrhundert, wie man es nennt, 1696, das ist ein Datum.«

      »Unmöglich!« rief Herr von Launay.

      »Oh! wenn Ihr Vater hier wäre, mein Herr Gouverneur der Bastille,« entgegnete Richelieu, »er würde nicht »unmöglich« sagen, er, der mich im Jahr 1714 als Kostgänger hatte.«

      »Der Altersdechant,« sprach Herr von Favras, »das erkläre ich, ist der Wein, den sich der Herr Graf von Haga in diesem Augenblick einschenkt.

      »Ein Tokayer von hundert und zwanzig Jahren, Sie haben Recht, Herr von Favras,« erwiderte der Graf. »Diesem Tokayer käme die Ehre zu, die Gesundheit des Königs auszubringen.«

      »Einen Augenblick Geduld,« rief Cagliostro, indem er seinen großen, von Stärke und Verstand funkelnden Kopf über die Tafel erhob, »ich mache Anspruch darauf.«

      »Sie machen diesem Tokayer gegenüber auf das Altersvorrecht Anspruch?« fragten die Gäste im Chor.

      »Ganz gewiß,« erwiderte voll Ruhe der Graf, »denn ich selbst habe ihn in seiner Flasche versiegelt.«

      »Sie?«

      »Ja, ich, und zwar am Tage des Sieges, den im Jahr 1664 Montecuculi über die Türken davon trug.«

      Diese Worte, welche Cagliostro mit einem unstörbaren Ernst ausgesprochen hatte, wurden mit einem ungeheuren Gelächter aufgenommen.

      »Nach dieser Rechnung sind Sie so etwa hundert und dreißig Jahre alt,« sagte Madame Dubarry, »denn Sie mußten doch wohl zehn Jahre alt sein, als Sie diesen guten Wein in seine dicke Flasche füllten.«

      »Ich zählte mehr als zehn Jahre, als ich diese Operation vornahm, Madame, denn zwei Tage nachher erhielt ich von Sr. Majestät, dem Kaiser von Oestreich, den ehrenvollen Auftrag, Montecuculi Glück zu wünschen, der durch den Sieg bei St. Gotthard den Tag von Espek in Slavonien gerächt hatte, wo die Ungläubigen die Kaiserlichen, meine Freunde und meine Waffengefährten von 1536, so gewaltig schlugen.«

      »Ei!« sagte der Graf von Haga, ebenso kalt, als es Cagliostro that, »der Herr war damals mindestens zehn Jahre alt, da er dieser merkwürdigen Schlacht persönlich beiwohnte.«

      »Eine furchtbare Niederlage, Herr Graf!« erwiderte Cagliostro mit einer Verbeugung.

      »Minder grausam jedoch, als die Niederlage bei Crecy,« entgegnete Condorcet lächelnd.

      »Es ist wahr, mein Herr,« sprach Cagliostro, ebenfalls lächelnd, »die Niederlage bei Crecy war etwas Schreckliches in der Hinsicht, daß nicht bloß eine Armee geschlagen wurde, sondern Frankreich. Wir müssen indessen zugeben, daß diese Niederlage kein ganz redlicher Sieg von Seiten Englands war. König Eduard hatte Kanonen, ein Philipp von Balois völlig unbekannter Umstand, oder vielmehr ein Umstand, an den Philipp von Balois nicht glauben wollte,

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