Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма
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»Madame, ich hatte die Ehre, einer der fünf Herren zu sein, die seine Escorte bildeten, als er das Schlachtfeld verließ. Ich kam nach Frankreich mit dem armen, alten König von Böhmen, der blind war und sich in dem Augenblick tödten ließ, wo man ihm sagte, Alles sei verloren.«
»Oh! mein Gott, mein Herr!« sagte Lapérouse, »Sie können nicht glauben, wie sehr ich es bedaure, daß Sie nicht, statt der Schlacht bei Crecy, der von Actium beigewohnt haben.«
»Und warum dieß, mein Herr?«
»Ah! weil Sie mir hätten einzelne nautische Umstände mittheilen können, die mir trotz der schönen Erzählung Plutarchs stets dunkel geblieben sind.«
»Welche Umstände meinen Sie? es würde mich sehr glücklich machen, wenn ich Ihnen von einigem Nutzen sein könnte.«
»Sie waren also dabei?«
»Nein, ich war damals in Aegypten. Die Königin Cleopatra hatte mich beauftragt, die Bibliothek in Alexandria wieder herzustellen, eine Sache, die ich besser als irgend ein Anderer auszuführen vermochte, da ich die besten Schriftsteller des Alterthums persönlich gekannt hatte.«
»Und Sie haben die Königin Cleopatra gesehen, Herr von Cagliostro?« rief Madame Dubarry.
»Wie ich Sie sehe, Madame.«
»War sie so hübsch, als man sagt?«
»Frau Gräfin, Sie wissen, die Schönheit ist etwas Relatives. Eine reizende Königin in Aegypten, hätte Cleopatra in Paris nur eine liebenswürdige Grisette sein können.«
»Sprechen Sie nicht schlimm von den Grisetten, Herr Graf.«
»Gott behüte mich!«
»Cleopatra war also…«
»Klein, mager, lebhaft, geistreich, mit großen, mandelartig geschlitzten Augen, einer griechischen Nase, Perlzähnen, einer Hand wie die Ihrige, aber zu schwach, um das Scepter zu halten. Sehen Sie, hier ist ein Diamant, den sie mir geschenkt; sie hatte denselben von ihrem Bruder Ptolomäus erhalten und trug ihn am Daumen.«
»Am Daumen?« rief Madame Dubarry.
»Ja, das war eine ägyptische Mode, und ich kann ihn, wie Sie sehen, kaum an meinen kleinen Finger stecken.«
Und er zog den Ring ab und reichte ihn Madame Dubarry.
Es war ein herrlicher Diamant, der, so wunderbar war sein Wasser, so geschickt sein Schnitt, dreißig- bis vierzigtausend Franken werth sein mochte.
Der Diamant machte die Runde um die Tafel und kam zu Cagliostro zurück, der ihn ruhig wieder an seinen Finger steckte.
»Ah! ich sehe es wohl,« rief er, »Sie sind ungläubig; unselige Ungläubigkeit, die ich mein ganzes Leben zu bekämpfen hatte! Philipp von Valois wollte mir nicht glauben, als ich ihm sagte, er möge Eduard einen Rückzug öffnen; Cleopatra wollte mir nicht glauben, als ich ihr sagte, Antonius würde geschlagen werden. Die Trojaner wollten mir nicht glauben, als ich ihnen in Beziehung auf das hölzerne Pferd sagte: Cassandra ist inspirirt! höret auf Cassandra.«
»Oh! das ist wunderbar!« rief Madame Dubarry, die sich vor Lachen krümmte, »ich habe in der That noch nie einen zugleich so ernsten und so belustigenden Mann gesehen, wie Sie.«
»Ich versichere Sie,« sagte Cagliostro, sich verbeugend, »Jonathan war noch viel belustigender, als ich. Oh! der herrliche Geselle! Als er von Saul getödtet wurde, wäre ich aber auch beinahe darüber verrückt geworden.«
»Wissen Sie, Graf,« sprach der Herzog von Richelieu, »wissen Sie, daß Sie, wenn Sie fortfahren, den armen Taverney verrückt machen werden, der eine solche Angst vor dem Tod hat, daß er Sie mit ganz bestürzten Augen anschaut, indem er Sie für unsterblich hält. Sprechen Sie aufrichtig: Sind Sie es, oder sind Sie es nicht?«
»Unsterblich?«
»Unsterblich.«
»Ich weiß es nicht, doch was ich weiß, ist, daß ich Eines versichern kann.«
»Was?« fragte Taverney, der gierigste von allen Zuhörern.
»Daß ich alle Dinge gekannt und mit allen Personen Umgang gepflogen habe, die ich Ihnen so eben angeführt.«
»Sie haben Montecuculi gekannt?«
»Wie ich Sie kenne, Herr von Favras, und sogar noch genauer; denn das ist das zweite oder dritte Mal, daß ich die Ehre habe, Sie zu sehen, während ich mit dem großen Strategiker, von dem wir sprechen, beinahe ein Jahr unter demselben Zelte lebte.«
»Sie haben Philipp von Valois gekannt?«
»Wie ich Ihnen zu sagen die Ehre hatte, Herr von Condorcet; als er aber nach Paris zurückgekehrt war, verließ ich Frankreich und begab mich wieder nach Böhmen.«
»Cleopatra?«
»Ja, Frau Gräfin, Cleopatra. Ich sagte Ihnen, sie habe schwarze Augen gehabt, wie Sie, und einen Hals, der beinahe so schön gewesen, als der Ihrige.«
»Aber, Graf, Sie wissen nicht, wie mein Hals ist.«
»Sie haben einen Hals wie Cassandra, und damit der Aehnlichkeit Nichts mangelt, hatte Cassandra wie Sie, oder Sie haben wie Cassandra ein kleines, schwarzes Mal in der Höhe der sechsten linken Rippe.«
»Ah! Graf, Sie sind einmal ein Zauberer.«
»Ei! nein, Madame,« entgegnete lächelnd der Marschall von Richelieu, »ich habe es ihm gesagt.«
»Und woher wissen Sie es?«
Der Marschall spitzte die Lippen und erwiderte:
»Hm! das ist ein Familiengeheimniß.«
»Es ist gut, es ist gut!« rief Madame Dubarry. »Wahrlich, Marschall, man hat sehr Recht, sich einer doppelten Lage Roth zu bedienen, wenn man zu Ihnen kommt.«
Dann wandte sie sich gegen Cagliostro und und sprach:
»In der That, mein Herr, Sie besitzen also das Geheimniß, zu verjüngen, denn mit Ihren drei- bis viertausend Jahren sehen Sie kaum wie ein Vierziger aus.«
»Ja, Madame, ich besitze das Geheimniß, zu verjüngen.«
»Oh! so verjüngen Sie mich.«
»Sie, Madame, das ist unnöthig. Das Wunder ist geschehen. Man hat das Alter, das man zu haben scheint, und Sie sind höchstens dreißig Jahre alt.«
»Das ist eine Galanterie.«
»Nein, Madame, es ist eine Thatsache.«
»Erklären Sie sich.«
»Das ist ganz leicht. Sie haben mein Verfahren für sich selbst benützt.«
»Wie so?»
»Sie haben von meinem Elixir genommen.«
»Ich?«
»Sie selbst, Gräfin. Oh! Sie haben das nicht vergessen.«