Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма

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Der Chevalier von Maison-Rouge - Александр Дюма

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man denkt, daß man vergessen soll,

      Komm, die Erinnerung.«

      Maurice hatte indessen nichts gesagt, nichts gestanden. Er hatte in seinem Innern die Einzelheiten dieses Abenteuers verschlossen, welche der Nachforschung seines Freund entgehen konnten. Doch dieser kannte Maurice als eine heitere, offenherzige Natur, er sah ihn jetzt unablässig träumerisch, die Einsamkeit suchend, und vermuthete, wie er sagte, der Schelm Cupido sei hier eingedrungen. Es ist zu bemerken, daß Frankreich unter seinen achtzehn Jahrhunderten der Monarchie wenige so mythologische Jahre gehabt hat, als das Jahr der Gnade 1793.

      Der Chevalier war indessen nicht gefangen; Man hörte nicht mehr von ihm sprechen. Ihres Gemahls und ihre Kindes beraubt, begnügte sich die Königin zwischen ihre Tochter und ihrer Schwägerin zu weinen, wenn sie allein war.

      Der junge Dauphin begann unter den Händen des Schusters Simon das Märtyrthum, das ihn in zwei Jahren mit seinem Vater und mit seiner Mutter vereinigen sollte Es trat ein Augenblick der Ruhe ein.

      Der Vulkan der Montagnards ruhte, ehe er die Girondisten verschlang.

      Maurice fühlte das Gewicht dieser Ruhe, wie mag die Schwere der Atmosphäre bei stürmischem Wetter fühlt; er wußte nicht, was er mit einer Muße machen sollte, die ihn ganz und gar der Gluth eines Gefühles preisgab, welches, wenn es auch nicht Liebe war, doch sehr der Liebe glich; er las den Brief wieder, küßte seinen schönen Saphir und beschloß, trotz des Schwures, den er geleistet, einen letzten Versuch zu wagen, der indessen, wie er sich gelobte, der letzte sein sollte.

      Es war dem jungen Mann wohl eingefallen, er sollte sich nach der Section des Jardin des Plantes begeben und dort Erkundigungen bei dem Secretaire, seinem Kollegen, einziehen. Doch der erste Gedanke, und wir könnten wohl sagen, der einzige Gedanke, den er gehabt, seine schöne Unbekannte wäre in irgend ein politisches Komplott verwickelt, hielt ihn zurück: der Gedanke, eine Indiskretion von seiner Seite könnte diese reizende Frau auf den Revolutionsplatz führen und diesen Engelskopf auf dem Blutgerüste fallen machen, bewirkte, daß ein gräßlicher Schauer die Adern von Maurice durchlief. Er beschloß also, das Abenteuer allein und ohne irgend eine Kündigung zu versuchen. Sein Plan war übrigens sehr einfach. Die an jeder Thüre angebrachten Listen sollten ihm die ersten Anzeichen geben; Fragen bei den Concierges müssten sodann das Geheimnis vollends aufklären. In seiner Eigenschaft als Secretaire der Rue Lepelletier war er vollkommen befugt, zu fragen.

      Uebrigens wußte Maurice den Namen seiner Unbekannten nicht; doch er sollte durch Analogien geführt werden. Ein so reizendes Geschöpf mußte notwendig einen mit ihrer Form im Einklang stehenden Namen haben, den Namen einer Sylphide, einer Fee, eines Engels. Denn bei ihrer Ankunft auf Erden hätte man ihre Erscheinung als die eines erhabenen, übernatürlichen Wesens begrüßen müssen.

      Der Name würde ihn also unfehlbar führen.

      Maurice zog eine Carmagnole von grobem, braunem Tuch an, setzte eine rothe Festtagsmütze auf und trat seine Forschungsreise an, ohne Jemand davon in Kenntniß zu setzen.

      Er hielt in der Hand einen von jenen Knüppeln, die man eine Constitution nannte, eine Waffe, welche, von seiner Faust geführt, den Werth einer Herkuleskeule hatte. In seiner Tasche trug er seine Bestallung als Secretaire der Section Lepelletier mit sich. Dadurch warm also zu gleicher Zeit seine körperliche Sicherheit und seine moralische Gewährschaft gegeben. Er fing damit an, daß abermals die Rue Saint-Victor und die Rue Vieille-Saint-Jacques durchlief, und bei dem Scheine des abnehmenden Tages alle die Namen las, welche mit einer mehr oder minder geübten Hand auf die Füllung jeder Thüre geschrieben waren.

      Maurice war bei seinem hundertsten Hause und schlich bei seiner hundertsten Liste, ohne daß ihn etwas hätte glauben machen können, er wäre entfernt auf der Spur seiner Unbekannten, die er nur unter der Bedingung erkennen wollte, daß sich seinen Augen ein Name, in der Art dessen, was er geträumt, bieten würde, als ein braver Schuhmacher, der die Ungeduld aus dem Gesichte des Lesers wahrnahm, seine Thüre öffnete, mit seinem ledernen Riem und seiner Pfrieme heraustrat und Maurice über seine Brille anschaute.

      »Willst Du Auskunft über die Miethsleute dies Hauses haben, Bürger?« sagte er; »in diesem Fall sprich ich bin bereit, Dir zu antworten.«

      »Ich danke, Bürger,« stammelte Maurice, »ich such den Namen eines Freundes.«

      »Nenne den Namen, Bürger, ich kenne Jedermann in diesem Quartier; wo wohnte Dein Freund?«

      »Er wohnte, wie ich glaube, in der Rue Vieille-Saint-Jacques, doch ich befürchte, er ist ausgezogen.«

      »Aber wie hieß er? Ich muß seinen Namen wissen.

      Maurice zögerte einen Augenblick; dann sprach er de ersten den besten Namen aus, der sich seinem Gedächtniß bot.

      »René,« sagte er.

      »Und sein Stand?«

      Maurice war umgeben von Lohgerbereien.

      »Lohgerbergeselle.«,

      »In diesem Fall,« sprach ein Bürger, der stehen geblieben war und Maurice mit einer gewissen Gutherzigkeit anschaute, in welche sich indessen etwas Mißtrauen mischte »in diesem Falle müßte man sich an den Meister wenden.

      »Das ist richtig,« sagte der Portier, »das ist ganz richtig; die Meister wissen die Namen ihrer Arbeiter und hier kommt der Bürger Dirmer, der ist Vorsteher einer Gerberei und hat mehr als fünfzig Arbeiter in seinem Geschäft; er kann Dir Auskunft geben.«

      Maurice wandte sich um und sah einen guten Handwerksmann von hohem Wuchse, von einem gefälligen Gesichte und einem Reichthum in der Kleidung, der den wohlhabenden Geschäftsmann ankündigte.

      »Nur müßte man, wie der Bürger Portier gesagt hat, den Namen dieses Freundes wissen,« fuhr der Handwerksmann fort.

      »Ich habe ihn genannt, René.«

      »René ist nur ein Taufnamen, und ich frage nach dem Familiennamen.«

      »Meiner Treue,« versetzte Maurice, den dieses Verhör ungeduldig zu machen anfing, »den Familiennamen weiß ich nicht.«

      »Wie!« sprach der Bürger mit einem Lächeln, worin Maurice mehr Ironie, als jener durchscheinen lassen wollte, zu entdecken glaubte, »wie, Bürger, Du weißt den Familiennamen Deines Freundes nicht!«

      »Nein!«

      »Dann wirst Du ihn wahrscheinlich nicht finden.«

      Und der Bürger grüßte höflich, machte ein paar Schritte und trat in ein Haus der Rue Vieille-Saint-Jacques.

      «Allerdings, wenn Du seinen Familiennamen nicht weißt . . .« sagte der Portier.

      »Nein, ich weiß ihn nicht!« versetzte Maurice, dem es um eine Gelegenheit zu haben, seine schlimme Laune überströmen zu lassen, nicht unangenehm gewesen wäre, wenn man Händel mit ihm gesucht hätte, und der, es ist nicht zu leugnen, nicht weit davon entfernt war, selbst Streit zu suchen, «und was hernach?«

      »Nichts, Bürger, gar nichts; nur da Du den Namen Deines Freundes nicht weißt, ist es, wie Dir der Bürger Dirmer gesagt hat, wahrscheinlich, daß Du ihn nicht finden wirst.«

      Und der Bürger Portier kehrte, die Achseln zuckend in seine Loge zurück.

      Maurice hatte gute Lust, den Bürger Portier durchzuprügeln, doch dieser war alt und seine Schwäche rettete ihn. Zwanzig Jahre weniger und Maurice hätte

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