Der Frauenkrieg. Александр Дюма

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Der Frauenkrieg - Александр Дюма

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seinen Besuchen zu erklären, einen Beweggrund, den er überdies errieth, »mein lieber Wirth, kommt hierher und sagt mir, wenn meine Frage keine Unbescheidenheit ist, wem jenes kleine Haus gehört, welches man da unten wie einen weißen Punkt mitten unter den Pappeln und, Adamsfeigenbäumen erblickt?«

      Der Wirth folgte mit den Augen der Richtung den Zeigefingers und erwiederte, sich an der Stirne kratzend, mit einem Lächeln, das er spöttisch zu machen suchte:

      »Mutter Treue, bald dem Einen, bald dein Andern, . . . Euch, wenn Ihr einen Grund habt, die Einsamkeit zu suchen, mag es Euer Wunsch sein, Euch selbst zu verbergen, oder irgend Jemand sonst zu verbergen.«

      Der Jüngling erröthete.

      »Aber wer bewohnt gegenwärtig dieses Haus?« fragte er.

      »Eine junge Dame, die sich für eine Wittwe ausgibt, und die der Schatten ihres ersten und vielleicht auch ihren zweiten Gatten von Zeit zu Zeit besucht. Nur ist Eines zu bemerken: diese zwei Schatten verständigen sich ohne Zweifel unter einander und kommen nie zu gleicher Zeit.«

      »Und seit wann,« fragte lächelnd der junge Mann, »bewohnt die schöne Wittwe das vereinzelte, wie es scheint, so bequeme Haus?«

      »Seit ungefähr zwei Monaten. Sie lebt indessen sehr zurückgezogen, und ich glaube, es kann sich Niemand rühmen, sie seit diesen zwei Monaten gesehen zu haben; denn sie geht äußerst selten ans, und wenn sie ausgeht, nur verschleiert. Eine reizende kleine Kammerfrau kommt jeden Morgen zu mir und bestellt die Speisen für den Tag: man bringt sie zu ihr, sie empfängt die Platten in der Hausflur, bezahlt die Rechnung reichlich und schließt die Thüre unmittelbar vor der Nase des Kellners. Diesen Abend zum Beispiel findet dort ein Mahl statt und für sie bereitete ich die Wachteln und Feldhühner, die Ihr mich habt rupfen sehen.«

      »Und wem gibt sie Abendbrod?«

      »Ohne Zweifel einem von den zwei Schatten, von denen ich vorhin sprach.«

      »Habt Ihr zuweilen diese zwei Schatten gesehen?«

      »Ja, aber nur vorüber kommen, wenn die Sonne untergegangen war, oder am Morgen, ehe der Tag graute.«

      »Ich bin darum nicht minder überzeugt, daß Ihr, sie wahrnehmen mußtet, mein lieber Herr Biscarros, denn bei dem ersten Worte, das Ihr sprecht, sieht man, daß Ihr ein Beobachter seid. Laßt hören, was habt Ihr Besonderes an dem Wesen dieser zwei Schatten wahrgenommen?«

      »Der eine ist der eines Mannes von sechzig bis fünfundsechzig Jahren, und dieser sieht mir aus, als wäre er der des ersten Gatten, denn er kommt wie ein Schatten, welcher des rechtlichen Vorzugs zur Zeit sicher ist. Der andere ist der eines jungen Mannes von sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren. Dieser ist, ich muß es gestehen, etwas schüchterner und hat ganz das Aussehen einer gefolterten Seele. Ich wallte auch wetten, es ist der des zweiten Gatten.«

      »Um welche Zeit sollt Ihr dem Befehle gemäß das Abendbrod heute liefern?«

      »Um acht Uhr.«

      »Es ist halb acht,« sprach der junge Mann, eine sehr schöne Uhr, die er bereits wiederholt um Rath gefragt hatte, aus seiner Tasche ziehend. »Ihr habt also keine Zeit zu verlieren.«

      »Oh, seid unbesorgt, es wird bereit sein. Ich kam nur herauf, um von dem Eurigen zu sprechen und Euch zu sagen, daß ich es völlig wieder angefangen habe. Da Euer Gefährte so lange zögert, so macht nur, daß er erst in einer Stunde kommt.«

      »Hört, mein lieber Wirth,« sprach der junge Cavalier mit der Miene eines Menschen, für den die wichtige Angelegenheit seines pünktlich aufgetragenen Mahles nur eine secundäre Sache ist, quält Euch nicht wegen unseres Abendbrodes, selbst wenn die Person, die ich erwarte, käme, denn wir haben miteinander zu reden. Ist das Essen nicht bereit, so sprechen wir vorher, ist es bereit, so sprechen wir nachher.«

      »In der That, mein Herr,« sagte der Wirth, »Ihr seid ein sehr gefälliger Edelmann, und da Ihr Euch auf mich verlassen wollt, so werdet Ihr gewiß auch mit mir zufrieden sein.«

      Biscarros machte hiernach eine tiefe Verbeugung, welche der junge Mann mit einem leichten Zeichen des Kopfes erwiederte, und er trat ab.

      »Und nun begreife ich Alles,« sagte der junge Mann zu sich selbst und nahm neugierig wieder seinen Posten am Fenster ein. »Die junge Dame erwartet irgend Einen, der von Libourne kommen muß, und die Männer im Gehölze beabsichtigen den Gast anzugehen, ehe dieser Zeit gehabt hat, an die Thüre zu klopfen.«

      In derselben-Minute und gleichsam um die Vorhersehung unseres scharfsichtigen Beobachters zu rechtfertigen, ließ sich der Tritt eines Pferdes auf der Linken vernehmen. Rasch wie der Blitz sondierte das Auge des jungen Mannes das Gehölze, um das benehmen der im Hinterhalte liegenden Leute zu beobachten. Obgleich die Nacht bereits die Gegenstände in einer Halbdunkelheit zu vermengen anfing, kam es ihm doch vor, als schöben die Einen die Zweige auf die Seite, während die Andern sich erhoben, um über die Felsen zu schauen, und Alle sich zu einer Bewegung vorbereiteten, die ganz den Anschein eines Angriffs hatte. Zu gleicher Zeit drang ein hartes Geräusch wie das einer Muskete, welche man spannt, an sein Ohr, und machte sein Herz beben. Da wandte er sich rasch nach den Seite von Libourne, suchte denjenigen zu erschauen, welchen dieses mörderische Geräusch bedrohte, und sah, die Nase im Wind, den Arm auf der Hüfte gerundet; auf einem völlig losgekoppelten Pferde im Trabe einen jungen Menschen erscheinen, dessen mit weißem Atlas ausgefütterter Mantels anmuthig die rechte Schulter enthüllte. Von ferne erschien dieses Gesicht voll Eleganz, voll welcher Poesie und freudigen Stolzes; von Nahem war es ein Antlitz mit feinen Linien, mit belebtem Teint, mit glühendem Auge, mit einem Munde, halb geöffnet durch die Gewohnheit des Lächelns, mit zartem schwarzem Schnurrbart und kleinen weißen Zähnen. Ein triumphierendes Schwingen der Reitpeitsche, ein kurzes Pfeifen, dem ähnlich, welches bei den Petits-maitres jener Zeit, nach dem Beispiele von Herrn Gaston von Orleans, Mode war, machten vollends aus dem Ankömmling den Cavalier nach den bei dem Hofe von Frankreich, welcher bei allen Höfen Europas bereits den Ton anzugeben begann, in Kraft stehenden Gesetzen.

      Fünfzig Schritte hinter ihm, und ein Pferd reitend, dessen Gang er nach dem des Pferdes seines Herrn regelte, kam ein sehr anmaßender und aufgeblasener Lackei, welcher einen nicht minder ausgezeichneten Rang unter den Bedienten, als sein Herr unter den Edelleuten einzunehmen schien.

      Der schöne Jüngling, der an dem Fenster des Gasthofes stand, konnte sich, ohne Zweifel noch zu jung, um kalt einer Scene, wie sie ihm verheißen war, beizuwohnen, eines Bebens bei dem Gedanken nicht erwehren, daß die zwei Unvergleichlichen, welche so sorglos und sicher verrückten, aller Wahrscheinlichkeit nach, zu dem Hinterhalte gelangend, der ihrer harrte, den Waffen ihre Feinde unterliegen sollten.

      Ein rascher Kampf schien sich in ihm zwischen der Schüchternheit seines Alters und seiner Nächstenliebe zu entspinnen. Endlich gewann das edle Gefühl die Oberhand, und als der Reiter vor der Thüre des Gasthauses vorüberzog, ohne auf seine Seite zu schauen, rief der junge Mann, einer raschen Aufwallung, einem unwiderstehlichen Entschlusse nachgebend, dem schönen Reisenden zu:

      »Holla! mein Herr, haltet an, wenn es Euch gefällig ist, denn ich habe Euch etwas Wichtiges mitzuteilen.«

      Bei dieser Stimme und bei diesen Werten hob der Reiter den Kopf empor und hielt als er den jungen Mann an dem Fenster sah, sein Pferd mit einer Handbewegung an, die dem besten Stallmeister Ehre gemacht hätte.

      »Haltet Euer Pferd nicht an, mein Herr,« fuhr der junge Mann fort, »nähert Euch mir im Gegentheil, als ob es ohne besondere Absicht geschähe und wie wenn Ihr mich kennen würdet.«

      Der Reisende zögerte einen Augenblick; als er aber an der Miene desjenigen, welcher zu ihm sprach, wahrnahm, daß er es mit

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