Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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doch man hat einen Leichnam gefunden; der General ist getötet worden, und in allen Ländern der Welt nennt man das einen Mord.«

      »Einen Mord sagst Du? Nichts beweist, daß der General das Opfer eines Mordes geworden ist. Man findet täglich Leute in der Seine, die sich aus Verzweiflung hineingestürzt haben oder ertrunken sind, weil sie nicht schwimmen konnten.«

      »Mein Vater, Sie wissen sehr wohl, daß sich der General nicht aus Verzweiflung ertränkt hat, und daß man sich um diese Jahreszeit nicht in der Seine badet. Nein, nein, täuschen Sie sich nicht, dieser Tod ist mit Recht als Mord bezeichnet worden.«

      »Und wer bat ihn so bezeichnet?«

      »Der König selbst.«

      »Der König! Ich glaubte, er besitze hinreichend Philosophie, um zu verstehen, daß es in der Politik keinen Mord gibt. In der Politik, mein Lieber, das weißt Du so gut wie ich, gibt es keine Menschen, sondern Ideen, keine Gefühle, sondern Interessen. Man tötet nicht einen Menschen, sondern man beseitigt ganz einfach ein Hinderniß. Willst Du wissen, wie sich die Sache verhält? Nun, ich werde es Dir sagen. Man glaubte auf den General Quesnel zählen zu können; man hatte ihn uns von der Insel Elba aus empfohlen; einer von uns geht zu ihm, ladet ihn ein, sich in die Rue Saint-Jacques zu einer Versammlung zu begeben, wo er Freunde finden werde. Er kommt dahin, und man entwickelt ihm den ganzen Plan, die Abreise von der Insel Elba, die beabsichtigte Landung. Nachdem er Alles gehört, Alles begriffen hat und nichts mehr ihm mitzuteilen übrig bleibt, erklärt er, er sei ein Royalist. Da schauten sich Alle an; man läßt ihn einen Eid leisten, er leistet ihn, aber auf eine so unangenehme Weise, daß auf diese Art schwören, Gott versuchen heißt. Dessen ungeachtet ließ man den General frei, vollkommen frei weggehen. Er ist nicht nach Hause zurückgekehrt. Was willst Du, mein Lieber? Quesnel ist von uns weggegangen, er wird sich auf dem Wege verirrt haben, das ist das Ganze. Ein Mord! in der Tat, das setzt mich in Erstaunen, Villefort, Du, der Substitut des Staatsanwaltes, willst eine Anklage auf so elende Beweise bauen! Ist es mir je eingefallen, wenn Du Dein Royalistenhandwerk treibst und einem von meinen Freunden den.Kopf abschneiden lässest, Dir zu sagen: Mein Sohn, Du hast einen Mord begangen! Nein, ich sage Dir: Sie haben siegreich gekämpft, mein Herr, morgen die Wiedervergeltung.«

      »Aber, mein Vater, seien Sie auf Ihrer Hut, die Wiedervergeltung wird furchtbar sein, wenn wir sie nehmen.«

      »Ich verstehe Dich nicht.«

      »Sie zählen auf die Rückkehr des Usurpators?«

      »Allerdings.«

      »Sie tauschen sich, mein Vater, er wird nicht sechs Meilen im Innern von Frankreich machen, ohne verfolgt, umstellt, wie ein wildes Tier eingefangen zu werden.«

      »Mein lieber Freund, der Kaiser befindet sich in diesem Augenblick auf dem Wege nach Grenoble; am 10. oder 12. ist er in Lyon, am 20. oder 25. in Paris.«

      »Die Bevölkerung wird sich erheben . . . «

      »Um ihm entgegenzugehen.«

      »Er hat nur ein paar Mann bei sich, und man wird Heere gegen ihn schicken.«

      »Die seine Escorte bei der Rückkehr in die Hauptstadt bilden werden. In der Tat, mein lieber Gérard, Du bist noch ein wahres Kind; Du glaubst Dich gut unterrichtet, weil Dir ein Telegraph drei Tage nach der Landung gesagt hat: »»Der Usurpator ist in Cannes mit ein paar Mann gelandet; man ist in seiner Verfolgung begriffen.«« Aber wo ist er? was tut er? man verfolgt ihn: das ist Alles, was Du weißt. Man wird ihn auf diese Art in Paris verfolgen, ohne ein.Körnchen Zündkraut zu verbrennen.«

      »Grenoble und Lyon sind getreue Städte und werden ihm eine unübersteigbare Schranke entgegensetzen.«

      »Grenoble wird ihm begeistert seine Thore öffnen, ganz Lyon wird ihm entgegengehen. Glaube mir, wir sind eben so gut unterrichtet, als Du, und unsre Polizei ist so viel wert, als die Eurige. Willst Du einen Beweis hierfür? Du wolltest mir Deine Reife verbergen und dennoch habe ich Deine Ankunft eine halbe Stunde. nachdem Du durch die Barriere gefahren, gewußt. Du hast Deine Adresse Niemand gegeben als dem Postillon, und ich kenne Deine Adresse, dafür bürgt, daß ich in dem Augenblick zu Dir komme, wo Du Dich zu Tische sehen willst. Laute also, und bestelle ein zweites Gedeck, und wir speisen mit einander zu Mittag.«

      »In der Tat,« antwortete Villefort, und schaute dabei seinen Vater erstaunt an, »in der Tat, Sie scheinen mir sehr gut unterrichtet.«

      »Ei! mein Gott, die Sache ist äußerst einfach. Ihr, die Ihr die Gewalt in den Händen haltet, habt nur die Mittel, die Euch:das Geld gibt; wir Andern, die wir sie erwarten, haben diejenigen, welche die Ergebenheit bietet.«

      »Die Ergebenheit?« sprach Villefort lachend.

      »Ja, die Ergebenheit; so nennt man mit ehrlichen Worten den Ehrgeiz, welcher hofft.«

      Und der Vater von Villefort streckte selbst die Hand nach der.Klingelschnur aus, um den Bedienten zu rufen, welchen sein Sohn nicht rief.

      Villefort hielt ihm den Arm zurück.

      »Warten Sie, mein Vater,« sagte der junge Mann, »noch ein Wort.«

      »Sprich!«

      »So schlecht die royalistische Polizei auch sein mag, so weiß sie doch etwas Furchtbares.«

      »Was?«

      »Das Signalement des Mannes, der am Morgen des Tages, an welchem der General Quesnel verschwunden ist, bei diesem erschienen war.«

      »Ah! sie weiß dies, die gute Polizei? Und wie ist das Signalement?«

      »Gesichtsfarbe braun, Haare, Backenbart und Augen schwarz, Oberrock blau, bis an das Kinn zugeknöpft, Rosette des Offiziers der Ehrenlegion am Knopfloche, Hut mit breiter Krempe, Rohrstock.«

      »Ah! Ah! das weiß sie,« sagte Noirtier, »und warum legte sie nicht Hand an diesen Menschen?«

      »Weil sie ihn gestern oder vorgestern an der Ecke der Rue Coq-Héron aus dem Gesichte verloren hat.«

      »Nun als ich Dir vorhin sagte, Deine Polizei wäre eine alberne? . . . «

      »Ja, aber sie kann ihn jeden Augenblick finden.«

      »Ganz richtig,« sprach Noirtier, sorglos um sich schauend, »wenn dieser Mann nicht davon in Kenntnis gesetzt ist; aber er ist es und,« fügte er lächelnd bei, »er wird Gesicht und Kleidung verändern.«

      Bei diesen Worten stand er auf, legte Oberrock und Halsbinde ab, ging auf den Tisch zu, auf welchem alle Stücke aus der Toilette-Necessaire seines Sohnes ausgebreitet waren, seifte sich das Gesicht ein, nahm ein Rasirmesser und schnitt sich mit vollkommen fester Hand den gefährdenden Bart ab, welcher der Polizei ein so kostbares Document gab.

      Villefort schaute ihn mit einem Schrecken an, dem es nicht ganz an einer Beimischung von Bewunderung gebrach.

      Als der Bart abgeschnitten war, gab Noirtier seinen Haaren eine andere Form, nahm statt seiner schwarzen Halsbinde eine farbige Binde, welche sich auf der Oberfläche eines geöffneten.Koffers zeigte, zog statt seines blauen, zum Zuknöpfen gemachten, Rockes einen weit ausgeschnittenen Rock von Villefort von kastanienbrauner Farbe an, versuchte vor dem Spiegel den Hut mit aufgestülpter Krampe des jungen Mannes, schien mit der Art, wie er ihm stand, zufrieden, ließ das Rohr in dem Winkel des Kamins stehen, in den er es gestellt hatte, und schwang mit seiner nervigen Hand ein kleines Bambusstöckchen, mit welchem der zierliche Substitut seinem Gange die anmutige Ungezwungenheit

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