Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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Substitut des Staatsanwaltes war also für den Augenblick der erste Beamte von Marseille, als eines Morgens seine Thüre sich öffnete und man ihm Herrn Morrel ankündigte.

      Ein Anderer wäre dem Reeder entgegengeeilt und hätte durch diese Eile seine Schwäche verraten; aber Villefort war ein erhabener Mann, der, wenn auch nicht die praktische Übung in allen Dingen, doch den Instinkt derselben besaß. Er ließ Herrn Morrel im Vorzimmer warten, wie er dies unter der Restauration getan hätte, obgleich Niemand bei ihm war. sondern nur aus dem einfachen Grunde, weil es herkömmlich ist, daß ein Substitut des Staatsanwaltes im Vorzimmer warten läßt; nach einer Viertelstunde, die er dazu anwandte, ein paar Zeitungen von verschiedener Farbe zu lesen. befahl er, den Reeder einzuführen.

      Herr Morrel erwartete Villefort niedergeschlagen zu finden: er fand ihn, wie er ihn in sechs Wochen vorher gesehen hatte, das heißt. Ruhig, fest und voll jener kalten Höflichkeit, der unübersteigbarsten von allen Schranken, welche den erhabenen Menschen vom gewöhnlichen Menschen trennen.

      Er war in das Cabinet von Villefort gekommen, überzeugt, der Beamte würde bei seinem Anblick zittern, und er war es im Gegenteil, der sich ganz schaudernd und bewegt der richterlichen Person gegenüber befand, die ihn den Ellbogen auf den Schreibtisch und das.Kinn auf die Hand gestützt erwartete.

      Er blieb an der Thüre stille stehen. Villefort schaute ihn an, als ob er Mühe hätte, ihn wiederzuerkennen. Endlich nach einigen Sekunden des Stillschweigens und der Prüfung, während welcher Herr Morrel seinen Hut in den Händen hin und her drehte, sagte Villefort: Herr Morrel, wenn ich mich nicht täusche?«

      »Ja. mein Herr, ich selbst.« antwortete der Reeder.

      »Nähern Sie sich,« fuhr der Beamte fort, indem er mit der Hand ein Protectorszeichen machte, »und sagen Sie mir, welchem Umstande ich die Ehre Ihres Besuches zu verdanken habe?«

      »Vermuthen Sie es nicht, mein Herr?« fragte Morrel.

      »Nein, keines Wegs; dessen ungeachtet bin ich ganz geneigt, Ihnen gefällig zu sein, wenn es in meiner Macht liegt.«

      »Die Sache hängt gänzlich von Ihnen ab, mein Herr.« sprach Morrel.

      »Erklären Sie sich also.«

      »Mein Herr,« sagte der Reeder, der immer mehr Sicherheit gewann, je länger er sprach, und überdieß durch die Gerechtigkeit seiner Sache und die Unzweideutigkeit seiner Stellung fest war. »Sie erinnern sich. daß ich einige Tage, ehe man die Landung Seiner Majestät des Kaisers erfuhr, zu Ihnen kam und Sie um Nachsicht für einen unglücklichen jungen Menschen, einen Seemann, Second an Bord meiner Brigg, bat; man hatte ihn angeklagt, er stehe in Verbindung mit der Insel Elba: eine solche Verbindung, welche damals ein Verbrechen war, ist gegenwärtig ein Titel auf Bevorzugung. Sie dienten zu jener Zeit Ludwig XVIII. und haben ihn nicht geschont; das war Ihre Pflicht.« Heute dienen Sie Napoleon, und Sie müssen ihn in Schutz nehmen; das ist abermals Ihre Pflicht. Ich komme also, um Sie zu fragen, was aus ihm geworden ist?«

      Villefort machte eine gewaltige Anstrengung gegen sich selbst und erwiderte:

      »Der Name dieses jungen Mannes? haben Sie die Güte. mir seinen Namen zu sagen.«

      »Edmond Dantes.«

      Villefort hätte offenbar lieber in einem Zweikampfe gegen das Feuer seines Widersachers Stand gehalten, als diesen Namen so geradezu aussprechen hören; er veränderte jedoch keine Miene. »Auf diese Art.« sprach Villefort zu sich selbst, kann man mich nicht beschuldigen, ich habe aus der Verhaftung des jungen Mannes eine persönliche Frage gemacht.«

      »Dantes?« wiederholte er. »Edmond Dantes* sagen Sie?«

      »Ja, mein Herr.«

      Villefort öffnete nun ein dickes Register, das in einem nahen Fache lag, ging hiernach an einen Tisch, von dem Tische zu einem Haufen von Actenfascikeln, und sagte, sich gegen den Reeder umwendend, mit einer äußerst unschuldigen Miene:.

      Sind Sie Ihrer Sache ganz gewiss mein Herr?«

      Wäre Morrel ein schlauerer und in dieser Sache besser unterrichteter Mann gewesen, so würde er es seltsam gefunden haben, daß sich der Substitut des Staatsanwaltes herbeiließ, ihm in einer Angelegenheit zu antworten, welche seinem Geschäftskreise gänzlich fremd war, und er müßte sich gefragt haben, warum ihn Villefort nicht an die Gefangenen-Register, an den Gefängnisgouverneur oder an den Präfecten des Departement verwies. Aber vergeblich bei Villefort Furcht suchend, sah Morrel, sobald gar keine Furcht vorhanden zu sein schien, hierin nur noch Höflichkeit: Villefort hatte es richtig getroffen.

      »Nein, mein Herr, ich täusche mich nicht,« sprach Morrel; »überdies kenne ich den armen Jungen seit zehn Jahren, und seit vier Jahren ist er in meinem Dienste. Sie werden sich erinnern, daß ich vor sechs Wochen zu Ihnen gekommen bin und Sie um Milde gebeten habe, wie ich heute komme und Sie um Gerechtigkeit für den armen Jungen bitte. Sie empfingen mich damals ziemlich schlecht, und antworteten mir als ein unzufriedener Mann. Ah! die Royalisten waren zu jener Zeit sehr hart gegen die Bonapartisten!«

      »Mein Heer,« antwortete Villefort, der mit seiner gewöhnlichen Behendigkeit und.Kaltblütigkeit zu einer geschickten Parade gelangte, »ich war damals Royalist, weil ich die Bourbonen nicht allein für die gesetzlichen Erben des Thrones, sondern auch für die Auserwählten der Nation hielt. Aber die wunderbare Rückkehr, deren Zeugen wir gewesen sind, hat mir bewiesen, daß ich mich täuschte. Das Genie Napoleons hat den Sieg davon getragen: der gesetzliche Monarch ist der geliebte Monarch.«

      »Vortrefflich!« rief Morrel mit seiner plumpen Offenherzigkeit, »es freut mich unendlich. daß Sie so sprechen, und ich sehe darin ein gutes Vorzeichen für das Schicksal von Edmond.«

      »Warten Sie doch,« versetzte Villefort, in einem neuen Register blätternd, »ich habe es. Es ist ein Seemann, nicht wahr, der eine Catalonierin heiratete? Ja, ja; oh, ich erinnere mich jetzt, die Sache war sehr ernster Natur.«

      »Wie so?«

      »Sie wissen, daß er, als er von mir wegging, in das Gefängnis des Justizpalastes geführt wurde.«

      »Ja; und dann?«

      »Und dann habe ich meinen Bericht nach Paris gemacht und die Papiere, die man bei ihm fand, abgeschickt. Es war meine Pflicht, und acht Tage nach seiner Verhaftung wurde der Gefangene weggeführt.«

      »Weggeführt!« rief Morrel. »Aber was konnte man mit dem armen Jungen machen?«

      »Oh! beruhigen Sie sich. Man wird ihn nach Fenestrelles, nach Pignerol oder auf die Sainte-Marguerite-Inseln transportiert haben, und an einem schönen Morgen werden Sie ihn zurückkehren und das Commando seines Schiffes übernehmen sehen.«

      »Er mag kommen, wann er will, seine Stelle bleibt ihm vorbehalten. Doch warum ist er noch nicht zurückgekehrt? Es scheint mir, es hätte die erste Sorge der bonapartistischen Gerechtigkeit sein müssen, diejenigen in Freiheit zu setzen, welche die royalistischen Gerichte eingekerkert hatten.«

      »Keine vermessene Anschuldigung. mein lieber Herr,« erwiderte Villefort; »man muß in allen Dingen auf gesetzlichem Wege verfahren. Der Einkerkerungsbefehl war von oben gekommen, der Freilassungsbefehl muß auch von oben kommen. Napoleon aber ist erst seit vierzehn Tagen zurückgekehrt, und die Begnadigungsbriefe können kaum ausgefertigt sein.«

      »Gibt es denn kein Mittel,« fragte Morrel, »um die Förmlichkeiten zu beschleunigen, jetzt, da wir triumphiren? Ich habe verschiedene Freunde und einigen Einfluß; ich vermag die Aufhebung des Spruches zu erlangen.«

      »Es

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