Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма страница 36
»Nein, mein Vater,« stammelte Villefort. »ich hoffe es wenigstens.«
»Mein lieber Gérard,« fuhr Noirtier fort, »Deiner Klugheit überlasse ich es, alle diese Gegenstände, welche ich Deiner Obhut anvertraue, verschwinden zu machen.«
»Oh! seien Sie unbesorgt. mein Vater.«
»Ja, ja, und nun glaube ich. daß Du Recht hast, und daß ich Dir vielleicht das Leben zu verdanken haben dürfte; aber ich werde es Dir demnächst zurückgeben.«
Villefort schüttelte den Kopf.
»Du bist nicht davon überzeugt?«
»Ich hoffe, daß Sie sich täuschen.«
»Wirst Du den König wiedersehen?«
»Vielleicht.«
»Willst Du in seinen Augen für einen Propheten gelten?«
»Die Unglückspropheten sind bei Hofe sehr unwillkommen. mein Vater.«
»Ja, doch eines Tages läßt man ihnen Gerechtigkeit widerfahren. Denke Dir eine zweite Restauration, und Du wirft dann für einen großen Mann gelten.«
»Nun, was soll ich dem, König sagen?«
»Sage ihm Folgendes: »»Sire, man täuscht Sie in Beziehung auf die Stimmung von Frankreich, auf die Meinung der Städte, auf den Geist des Heeres. Derjenige, welchen sie in Paris den Währwolf von Corsica nennen, den man in Revers noch den Usurpator nennt, heißt in Lyon bereits Bonaparte und in Grenoble der Kaiser. Sie halten ihn für umstellt, verfolgt, auf der Flucht begriffen, er marschiert rasch wie der Adler, den er zurückbringt. Die Soldaten, welche Sie, vor Hunger sterbend, von der Anstrengung niedergebeugt, zum Desertieren bereit wähnen, vermehren sich wie die Schneeatome um den Ball, der vom Gebirge herabstürzt. Sire, reisen Sie, überlassen Sie Frankreich seinem wahren Herrn, demjenigen, welcher es nicht erkauft, sondern erobert hat. Reifen Sie, Sire, nicht als ob Sie Gefahr liefen, denn Ihr Gegner ist stark genug, um Ihnen Gnade angedeihen zu lassen, sondern weil es demütigend für einen Enkel des heiligen Ludwig wäre, wenn er sein Leben dem Manne von Arcole, von Meringo und Austerlitz verdanken müßte.«« Sage ihm dies, Gérard, oder vielmehr gehe und sage ihm nichts, Verbirg Deine Reise, rühme Dich dessen nicht, was Du tun wolltest, und in Paris getan hast. Nimm Postpferde: bist Du gefahren, daß die Räder rauchten, so verschlinge den Rauch, um zurückzukehren. Gehe bei Nacht nach Marseille hinein, dringe durch die Hinterpforte in Deine Wohnung und bleibe dort sehr sanft, sehr demütig, sehr geheim, und besonders sehr harmlos. Denn dies Mal, das schwöre ich Dir, werden wir als kräftige Männer, als Leute, die ihre Feinde kennen, handeln. Gehe mein Sohn, gehe, mein lieber Gérard, und mittelst dieses Gehorsams gegen die väterlichen Befehle, oder wenn Du willst, mittelst dieser Folgsamkeit gegen den Rath eines Freundes werden wir Dich auf Deinem Posten erhalten. Vielleicht,« fügte Noirtier lächelnd bei, vielleicht wird dies für Dich ein Mittel sein, mich zum zweiten Male zu retten, wenn der politische Wagbalken Euch eines Tages wieder emporhebt und mich hinabsinken läßt. Gott befohlen. mein lieber Gérard. bei Deiner nächsten Reise steige bei mir ab.
Und Noirtier entfernte sich nach diesen Worten mit der Ruhe, die ihn nicht einen Augenblick während der Dauer dieser so schwierigen Unterredung verlassen hatte.
Bleich und erschüttert lief Villefort an das Fenster; er öffnete halb den Vorhang, und sah ihn ruhig und unempfindlich mitten durch mehrere Menschen von verdächtigem Aussehen gehen, welche sich an den Straßenecken aufgestellt hatten und vielleicht bestimmt waren, den Mann mit dem schwarzen Backenbart, dem blauen Oberrock und dem breitkrempigen Hute zu verhaften.
Villefort blieb so schwer atmend stehen, bis sein Vater an der Bussy-Ecke verschwunden war. Dann lief er nach den von demselben zurückgelassenen Gegenständen, legte ganz unten in seinen Koffer die schwarze Halsbinde und den blauen Oberrock, drehte den Hut zusammen und steckte ihn in einen Schrank, zerbrach das Rohr in drei Stücke, die er in das Feuer warf, setzte eine Reisemütze auf, rief seinem Bedienten, untersagte ihm mit einem Blicke die taufend Fragen, die er an ihn zu richten Lust hatte, bezahlte seine Rechnung, sprang in seinen Wagen, der ihn angespannt erwartete, erfuhr in Lyon, daß Bonaparte seinen Einzug in Grenoble gehalten hatte, und erreichte Marseille mitten unter der Aufregung, welche die ganze Straße entlang herrschte, eine Beute aller Bangigkeiten und Befürchtungen, die das Herz des Mannes mit dem Emporstreben und den ersten Ehren in Bewegung setzten.
Dreizehntes Kapitel.
Die hundert Tage
Herr Noirtier war ein guter Prophet, und die Dinge nahmen, wie er es vorher gesagt hatte, einen raschen Gang. Jedermann kennt diese Rückkehr von der Insel Elba, eine seltsame, wunderbare Rückkehr, welche in der Vergangenheit kein Beispiel hatte und in der Zukunft wohl ohne Nachahmung bleiben wird.
Ludwig XVIII. versuchte es nur schwach, diesen harten Schlag zu parieren. Das geringe Vertrauen, das er zu den Menschen hatte, benahm ihm auch sein Vertrauen zu den Ereignissen. Das Königtum, oder vielmehr die Monarchie zitterte, kaum durch ihn wiederhergestellt, auf ihrer unsicheren Grundlage, und eine einzige Gebärde des Kaisers machte das ganze Gebäude eine gestaltlose Mischung von Vorurteilen und neuen Gedanken. einstürzen.
Villefort besaß also von seinem König nicht nur einen für den Augenblick unnützen, sondern sogar gefährlichen Dank, und er war so klug, das Offizierskreuz der Ehrenlegion Niemand zu zeigen, obgleich Herr von Blacas, dem Befehle des Königs gehorsam, ihm das Patent hatte sorgfältig ausfertigen lassen.
Napoleon hätte gewiss Villefort ohne den Schutz von Noirtier abgesetzt, der an dem Hofe der hundert Tage sowohl durch die Gefahren, denen er Trotz geboten, als durch die Dienste, die er geleistet hatte, allmächtig geworden war. Der Girondist von 93 und der Senator von 1806 beschützte, wie er es zugesagt, denjenigen, welcher ihn zuvor beschützt hatte.
Der Staatsanwalt allein wurde, der Lauigkeit im Bonapartismus verdächtig, abgesetzt.
Kaum war jedoch die kaiserliche Gewalt wiederhergestellt, das heißt, kaum bewohnte der Kaiser wieder die von Ludwig XVIII. kurz zuvor verlassenen Tuilerien und hatte seine zahlreichen und abweichenden Befehle aus dem kleinen Cabinet geschleudert, in welches wir unsere Leser mit Villefort einführten, und auf dessen Nußbaumtische er noch geöffnet und halbvoll die Tabacksdose von Ludwig XVIII. fand, als Marseille, trotz der Haltung seiner Beamten, fühlte, wie in seinem Innern die stets im Süden schlecht erloschenen Fackeln des Bürgerkrieges sich von Neuem zu entzünden drohten. Es fehlte nicht viel, und die Repressalien hätten die Katzenmusiken, mit denen man die in ihren Wohnungen eingeschlossenen Royalisten belagerte, und die öffentlichen Schmähungen überschritten, womit diejenigen verfolgt wurden, welche sich auf die Straße wagten.
Durch eine ganz natürliche Wendung der Dinge sah sich der würdige Reeder, den wir als der Volkspartei angehörend bezeichnet haben, in diesem Augenblick, wir sagen nicht allmächtig, denn Herr Morrel war ein kluger und etwas schüchterner Mann, wie alle diejenigen, welche langsam und durch Fleiß ihr Glück im Handel gemacht haben, sondern im Stande, wie sehr er auch von den eifrigen Bonapartisten überragt wurde, die ihn als einen Gemäßigten behandelten, im Stande, sagen wir, eine Reclamation hören zu lassen: diese Reclamation betraft wie sich leicht denken läßt, Dantes.
Villefort war, trotz des Sturzes seines Vorgesetzten, an seiner Stelle geblieben, , seine Verheiratung aber wurde, obwohl man sie als entschieden betrachtetet auf glücklichere Zeiten verschoben. Behielt der Kaiser den Thron, so bedurfte Gérard einer anderen Verbindung, und sein Vater übernahm es, sie für ihn zu finden; führte eine zweite Restauration Ludwig XVIII. nach Frankreich zurück, so