Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма страница 55
»Jung oder alt?«
»Jung: sieben und zwanzig oder acht und zwanzig Jahre alt.«
»Gut! noch nicht verdorben, aber bereits ehrgeizig. Wie benahm er sich gegen Sie?«
»Mehr sanft als streng.«
»Haben Sie ihm Alles erzählt?«
»Alles.«
»Hat sich sein Benehmen im Verlaufe des Verhörs verändert?«
Einen Augenblicke als er den mich gefährdenden Brief gelesen hatte, schien er wie niedergeschmettert durch mein Unglück.«
»Durch Ihr Unglück?«
»Ja.«
»Wissen Sie ganz gewiss, daß es Ihr Unglück war, was er beklagte?«
»Er hat mir einen großen Beweis von Mitgefühl gegeben«
»Welchen?«
»Er verbrannte das einzige Stück, das mich gefährden konnte.«
»Welches? die Denunciation?«
»Nein, den Brief.«
»Sie sind dessen gewiss?«
»Es geschah in meiner Gegenwart.«
»Das ist etwas Anderes; dieser Mensch könnte ein größerer Verbrecher sein, als Sie wohl glauben dürften.«
»Bei meiner Ehre, Sie machen mich beben,« sprach Dantes; »die Welt ist also mit Tigern und Krokodilen bevölkert?«
»Ja, nur sind die zweifüßigen Tiger und Krokodile gefährlicher, als die andern.«
»Fahren Sie fort, fahren Sie fort.«.
»Gern, Er hat den Brief verbrannt, sagen Sie?«
»Ja, und er sprach dabei zu mir: »»Sie sehen, es ist nur dieser Beweis gegen Sie vorhanden, und ich vernichte ihn.««
»Dieses Benehmen ist zu erhaben, um natürlich zu sein.«
»Sie glauben?«
»Ich bin dessen gewiss. An wen war der Brief adressiert?«
»An Herrn Noirtier, Rue Coq-Héron, Nro 13 in Paris.«
»Können Sie annehmen, Ihr Substitut habe ein Interesse bei dem Verschwinden dieses Papieres gehabt?«
»Vielleicht, denn er ließ mich mehrere Mal, in meinem Interesse, wie er sagte, geloben, mit Niemand von diesem Briefe zu sprechen, ja, er ließ mich sogar schwören, nie den auf die Adresse geschriebenen Namen auszusprechen.«
»Noirtier?« wiederholte der Abbé, »Noirtier? Ich kannte einen Noirtier an dem Hofe der ehemaligen.Königin von Etrurien, einen Noirtier, welcher während der Revolution Girondist gewesen war. Wie hieß ihr Substitut?«
»Von Villefort.«
Der Abbé brach in ein Gelächter aus.
Dantes schaute ihn erstaunt an.
»Was haben Sie?« fragte er.
»Sehen Sie diesen Strahl des Tageslichtes?« fragte der Abbé.
»Ja.«
»Alles ist mir jetzt klarer, als dieser durchsichtige, leuchtende Strahl. Armes Kind, armer junger Mann! Und dieser Beamte ist gut gegen Sie gewesen?«
»Ja.«
»Dieser würdige Substitut hat den Brief verbrannt, vernichtet?«
»Ja.«
»Dieser ehrliche Lieferant des Henkers ließ Sie schwören, nie den Namen Noirtier auszusprechen?«
»Ja.«
»Dieser Noirtier, armer Blinder, wissen Sie, wer dieser Noirtier war? Dieser Noirtier war sein Vater!«
Hätte der Blitz zu den Füßen von Dantes eingeschlagen und vor ihm einen Abgrund gegraben, in dessen Tiefe sich die Hölle öffnete, es hatte seine raschere, keine elektrischere, keine niederschmetterndere Wirkung hervorgebracht, als diese unerwarteten Worte hervorbrachten. Er stand auf und nahm seinen Kopf zwischen beide Hände, als wollte er ein Zerbersten verhindern.
»Sein Vater! sein Vater!« rief er.
»Ja, sein Vater, der Noirtier von Villefort heißt.« versetzte der Abbé.
Eine Leuchte durchzuckte das Gehirn des Gefangenen; was ihm bis dahin dunkel geblieben war, wurde in einem Augenblick klar wie der Tag. Die Wendungen von Villefort während des Verhörs, der vernichtete Brief, die beinahe flehende Stimme des Beamten, welcher statt zu drohen, zu bitten schien. Alles kam ihm in das Gedächtnis. Er stieß einen Schrei aus, wankte einen Augenblick wie ein Betrunkener, und stürzte dann durch die Öffnung, welche von der Zelle des Abbé in die seinige führte.
»Oh!« sagte er, »ich muß einen Augenblick allein sein, um Alles zu überdenken.«
Und in seinen Kelter zurückkehrend, fiel er auf sein Bett, wo ihn der Schließer am Abend sitzend, die Augen starr, das Gesicht zusammengezogen, unbeweglich und stumm wie eine Bildsäule fand.
Während dieser Stunden des Nachsinnens, welche wie Sekunden verliefen, hatte er einen furchtbaren Entschluß gefaßt und einen schrecklichen Eid geleistet.
Eine Stimme entzog ihn diesen Träumen, es war die des Abbé Faria, der, nachdem er ebenfalls den Besuch seines Gefangenenwärters erhalten hatte, zu Dantes kam. um ihn zum Abendbrot einzuladen. Seine Eigenschaft als anerkannter Narr und besonders als belustigender Narr gab dem alten Gefangenen einige Vorrechte. wie z. B. daß er ein wenig weißeres Brot und Sonntags ein Fläschchen Wein bekam. Es war aber gerade Sonntag, und der Abbé wollte seinen jungen Gefährten einladen, sein Brot und seinen Wein zu teilen.
Dantes folgte ihm. Alle Linien seines Gesichtes hatten sich wieder gelegt und ihren gewöhnlichen Blaß wieder eingenommen, doch, wenn man so sagen darf, mit einer Starrheit und Festigkeit, wodurch sich ein gefaßter Entschluß ausprägt. Der Abbé schaute ihn aufmerksam an.
»Es tut mir leid, daß ich Sie in Ihren Nachforschungen unterstützt und Ihnen gesagt habe, was ich sagte,« sprach er.
»Warum dies?« fragte Dantes.
»Weil ich in Ihr Herz eine Leidenschaft brachte, welche noch nicht darin war: die der Rache.«
Dantes versetzte lächelnd:
»Sprechen wir von etwas Anderem.«
Der Abbé schaute ihn einen Augenblick an und schüttelte traurig den Kopf. Dann sprach er, wie ihn Dantes gebeten hatte, von andern Dingen.
Der alte Gefangene war ein Mann, dessen Unterhaltung, wie die der Menschen, welche viel gelitten haben, zahlreiche Lehren und ein zusammengedrängtes Interesse in sich schloß; aber sie war nicht selbstsüchtig, und dieser Unglückliche sprach nie von seinen Leiden.
Dantes hörte jedes seiner Worte mit