Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма страница 58

Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

Скачать книгу

sprach der Greis, »täuschen Sie sich nicht, die Krise, welche so eben vorübergegangen ist, hat mich zu einer lebenslänglichen Gefangenschaft verurteilt: um zu fliehen, muß man gehen können.«

      »Nun, wir warten acht Tage, einen Monat, zwei Monate, wenn es sein muß, mittlerweile bekommen Sie Ihre Kräfte wieder. Alles ist zu unserer Flucht vorbereitet, und wir können nach unserem Belieben die Stunde und den Augenblick dazu wählen. Am Tage, wo Sie sich kräftig genug fühlen, um zu schwimmen, bringen wir unsern Plan in Ausführung.«

      »Ich werde nicht mehr schwimmen,« erwiderte Faria, »dieser Arm ist gelähmt, nicht für einen Tag, sondern für immer. Heben Sie ihn selbst auf und sehen Sie, wie schwer er ist.«

      Der junge Mann hob ihn auf, und er fiel unempfindlich wieder zurück. Er stieß einen Seufzer aus.

      »Sie sind nun überzeugt, nicht wahr, Edmond?« sprach der Abbé, »glauben Sie mir, ich weiß, was ich sage; seit dem ersten Anfall, den ich von diesem Übel hatte, dachte ich unabläßig darüber nach. Ich erwartete es, denn es ist eine Familienerbschaft; mein Vater starb an der dritten Krise, mein Großvater ebenfalls. Der Arzt, der mir diesen Trank bereitete und der kein Anderer ist, als der berühmte Cabanis, weissagte mir dasselbe Schicksal.«

      »Der Arzt täuscht sich,« rief Dantes; »Ihre Lähmung aber hindert mich nicht, ich nehme Sie auf meine Schultern und schwimme so mit Ihnen.«

      »Kind,« entgegnete der Abbé, »Sie sind ein Seemann, Sie sind ein Schwimmer und müssen folglich wissen, daß ein Mensch mit einer solchen Last nicht fünfzig Klafter im Meere machen wurde, Lassen Sie sich nicht länger durch Chimären täuschen, von denen Ihr vortreffliches Herz nicht einmal bethört wird. Ich werde hier bleiben, bis die Stunde meiner Befreiung schlägt, welche jetzt nur die des Todes sein kann. Was Sie betrifft,  . . . fliehen Sie! Sie sind jung, stark und gewandt; kümmern Sie sich nicht um mich; ich gebe Ihnen Ihr Wort zurück.«

      »Gut,« sprach Dantes, »gut, so bleibe ich auch hier.«

      Dann stand er auf, streckte feierlich eine Hand gegen den Greis aus und rief:

      »Bei dem Blute Christi schwöre ich, daß ich Sie nur bei Ihrem Tode verlasse!«

      Faria schaute den so edlen, so einfachem so erhabenen jungen Mann an, und las in seinen von dem Ausdrucke der reinsten Ergebenheit belebten Zügen die Aufrichtigkeit seiner Zuneigung und die Redlichkeit seines Schwures.

      »Wohl,« sprach der.Kranke, »ich nehme es an und danke.«

      Hierauf Edmond die Hand, reichend, fuhr er fort: »Sie werden vielleicht für diese uneigennützige Ergebenheit belohnt; da ich aber nicht gehen kann und Sie nicht gehen wollen, so müssen wir notwendig den unterirdischen Gang verstopfen, den wir unter der Galerie gemacht haben; der Soldat kann das Schallen der unterhöhlten Stelle wahrnehmen, einen Aufseher darauf aufmerksam machen, und dann würden wir entdeckt und getrennt. Vollbringen Sie dieses Geschäft, wobei ich Sie leider nicht mehr unterstützen kann; verwenden Sie die ganze Nacht dazu, wenn es sein muß, und kommen Sie erst morgen nach dem Besuche des Gefangenenwärters zurück; ich habe Ihnen wohl etwas Wichtiges zu sagen . . . «

      Dantes nahm den Abbé bei der Hand; dieser beruhigte ihn durch ein Lächeln, und er entfernte sich mit dem Gehorsam und der Achtung, die er für seinen alten Freund hegte.

       Achtzehntes Kapitel.

      Der Schatz

      Als Dantes am andern Morgen in das Zimmer seines Mitgefangenen zurückkehrte, fand er Faria mit ruhigem Antlitz unter dem Strahle sitzend, welcher durch das enge Fenster seiner Zelle glitt. Er hielt offen in seiner linken Hand, der einzigen, deren Gebrauch ihm, wie man sich erinnert, geblieben warf ein Stück Papier, das, gewöhnlich in einen Band zusammengerollt, die Form eines gegen die Ausbreitung widerspenstigen Cylinders angenommen hatte. Er zeigte, ohne etwas zu sagen das Papier Dantes.

      »Was ist das?« fragte dieser.

      »Sehen Sie es wohl an,« erwiderte der Abbé lächelnd.

      »Ich schaue mit allen meinen Augen, und sehe nichts, als ein halbverbranntes Papier, auf welches gothische Charaktere mit einer seltsamen Tinte gezeichnet sind.«

      »Dieses Papier, mein Freund,« sprach Faria, »ist, ich kann Ihnen nun Alles sagen, da ich Sie geprüft habe, ist mein Schatz, von dem von heute an die Hälfte Ihnen gehört.«

      Kalter Schweiß lief über die Stirne von Dantes. Bis auf diesen Tag, und während welches Zeitraumes! hatte er es vermieden, mit Faria über diesen Schatz zu sprechen, aus welchem die Wahnsinns-Beschuldigung hervorgegangen war, die auf dem armen Abbé lastete. Mit seinem instinktartigen Zartgefühle zog es Edmond immer vor, diese schmerzliche vibrierende Saite nicht zu berühren; Faria schwieg ebenfalls, und er hielt das Stillschweigen des Greises für eine Rückkehr zur Vernunft. Heute aber schienen die paar Worte, welche Faria nach einer so peinvollen Krise entschlüpften, einen schweren Rückfall geistiger Verrückung anzukündigen.

      »Ihr Schatz?« stammelte Dantes.

      Farin lächelte.

      »Ja,« sagte er; »Sie sind in jeder Hinsicht ein edles Herz, Edmond, und ich entnehme Ihrer Blässe und Ihrem Schauer, was in diesem Augenblick in Ihnen vorgeht. Nein! seien Sie ruhig, ich bin kein Narr, dieser Schatz besteht, Dantes, und wenn es mir nicht gegeben gewesen ist, ihn zu besitzen, so werden Sie ihn wenigstens besitzen. Niemand wollte mich hören, Niemand wollte mir glauben, weil man mich für verrückt hielt, aber Sie, der Sie wissen, daß ich es nicht bin, hören Sie mich, und Sie werden mir hernach glauben, wenn Sie wollen.«

      »Ach!« murmelte Edmond, »er leidet also an einem Rückfall; dieses Unglück fehlte mir noch.«

      Dann sprach er laut zu Faria:

      »Mein Freund; Ihr Anfall hat Sie vielleicht ermüdet; wollen Sie nicht ein wenig ausruhen? Morgen, wenn Sie es wünschen; höre ich Ihre Geschichte, heute aber will ich Sie nur pflegen; überdies,« fuhr er lächelnd fort; »hat ein Scheiß so große Eile für uns?«

      »Große Eile, Edmond;« antwortete der Greis; »wer weiß; ob nicht vielleicht morgen; übermorgen der dritte Anfall kommt? Bedenken Sie, daß dann Alles vorbei wäre. Ja, es ist wahr, oft habe ich mit einem bittern Vergnügen an diese Reichtümer gedacht, welche das Glück von zehn Familien gründen würden, während sie für die Menschen, die mich verfolgen, verloren sind; dieser Gedanke diente mir als Rache, und ich genoß ihn langsam in der Nacht meines Kerkers und in der Verzweiflung meiner Gefangenschaft; nun aber, da ich der Welt aus Liebe für Sie verziehen habe, nun da ich Sie jung und voll Hoffnung sehe, nun da ich bedenke, welches Glück für Sie aus einer solchen Enthüllung hervorgehen kann, bebe ich vor jeder Zögerung und habe bange, so vielen vergrabenen Reichtümern nicht einen so würdigen Eigenthümer, wie Sie dies sind; zu sichern.«

      Edmond wandte seufzend seinen Kopf ab.

      »Sie verharren in Ihrer Ungläubigkeit; Edmond;« fuhr Faria fort; »meine Stimme hat Sie nicht überzeugt. Ich sehe, daß Sie der Beweise bedürfen. Nun wohl, lesen Sie dieses Papier, das ich nie einem Menschen gezeigt habe.«

      »Morgen, mein Freund,« sprach Edmond, dem es widerstrebte, sich dem Wahne des Greises hinzugeben; »ich glaubte; wir waren übereingekommen; hiervon erst morgen zu sprechen.«

      »Wir werden erst morgen davon sprechen; doch lesen Sie dieses Papier heute.«

      »Wir wollen ihn nicht reizen,« dachte Edmond.

      Und er nahm das Papier; von dem die Hälfte, welche ohne

Скачать книгу