Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма

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eine Feder, und machte sein Testament. Er ließ sodann seinem Neffen sagen, er möge ihn in der Gegend der Villa erwarten, aber es scheint, der Diener fand ihn nicht.

      »»Spada kannte die Sitte der Einladungen. Seitdem das unendlich civilisirende Christentum seine Fortschritte nach Rom gebracht hatte, war es nicht mehr ein Centurio, welcher im Namen des Tyrannen erschien und zu der betreffenden Person sprach: »Cäsar will, daß du stirbst; sondern es kam ein Legat a latere mit lächelndem Munde und sagte im Auftrage des Papstes: »Seine Heiligkeit wünscht, daß Ihr mit ihr speiset.« Spada ging gegen zwei Uhr nach der Villa ab. Der Papst erwartete ihn. Das erste Gesicht, welches ihm in die Augen fiel, war das seines herrlich geschmückten Neffen, an den Cesare Borgia alle mögliche Artigkeiten verschwendete. Spada erbleichte, und Cesare, der einen Blick voll Ironie auf ihn abschoß, ließ merken, daß er Alles vorhergesehen hatte, und daß die Falle gut gerichtet war.

      »»Man speiste, Spada konnte nur seinen Neffen fragen: »Hast Du meine Botschaft erhalten?« Der Neffe verneinte und begriff vollkommen das Gewicht dieser Frage. Es war zu spät, denn er hatte bereits ein Glas vortrefflichen, besonders von dem Mundschenk des Papstes für ihn aufgestellten Wein getrunken. Spada sah in demselben Augenblick eine andere Flasche kommen, von der man ihm gastfreundlich anbot. Eine Stunde nachher erklärte ein Arzt, es seien Beide durch giftige Schwämme vergiftet worden. Spada starb auf der Schwelle der Villa, der Neffe verschied an seiner Thüre, indem.er seiner Frau ein Zeichen machte, das diese nicht verstand.

      »»Sogleich fielen Cesare und der Papst, unter dem Vorwande, die Papiere untersuchen zu müssen, über die Erbschaft her. Aber diese Erbschaft bestand in einem Stücke Papier, auf welches Spada geschrieben hatte: »Ich vermache meinem Neffen meine Kisten, meine Bücher, worunter mein Brevier mit goldenen Ecken, mit dem Wunsche, daß er mich im Andenken behalten möge.« Die Erben suchten überall, bewunderten das Brevier, zertrümmerten die Geräthschaften, und staunten, daß Spada, der reiche Mann, in Wirklichkeit der Elendeste der Oheime war, nirgends ein Schatz, wenn nicht in der Bibliothek oder in den Laboratorien enthaltene Schätze der Wissenschaft. Das war Alles: Cesare und sein Vater suchten, wühlten, spähten, man fand nichts oder nur wenig: für taufend Thaler Goldschmiedearbeiten und für ungefähr eben so viel gemünztes Silber; doch der Neffe hatte Zeit gehabt. zurückkehrend zu seiner Frau zu sagen, »Suche unter den Papieren meines Oheims, es ist ein wirkliches Testament vorhanden.«

      »»Man suchte vielleicht noch emsiger, als es die erhabenen Erben getan hatten, aber es war vergebens. Es waren noch zwei Paläste und eine Villa hinter dem Palatino vorhanden; zu jener Zeit hatten jedoch die unbeweglichen Güter einen geringen Wert; die zwei Paläste und die Villa blieben der Familie als der Raubgier des Papstes und seines Sohnes unwürdig. Monate und Jahre verliefen; Alexander VI. Starb vergiftet, man weiß, durch welchen Mißgriff: zugleich mit ihm vergiftet, wechselte Cesare nur die Haut, wie eine Schlange, und nahm eine neue Hülle an, worauf das Gift Flecken, denen ähnlich, welche man auf einem Tigerfelle sieht, zurückließ; endlich gezwungen, Rom zu meiden, ließ er sich in einem nächtlichen Scharmützel und beinahe von der Geschichte vergessen töten.

      »»Nach dem Tode des Papstes, nach der Verbannung seines Sohnes, erwartete man allgemein, die Familie:würde wieder in dem fürstlichen Glanze erscheinen, den sie zur Zeit des Cardinals gehabt hatte; aber dem war nicht so: die Spada blieben in einem zweifelhaften Wohlstande, ein ewiges Geheimnis ruhte auf dieser finsteren Angelegenheit, und es ging das Gerücht. Cesare, ein besserer Politiker, als sein Vater, habe dem Papst das Vermögen der beiden Cardinäle gestohlen, ich sage der beiden, weil der Cardinal Rospigliosi., der keine Vorsichtsmaßregel getroffen hatte, völlig geplündert wurde.««

      »Bis jetzt,« unterbrach sich Faria lächelnd. »nicht wahr, bis jetzt scheint Ihnen dieses sehr unsinnig?«

      »Oh! mein Freund,« sprach Dantes, »es kommt mir im Gegenteil vor, als läse ich eine Chronik voll Interesse. Fahren Sie fort., ich bitte Sie.«

      »Ich fahre fort:

      »»Die Familie gewöhnte sich an diese Dunkelheit. Die Jahre verliefen. Unter den Abkömmlingen waren die Einen Soldaten, die Andern Diplomaten; diese Geistliche, Jene Banquiers; die Einen bereicherten sich, die Andern richteten sich vollends zu Grunde. Ich komme zu den Letzten der Familie, zu demjenigen. Dessen Sekretär ich war, zu dem Grafen Spada. Oft hörte ich ihn sich über, das Mißverhältniß seines Ranges und seines Vermögens beklagen, und rieth ihm deshalb, das Wenige, was ihm blieb, in Leibrenten anzulegen; er folgte diesem Rathe und verdoppelte dadurch seine Einkünfte. Das berühmte Brevier war in der Familie geblieben. und der Graf Spada besaß dasselbe: man hatte es vom Vater auf den Sohn erhalten; denn die seltsame Klausel des einzigen Testaments, welches man vorfand, hatte eine wahre Reliquie daraus gemacht, welche mit abergläubischer Verehrung in der Familie aufbewahrt wurde. Es.war ein mit den schönsten gothischen Figuren ausgemaltes Buch und so schwer an Gold. daß es an großen Festtagen stets ein Diener vor dem Cardinale hertrug.

      »Bei dem Anblick von Papieren aller Art, von Titeln, Verträgen, Pergamenten, die man in den Familien-Archiven aufbewahrte, und welche insgesamt von dem vergifteten Cardinal herrührten, machte ich es mir, wie zwanzig Diener, zwanzig Intendanten, zwanzig Sekretäre, welche mir vorangegangen waren, ebenfalls zur Aufgabe, diese furchtbaren Stöße zu durchforschen. Trotz meiner emsigen und gewissenhaften Nachsuchungen fand ich durchaus nichts. Ich hatte indessen eine genaue und beinahe ephemerische Geschichte der Familie Borgia nicht nur gelesen, sondern sogar selbst geschrieben, einzig und allein in der Absicht, mich zu überzeugen, ob ein Vermögenszuwachs diesen Fürsten bei dem Tode des Cardinals Cesare Spada zugekommen sei, bemerkte aber nur eine Vermehrung durch die Güter des Cardinals Rospigliosi, seines Unglücksgefährten. Ich war also beinahe sicher, daß die Erbschaft weder den Borgia. noch der Familie Nutzen gebracht hatte, sondern herrenlos geblieben war, wie jene Schätze der arabischen Märchen, welche unter der Bewachung eines Geistes im Schooße der Erde ruhen. Ich wühlte, ich zählte, ich überrechnete tausend und aber tausend mal die Einnahmen und Ausgaben der Familie seit dreihundert Jahren; Alles war vergeblich; ich verharrte in meiner Unwissenheit und der Graf in seiner Armut.

      »Mein Patron starb. Er hatte von seiner Leibrente seine Familienpapiere, seine aus fünftausend Bänden bestehende Bibliothek und sein berühmtes Brevier ausgenommen; er vermachte mir dies Alles nebst taufend römischen Thalern, die er in baarem Gelde besaß, unter der Bedingung, daß ich alljährig Messen lesen ließe und einen Stammbaum, so wie eine Geschichte seines Hanfes entwerfen würde; was ich auch pünktlich vollzog . . .

      »Beruhigen Sie sich, mein lieber Edmond, wir sind dem Ende nahe . . .

      »Im Jahre 1807, einen Monat vor meiner Verhaftung, und vierzehn Tage nach dem Tode des Grafen von Spada, am 25. December (Sie werden sogleich begreifen, warum mir das Datum dieses merkwürdigen Tages im Gedächtnis geblieben ist), las ich zum tausendsten Male diese Papiere, welche ich zusammenordnete, denn da der Palast nunmehr einem Fremden gehörte war ich im Begriff, von Rom zu scheiden, um mich in Florenz niederzulassen, wohin ich ein Dutzend tausend Bücher, die ich besaß, meine Bibliothek und mein berühmtes Brevier mitnehmen wollte, als ich erkundet durch dieses anhaltende Studieren, mißstimmt durch ein unverdauliches Mittagsbrot meinen Kopf in meine beiden Hände fallen ließ und entschlummerte; es war drei Uhr Nachmittags. Ich erwachte, als die Uhr sechs Uhr schlug: sobald ich den Kopf emporhob, sah ich daß ich mich in der tiefsten Finsternis befand. Ich klingelte, damit man mir Licht brächte, Niemand kam. Nun beschloß ich, mich selbst zu bedienen, nahm mit einer Hand die Kerze, welche bereit stand, und suchte mit der andern, in Ermanglung von Schwefelhölzchen, ein Papier, das ich mit einem Reste im Herde glimmenden Feuers anzuzünden gedachte; aber aus Furcht in der Dunkelheit ein kostbares Papier statt eines unnützen zu nehmen, zögerte ich, als es mir einfiel, daß ich in dem berühmten Brevier, das auf einem Tische neben mir lag, ein altes oben vergilbtes Papier gesehen hatte, welches ohne Zweifel als Zeichen gebraucht und Jahrhunderte hindurch aus Ehrfurcht vor den Erben an seinem Platze erhalten worden war. Ich suchte tastend dieses unnütze Papier, fand dasselbe, wickelte es zusammen, streckte es nach der Flamme aus und zündete es an; doch unter meinen Fingern

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