Der Pechvogel. Александр Дюма

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Der Pechvogel - Александр Дюма

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Gendarmen verfolgten ihn aufs Hartnäckigste, während der Gerichtsdiener und der Verwalter, gleich erbittert über den Widerstand und über das Bad welches der Erstere genommen hatte, ihr trauriges Geschäft vollzogen. Sie durchstreiften den Wald bis in die Nacht, aber der Fischer entging allen Nachforschungen; er war blos durch das Gehau gelaufen und sodann in den Fluß gestiegen an einem Platz wo eine dichte Gruppe von Pappeln seine Ufer verdeckte: er war bis an den Hals ins Wasser getreten, hatte seinen Kopf unter einer überhängenden Weidenwurzel versteckt und sich dadurch für alle Welt, ausgenommen für seine alten Bekannten, die Fische, unsichtbar gemacht.

      Franz Guichard blieb da wie eine Otter zusammengekauert bis zum Abend, befand sich aber in der heftigsten Aufregung; vergebens sagte er sich daß der Fährmann Mathias seine Luise so zärtlich verpflegen würde wie nur je ein Sohn seine Mutter verpflegt habe, und daß seine Rückkehr zur Fähre sowohl den Zustand seiner Frau als seine eigene Lage blos verschlimmern könnte; seine Unruhige und Bangigkeit wurde so qualvoll, daß sein sonst so solider und dem Wirklichen zugekehrter Verstand auf Augenblicke aus den Fugen wich. Die Fluthen in ihrem Geroll schienen Ihm Klagen zu murmeln; er sah menschliche Gestalten zwischen den cristallenen Wellen umherschleichen die vor ihm dahinflossen; er hörte von den Glockenthürmen aller Dörfer der Umgebung Todtengeläute.

      Als die Nacht gekommen war, setzte er so viel als möglich schwimmend über den Fluß, erreichte das Ufer von Chennevière und ging hinab bis er seiner Wohnung gegenüber kam.

      Als er die Pappelbäume und die schattigen Massen der großen Insel hinter sich hatte, fiel ihm eine Centnerlast vom Herzen.

      Er bemerkte aus dem andern Ufer sein Häuschen, das sich schwarz auf dem röthlichen Grund abhob welchen der Himmel in der Gegend von Paris selbst in den dunkelsten Nächten behält.

      Dort stand es, aufrecht, unversehrt zwischen den zwei Bäumen die seine Facade zeigten, und aus seinem Kamin stiegen Rauchsäulen auf, welche das Leben im Innern der Hütte verriethen.

      Man hatte es also nicht zerstört, wie man ihm zu verstehen gegeben.

      Man sah nicht blos Rauch, sondern man sah auch die Fensterchen über der Thüre gleich Diamanten funkeln.

      Man hatte also die arme Kranke nicht aus ihrer Wohnung vertrieben; man hatte Mitleid mit ihr gehabt.

      Franz Guichard, der Abkömmling der Wilddiebe bei welchen die Ungläubigkeit erblich war, warf sich auf seine Kniee und betete aus vollem Herzen.

      Da er nun überzeugt war daß Gott, der kaum erst so viel für ihn gethan, ihn nicht mehr verlassen könne, so sprang er mit großem Getöse und ohne die geringsten Vorsichtsmaßregeln in den Fluß.

      Mit zehn Stößen befand er sich am andern Ufer und und wollte eben auf sein Häuschen zulaufen, als ein Gedanke ihm durch den Kopf fuhr.

      Wenn hinter dieser Ruhe, dieser Beleuchtung ein Fallstrick läge!

      Das Haus des Fährmanns stand fünfzig Schritte entfernt, aber Franz Guichard konnte es nicht über sich gewinnen so weit auf Erkundigungen auszuziehen, während sein eigenes Haus ganz in der Nähe und in demselben ohne Zweifel Luise war.

      Er legte sich auf seinen Bauch und kroch wie eine Schlange; so kam er an die Hütte, richtete dann langsam seinen Kopf bis zur Höhe des Fensters empor das den Fluß abwärts schaute, und warf einen Blick in das Innere des Hauses.

      So wenig Franz Guichard für heftige Eindrücke geeignet war, so brachte ihn doch das was er jetzt sah in eine solche Bestürzung als wäre er plötzlich ins Thal Josaphat versetzt worden, oder als hätte er in den Wolken die furchtbare Trompete des jüngsten Gerichts erschallen gehört.

      Das Fenster an welches er sich zur Beobachtung gestellt hatte stand dem Bett gegenüber; in diesem Bett hatte er Luise gesucht und er hatte eine vollständig in ein weißes Tuch eingehüllte menschliche Gestalt gesehen.

      Bei diesem Anblick blieb er eine Minute lang stumm und starr vor Entsetzen stehen.

      Die Helle der beiden Kerzen die um das Crucifix her brannten, und die neben diesem Todtenbett auf einem Stuhle stehende Weihwasserschale hoben die Formen des Leichnams ungemein hervor; die Gesichtszüge zeichneten sich deutlich auf dem Leintuch ab: man hätts glauben können eine Marmorstatue vor sich zu haben.

      Das Feuer flammte lebhaft und lustig im Kamin; Mathias der Fährmann saß auf einem Schemel; er hielt die kleine Huberte auf seinem Schoß und gab ihr in kleinen Löffeln voll von der Suppe zu essen die er aus einem Napf in der Ecke des Kamins schöpfte.

      Diese ungewohnte Beleuchtung belustigte das Kind; es suchte durch sein Geplauder die Stirne des Fährmanns zu entrunzeln, der in Gram versunken schien.

      Franz Guichard sah Nichts von den Nebenpartien dieses Gemäldes; seine Augen blieben auf den Leichnam wie auf ein Gespenst geheftet; durch die Umhüllung hindurch sah er Luise so wie sie wirklich unter dem Schweißtuche war, mit ihren langen gesenkten Wimpern, ihrem halboffenen Mund, ihren geschlossenen Zähnen, ihren etwas zusammengezogenen Nasenflügeln und ihrer elfenbeinweißen Haut; aber sein Herz wollte sie nicht erkennen; er sagte: »Nein, nein, sie ist es nicht.«

      Der arme Fischer stürzte auf die Thüre zu, stieß sie heftig auf, trat ein, und ohne sich um die kleine Huberte zu bekümmern, die ihm ihre Aermchen entgegenstreckte, riß er das Leintuch vom Gesicht der Todten weg.

      Seine Augen hatten ihn in ihrem übernatürlichen Scharfblick nicht getäuscht: es war wirklich Luise Pommereuil die da lag.

      Franz Guichard ergriff die Hand seiner Frau und behielt sie bis zum Tag in der seinigen, indem er sie mit seinen Küssen und Thränen bedeckte.

       V.

      Wo Franz Guichard auf einen Prinzen schießt und eine Schnepfe bekommt

—–

      Als der unbestimmte, schwankende Schein der Morgenröthe den Gipfel der Höhe von Chennevière schattirte, erhob sich Mathias, der Fährmann, der sich bisher, mit jener Pietät welche selbst der skeptischste Bauer dem Tode gegenüber bewahrt, gescheut hatte seinen Freund auch nur durch Unterhaltung des Feuers zu stören, und berührte Franz Guichard sachte bei der Schulter.

      Dieser aber drehte sich nicht um.

      – Franz, sagte der brave Mann zu ihm, man lebt nicht mit den Todten; man muß an die Lebendigen denken; diese Leute werden bald wiederkommen.

      – Gut! sie sollen nur kommen! antwortete Franz Guichard.

      Aus dem Ton womit er diese Worte gesprochen, auf dem Beben seiner Nasenflügel, aus dem drohenden Glanz seines Blickes ersah Mathias, der Fährmann, daß Aufseher und Gendarmen für das Schicksal büßen sollten, welches Franz Guichard die Nacht hindurch wegen seines Unglücks angeklagt hatte.

      – Hör einmal, versetzte er in bestimmtem Tone, Alles das sind Dummheiten! Du kannst einen, vielleicht auch zwei oder drei umbringen dann werden zehn dafür kommen; und wenn Du auch den letzten zu Brei zermalmtest, so würde das die arme Verstorbene nicht ins Leben zurückrufen.

      – Dann habe ich sie wenigstens gerächt, erwiderte der Fischer mit knirschender Stimme – Dummheiten, Nichts als Dummheiten! wiederholte der Fährmann, der sich in seinem gefunden Verstand nicht irre machen ließ; Du habest sie gerächt, sagst Du? Vor allen Dingen, kannst Du wohl glauben daß es ihr Vergnügen machen würde, diesem armen Lamm Gottes das selbst dem schlechtesten Halunken nichts Böses wünschte? Und dann laß uns jetzt vernünftig reden: an wem willst Du Dich rächen, Franz? An Unschuldigen.

      – Unschuldig! diese

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