Der Pechvogel. Александр Дюма

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Der Pechvogel - Александр Дюма

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sie ihn im Namen dieses unschuldigen Geschöpfes anflehen sich nicht weiter auszusetzen; und siehe da, dieser Mann der seit fünf Stunden mit der heldensinnigsten Tapferkeit gekämpft hatte, verlor jetzt auf einmal seine Kraft und seinen Muth. Die Waffe entfiel seinen erschlaffenden Händen; wahnsinnig vor Angst um Alles was er in dieser Welt liebte, stürzte er, so schnell seine Schwäche es ihm gestattete, gegen seine Frau und sein Kind zu.

      In diesem Augenblick marschirten die Preußen, hinter denen fortwährend Andere nachdrängten, vorwärts; sie befanden sich in bedeutender Anzahl zwei Schritte von Peter Maillard hinweg; zehn Bajonette kreuzten sich zumal über dem flüchtigen Invaliden; er fiel von Stichen durchbohrt, indem er seinem Schwiegervater zurief:

      – Rette Deine Tochter! rette mein Kind! Diese Scene war Franz Guichard, der seinerseits vollan mit dem Feind zu thun hatte, gänzlich entgangen.

      Bei dem Zuruf seines sterbenden Schwiegersohnes schaute er voll Entsetzen nach der Richtung welche der letzte Blick des armen Invaliden ihm anzeigte, und durch den Rauch und Staub hindurch die sich spiralförmig drehten und in dichten Wirbeln kreuzten, glaubte er, mitten unter den dunkeln Uniformen der Feinde verloren, eine weiße Gestalt zu bemerken.

      Er stürzte in dieser Richtung fort, indem er mit seiner Flinte ein so wüthendes Rad schlug, daß das ganze dichte Gemenge sich vor ihm öffnete.

      – An der Ecke dieses Gäßchens fand er seine Tochter.

      Sie saß mit dem Rücken gegen den Weichstein.

      Obschon sie ohnmächtig schien, drückte sie doch ihr schreiendes kleines Kind kräftig an ihre Brust.

      Franz Guichard that was Peter Maillard gethan hatte: er warf seine Flinte weg, nahm seine Tochter in seine Arme, lud sie auf seine Schulter und entfloh, ohne rückwärts zu schauen, in der Richtung von Varenne.

      Erst im Walde von Vincennes machte er Halt.

      Jetzt erst bemerkte er daß sein Hals und seine Schultern ganz feucht waren.

      Er griff darnach und überzeugte sich daß diese Feuchtigkeit Blut war.

      Er legte seine Tochter auf den Rasen, und nun sah er daß alle Kleider der armen jungen Frau damit beschmutzt waren.

      Er blieb stumm, unbeweglich stehen; er wagte es nicht mehr sie zu berühren, er fürchtete sich eine Bewegung zu machen, es schien ihm als ob der Himmel, die Bäume, Alles sich um ihn drehte, als ob die Erde unter seinen Füßen wankte.

      Endlich entschloß er sich zu einer letzten Anstrengung die seinem Muth weit schwerer wurde als alle Kämpfe des Morgens; er öffnete das Mieder des jungen Weibes und legte seine Hand an ihr Herz.

      Das Herz hatte aufgehört zu schlagen.

      Das Kind lag noch immer in den Armen seiner Mutter, nur war es zuletzt eingeschlafen.

      Franz Guichard nahm seine Last wieder und kehrte nach Hause zurück.

      Dort legte er seine Tochter auf sein Bett, befreite sachte die arme Kleine aus der Umschlingung der Todten, und ohne ein Wort zu sagen, ohne in seinen vertrockneten Augen eine Thräne zu finden, raffte er seine Geräthschaften zusammen und kehrte nach seinem Boote zurück.

       IV.

      Wo, in Folge der Einmischung der Großen der Erde, sehr wenig dazu fehlt daß im Jahr der Gnade 1817 Franz Guichard seinen kleinen Roman ebenso endigt wie wie kleinen Romane seiner Ahnen geendigt hatten

—–

      Wenn ein Wilderer Hasenpfeffer essen will, so sucht er, er mag nun den berühmten Lehrsatz der bürgerlichen Köchin kennen oder nicht, vor allen Dingen einen Hafen zu erbeuten.

      Als Franz Guichard auf den Einfall gerathen war Hausbesitzer zu werden, hatte er sich, bevor er Bruchsteine in der Ebene gesammelt, ferner auf den Inselchen der Marne sein bisschen Bauholz geholt und die Binsen an den Ufern des Flusses abgeschnitten hatte, einen Grund und Boden erwildert.

      Er hielt es für lächerlich Dinge zu kaufen die er sich umsonst verschaffen konnte.

      Die Republik confiscirte die Güter der Feinde des Vaterlands; unserem Franz Guichard bewies eine Logik daß er sich als vortrefflicher Bürger erweisen würde wenn er sich bei dem Verfahren der Republik betheiligte.

      Der Prinz von Condé befehligte das Emigrantencorps das am Rhein operierte; er hatte Franz Guichard, bevor dieser sich in den Mauern von Mainz verschloß, gar manchmal warm gemacht. Die Nation hatte die Güter des Geächteteten mit Beschlag belegt; der Fischer sagte sich daß die Nation es ihm wohl nicht verübeln würde wenn er auf dieselbe Weise wie sie gegen einen Mann verführe den er, so gut wie sie, als einen persönlichen Gegner zu betrachten das Recht hatte.

      Auf den alten Domänen der Familie Condé hatte Franz Guichard den Grund zu dem Hause gelegt das wir unter seinen Händen erstehen sahen.

      Er zeigte sich übrigens bescheiden und sehr gemäßigt bei seiner Besitznahme. Die Pärke Bannforste und Kaninchengehäge hatten seiner Familie Unheil genug gebracht um in ihm den Wunsch nach einem ähnlichen eigenen Besitz hervorzurufen; er konnte sich etwa ein Dutzend Morgen aneignen, und die Republik würde sich gewiß nicht beleidigt gefühlt haben. Er begnügte sich vier bis fünfhundert Meter einzuzäunen, die er in einen Garten umschuf, und wo die für die arme Haushaltung nothwendigen Gemüse sowie die Blumen wuchsen aus denen er am St. Ludwigstag seiner Frau einen Strauß wand.

      Das Consulat, sogar das Kaiserreich respectirte die demokratische Eroberung unseres Franz Guichard: unter Eroberern muß man sich schon etwas zu gut halten.

      Aber eine der ersten Folgen der Rückkehr der Bourbonen bestand darin daß man den Ursurpatoren, die nicht verkauften Güter wieder abnahm und sie ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgab. Mit Chantilly, seinen Wäldern und ungeheuren Jagdrevieren nahm der Erbe der Condés auch von Demjenigen Besitz was seinen Vätern in der Ebene von Varenne gehört hatte, und bald setzte sich ein Verwalter auf dem Hauptgute fest, an die beiden Enden des Gebiets aber wurden zwei Aufseher gestellt welche die Verrichtungen des verstorbenen Peter Maillard zu übernehmen hatten.

      Einer dieser Aufseher, derselbe für welchen das Häuschen bestimmt war das der Schwiegersohn des Fischers bewohnt hatte, war, wie Franz Guichard, aus der Umgegend von Ramboulliet: er war der Großneffe desjenigen welchen der Vater Guichard's getödtet hatte. Der Mord hatte, obschon er durch hie Hinrichtung des Verbrechers gesühnt worden, obschon Simonneau – so hieß der Aufseher des Prinzen von Condé – ihn nur durch die Ueberlieferung kannte, bei letzterem einen Gährungsstoff von Haß zurück gelassen welchen die Nachbarschaft mit dem Sohne des Mörders unvermeidlich wieder aufregen mußte.

      Dieß geschah in der That.

      Simonneau hatte nicht so bald erfahren daß der Marnefischer, der Schwiegervater seines Vorgängers, ein Guichard war, so schilderte er ihn seinem Verwalter mit den düstersten Farben, gab ihm eine kurze Geschichte dieser unverbesserlichen Wilddiebsfamilie und erklärte daß er, so lange ein so gefährlicher Mensch auf den Domänen des Prinzen wohne,nicht für die Erhaltung eines einzigen Fasans, eines einzigen Kaninchens gutzustehen vermöge.

      Die erste Folge dieser Erklärung war daß die beiden Aufseher, die Gendarmen und der Verwalter selbst dem armen Fischer aufzulauern anfingen.

      Man folgte ihm bei Tag, man bespionierte ihn bei Nacht.

      Seit seine Tochter und ihr Mann den beiden Jungen ins Grab gefolgt waren, hatte Franz Guichard sich äußerlich und innerlich gleich stark verändert: seine Haare waren schneeweiß geworden, seine

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