Der Pechvogel. Александр Дюма
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– Nein, antwortete Franz Guichard mechanisch.
– Also bekommt jedes von ihnen nach meinem Tod 5500 Franken. Außerdem noch was ihnen bei der Theilung meines Sparpfennigs zufällt, denn es ist auch ein Sparpfennig vorhanden, mein lieber Mann.«
– Mein Gott! mein Gott! rief Franz Guichard voll Betrübniß dazwischen.
– Ha, ha! das erschreckt Dich; zum Henker, man hat gearbeitet, siehst Du und der Weinberg ist einträglicher als der Fluß; man hat zu leben, fügte der Bauer mit einem Stolz hinzu der über seine gewöhnliche Vorsicht den Sieg davon trug. Nun wohl, sag' jetzt, willst Du daß ich Dir Gelegenheit geben soll das Ziel Deiner Wünsche zu erreichen?
– Ob ich es will? Ich glaube wohl daß ich es will!
Der Winzer nahm vom Kaminsims ein Buch, dessen Schnitt eben so schwarz war als seine Decke. Es war die Bibel.
– Ich habe, sagte er, da drinnen gelesen daß Jakob dem Laban zwanzig Jahre um seine Tochter Rahel diente. Füge Dich in die Bedingungen die Jakob eingegangen, und wenn Luise in zwanzig Jahren keine andere Wahl getroffen hat, nun wohl, so können wir sehen.
Vater Pommereuil begleitete seinen ewigen Refrain mit einem so boshaften Gelächter, daß Franz Guichard an der spöttischen Absicht desselben nicht zweifeln konnte. Er erhob sich barsch, ging hinaus und schlug die Thüre heftig zu.
Mitten im Hof spürte er eine Hand die ihn von hinten sacht am Kamisol zupfte. Es war Luise, die wahrscheinlich die Unterhaltung zwischen ihrem Vater und ihrem Liebhaber gehört hatte, denn ihr Gesicht schwamm in Thränen.
Guichard wollte ihr von seiner Verzweiflung vorsprechen; aber der Vater Pommereuil ließ sich an den Riegeln seiner Thüre vernehmen.
– Geh, geh! rief Luise indem sie ihre Worte mit einem Händedruck begleitete.
– Du kommst doch an den Fluß? fragte Franz Guichard.
– Ja, antwortete Luise mit einer Festigkeit welche den Fischer so vollkommen beruhigte, daß, als er die Anhöhe hinabging, trotz der schlimmen Absichten aus denen Vater Pommereuil keinen Hehl gemacht hatte, seine Stimme heller und klangvoller als je unter den Bäumen erscholl.
Von diesem Tag an kam Franz Guichard nicht mehr nach Chennevière, was nicht besagen will daß die Liebenden sich nicht mehr gesehen hätten; sie sahen sich im Gegentheil oft, und der Fischer sehnte sich nicht nach seinen Besuchen im Dorfe zurück, wo die Anwesenheit des Winzers, der früher stets die dritte Person bei ihren Unterhaltungen gewesen, eine Kälte um sich verbreitete die so schlecht zum Zustand ihrer Seelen paßte.
Eines Tages bemerkte Vater Pommereuil, der in seinem Weinberg arbeitete, auf der andern Seite des Flusses, just gegenüber der Spize der großen Insel von Varenne, vier armselige Mäuerchen die bereits zwei Fuß über die Erde emporragten, und an deren Erhöhung ein Mann mit unerhörtem Eifer arbeitete, indem er unverdrossen Stein auf Mörtel und Mörtel auf Stein legte.
Trotz der Entfernung erkannte der Edle den Fischer dessen Liebe zu seiner Tochter er so vortheilhaft ausgebeutet hatte.
– He! he! sagte er zu dieser, die ihm seine Pfähle einstecken half, der Dummkopf da drunten hat doch endlich eingesehen daß man sich ein Nest bauen muß bevor man eine Familie haben will. Wie er drauf los arbeitet! Sieh nur, Luise, und sieh auch was das für ein hübscher Käfig für den Vogel wird den er hineinsetzen will. Noch beinahe dem Erdboden gleich, hält das Mäuerchen schon nicht mehr recht das Gleichgewicht! Wenn ich daran denke daß Du, wenn Du einen so gescheiten Vater gehabt hättest, im Stande gewesen wärest Dich von diesem lumpigen Weißfischhändler beschwatzen zu lassen! Aber ich hielt die Bütte fest im Auge, und als ich sah daß es zu stark kochte, da machte ich der Gährung schnell ein Ende. Du wirst mirs gewiß danken, wenn Du siehst wie es dem armen Weibe geht das einmal da unten wohnen muß.
Zum Glück für das Mädchen war der Pfahl den ihr Vater in die Erde bohrte auf einen Stein gestoßen; er mußte sich bücken um ihn herauszureißen, und so konnte er Luisens Verwirrung und Verlegenheit nicht bemerken.
Von diesem Augenblicke an ließ Vater Pommereuil nicht einen einzigen Tag vergehen ohne daß er die Arbeiten des Fischers besichtigte. Die Mauern wuchsen empor; die Thüre wurde dem Fluß gegenüber angebracht; die Fenster öffneten sich auf beiden Seiten des Giebels, so daß Franz, ohne sein Haus zu verlassen, Alles sehen konnte was auf dem Flusse vorging, indem er vom einen Fenster aus den ganzen Lauf der Marne bis hinauf zur Insel Tire-Vinaigre, vom andern bis hinab zum Loch von Faviot beherrschte.
Als die Mauern aufgeführt waren, zimmerte Franz Guichard seine Sparren und Balken, bedeckte das Ganze mit einem Dach von Schilfrohr, und eines Tages sah Vater Pommereuil, der jeden neuen Fortschritt in diesem Bauwesen mit immer beißenderen Spöttereien empfing, wie der Fischer auf den Gipfel des Häuschens stieg und an das Kamin einen prächtigen Strauß von allen Frühlingsblumen heftete welche die Ufer seines vielgeliebten Flusses ihm zu liefern vermocht hatten.
Der Winzer lachte sich halb krank über ein Gebahren worin er eine unverzeihliche Anmaßung von Seiten eines so geringen Maurers erblickte. Er beschleunigte seine Arbeit um recht bald nach Chennevière zurückzukommen und Luisen von dieser neuen Lächerlichkeit ihres alten Liebhabers zu erzählen.
Das Mädchen schien die Fröhlichkeit des Vaters nicht zu theilen; sie erblaßte und blieb stumm; sie saß den Rest des Tages ganz nachdenklich da, und als der Abend kam, verschloß sie sich unter dem Vorwand einer Unpäßlichkeit in ihr Stübchen.
Um Mitternacht hatte sie sich indeß noch nicht schlafen gelegt; sie ging barfuß in dem schmalen Zimmerchen auf und ab; sie weinte, sie wand ihre Arme, sie befand sich augenscheinlich in einer gewaltsamen Aufregung; zuweilen sank sie auf ihre Kniee und betete inbrünstig.
Ein kleiner Kieselstein der an ihr Fenster flog unterbrach ihre Gebete; sie erhob sich hastig, öffnete das Fenster und sah Franz Guichard rittlings auf der Mauer sitzen die nach der Straße zu sah.
– Ach mein Gott! murmelte sie, wenn mein Vater erwachte! Wenn er ihn sähe! Er würde ihn vielleicht tödten!
Dieser Gedanke schien über alle unschlüssige Bedenken obzusiegen.
Sie gab ihrem Liebhaber ein Zeichen er solle sich gedulden und ja nicht in den Hof herabkommen; dann hob sie ein Päckchen auf nahm ihre Schuhe in die Hände, schlich behutsam durch die Kammer wo ihr Vater schlief, öffnete das Hofthor und reichte Franz Guichard ihre Hand dar; dieser hob sie in seine Arme, trug sie wie eine Mutter ihr Kind trägt, eilte, ohne sie die Erde berühren zu lassen, mit ihr den Hügel hinab und machte erst dann Halt als er seine kostbare Last in sein Schiff niedergelegt und die Ruder ergriffen hatte um das andere Ufer zu erreichen.
Es war Frühling; die Nacht war lau und duftig; ein sanfter Wind kräuselte leicht die Oberfläche des Wassers und spielte in den spitzen Blättern des Pfeilkrauts; der Mond warf seinen hellen Silberschein über den Fluß; in jedem Busche sang eine Nachtigall eine Liebeshymne.
Luise gab sich dem allmächtigen Einfluß dieses Schauspiels hin, ihre Thränen trockneten.
Es- war geschehen: Franz Guichard hatte nach Art und Weise der englischen Lords und der Helden gar vieler Romane seine Frau erobert.
III.
Wie es Gott gefiel