Der Pechvogel. Александр Дюма

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Der Pechvogel - Александр Дюма

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von der schönen Wäscherin gehört hatte, und während dieser Zeit glitt sein Schiffchen ganz sachte den Bach hinab, das Wurfnetz müßig über den Rand hingelegt; erst an der Mühle von Bonoeil bemerkte er daß er sein Garn auch nicht ein einziges Mal ausgeworfen hatte.

      Er nahm Pfeilkraut für die Anzeiger seiner Köder, und während er das Flußbett so genau kannte wie ein Bauer sein Ackerfeld, warf er sein Netz manchmal auf Schollen oder Baumstämme, von denen er es ganz zerfetzt zurückzog.

      Je weiter er fuhr, um so häufiger wurde seine Geistesabwesenheit.

      Eines Abends, als er ausgefahren war um seine Garnsäcke zurückzuziehen, hatte er sich wieder unvorsichtiger Weise diesen gefährlichen Gedanken hingegeben, und vermochte diejenige Fähigkeit seines Gehirnes die ihm in diesem Augenblick am nothwendigsten war, nämlich das Gedächtniß, nicht wieder zu finden. Von sechzehn Garnsäcken die er ausgeworfen hatte, verlor er vierzehn, und von diesen zog er noch einen ganz verkehrt aus dem Wasser heraus so daß ein prächtiger Karpfen der sich darin verfangen hatte entwischte und ins Wasser zurückfiel.

      Franz Guichard warf einen entsetzten Blick um sich, ob doch Niemand seine schülerhafte Ungeschicklichkeit gesehen habe; er brüllte laut auf vor Zorn, zerbrach seine Netzstange in tausend Stücke und warf die Trümmer weit von sich. Dann sank er auf seine Bank nieder und blieb einige Augenblicke ganz vernichtet sitzen; aber er war nicht von dem Teig aus welchem der liebe Gott die verzagten Liebhaber geschaffen hat. Er begriff daß er einen entscheidenden Entschluß fassen mußte, und zwar auf der Stelle.

      Mit einem wüthenden Ruderschlag drehte er sein Fahrzeug, landete am Ufer des Departement Seine und Marne, warf seinen Haken aus, band sein Schiffchen daran fest und schritt, mit jener verhängnißvoll entschlossenen Physiognomie die Wilhelm der Eroberer gehabt haben muß als er den Boden Englands betrat, nach Chennevière hinauf. Nur ersparten die Feinde des normannischen Herzogs ihrem künftigen Ueberwinder die Mühe und den Verdruß sie suchen zu müssen, indem sie seiner Armee entgegenzogen, während Franz Guichard das junge Mädchen das diese unglaubliche Verwirrung in seiner Seele angerichtet erst aufzufinden hatte.

      Er durchstreifte der ganzen Länge nach die Straße des Dorfes, wo seine Gegenwart einen gewissen Eindruck hervorrief; denn nicht sehr vertraut mit den, Regeln sogar bloß ländlicher Höflichkeit, öffnete der Flußwolf ohne Scheu alle Hausthüren an denen er vorüberkam, steckte seinen wilden Kopf hinein, besichtigte den ganzen Inhalt jeder Wohnung und entfernte sich dann wieder, ohne auf die Fluche der Männer, die Schimpfreden der Weiber und die Angstschreie der Kinder die mindeste Antwort zu geben.

      Er kam bis an die letzte Hütte auf der Straße von Champigny, ohne daß seine Hausuntersuchungen ein anderes Resultat gehabt hätten, als daß sie ihm ein Gefolge Von kleinen Jungen und Mädchen verschafften die ihm aus der Ferne nachzogen und ihr Interesse an seiner Narrheit durch ein verworrenes Geschrei kundgaben.

      Franz Guichard kam auf den Einfall einen von den neugierigen Burschen auszufragen; er war jedoch über die Art und Weise in Verlegenheit; er wußte nicht wie er den Gegenstand seiner Nachforschungen bezeichnen sollte: ein hübsches Gesicht ist kein Signalement.

      Nichts desto weniger ging er auf die kleine Truppe zu; diese aber hatte nicht so bald seine Absichten geahnt, als sie sich in wilder Unordnung auflöste: die Vorderen warfen sich auf die Hinteren, die Großen stießen die Kleinen um, die Einen fielen, die Andern brachten zu Fall, Alle entflohen als hätten sie Flügel, wie ein Schwarm Spatzen die beim Marodiren ertappt werden.

      Diese Wirkung. welche Franz Guichard gar nicht erwartet hatte, vollendete seine üble Laune: er ergriff Einen von denen die auf dem Pflaster liegen geblieben waren und schüttelte ihn so heftig, daß der arme Teufel in lautes Schluchzen ausbrach und flehend seine Händchen zu ihm emporstreckte.

      Franz Guichard versuchte vergebens ihn zu beruhigen; je freundlicher er zu dem Jungen sprach, um so, mörderischer schrie derselbe. Er mußte ihn zuletzt auf den Boden stellen; aber nun brach der kleine Schlingel in ein boshaftes Gelächter aus und lief aus Leibeskräften seinen Kameraden nach.

      Franz Guichard hatte seinen Gefangenen kaum losgelassen, als er es auch schon bereute; die Physiognomie des Jungen hatte, sobald er, nicht vor Angst Grimassen schnitt, eine Aehnlichkeit die ihm sehr aufgefallen war. Diese großen schwarzen Augen« die feucht unter den zerzausten Haaren strahlten welche ihm über die Stirne hereinhingen, hatte er schon irgendwo gesehen; das Lächeln das auf seinen Wangen spielte, welche fest wie ein Apfel und roth wie eine Kirsche waren, dieß war das Lächelnder hübschen Wäscherin.

      Der Fischer verfolgte seinen Gefangenen; aber, wenn Franz nicht übel lief, so war der keine Schlingel noch flinker. Er wandte sich in ein Gäßchen das sich längs der Kirche hinzog, warf am Ende desselben ein Karrenthor auf, sprang hinein und schloß es hinter sich zu; sodann verbarg er sich aus lauter Angst im Gemüsekeller.

      Dem guten Franz pochte sein Herz vor Hoffnung, denn dieses Gäßchen und dieses Hans hatte er nicht untersucht.

      Er trat entschlossen da ein wo er den Jungen verschwinden gesehen, und nun befand er sich in einem Hof mit einer großen Miste, auf welcher Hühner gackerten und Enten schnatterten.

      Aber es waren nicht blos Hühner und Enten in diesem Hof. Es befand sich auch ein Wagen da, und neben diesem ein Mann von ungefähr fünfzig Jahren der aus einem Schober Heu nahm um Bündel daraus zu machen; überdieß stand auf dem Wagen selbst ein junges Mädchen welches diese Bündel, symmetrisch zwischen die Leitern des Wagens legte, je nachdem der Mann sie ihr hinbot.

      Als das junge Mädchen Franz Guichard bemerkte, wurde sie roth; aber der Fischer wurde noch röther, denn er hatte die hübsche Wäscherin erkannt.

      – Guten Tags sagte der Mann mit dem Heu, ohne seine Arbeit zu unterbrechen.

      – Guten Tags antwortete Franz Guichard, indem er sich an den Schober feststellte, denn sein Rennlauf hatte ihn ganz außer Athem gebracht.

      Es entstand ein Stillschweigen, denn der Herr des Hauses als ein echter pfiffiger Bauer wollte seinem Gast den Gefallen nicht erweisen ihn zu fragen, und wartete bis er selbst den Zweck seines Besuches erklären würde.

      – Ich komme um mit Euch über ein Geschäft zu sprechen, sagte endlich Franz Guichard mit einem bedeutungsvollen Blick auf das junge Mädchen, das mit verdoppeltem Eifer am Heu arbeitete um seine Verlegenheit zu verbergen.

      – Ah! Ihr kommt um Wein zu kaufen? das wird heuer eine theure Waare werden, mein Junge; nicht als ob die Reben erfroren oder die Trauben abgefallen wären; nein, es war weder zu trocken noch zu naß, aber der Teufel hat es gesehen, die Trauben geben nicht aus: es wird schwer halten bis man nur eine Tonne bekommt.

      – Nein, ich komme nicht um Wein bei Euch zu holen, antwortete Franz Guichard, der wohl einsah daß seine Erklärung, wenn er sie nicht vom Zaun herunterreiße, immer schwerer werde. Ich wollte Euch um die Hand Eurer Tochter bitten.

      Der Weingärtner schaute nicht auf, sondern musterte bloß den Liebhaber mit ganz besonderer Lebhaftigkeit vom Wirbel bis zur Zehe.

      – Ah! Das ist etwas Anderes, sagte er, obschon es sich auch hören läßt. Sie ist eine tüchtige Arbeiterin, meine Luisa Da schaut her. Sie hält Euch einen Zentner Heu in die Höhe und mäht, daß es eine wahre Lust ist. Ihr müßt es einmal sehen. Aber hört einmal, fuhr der Winzer fort, welcher nicht der Mann zu sein schien der eines gute Gelegenheit hinaus ließ, wenn Ihr zur Familie gehören wollt, so müßt Ihr Euch zeigen, mein Junge, und statt daß Ihr wie ein Taugenichts an diesem Schober stehen bleibt, müßt Ihr uns den Wagen ausladen helfen. He, he, he! Die Thaler die ich morgen in der Stadt dafür erhalte, werden eines Tags vielleicht in den Schrank meiner Tochter kommen. Vorwärts, vorwärts an die Arbeit!

      Diese Worte

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