Der Pechvogel. Александр Дюма

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Der Pechvogel - Александр Дюма

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Ereigniß machte Lärm in der Ebene und auf der Höhe.

      Acht Tage lang brauchten sich die Gevatterinnen, von Joinville bis Ormesson, von Gravelle bis Sucy, nach keinem andern Text für ihre Klatschereien umsehen. Lange Zeit schwatzten die am Ufer knieenden Wäscherinnen von diesem Abenteuer, während sie mit dem Bläuel auf ihre Wäsche losklopften.

      Im Allgemeinen und mit Ausnahme einiger bösartigen Murrköpfe gab Jedermann dem alten Pommereuil Unrecht. Der Winzer hatte zu früh frohlockt. Ohne alle Ahnung davon daß das Schicksal ihm solche Repressalien gedachte, hatte er die Unvorsichtigkeit begangen sich öffentlich über die Geduld und Einfalt des Fischers lustig zu machen, und dagegen die Feinheit und Pfiffigkeit zu rühmen womit er gegen Leidenschaft für Luise auszudeuten gewußt habe.

      Man verspottete ihn und dadurch wurde sein Grimm über den Räuber immer giftiger.

      Chennevière besaß einen Maire, einen rechtschaffenen Mann der übrigens die reinsten Grundsätze jener Epoche eingesogen hatte, einen wahren Römer in Holzschuhen. Man nannte ihn den Bürger Cornelius.

      Als Bürger Cornelius durch die Fama den Vorfall erfuhr, begab er sich zu seinem Untergebenen und predigte ihm nach seiner Art und Weise; er erkannte zwar die Rechte des Vaters an, aber blos um dagegen an die älteren und unverjährbaren Rechte der Natur zu appellieren. Er beschwor ihn sich dieser erhabenen Kundgebung des freien Willens nicht zu widersetzen; er sprach von Plato, er sprach von Rousseau, er wurde fast bis zu Thränen gerührt, als er ihm das Glück des Vaters schilderte dem es vergönnt sei im Verein mit Amor zwei liebenden jungen Leuten den Kranz Hymens auf die, Stirne zu drücken.

      Diese Predigt rührte den Vater Pommereuil sehr wenig; aber glücklicher Weise machte ein Nachbar, ein etwas schreibereiverständiger Krämer, ihn darauf aufmerksam daß Luise majorenn sei, folglich ihr Muttergut ansprechen und mittelst gewisser sehr theurer Formalitäten über den bösen Willen ihres Vaters obsiegen könnte, und so gab der alte Bauer nach.

      Er verabscheute seinen künftigen Schwiegersohn, zwanzigmal des Tags wünschte er aus vollem Herzen derselbe möchte an seinem Wurfnetz hängen bleiben und in die tiefste Marne hinabfahren; aber wenn er bedachte daß ein schönes Stück Geld, das er als sein bleibendes Eigenthum zu betrachten sich angewöhnt hatte, diesem Lumpenpack von Gerichtsschreibern in die Hände fallen sollte, so erschien ihm dieß als ein Aberwiz womit er sein Gewissen unmöglich belasten konnte.

      Er willigte also darein daß Luise Pommereuil die Ehefrau des Franz Guichard wurde, jedoch unter der Bedingung daß sie einen förmlichen Verzicht auf die Hinterlassenschaft ihrer seligen Mutter unterzeichnete.

      Franz Guichard war also besser daran als seine Ahnen je geträumt hatten.

      Nicht blos herrschte er als unumschränkter Gebieter über die Marne, nicht blos konnte er nach freiem Belieben seine Geräthschaften darauf spazieren führen, ohne händelsüchtige Aufseher oder eifersüchtige Eigenthümer fürchten zu müssen, nein, er besaß auch die einzige Frau die er je geliebt hatte, und was noch weit erstaunlicher ist, diese Frau hielt mehr als das junge Mädchen versprochen hatte.

      Wenn je ein enthusiastischer Eheherr auf seine Hälfte die Bezeichnung Schatz anwenden konnte, so war es Franz Guichard. Luise war rüstig, dabei aber sanft und unterwürfig; folglich hatte Frankreichs Himmel nie eine so vollendete Hausfrau gesehen.

      Sie flickte die Netze ihres Mannes; sie begleitete ihn auf dem Fluß, sie lenkte das Schiff wie ein echter Fischerknabe, und zwar mit solcher Geschicklichkeit, daß ihre Ruder so wenig Lärm auf dem Wasser machten, als eine Breitjungfer die über die Seeblumen hin hüpft, und daß Franz Guichard, wenn seine Leinen sich irgendwo verfingen, niemals genöthigt war nach dem letzten Mittel, zum Messer zu greifen. Ueberdieß wußte sie es trotz all ihrer Geschäfte immer so einzurichten, daß er, wenn er nach Hause kam, eine Suppe oder einen Ragout fertig vorfand, was dem Fischersmann in seiner Hütte auf der Inselspitze eine Idee von den gastronomischen Genüssen der Bürger Direktoren im Luxembourg beibrachte.

      Mit all diesen Vorzügen verband Luise noch einen anderen, der sich bei armen Weibern die neben schwerer Handarbeit die Schmerzen der Mutterschaft durchzumachen haben sehr selten vorfindet: sie blieb schön. Allerdings hatte die Sonne ihren einst so weißen Armen, ihrem ehemals so frischen Gesichte die Farbe des florentinischen Erzes verliehen, aber ihre Züge blieben rein, und diese warme, männliche Färbung stand ihr vortrefflich zu Gesichte.

      Zwanzig Jahre hindurch war Franz Guichard gewiß der glücklichste Mann seines Departements, obschon dieß das Departement der Seine war, das diverse Millionäre unter seinen Bewohnern zählte.

      Aber das Glück gleicht jenen Wucherern die den reichen Söhnen ihre Casse öffnen, deren habgierige Gefälligkeit und eigennützige Beeiferung aber bei der Berechnung der Zinsen grell zu Tage kommen.

      Der Verfalltag nahte für die arme Familie in Varenne.

      Im Jahr 1813 besaßen Franz Guichard und Luise Pommereuil drei schöne Kinder: zwei Söhne und eine Tochter.

      Die Conseciption nahm ihnen die beiden Jungen weg.

      Der Fischer ertrug diese erste Prüfung ziemlich gut, denn seine Erinnerungen an die Belagerung von Mainz verliehen ihm Kraft: er gedachte des Orcans von Eisen und Blei in dessen Mitte er drei Monate lang gelebt hatte; er sprach mit einer gewissen Verachtung davon und behauptete die Canone mache mehr Lärm als nöthig sei.

      Luisens Herz blutete und ihre Augen weinten, Sie hätte gerne ihre zwei Kinder loskaufen mögen, aber in jenen Zeiten war das Menschenblut theuer, und mit den Mitteln der armen Familie war es schlecht bestellt. Aus Rache für den Ungehorsam seiner Tochter hatte der alte Pommereuil wieder geheirathet, und trotz seiner sechzig Jahre hatte ein neuer Nachwuchs die Zahl seiner Erben vermehrt, so daß bei seinem Tod der Antheil seiner ältesten Tochter auf die Hälfte herabgeschmolzen war. Inzwischen konnte man durch Verkauf der Weinberge vielleicht für einen der beiden Söhne einen Ersatzmann erschwingen; aber nun entstand ein Wettstreit an Edelmuth unter den Brüdern, und da der eine nicht ohne den andern bleiben wollte, so war die Folge daß beide abzogen. Franz Guichard und seine Frau blieben allein im Hause, denn ihre Tochter war schon seit einem Jahr verheirathet.

      Sie hatte einen alten Soldaten dem man nach der Schlacht bei Wagram ein Bein abgenommen, und welcher der Busenfreund von Franz Guichard geworden war.

      Dieser Veteran hatte als Invalidenlohn die Aufseherei über die Staatswaldungen von Varenne erhalten.

      Kraft des traditionellen Rückstoßes jagte Franz Guichard nicht, sah aber gerne zu. Mehrere Male hatte der Fischer, wenn Peter Maillard – so hieß der alte Kriegsmann – dem Federvieh seiner Herren zu Leibe ging, ihn als Liebhaber begleitet. Der Forstmann hatte ein Kaninchen angeboten, der Wassermann hatte sich mit einer Platte Fische revanchirt, und Plaudereien hatten vollendet was kleine Geschenke begonnen. Peter Maillard war hoch erfreut gewesen in den Einöden von Varenne einen Mann zu treffen der zum Handwerk gehört hatte und mit dem er über die edle Kriegskunst plaudern konnte; Franz Guichard seinerseits, der sich noch immer auf seine Anwesenheit bei der Belagerung von Mainz viel zu gut that, blieb ihm keine Antwort schuldig.

      Mitten in der Erzählung des egyptischen Feldzugs, nach einer malerischen Schilderung der geheimnißvollen Harems der Paschas, war Peter Maillard auf diese Idee einer Verbindung gekommen welche die Bande zwischen den beiden Freunden noch fester knüpfen würde.

      Der Fischer hatte ihn mit Enthusiasmus, Luise mit einer gewissen Kälte, das junge Mädchen mit Ergebung angenommen, denn er stand nicht mehr in der ersten Jugend, und trotz fünf oder sechs Narben die ihm, wie er behauptete, ein gewisses Etwas verliehen, war er niemals schön gewesen.

      Trotz einigem Widerwillen von Seiten der beiden Frauenzimmer

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