Der Wolfsführer. Александр Дюма

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Der Wolfsführer - Александр Дюма

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Zeit, wo ein fähiger Bursche es zu Allem bringen kann.

      Er hatte ihm eine Erziehung geben lassen, die weit über seine sociale Stellung hinausging. Thibault war beim Abbé Fortier, dem Lehrer von Villers-Coterets, in die Schule gegangen; er konnte lesen, schreiben und rechnen; er hatte sogar etwas Latein gelernt, worauf er sich nicht wenig einbildete.

      Thibault hatte viel Zeit auf das Lesen verwendet. Er hatte besonders diejenigen Bücher gelesen, die am Ende des vorigen Jahrhunderts an der Tagesordnung waren. Ein ungeschickter Chemiker, hatte er das Gute vom Schlechten nicht zu scheiden verstanden, oder vielmehr, er hatte das Schlechte ausgeschieden, hatte dieses hauptsächlich in großen Dosen verschlungen und das Gute auf den Grund des Glases hinabsinken lassen.

      Freilich hatte Thibault mit zwanzig Jahren von etwas ganz Anderem geträumt, als daß er Holzschuhmacher werden sollte. Er dachte einen Augenblick an den Kriegerstand.

      Aber seine Kameraden, welche die doppelte Livree des Königs und Frankreichs getragen hatten und als Soldaten in den Dienst getreten waren, hatten sämmtlich als Gemeine den Abschied bekommen und sich in fünf- oder sechsjähriger drückendster Knechtschaft nicht einmal die Corporalsborten erwerben können.

      Thibault dachte einen Augenblick an den Marinedienst.

      Aber eine Laufbahn in der Marine war den Plebejern noch weit strenger verschlossen als in der Landarmee.

      Nach fünfzehn bis zwanzig Jahren, voll von Gefahren aller Art, von Stürmen und Kämpfen, konnte er es im besten Fall bis zum Bootsmann bringen.

      Nun war Thibaults Ehrgeiz nicht aus das kurze Wamms und die Hose von Segeltuch gerichtet, sondern auf den königsblauen Frack, die rothe Weste und die goldene Epaulette, die einer Katzenpfote gleicht.

      Aber es war nicht ein einziges Beispiel vorhanden, daß der Sohn eines Holzschuhmachers Fregattencapitain, oder auch nur Lieutenant, ja selbst Fähnrich geworden wäre.

      Er mußte auf den Marinedienst verzichten.

      Thibault wäre auch nicht ungern Notar geworden. Er dachte einen Augenblick daran, bei Herrn Niquet, dem königlichen Gerichtsschreiber, als Laufjunge einzutreten und sich mit seinen Kniekehlen und der Federspitze seine Grade zu erwerben.

      Aber wenn er es einmal bis zum Oberschreiber mit hundert Thalern jährlich gebracht hatte, woher sollte er dann die dreißigtausend Franken nehmen, die selbst das armseligste Dorfbureau kostet?

      Es war also ehenso unmöglich, Gerichtsschreiben als Land- oder Marineoffizier zu werden.

      Mittlerweile starb Thibaults Vater.

      Er hinterließ wenig baares Geld, blos ungefähr die Beerdigungskosten.

      Man beerdigte ihn also, und da blieben für Thibault noch drei oder vier Pistolen übrig.

      Thibault verstand sein Handwerk sehr gut: er war ein ausgezeichneter Holzschuhmacher. Aber die beständige Beschäftigung mit dem Bohrer und dem Holzmesser sagte seinen Neigungen nicht zu.

      So geschah es denn, daß er, nachdem er in einer letzten Regung von Klugheit das Handwerkszeug seines Vaters bei einem Freund in Verwahrung gegeben, alle seine Möbel, vom ersten bis zum letzten, verkaufte und mit dem Erlös, der sich auf 540 Franken belief, die sogenannte Tour durch Frankreich zu machen beschloß.

      Thibault blieb drei Jahre unterwegs. Er hatte auf seiner Wanderschaft kein Glück gemacht, aber er hatte Mancherlei gelernt, was er noch nicht gewußt, und sich Talente erworben, die er noch nicht besessen hatte.

      Er hatte gelernt, daß es zwar schicklich und räthlich sein möge, einem Geschäftsmann gegenüber sein Wort: einzulösen, daß es aber ganz und gar unnöthig sei, einem Mädchen einen Liebesschwur zu halten.

      So viel von seiner moralischen Ausbildung.

      Was seine physische Entwickelung betraf, so war er ein Meister im Guiguentanz geworden, hatte das Stockfechten so gut gelernt, daß er sich gegen vier Mann vertheidigen konnte, und führte den Spieß trotz dem besten Jägerburschen.

      Alles das hatte nicht: wenig dazu beigetragen, Thibaults angebornen Stolz noch zu vergrößern, und da er sah, daß er schöner, kräftiger und gewandter war, als mancher Adelige, so fragte er die Vorsehung: »Warum bin ich nicht als Edelmann geboren worden, und warum ist dieser und jener Edelmann nicht als Bauer auf die Welt gekommen?«

      Aber da es der Vorsehung gar nicht einfiel, auf Thibaults Interpellationen Rede zu stehen, da er ferner mit seinem Tanzen, Stockfechten und Spießwerfen sich nur ermüdete, ohne für seines Leibes Nothdurft und Nahrung zu sorgen, so dachte er zuletzt wieder an sein altes bescheidenes Handwerk und sagte zu sich, so gut es den Vater ernährt habe, so gut werde es wohl auch den Sohn ernähren.

      Er holte also sein Handwerkszeug wieder und ging damit schnurstracks zum Intendanten der Güter des Herzogs Ludwig Philipp von Orleans. Er bat um Erlaubniß eine Hütte im Wald zu bauen, wo er sein Gewerbe treiben könnte, und dies wurde ihm gern gewährt, weil der Intendant aus Erfahrung wußte daß der Herr Herzog von Orleans ein sehr menschenfreundlicher Herr war und nicht weniger als 240,000 Franken jährlich den Armen schenkte. Warum sollte er also nicht einem brauen Handwerker, der arbeiten wollte, dreißig oder vierzig Fuß Land vergönnen?

      Da es Thibault freigestellt wurde, seinen Wohnsitz an irgend einem beliebigen Platz in; Walde: aufzuschlagen, so wählte er den Kreuzweg von Osières, der in der schönsten Gegend des Waldes lag, eine Viertelstunde von Oigny und drei Viertelstunden von Villers-Coterets.

      Der Holzschuhmacher baute also seine Werkstatt, halb mit den alten Brettern, die Herr Parisis, ein Holzhändler in der Nachbarschaft, ihm schenkte, halb Mit der Aesten, die ihm der Intendant im Wald abzuhauen erlaubte.

      Die Hütte bestand aus einem wohlverwahrten Schlafzimmer, wo er im Winter, und einem Schirmdach, wo er im Sommer arbeiten konnte. Als sie fertig war, bereitete er sich auch ein Bett.

      Dieses Bett war für den Anfang weiter nichts, als eine Streu von Farnkraut.

      Nachdem er sodann etwa hundert Paar Holzschuhe gemacht und an den Krämer Bedeu in Villers-Coterets verkauft hatte, gab er von diesem ersten Gelde ein Draufgeld auf eine Matratze, zu deren Abbezahlung man ihm ein Vierteljahr Zeit ließ.

      Die Bettstatt war nicht schwer herzustellen.

      Thibault war nicht blos Holzschuhmacher, sondern auch ein wenig Schreiner. Er machte steh eine hölzerne Bettstatt, flocht aus Garten und Weidenzweigen eine Unterlage zusammen, legte seine Matratze darauf, und das Nachtlager war fertig.

      Dann kamen allmählig und nach und nach die Betttücher und die Decken.

      Hierauf das Kohlenbecken, um Feuer zu machen, die irdene Casserolle, um auf dem Kohlenbecken zu kochen, endlich das Fayencegeschirr, um das Gekochte darauf zu essen.

      Nach Jahresfrist vermehrte sich Thibaults Mobiliar um eine schöne eichene Mulde und einen schönen Nußbaumschrank, zwei Stücke, die er, wie seine Bettstatt, ganz allein machte.

      Und bei all dem ging das Handwerk, denn Thibault suchte Seinesgleichen, um aus einem Stück Buchenholz ein Paar Holzschuhe herauszubekommen und die Abfälle seiner Hauptarbeit noch zu Löffeln, Salzbüchschen, kleinen Mulden und dergl. zu verwerthen.

      Thibault war also seit drei Jahren, d.h. seit seiner Rückkehr von seiner Reise durch Frankreich, in seiner Werkstatt eingerichtet, und während dieser ganzen Zeit hatte man ihm nur eins vorwerfen können, was wir Ihm bereits vorgeworfen haben, nämlich,daß er das Glück seiner Nebenmenschen mit

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