Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма страница 107
»Es ist der Herr Marquis von Favras, Madame.«
»Ah!« versetzte die Königin, »wir kennen ihn; und Sie glauben an seine Ergebenheit, Herr Baron?«
»An seine Ergebenheit, ja, Madame, ich glaube nicht nur daran, sondern ich bin derselben sicher.«
»Geben Sie wohl Acht, mein Herr,« sprach der König, »Sie behaupten viel.«
»Das Herz richtet mit dem Herzen, Sire. Ich verbürge mich für die Ergebenheit von Herrn von Favras. Was die Güte seines Planes, was die Chancen des Gelingens betrifft, oh! das ist etwas Anderes. Ich bin zu jung und, wenn es sich um das Heil des Königs und der Königin handelt, zu klug, um es zu wagen, eine Meinung hierüber auszusprechen.«
»Und dieser Plan, lassen Sie hören, wie weit ist er?« sagte die Königin.
»Madame, er ist bei seiner Ausführung, und wenn der König geruht, heute Abend ein Wort zu sagen, einen Wink zu geben, so wird er morgen um diese Stunde in Peronne sein.«
Der König schwieg. Monsieur zerknitterte einen armen schuldlosen Herzbuben.
»Sire,« fragte die Königin, indem sie sich an ihren Gemahl wandte, »haben Sie gehört, was der Baron gesagt hat?«
»Ja, gewiß, ich höre,« antwortete der König, die Stirne faltend.
»Und Sie, mein Schwager?« fragte die Königin Monsieur.
»Ich bin nicht tauber als der König.«
»Nun, das sagen Sie dazu? Das ist ein Vorschlag, wie mir scheint.«
»Allerdings,« erwiederte Monsieur, »allerdings.«
Dann wandte er sich an Isidor und sprach:
»Auf, Baron, wiederholen Sie uns dieses hübsche Couplet.«
Isidor antwortete:
»Ich sagte, der König habe nur ein Wort zu sprechen, einen Wink zu geben, und durch die von Herrn von Favras getroffenen Maßregeln werde er nach vierundzwanzig Stunden in Sicherheit in seiner Stadt Peronne sein!«
»Nun, mein Bruder,« fragte Monsieur, »ist das, was Ihnen der Baron da vorschlägt, nicht verführerisch?«
Der König wandte sich rasch gegen Monsieur um, heftete seinen Blick auf den seines Bruders und sagte:
»Und wenn ich reise, reisen Sie mit mir?«
Monsieur wechselte die Farbe; seine Backen zitterten von einer Bewegung, die er nicht zu bemeistern vermochte.
»Ich?« versetzte er.
»Ja, Sie, mein Bruder,« wiederholte Ludwig XVI.; »Sie, der Sie mich auffordern, Paris zu verlassen, Sie frage ich: Wenn ich reise, reisen Sie mit mir?«
»Aber,« stammelte Monsieur, »ich war nicht in Kenntniß gesetzt, es sind keine Anstalten bei mir getroffen.«
»Wie! Sie waren nicht in Kenntniß gesetzt,« sagte der König, »und Sie lieferten Herrn von Favras das Geld! Es sind keine Anstalten bei Ihnen getroffen, und Sie sind Stunde für Stunde davon unterrichtet, auf welchem Punkte das Complot steht!«
»Das Complot!« wiederholte Monsieur erbleichend.
»Gewiß, das Complot . . .denn das ist ein Complot, ein so ächtes Complot, daß, wenn man es entdeckt, Herr von Favras eingekerkert, in das Chatelet geführt und zu Tode verurtheilt wird, wenn Sie ihn nicht durch Bitten und Geld retten, wie wir Herrn von Besenval gerettet haben.«
»Wenn der König Herrn von Besenval gerettet hat, so wird er auch Herrn von Favras retten.«
»Nein, denn was ich für den Einen vermochte, werde ich wahrscheinlich nicht für den Andern vermögen. Ueberdies war Herr von Besenval mein Mann, wie Herr von Favras der Ihrige ist. Jeder rette den seinigen, mein Bruder, und wir werden Beide unsere Pflicht gethan haben.«
Nachdem er diese Worte gesprochen, stand der König auf.
Die Königin hielt ihn am Flügel seines Rockes zurück.
»Sire,« sprach sie, »ob Sie zurückweisen, ob Sie annehmen wollen, Sie sind Herrn von Favras eine Antwort schuldig.«
»Ich?«
»Ja; was wird der Baron von Charny im Namen des Königs antworten?«
»Er wird antworten,« erwiederte Ludwig XVI., während er seinen Rock von den Händen der Königin losmachte, »er wird antworten, der König könne nicht erlauben, daß man ihn entführe.«
Und er entfernte sich.
»Das will besagen,« bemerkte Monsieur, »wenn der Marquis von Favras den König ohne seine Erlaubniß entführe, so werde er sehr willkommen sein, unter der Bedingung indessen, daß er reussire, denn Jeder, der nicht reussirt, ist ein Dummkopf, und in der Politik verdienen die Dummköpfe doppelt bestraft zu werden.«
»Herr Baron,« sprach die Königin, »noch heute Abend, ohne einen Augenblick zu verlieren, laufen Sie zu Herrn von Favras und sagen Sie ihm die eigenen Worte des Königs: »»Der König kann nicht erlauben, daß man ihn entführt.«« Es ist seine Sache, sie zu begreifen, oder die Ihrige, sie ihm zu erklären . . .Gehen Sie.«
Der Baron, der mit Recht die Antwort des Königs und die Aufforderung der Königin als eine doppelte Einwilligung betrachtete, nahm seinen Hut, eilte hinaus, sprang in einen Fiacre und rief dem Kutscher zu: »Place Royale, Nr. 21.«
XLIII
Was die Königin in einer Caraffe zwanzig Jahre früher im Schlosse Taverney gesehen hatte
Der König, als er vom Spieltische ausstand, wandte sich zu der Gruppe der jungen Leuten, deren munteres Gelächter, noch ehe er in den Salon eintrat, seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Sobald er sich der Gruppe näherte, trat das tiefste Stillschweigen ein.
»Nun, mein Herren,« sagte er, »ist denn der König so unglücklich, daß er die Traurigkeit mit sich trägt?«
»Sire,« murmelten die jungen Leute.
»Die Heiterkeit war groß und das Gelächter geräuschvoll, als ich vorhin mit der Königin eintrat,« sprach Ludwig XVI.
Was die Königin gesehen hatte.
Dann schüttelte er den Kopf und fügte bei:
»Wehe den Königen, vor denen man nicht zu lachen wagt!«
»Sire,« versetzte Herr von Lameth, »die Ehrfurcht! . . .«
»Mein lieber Charles, wenn Sie an den Sonntagen und Donnerstagen aus der Pension kamen und ich Sie zur Belustigung nach Versailles rufen ließ, enthielten Sie sich da auch des Lachens, weil ich da war? Ich sagte soeben: »»Wehe den Königen, vor denen man nicht zu lachen wagt.«« Ich sage nun: »»Glücklich sind die Könige, vor denen man lacht!««
»Sire,« erwiederte Herr von Castries, »der Gegenstand, der uns