Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма

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Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4 - Александр Дюма

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meine Herren,« sagte er, »Sie lachen; wenn aber diese Maschine von Herrn Guillotin bestimmt wäre, den unglücklichen Verurtheilten erschreckliche Leiden zu ersparen! Was verlangt die Gesellschaft, wenn sie den Tod eines Schuldigen fordert? Die reine, einfache Unterdrückung des Individuums. Wird diese Unterdrückung von Leiden begleitet, wie beim Rade, wie bei der Viertheilung, so ist es nicht mehr Gerechtigkeit, sondern Rache.«

      »Aber, Sire,« bemerkte Suleau, »wer sagt Eurer Majestät, der Schmerz sei durch das Factum der Trennung des Kopfes vom Rumpfe aufgehoben, unterdrückt? Wer sagt Ihnen, das Leben bestehe nicht zugleich in diesen zwei Stümpfen fort, und der Sterbende leide nicht doppelt, da er das Bewußtsein seiner Dualität habe?«

      »Das ist eine Frage, welche die Leute der Kunst zu erörtern haben; es muß übrigens, wie ich glaube, diesen Morgen in Bicêtre ein Versuch gemacht worden sein. Hat Niemand von Ihnen diesem Versuche beigewohnt?«

      »Nein, Sire! nein, nein, nein!« riefen beinahe gleichzeitig zwölf bis fünfzehn spöttische Stimmen.

      »Ich war dabei,« sprach eine ernste Stimme.

      Der König wandte sich um und erkannte Gilbert, welcher während der Discussion eingetreten war, sich ehrerbietig der Gruppe genähert hatte und, nachdem er bis jetzt geschwiegen, nun aus die Frage des Königs antwortete.

      »Ah! Sie da, Doctor?« sagte der König schauernd; »ah! Sie waren dabei?«

      »Ja, Sire!«

      »Und ist der Versuch gelungen?«

      »Vollkommen bei den zwei Ersten; doch beim Dritten, obgleich der Rückgrat durchschnitten war, mußte man die Trennung des Kopfes mit einem Messer vollenden.«

      Die jungen Leute horchten mit offenem Munde und stieren Augen.

      »Wie, Sire,« sagte Charles Lameth, der sichtbar im Namen aller Andern und in dem seinigen sprach, »man hat drei Menschen heute Morgen hingerichtet?«

      »Ja, meine Herren!« antwortete der König, »nur waren diese Menschen Leichname, welche das Hotel-Dien geliefert hatte. Und Ihre Ansicht, Gilbert?«

      »Worüber, Sire?«

      »Ueber das Instrument.«

      »Sire, das ist offenbar ein Fortschritt neben allen bis heute erfundenen Maschinen derselben Art; doch der Unfall, der sich beim dritten Leichname zugetragen hat, beweist, daß diese Maschine der Vervollkommnung bedarf.«

      »Und wie ist sie gemacht?« fragte der König, bei dem der Geist der Mechanik erwachte.

      Gilbert versuchte es, eine Erläuterung zu geben; da aber der König nach den Worten des Doctors die Form des Instrumentes nicht genau auffassen konnte, so sagte er:

      »Kommen Sir, Doctor; hier aus diesem Tische sind Federn, Tinte und Papier. Sie zeichnen, glaube ich?«

      »Ja, Sire.«

      »Nun, so machen Sie mir eine Skizze, und ich werde besser begreifen.«

      Und da es die jungen Leute, durch die Ehrfurcht zurückgehalten, nicht wagten, dem König zu folgen, ohne aufgefordert sein, so fügte Ludwig XVI. bei:

      »Oh! kommen Sie, kommen Sie, meine Herren, diese Fragen interessiren die ganze Menschheit.«

      »Und dann, wer weiß,« sagte Suleau halblaut, »wer weiß, ob nicht Einer von uns zu der Ehre, Mademoiselle Guillotine zu heirathen, bestimmt ist! Auf, meine Herren, wir wollen mit unserer Braut Bekanntschaft machen!«

      Alle schlossen sich dem König und Gilbert an und gruppirten sich um den Tisch, an den sich Gilbert, um seine Zeichnung leichter auszuführen, auf die Einladung des Königs setzte.

      Gilbert begann die Skizze der Maschine, deren Linien Ludwig XVI. mit der ängstlichsten Aufmerksamkeit folgte.

      Nichts fehlte daran, weder die Plattform, noch die Treppe, welche auf diese führte, noch die zwei Säulen, noch die Schaukel, noch das kleine Fenster, noch das Eisen in Form eines Halbmonds.

      Kaum hatte er diese letzte Einzelheit beendigt, als ihn der König zurückhielt.

      »Wahrhaftig!« sagte er, »man darf sich nicht wundern, daß der Versuch mißglückt ist, besonders beim dritten Male.«

      »Wie so, Sire?« fragte Gilbert.

      »Das rührt von der Form des Messers her,« erwiederte Ludwig XVI,; »man muß keinen Begriff von der Mechanik haben, um einem Gegenstande, der die Bestimmung hat, eine Widerstand bietende Materie zu durchschneiden, die Form eines Halbmonds zu geben.«

      »Welche Form würde ihm denn Eure Majestät geben?«

      »Das Ist ganz einfach, die eines Dreiecks.«

      Gilbert suchte seine Zeichnung zu berichtigen.

      »Nein, nein, nicht dies,« rief der König, »nicht dies. Geben Sie mir Ihre Feder.«

      »Sire,« sagte Gilbert, »hier ist die Feder, hier der Stuhl.«

      »Warten Sie, warten Sie,« versetzte Ludwig XVI., Fortgerissen von seiner Liebe für die Mechanik; »machen Sie mir das Messer schräge, so  . . .ja!  . . .so  . . .und ich steht Ihnen dafür, daß Sie fünfundzwanzig Köpfe hintereinander abschneiden würden, ohne daß das Eisen bei einem einzigen widerspänstig wäre.«

      Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als ein herzzerreißender Schrei, ein Schrei des Schreckens, beinahe des Schmerzes, über seinem Haupte erscholl.

      Er wandte sich um und sah die Königin bestürzt, bleich wanken und dann ohnmächtig in die Arme von Gilbert fallen.

      Wie die Andern von der Neugierde angetrieben, war sie an den Tisch getreten, hatte sich über den Stuhl des Königs geneigt und in dem Augenblick, wo er den Hauptpunkt verbesserte, die häßliche Maschine erkannt, welche sie Cagliostro, zwanzig Jahre früher, im Schlosse Taverney-Maison-Rouge hatte sehen lassen.

      Bei diesem Anblick hatte sie nur noch die Kraft gehabt, einen Schrei auszustoßen, und war, nachdem sie das Leben verlassen, als ob die unselige Maschine an ihr operirt hätte, wie gesagt, ohnmächtig in die Arme von Gilbert gefallen.

       XLIV

      Der Arzt des Leibes und der Arzt der Seèle

      Man begreift, daß nach einem solchen Ereigniß die Abendgesellschaft natürlich unterbrochen war.

      Obgleich sich Niemand die Ursachen erklären konnte, welche die Ohnmacht der Königin herbeigeführt hatten, bestand doch die Thatsache.

      Als sie die durch den König verbesserte Zeichnung von Gilbert erblickt, hatte die Königin einen Schrei ausgestoßen und war in Ohnmacht gefallen.

      So lautete das Gerücht, das in den Gruppen kreiste, und wer nicht zu der Familie oder wenigstens zu den Vertrauten gehörte, zog sich zurück.

      Gilbert trug zuerst Sorge für die Königin.

      Frau von Lamballe wollte sie nicht in ihre Wohnung bringen lassen. Das wäre auch schwierig gewesen; Frau von Lamballe wohnte im Pavillon de Flore, die Königin im Pavillon Marsan: man hätte also die ganze Länge des Schlosses zu durchschreiten gehabt.

      Man

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