Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма страница 17
»Nicht mehr als billig,« unterbrach ihn der junge Baron. »Hier, nimm das für den Schaden, den Dir die Hunde auf meinem Lande gethan haben.«
Und er gab dem Bauer drei oder vier Louisd’or, die er eben bei sich hatte.
Es war ein Glück, daß er nicht mehr bei sich hatte, denn er war so erfreut über das von Courtin gefundene Mittel, daß er ihm zehnmal mehr gegeben hätte, wenn diese zehnfache Summe in seiner Tasche gewesen wäre.
Courtin warf einen Kennerblick auf die Goldstücke, die er als »Entschädigung« bekommen hatte, übergab dem jungen Baron den Koppelriemen und entfernte sich.
Aber als er einige Schritte gegangen war, sah er sich um und sagte:
»Aber binden Sie sich nicht allzu sehr an die Leute, Monsieur Michel. Sie wissen, was ich Ihnen von den Versammlungen der Herren zu Torfou und Montaigu erzählt habe, und jetzt sage ich Ihnen, daß es binnen vierzehn Tagen etwas geben wird.«
Er ging nun fort und trällerte die »Parisienne«, für deren Text und Melodie er schwärmte.
Der junge Baron blieb mit den beiden Hunden allein.
X.
Wo gezeigt wird, das man die Rechnung nicht ohne den Wirth machen soll
Der junge Baron hatte anfangs die Absicht, den Rath Courtin’s zu befolgen, nämlich die Hunde in das Schloß zurückzuschicken. Rousseau und La Belette sollten die Hunde abliefern und seine Botschaft überbringen. Es waren zwei Diener, die theils auf dem Meierhofe, theils im Schlosse verwendet wurden. Die Spitznamen, unter denen sie Courtin unseren Lesern vorgestellt, verdankte der Erste der etwas schreienden Farbe seines Haares, der Zweite der Aehnlichkeit seines Gesichts mit der Schnauze des Thieres [La belette, das Wiesel.], welches La Fontaine in einer sehr hübschen Fabel illustriert hat.
Allein bei reiferer Erwägung dachte er, der Marquis von Souday könne sich mit einem einfachen Dankschreiben begnügen, ohne ihn einzuladen.
Wenn der Marquis so handelte, so war der Zweck verfehlt, und eine so günstige Gelegenheit fand sich vielleicht nicht wieder.
Wenn er hingegen die Hunde persönlich überbrachte, so mußte der Marquis seinen Besuch annehmen: einen Nachbar, der so gefällig ist, zwei verloren geglaubte werthvolle Jagdhunde persönlich zu überbringen, läßt man nicht sechs bis sieben Kilometer machen, ohne ihm eine Erfrischung und wenn es spät ist, ein Nachtlager zu bieten.
Michel sah nach der Uhr. Es war sechs Uhr und einige Minuten.
Die Baronin speiste um vier Uhr. Der junge Baron hatte daher Zeit genug, sich in das Schloß Souday zu begeben. Aber es war ein großer Entschluß, und Entschlossenheit war eben kein hervorragender Charakterzug Michel’s.
Er blieb eine Viertelstunde unschlüssig; aber in den ersten Maitagen geht die Sonne erst um acht Uhr unter, er hatte also noch anderthalb Stunden Sonnenschein. Ueberdies konnte er, ohne sich einer Unschicklichkeit schuldig zu machen, bis neun Uhr seinen Besuch aufschieben.
Freilich war vorauszusehen, daß sich die Mädchen nach einem Jagdtage frühzeitig zur Ruhe begeben würden, und um den Marquis allein zu sprechen, würde der junge Baron die sechs Kilometer nicht machen. Um Mary zu sehen, würde er hundert Meilen gemacht haben.
Er entschloß sich daher, auf der Stelle die kleine Reise anzutreten.
Erst jetzt bemerkte er, daß er keinen Hut hatte. Aber um seinen Hut zu holen, mußte er ins Schloß gehen; seine Mutter konnte ihm begegnen und ihn fragen, wohin er wollte und wem die Hunde gehörten.
Er brauchte keinen Hut; er konnte sich mit der Eile entschuldigen, der Wind konnte den Hut in eine Schlucht getrieben haben und die Hunde hätten ihm nicht erlaubt, ihm nachzulaufen. Es wäre viel unangenehmer gewesen, seiner Mutter zu begegnen.
Er machte sich also baarhaupt, mit den beiden Hunden am Riemen, auf den Weg.
Kaum hatte er einige Schritte gemacht, so sah er ein, daß er die fünfundsiebzig Minuten, auf die er gezählt hatte, nicht auf dem Wege zubringen würde. Denn sobald die Hunde merkten, welche Richtung ihr Führer einschlug, so hatte er sie nicht mehr fortzuziehen, sondern zurückzuhalten. Sie witterten den Stall; an einen kleinen Wagen gespannt, würden sie den Baron Michel in einer halben Stunde nach Souday gezogen haben. Zu Fuß konnte er den Weg in drei Viertelstunden zurücklegen.
Da er eben so ungeduldig war, wie die beiden Hunde, so setzte er sich in kurzen Trab.
Nach zwanzig Minuten kam er in den Wald von Machecoul. Anfangs war eine ziemlich steile Anhöhe zu ersteigen.
Der junge Baron fühlte auf der Höhe das Bedürfniß, sich zu verschnaufen. Die Hunde hingegen wollten rasch weiter, aber er hielt sie glücklich zurück.
Während er sich den Schweiß von der Stirn wischte und sich an der kühlen Abendluft labte, glaubte er einen Ruf zu hören. Die Hunde hörten ihn ebenfalls, begannen ein; klägliches Geheul und zogen mit erneuerter Kraft am Leitriemen.
Der Führer hatte sich ausgeruht und trabte weiter den mit aller Kraft ziehenden Hunden nach.
Er hatte noch nicht dreihundert Schritte gemacht, so hörte er denselben Ruf, aber näher und deutlicher, wieder.
Die Hunde antworteten mit einem noch kläglicheren Geheul und mit noch stärkeren Ziehen am Koppelriemen.
Der junge Baron sah wohl, daß Jemand die Hunde suchte und rief.
Nach einer Weile wiederholte sich das Rufen. Dieses Mal zogen Galon d’Or und Allegro mit solcher Gewalt, daß Michel, von ihnen fortgerissen, sehr schnell laufen mußte.
Nachdem er einige Minuten in diesem raschen Tempo gelaufen war, erschien ein Mann am Saume des Waldes, sprang über den Graben und trat dem jungen Baron in den Weg.
Es war Jean Oullier.
»Aha!« sagte er, »Sie sind’s, Monsieur Jolicoeur! Sie lenken also meine Hunde von der Wolfsfährte ab und hetzen sie auf einen Hasen! Und nun geben Sie sich sogar die Mühe, sie zusammenzukoppeln und am Riemen zu führen!«
»Ich habe die Hunde zusammengekoppelt,« erwiderte der junge Baron ganz athemlos, »um sie dem Herrn Marquis von Souday persönlich zu überbringen.«
»Ja, ja – ohne Hut und so mir nichts Dir nichts! Die Mühe können Sie sich ersparen, mein lieber Herr, ich werde die Hunde schon abliefern.«
Und ehe es der junge Baron hindern konnte, entriß ihm Oullier den Riemen und warf ihn den Hunden auf den Hals, wie man einem Pferde den Zügel auf den Hals wirft.
Die Hunde liefen nun auf das Schloß zu, Jean Oullier ihnen nach.
Alles dies war so schnell vor sich gegangen, daß die Hunde mit ihrem Treiber schon weit entfernt waren, ehe der junge Baron wieder einige Fassung gewonnen hatte.
Er stand wohl schon zehn Minuten ganz verblüfft auf derselben Stelle und schaute den Hunden nach, da hörte er eine sanfte, freundliche Mädchenstimme:
»Mein Gott! Herr Baron, was machen Sie denn ohne Hut hier im Walde?«
Was er hier machte? Das hätte er wohl schwerlich sagen können. Er folgte in Gedanken seinen davoneilenden Hoffnungen.
Er sah sich