Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма страница 18

Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма

Скачать книгу

kommst Du denn her?«

      »Ach! Herr Baron!« antwortete das Mädchen weinerlich, »ich komme aus dem Schlosse La Logerie, wo mich die Frau Baronin schlecht aufgenommen hat.«

      »Wieso, Rosine? Du weißt ja, daß Dir meine Mutter sehr gut ist.«

      »Ja, sonst wohl, aber heute nicht.«

      »Wie! Heute nicht?«

      »Ja, vor einer Stunde ließ sie mir die Thüre weisen.«

      »Warum hast Du nicht nach mir gefragt?»

      »Ich habe nach Ihnen gefragt, Herr Baron, aber man sagte mir, Sie wären nicht zu Hause.«

      »Ich komme ja eben erst vom Schlosse her, und Du, bist gewiß nicht so geschwind hierher gekommen, wie ich.«

      »Das ist möglich, Herr Baron. Denn da ich von Ihrer Frau Mutter abgewiesen wurde, so kam ich auf den Gedanken, die Wölfinnen aufzusuchen, aber ich entschloß mich nicht sogleich.«

      »Was willst Du denn von den Wölfinnen?«

      Es kostete ihm große Ueberwindung, dieses Wort auszusprechen.

      »Ich will für meinen kranken Vater um Hilfe bitten.«

      »Was für eine Krankheit hat er denn.«

      »Ein bösartiges Fieber, das er in den Sümpfen bekommen hat.«

      »Ein bösartiges Fieber!« wiederholte Michel, »Ist es ein Zehrfieber, ein Wechselfieber oder ein Nervenfieber?«

      »Das weiß ich nicht, Herr Baron.«

      »Was sagt denn der Arzt dazu?«

      »Der Arzt wohnt in Palluau; er nimmt fünf Francs für einen Besuch, und das können wir nicht geben.«

      »Und meine Mutter hat Dir kein Geld gegeben?«

      »Sie wollte mich gar nicht sehen! Ein bösartiges Fieber! sagte sie, und das Mädchen kommt hierher, während der Vater krank ist? Fort mit ihr!«

      »Das ist unmöglich!«

      »Ich habe es recht gut gehört, Herr Baron; sie rief es; ganz laut zum Zimmer heraus.«

      »Warte, warte,« sagte der junge Baron, »ich will Dir Geld geben.«

      Er durchsuchte seine Taschen. Aber er hatte Courtin Alles gegeben, was er bei sich gehabt.

      »Ach Gott!« sagte er, »ich habe keinen Groschen bei mir, armes Kind. Komm mit mir ins Schloß, ich will Dir geben, was Du brauchst.«

      »O nein,« erwiderte Rosine, »ich würde nicht um alles Gold der Welt wieder ins Schloß gehen. Ich gehe zu den Wölfinnen, sie sind mitleidig und werden ein armes Mädchen, das für den kranken Vater um Hilfe bittet, nicht abweisen.«

      »Aber man sagt,« entgegnete der junge Baron zögernd, »man sagt, daß die Fräulein von Souday nicht reich sind.«

      »Ich will sie auch nicht um Geld bitten; sie geben kein Almosen, sie thun etwas Besseres —«

      »Was thun sie denn?«

      »Sie gehen selbst zu den Kranken, und wenn keine Hilfe mehr ist, so trösten sie die Angehörigen.«

      »Ja wohl,« sagte Michel, »wenn’s eine gewöhnliche Krankheit ist, aber bei einem gefährlichen Fieber —«

      »Die lieben jungen Damen machen keinen Unterschied. Sie können sich selbst davon überzeugen, wenn Sie hier warten wollen: in zehn Minuten werden Sie mich mit einer von den beiden Schwestern zurückkommen sehen. – Auf Wiedersehen, Herr Baron! O, ich hätte nie geglaubt, daß Ihre Frau Mutter die Tochter Ihrer Amme wie eine Diebin behandeln und fortschicken würde!«

      Rosine entfernte sich, ehe der junge Baron eine Antwort finden konnte.

      Aber sie hatte etwas gesagt, was ihm zu Herzen gegangen war; sie hatte gesagt: »In zehn Minuten werden Sie mich, wenn Sie warten wollen, mit einer der beiden Schwestern zurückkommen sehen.«

      Er war fest entschlossen, zu warten; die auf eine Art verfehlte Gelegenheit konnte auf eine andere Art wieder eingebracht werden.

      Wenn der Zufall wollte, daß Mary mit Rosine kam —.

      Aber wie konnte er glauben, daß ein achtzehnjähriges Mädchen, die Tochter des Marquis von Souday um acht Uhr Abends eine Meile weit gehen würde, um einem armen fieberkranken Bauer Hilfe zu leisten?

      Es war nicht wahrscheinlich, ja kaum möglich. Rosine machte die beiden Schwestern gewiß besser als sie waren, so wie Andere sie schlechter machten.

      Und wie wäre es zugegangen, daß seine Mutter, die fromme, auf alle Tugenden Anspruch machende Dame, bei dieser Gelegenheit ganz anders gehandelt hätte, als die beiden Mädchen, denen man in der ganzen Gegend so viel Böses nachsagte? Wenn es wirklich so war, wie Rosine sagte, so waren ja die beiden Mädchen die wahren Seelen nach dem Herzen Gottes.

      Aber er wartete gewiß vergebens.

      Als er sich diesen trostlosen Gedanken seit zehn Minuten wohl zehnmal vergegenwärtigt hatte, sah er an der Biegung der Straße, wo Rosine verschwunden war, zwei Mädchengestalten erscheinen.

      Ungeachtet der Dämmerung erkannte er Rosine. Die Andere war nicht zu erkennen, sie war in einen Mantel gehüllt.

      Er war so befangen und aufgeregt, daß er nicht die Kraft hatte, den beiden Mädchen entgegen zu gehen; er erwartete sie.

      »Nun, was habe ich Ihnen gesagt, Herr Baron?« rief, ihm Rosine zu.

      »Was hast Du ihm denn gesagt?« fragte die junge Dame im Mantel.

      Michel seufzte; an dem festen, entschiedenen Tone der Stimme erkannte er Bertha.

      Ich habe ihm gesagt, erwiderte Rosine, »daß es mir bei Ihnen nicht so gehen würde, wie im Schlosse La Logerie – daß man mir die Thür nicht weisen würde.«

      »Aber,« sagte Michel, »Du hast vielleicht dem Fräulein von Souday nicht gesagt, was für eine Krankheit dein Vater hat.«

      »Nach den Symptomen,« antwortete Bertha, »scheint es ein Nervenfieber zu seyn; deshalb ist keine Minute zu verlieren. Die Krankheit erheischt schnelle Hilfe. Kommen Sie mit uns, Herr Baron?«

      »Aber, mein Fräulein,« entgegnete Michel, »das Nervenfieber ist ansteckend —«

      »Einige behaupten es und Andere leugnen es,« sagte Bertha gleichgültig.

      »Aber das Nervenfieber ist tödtlich —«

      »Ja, in vielen Fällen; aber man hat doch auch manche Beispiele von Genesung.«

      Der junge Baron zog Bertha an sich.

      »Sie wollen sich einer solchen Gefahr aussetzen?« fragte er.

      »Allerdings.«

      »Für einen Unbekannten – einen Fremden —«

      »Wer für uns ein Fremder ist,« erwiderte Bertha sehr sanft, »ist für andere

Скачать книгу