Die Zwillingsschwestern von Machecoul. Александр Дюма

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Die Zwillingsschwestern von Machecoul - Александр Дюма

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Söhne folgten seinem Beispiele.

      Am Ende des Feldes schaute Picaut durch eine Oeffnung in der Hecke, steckte den Kopf durch dieselbe und schlüpfte wie eine Schlange durch die dornigen Zweige.

      Auf der andern Seite der Hecke ahmte er das Pfeifen einer aufgescheuchten Amsel nach.

      Auf dieses verabredete Zeichen lagen sie still und richteten sich vorsichtig auf, um über die Hecke zu schauen und ihren Vater zu beobachten.

      Picaut befand sich auf einer Wiese, deren langes Gras im Winde wogte.

      Am Ende der Wiese, in einer Entfernung von etwa fünfzig Schritten bemerkte man die Fahrstraße, auf welcher eine Schildwache auf und ab ging. Hundert Schritte weiter entfernt war ein Haus, vor welchem eine zweite Schildwache stand Die beiden jungen Leute übersahen die ganze Scene mit einem Blicke, dann richteten sie ihre Blicke wieder auf ihren Vater, der in dem hohen Grase fortkroch.

      Als Picaut der Straße bis auf einige Schritte nahe gekommen war, hielt er hinter einem kleinen Busche an.

      Der Soldat ging auf und ab, und so oft als er der Stadt den Rücken zukehrte, streifte er mit seinen Kleidern oder Waffen an dem Gebüsche. Und jedes mal zitterten die beiden jungen Leute für ihren Vater.

      Plötzlich hörten sie einen leisen Schrei, und ihre an die Dunkelheit gewohnten Augen bemerkten eine schwärzliche Masse, welche sich auf einer Stelle zappelnd bewegte.

      Diese Masse bestand auf Picaut und der Schildwache. Der Vendéer hatte dem Soldaten ein Messer in die Brust gestoßen und erwürgte ihn.

      Gleich daran kam Picaut zu seinen Söhnen zurück, und wie die vom Raube zurückkehrende Wölfin die Beute unter ihre Jungen vertheilt, gab Picaut seinen Söhnen die Muskete, den Säbel und die Patrontasche des Soldaten.

      Mit dieser ersten Ausrüstung konnte man sich die zweite, die dritte noch leichter verschaffen.

      Aber es war für Picaut nicht genügend, Waffen zu haben, er suchte auch Gelegenheit, sich derselben zu bedienen. Er sah sich in einem ziemlich weiten Kreise um, und in den Herren von Autichamp, Scepeaux, Puisaye und Bourmont, die noch unter den Waffen waren, fand er nur laue Royalisten, die nicht nach seinem Willen Krieg führten, und von denen keiner seinem Ideal eines Heerführers nahe kam.

      Picaut wollte daher lieber Andere unter seinem Befehle haben, als unter schlechten Befehlshabern stehen.

      Er warb einige Mißvergnügte und wurde der Führer einer zwar nicht zahlreichen, aber gegen die Republik höchst erbitterten Bande.

      Seine Taktik war sehr einfach. Er hatte sein Quartier gemeiniglich im Walde. Am Tage ließ er seine Leute ausruhen; aber nach Einbruch der Nacht verließ er den Wald und lauerte mit seiner kleinen Schaar hinter Hecken und Gebüschen. Wenn ein Lebensmitteltransport oder ein Postwagen erschien, so griff er ihn an und führte ihn weg. Wenn die Transporte selten oder die Postwagen zu gut escortirt waren, so entschädigte sich Picaut an den Vorposten, die er niederschoß, oder an den Meierhöfen der Patrioten, die er in Brand steckte.

      Nach den ersten kühnen Streifzügen hatten ihm seine Genossen den Beinamen Sansquartier gegeben, und Picaut, der diesen Titel gewissenhaft verdienen wollte, ermangelte seitdem nie, alle ihm in die Hände fallenden Republicaner, Männer oder Weiber, Civilisten oder Soldaten, Greise oder Kinder, hängen oder erschießen zu lassen.

      Er setzte seine Operationen bis 1800 fort. Aber da zu jener Zeit die europäischen Mächte dem ersten Consul einige Ruhe gönnten, oder dieser den europäischen Mächten einige Ruhe gönnten, so faßte Bonaparte, der wahrscheinlich von den Thaten Picaut’s gehört hatte, den Entschluß, dem berüchtigten Bandenführer seine Muße zu widmen: er entsendete gegen Sansquartier kein Armeecorps, sondern zwei vom Polizeiministerium angeworbene Chouans und zwei Brigaden Gendarmerie.

      Picaut Sansquartier, der keinen Argwohn hatte, nahm die beiden falsches Brüder in seine Bande auf.

      Einige Tage nachher ging er in eine Falle. Er wurde nebst dem größten Theile seiner Bande gefangen genommen.

      Picaut bezahlte den blutigen Ruhm, den er sich erworben, mit seinem Kopfe. Da er im Grunde mehr Wegelagerer als Soldat war, so wurde er nicht zum Erschießen, sondern zur Guillotine verurtheilt.

      Er bestieg übrigens das Blutgerüst mit vielem Muthe: er verlangte von Anderen so wenig Pardon, wie er selbst gegeben hatte.

      Joseph, sein älterer Sohn, wurde sammt den übrigen Gefangenen ins Bagno geschickt. Pascal der jüngere, war entwischt und trieb mit dem Ueberrest der Bande sein abenteuerliches wildes Leben noch eine kurze Zeit. Bald aber wurde er desselben überdrüssig; er näherte sich allmälig wieder den Städten, und eines schönen Tages erschien er in Beaupréau, übergab dem ersten Soldaten, der ihm begegnete, seine Waffen und ließ sich zu dem Stadtcommandanten führen.

      Dieser interessirte sich für den armen Teufel, der ihm ganz aufrichtig seine Geschichte erzählte und bot ihm den Eintritt in sein Dragonerregiment an. Im Weigerungsfalle war er genöthigt, ihn an die Gerichtsbehörde auszuliefern. Pascal Picaut, der das Schicksal seines Vaters und Bruders erfahren hatte, konnte nicht lange unschlüssig bleiben. Er wurde Dragoner.

      Vierzehn Jahre später nahmen die beiden Söhne Sansquartier’s von ihrem kleinen väterlichen Erbgut Besitz. Die Rückkehr der Bourbons hatte dem älteren Bruder die Pforten des Bagno geöffnet, dem jüngeren den Abschied verschafft. Joseph zumal kehrte aus dem Bagno exaltirter heim, als sein Vater jemals gewesen war; er brannte vor Begierde, sowohl den Tod seines Vaters als die von ihm selbst erduldeten Qualen an den Patrioten zu rächen. Pascal hingegen hatte in seinen neuen Verhältnissen ganz andere Ideen bekommen, er hatte Jahre lang mit Menschen gelebt, für welche der Haß gegen die Bourbons eine Pflicht, der Sturz Napoleons ein Schmerz, der Einzug der Verbündeten eine Schmach war, und das Kreuz, welches er auf der Brust trug, konnte ihn in seinen patriotischen Gefühlen nur bestärken.

      Aber ungeachtet des schroffen Gegensatzes in ihren Meinungen, ungeachtet der häufigen Streitigkeiten hatten sich die beiden Brüder nicht getrennt; sie bewohnten gemeinschaftlich das von ihrem Vater hinterlassene Haus und jeder von ihnen bebaute zur Hälfte die umliegenden Garten und Felder.

      Beide waren verheirathet, Joseph mit der Tochter eines armen Bauers; Pascal, der durch sein Ehrenzeichen und seine Pension bei den Nachbarn in einem gewissen Ansehen stand, war der Schwiegersohn eines Bürgers zu Saint-Philibert, der, wie er selbst, ein Patriot war.

      Das Zusammenleben der beiden Weiber, welche sehr eifrig für ihre Männer Partei nahmen, vermehrte die Elemente der Zwietracht. Bis 1830 blieben die beiden Brüder indeß beisammen.

      Die Julirevolution, welche Pascal mit Freude begrüßte, weckte wieder den Fanatismus Josephs. Dazu kam, daß der Schwiegervater seines Bruders Maire von St. Philibert wurde; der Vendéer und sein Weib überhäuften die »Patauds« – so nannte man spottweise die Patrioten – mit den gröbsten Schmähungen, so daß endlich Pascal’s Frau erklärte, sie wolle unter solchen Wahnsinnigen nicht langer leben, da sie sich nicht mehr sicher fühle.

      Der alte Soldat war kinderlos und er hatte die Kinder seines Bruders sehr lieb gewonnen. Ein blonder rothtwangiger Knabe zumal war ihm unentbehrlich geworden. Seine einzige Erholung war, den Kleinen stundenlang auf den Knien zu wiegen. Es wurde Pascal bange ums Herz bei dem Gedanken an die Trennung von seinem Adoptivsohne. Er hatte nie aufgehört, seinen älteren Bruder zu lieben, wie sehr er sich auch über ihn zu beklagen hatte; er sah, wie Joseph durch seine zahlreiche Familie verarmte, und da er fürchtete, Joseph werde, sich selbst überlassen, ganz zu Grunde gehen, so weigerte er sich entschieden, den Wunsch seiner Frau zu erfüllen. Man hörte indes auf, gemeinschaftlich zu essen, und da das Haus aus drei Stuben bestand,

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