Die beiden Dianen. Александр Дюма

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Die beiden Dianen - Александр Дюма

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bald leidenschaftlich, bald traurig, bald stolz und bald niedergeschlagen, durchzogen abwechselnd das Herz des jungen Mannes. Bedachte er, daß er der Graf von Montgommery war, so funkelte sein Blick und er gab seinem Pferde den Sporn, als wollte er sich in der Luft berauschen, die um seine Schläfe her pfiff, und dann sagte er sich wieder:

      »Mein Vater ist getödtet worden und noch nicht gerächt.«

      Und er ließ die Zügel in seiner Hand sinken. Doch plötzlich dachte er daran, daß er sich schlagen, daß er sich einen furchtbaren und gefürchteten Namen machen, daß er alle seine Ehren– und Blutschulden bezahlen sollte, und er jagte im Galopp fort, als ob er in der That dem Ruhm entgegen reiten würde, bis er, bedenkend, daß er deshalb seine kleine, so liebenswürdige und so hübsche Diana verlassen müßte, wieder in Schwermuth versank und allmälig nur noch im Schritt ritt, als hätte er dadurch den grausamen Augenblick der Trennung verzögern können. Doch er würde wiederkommen, hatte er die Feinde seines Vaters und die Eltern von Diana gefunden . . . Und Gabriel gab seinem Pferde beide Sporen und flog so rasch als seine Hoffnung. Als er an Ort und Stelle kam, hatte in dieser jungen, ganz für das Glück geöffneten Seele die Freude offenbar die Traurigkeit verjagt.

      Ueber die Hecke, die den Obstgarten des alten Enguerrand umgab, erblickte Gabriel unter den Bäumen das weiße Gewand von Diana. Bald hatte er sein Pferd an einen Weidenstamm gebunden, bald hatte er mit einem Sprunge über die Hecke gesetzt; strahlend und triumphierend fiel er dem jungen Mädchen zu Füßen.

      Doch Diana weinte.

      »Was gibt es, liebe kleine Frau,« sagte Gabriel, »und woher rührt dieser bittere Kummer? Sollte uns etwa Enguerrand gezankt haben, weil wir ein Kleid zerrissen, oder unser Gebet schlecht gesprochen? Oder ist etwa unser Dompfaff entflogen? Sprich, Diana, meine Geliebte, Dein treuer Ritter ist hier, um Dich zu trösten.«

      »Ach! nein, Gabriel, Ihr könnt nicht mehr mein Ritter sein,« sprach Diana, »und gerade deshalb bin ich traurig, weine ich.«

      Gabriel glaubte, Diana sei durch Enguerrand von dem Namen ihres Spielgefährten unterrichtet worden und wolle ihn vielleicht prüfen.

      »Und welches Unglück,« erwiderte er, »oder welches, Glück, Diana, könnte mich je bewegen, auf den süßen Titel zu verzichten, den Du mich hast annehmen lassen und den ich so freudig und so stolz führe? Siehst Du, ich liege vor Dir auf den Knieen.«

      Doch Diana schien nicht zu begreifen, und heftiger weinend als je verbarg sie ihre Stirne an der Brust von Gabriel und rief schluchzend:

      »Gabriel! Gabriel! wir dürfen uns fortan nicht mehr sehen.«

      »Und wer wird uns daran hindern?« versetzte er rasch.

      Sie erhob ihr blondes, reizendes Haupt und schlug ihre blauen, in Thränen gebadeten Augen auf; dann sprach sie mit einer ganz feierlichen und ernsten Miene und mit einem tiefen Seufzer:

      »Die Pflicht.«

      Ihr reizendes Antlitz hatte einen so trostlosen und zugleich so komischen Ausdruck, daß Gabriel, darüber entzückt, sich eines Lachens nicht erwehren konnte; er nahm zwischen seine Hände die reine Stirne des Kindes und küßte sie wiederholt; doch sie entfernte sich lebhaft und rief:

      »Nein, mein Freund, keine Schäkereien mehr. Mein Gott! mein Gott! sie sind mir nun verboten.«

      »Was wird Enguerrand ihr Alles erzählt haben?« sagte Gabriel, in seinem Irrthum verharrend, zu sich selbst. »Liebst Du mich denn nicht mehr, meine theure Diana?« fügte er bei.

      »Ich Dich nicht mehr lieben!« rief Diana. »Wie kannst Du solche Dinge annehmen und sagen, Gabriel? Bist Du nicht der Freund meiner Kindheit und der Bruder meines ganzen Lebens? Hast Du mich nicht stets mit der Güte und Zärtlichkeit einer Mutter behandelt? Wenn ich lachte und wenn ich weinte, wen fand ich da unablässig an meiner Seite, um meine Heiterkeit oder meinen Kummer zu theilen? Dich, Gabriel! . . . Wer trug mich, wenn ich müde war? wer half mir meine Lectionen lernen? wer schrieb sich meine Fehler zu und theilte meine Strafe, wenn er sie nicht auf sich allein nehmen konnte? abermals Du! Wer erfand tausend Spiele für mich? wer machte mir schöne Sträuße auf den Wiesen? wer nahm mir Stieglitznester aus? immer Du! ich habe Dich aller Orten und jeder Zeit gut, freundlich und mir ergeben gefunden. Gabriel, Gabriel, ich werde Dich nie vergessen, und so lange ich lebe, wirst Du in meinem Herzen leben; ich hätte Dir gern mein Dasein und meine Seele gegeben, und ich träumte nie von Glück, als indem ich von Dir träumte: doch dessen ungeachtet müssen wir uns leider trennen, um uns ohne Zweifel nie wiederzusehen.«

      »Und warum? Um Dich dafür zu bestrafen, daß Du boshafter Weise den Hund Phylar in den Hühnerhof geführt hast?« fragte Gabriel.

      »Oh! aus einem ganz andern Grunde.«

      »Und warum denn?«

      Sie erhob sich und ließ ihren Arm an ihrem Kleide herab und ihren Kopf auf die Brust fallen und sprach:

      »Weil ich die Frau eines Andern bin.«

      Gabriel lachte nicht mehr und eine seltsame Unruhe schnürte ihm das Herz zusammen; mit bewegter Stimme fragte er:

      »Was soll das bedeuten, Diana?«

      »Ich heiße nicht mehr Diana,« erwiderte sie, »ich heiße Frau Herzogin von Castro, denn mein Gemahl heißt Horazio Farnese, Herzog von Castro.«

      Und das kleine Mädchen konnte nicht umhin, ein wenig durch ihre Thränen zu lächeln, als es sagte: Mein Gemahl, mit zwölf Jahren! In der That, es war glorreich, Frau Herzogin! Doch ihr Schmerz erfaßte sie wieder, als sie den Schmerz von Gabriel wahrnahm.

      Der Jüngling stand vor ihr, bleich und mit erschrockenen Augen.

      »Ist es ein Spiel? Ist es ein Traum?« sagte er.

      »Nein, mein armer Freund, es ist die traurige Wirklichkeit,« versetzte Diana. »Hast Du nicht auf dem Wege Enguerrand begegnet, der vor einer halben Stunde nach Montgommery abgegangen ist?«

      »Ich habe kürzere Pfade gewählt. Doch vollende.«

      »Warum bist Du auch vier Tage lang nicht gekommen, Gabriel? Das ist nie geschehen und hat uns Unglück gebracht, wie Du siehst. Vorgestern Abend konnte ich kaum einschlafen. Ich hatte Dich zwei Tage lang nicht gesehen, war unruhig und ließ mir von Enguerrand versprechen, wenn Du am andern Tage nicht kämest, so würden wir an dem darauffolgenden Morgen nach Montgommery gehen. Und dann hatten wir, Enguerrand und ich, wie in einem Vorgefühl, von der Zukunft, von der Vergangenheit, von meinen Eltern gesprochen, die mich vergessen zu haben schienen. Es ist schlimm, was ich Dir sagen werde, aber ich wäre vielleicht glücklicher gewesen, wenn sie mich in der That vergessen hätten. Diese ganze ernste Unterredung hatte mich, wie sich von selbst versteht, ein wenig betrübt und angegriffen, und ich brauchte, wie gesagt, lange, um einzuschlafen, weshalb ich gestern Morgen etwas später erwachte als gewöhnlich. Ich kleidete mich in aller Eile an, verrichtete mein Gebet und wollte eben hinabgehen, als ich ein gewaltiges Geräusch unter meinem Fenster vor der Hausthüre hörte. Es waren herrliche Cavaliere, Gabriel, gefolgt von Stallmeistern und Edelknaben, und hinter dem Reiterzug eine glänzende, vergoldete Carrosse. Als ich neugierig den Zug anschaute und mich wunderte, daß er vor unserer armseligen Wohnung hielt, klopfte Antoine an meine Thüre und bat mich, auf Befehl von Herrn Enguerrand, sogleich hinabzukommen. Ich weiß nicht, warum ich bange hatte, doch ich mußte gehorchen und gehorchte. Als ich in den großen Saal trat, war er voll von den prächtigen Herren, die ich von meinem Fenster aus gesehen. Ich erröthete und zitterte erschrockener als je, Du begreifst das, Gabriel?«

      »Ja,« antwortete Gabriel mit Bitterkeit. »Fahre

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