Die beiden Dianen. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die beiden Dianen - Александр Дюма страница 8
Der Herzog war aufgestanden, und ging mit großen Schritten in seinem Zelte auf und ab.
»Unser Haus, Gabriel, das so manche Königswürde berührt, kann meiner Ansicht nach auf jede Größe Anspruch machen. Doch Anspruch machen ist nichts, es soll erreichen. Unsere Schwester ist Königin von Schottland; unsere Nichte, Maria Stuart ist mit dem Dauphin Franz verlobt; unser Großneffe, der Herzog von Lothringen ist zum Schwiegersohn des Königs bezeichnet. Das ist noch nicht Alles, wir vermögen auch noch das zweite Haus Anjou zu repräsentieren, von dem wir durch die Frauen abstammen. Wir haben also Ansprüche oder Rechte auf die Provence und auf Neapel. Begnügen wir uns für den Augenblick mit Neapel. Würde die Krone einem Franzosen nicht besser stehen, als einem Spanier? Warum bin ich nach Italien gekommen? Um sie zu nehmen. Wir sind Verbündete des Herzogs von Ferrara, verwandt mit den Caraffa, Neffen des Papstes, Paul IV. ist alt: mein Bruder der Cardinal von Lothringen, wird sein Nachfolger. Der Thron von Neapel wankt, ich besteige ihn. Mein Gott, deshalb habe ich Siena und die Mailänder hinter mir gelassen, um bis zu den Abruzzen zu springen. Der Traum war glänzend doch ich befürchte sehr, er bleibt bis jetzt ein Traum. Bedenkt, Gabriel, ich hatte nicht zwölftausend Mann, als ich die Alpen überschritt. Doch der Herzog von Ferrara hatte mir siebentausend Mann versprochen; er behielt sie in seinen Staaten. Doch Paul IV. und die Caraffa hatten sich gerühmt, sie würden in dem Königreich Neapel eine mächtige Fraction auf die Beine bringen, und sie machten sich anheischig, Soldaten, Geld und Proviant zu liefern; sie haben nicht einen Mann, nicht einen Fourgon, nicht einen Thaler geschickt. Meine Officiere zaudern, meine Truppen murren; gleichviel! ich werde bis zum Ende gehen; ich werde nur, wenn es zum Aeußersten gekommen ist, dieses gelobte Land, auf dessen Boden ich trete, verlassen, und wenn ich es verlasse, so komme ich zurück.«
Der Herzog trat mit dem Fuß auf den Boden, als wollte er davon Besitz ergreifen, sein Blick funkelte, er war groß und schön.
»Gnädigster Herr,« rief Gabriel, »wie stolz bin ich, daß ich mit Euch, so schwach auch mein Antheil sein mag, zu so glorreichen Bestrebungen mich habe verbinden können.«
»Und nun,« sprach der Herzog. »nun da ich Euch zweimal den Schlüssel zu diesem Briefe meines Bruders gegeben habe, Gabriel, könnt Ihr ihn auch lesen und verstehen. Vollendet also, ich höre.«
»Sire! . . .« Hier bin ich geblieben,« sagte Gabriel. »Ich habe Euch zwei schlimme Nachrichten und eine gute mitzutheilen. Die gute ist die, daß man die Hochzeit unserer Nichte, Maria Stuart, auf den zwanzigsten des nächsten Monats anberaumt hat, und daß sie an genanntem Tage in Paris mit allem Gepränge vollzogen werden wird. Eine von den schlimmen Nachrichten ist aus England gekommen; Philipp II. von Spanien hat dort gelandet, und hetzt täglich die Königin Maria Tudor, seine Frau, welche ihm so leidenschaftlich gehorcht, auf, Frankreich den Krieg anzukündigen. Niemand zweifelt daran, daß es ihm gelingt, trotz der Interessen und des Wunsches der englischen Nation. Man spricht schon von einer Armee, welche sich auf den Grenzen der Niederlande versammeln soll, und für deren Commando man den Herzog Emanuel Philibert von Savoyen bezeichnet. Bei dem Mangel an Mannschaft, woran wir hier leiden, mein vielgeliebter Bruder, würde Euch dann König Heinrich II. nothwendig aus Italien zurückberufen, unsere Pläne auf dieser Seite wären hernach wenigstens vertagt. Doch bedenkt wohl, Franz, daß es besser ist, sie zu verschieben, als zu gefährden . . . keine Verwegenheit, und nicht mit dem Kopf durch die Wand. Unsere Schwester, die Königin Regentin von Schottland, mag immerhin drohen, sie werde mit dem Engländer brechen, glaubt mir, ganz verliebt in ihren jungen Gemahl, würde Maria von England keine Rücksicht darauf nehmen, und richtet Euch danach.«
»Beim Leibe Christi,« unterbrach der Herzog von Guise, indem er heftig mit der Faust auf den Tisch schlug, »er hat nur zu sehr Recht, mein Bruder, und er ist ein listiger Fuchs, der die Dinge zu riechen weiß. Ja, Maria, die Ehrbare, wird sich durch ihren gesetzlichen Gatten verführen lassen, und ich werde nicht offen ungehorsam gegen den König sein, der unter so ernsten Umständen seine Soldaten zurückverlangt, eher stehe ich von allen Königreichen der Welt ab; abermals also ein Hinderniß gegen diese verfluchte Exedition. Denn ich frage Euch, Gabriel, ist sie nicht verflucht trotz der Segnung des heiligen Vaters? Gabriel, unter uns gesagt, sprecht offenherzig, Ihr findet sie verzweifelt, nicht wahr?«
»Gnädigster Herr,« erwiderte Gabriel, »ich möchte nicht gern von Euch zu denjenigen gezählt werden, welche sich so leicht entmuthigen lassen, und dennoch, da Ihr meine Offenherzigkeit aufruft . . .«
»Ich verstehe Euch, Gabriel, und bin Eurer Ansicht. Ich sehe vorher, wir werden nicht auf einmal hier mit einander die großen Dinge machen, die wir so eben beabsichtigten; aber ich schwöre. daß die Sache nur aufgeschoben ist, und Philipp an irgend einem Orte schlagen, heißt ihn immerhin in Neapel schlagen; doch fahrt fort, Gabriel; wir haben noch eine schlimme Nachricht zu vernehmen, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht.«
Gabriel las weiter.
»Die andere ärgerliche Angelegenheit, die ich Euch mitzutheilen habe, ist, wenn sie auch ganz besonders Unsere Familie betrifft, nicht minder ernst; doch wir haben ohne Zweifel noch Zeit, zuvorzukommen, und ich mache Euch deshalb in aller Eile Mittheilung davon. Ihr müßt wissen, daß seit Eurer Abreise der Herr Connetable von Montmorency stets erbost und erbittert gegen uns ist und nicht abläßt, uns seiner Gewohnheit gemäß um die Güte des Königs für unsere Familie zu beneiden und sie zu verwünschen. Die nahe bevorstehende Feier der Hochzeit unserer lieben Nichte Maria mit dem Dauphin ist nicht geeignet, ihn in gute Laune zu versetzen. Das Gleichgewicht, das der König aus Politik zwischen den Häusern Guise und Montmorency aufrecht zu halten sucht, neigt sich hierdurch ganz sonderbar auf unsre Seite und der alte Connetable verlangt mit lauter Stimme ein Gegengewicht; er hat dieses Gegengewicht gefunden, mein lieber Bruder, es wäre dies die Verheirathung seines Sohnes Franz, des Gefangenen von Therouanne mit . . .«
Der junge Graf vollendete nicht, die Stimme versagte ihm, und eine jähe Blässe bedeckte seine Stirne.
»Nun! was habt Ihr denn, Gabriel?« fragte der Herzog, »wie bleich und entstellt seht Ihr aus? welches Uebel hat Euch plötzlich befallen?«
»Es ist nichts, gnädigster Herr, durchaus nichts, ein wenig Müdigkeit vielleicht, eine Art von Betäubung; doch ich habe mich schon wieder erholt und fahre fort, gnädigster Herr. Wo war ich? Der Cardinal sagte, glaube ich, es gebe ein Mittel. Ah! nein, weiter unten. Ich habe es: »Es wäre dies die Verheirathung seines Sohnes Franz mit Frau Diana von Castro, der legitimierten Tochter des Königs und von Frau Diana von Poitiers. Ihr erinnert Euch, mein Bruder, daß Frau von Castro, mit dreizehn Jahren Witwe des Herzogs Horazio Farnese, der sechs Monate nach ihrer Verheirathung bei der Belagerung von Hesdin getödtet worden war, während dieser fünf Jahre im Kloster der Töchter Gottes in Paris geblieben ist. Der König hat sie auf das Ansuchen des Connetable an den Hof zurückberufen. Es ist eine Perle der Schönheit mein Bruder, und Ihr wißt, daß ich mich darauf verstehe. Ihre Anmuth hat ihr alle Herzen erobert, und vor allen das väterliche Herz. Der König, der sie schon früher mit dem Herzogthum Chatellerault beschenkte, hat sie nun abermals mit dem Herzogthum Angoulême apanagirt. Noch befindet sie sich keine zwei Wochen hier, und schon ist ihr Einfluß auf den Geist des Königs eine anerkannte Thatsache. Ihr reizendes Wesen und ihre Anmuth sind ohne Zweifel die Ursachen dieser so lebhaften Zuneigung. Die Sache ist so weit gekommen, daß Frau von Valentinois, welche es, ich weiß nicht warum, für passend erachtet hatte, ihr eine andere Mutter officiell zu geben, mir zu dieser Stunde auf die sich erhebende Macht eifersüchtig zu sein scheint. Die Angelegenheit stünde