Die beiden Dianen. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die beiden Dianen - Александр Дюма страница 10
»Ich werde morgen früh meine Briefe und Euern Segen holen, gnädigster Herr. Ah! ich lasse bei Euch meine Leute, die mir bei allen meinen Feldzügen gefolgt sind, Ihr habt nicht zu viele Arme hier. Ich bitte Euch nur um Erlaubniß, nebst zwei von ihnen meinen Stallmeister Martin-Guerre mitnehmen zu dürfen; er wird mir genügen, denn er ist mir ergeben und ein braver Soldat, der nur vor zwei Dingen Angst hat, vor seiner Frau und vor seinem Schatten.«
»Wie so?« fragte der Herzog lachend.
»Gnädigster Herr, Martin-Guerre hat sich auf seiner Reise nach Artigues bei Rieux geflüchtet, um seiner Frau Bertrande zu entgehen, die er anbetete, aber schlug. Schon vor Metz trat er in meinen Dienst: doch der Teufel oder seine Frau erscheint ihm, um ihn zu quälen oder um ihn zu bestrafen, von Zeit zu Zeit unter der Form seines Sosie. Ja, plötzlich sieht er an seiner Seite einen andern Martin-Guerre, sein lebendiges Ebenbild, ihm so ähnlich wie sein Widerschein im Spiegel, und das erschreckt ihn; doch außerdem spottet er der Kugeln und würde eine Redoute allein nehmen. Bei Renty und bei Valenza hat er mir zweimal das Leben gerettet.«
»Nehmt also diesen muthigen Feigling mit, Gabriel, drückt mir noch einmal die Hand, mein Freund, und morgen bei Tagesanbruch seid bereit; meine Briefe werden Eurer harren.«
Am andern Tag war Gabriel wirklich frühzeitig bereit, er hatte die Nacht mit Träumen und ohne zu schlafen hingebracht. Nachdem er die letzten Instruktionen eingeholt und vom Herzog von Guise Abschied genommen, reiste er am; 26. April um 6 Uhr Morgens mit Martin-Guerre und zweien von seinen Leuten nach Rom und von da nach Paris ab.
IV.
Die Geliebte eines Königs
Wir sind am 21. Mai in Paris im Louvre, in dem Zimmer der Frau Großseneschallin von Brézé, Herzogin von Valentinois, gemeinhin Diana von Poitiers genannt. Es hat neun Uhr im Glockenthurme des Schlosses geschlagen. Ganz weiß gekleidet, in einem äußerst zierlichen Negligé, neigt sich halb oder liegt halb Frau Diana auf einem mit schwarzem Sammet bedeckten Ruhebett, schon angekleidet und geschmückt mit einem prachtvollen Costume, sitzt Heinrich II. auf einem Stuhl an ihrer Seite.
Betrachten wir ein wenig die Ausschmückung und die Personen.
Das Zimmer von Diana von Poitiers erglänzte von allem Luxus, womit der schöne Sonnenaufgang der Kunst, den man die Renaissance nennt, das Gemach eines Königs schmücken konnte. Die Gemälde, mit dem Namen Primaticcio bezeichnet, stellten die verschiedenen Episoden einer Jagd vor, bei der Diana, die Jägerin, die Göttin der Wälder und Forsten, natürlich die Hauptheldin war. Die Medaillons und die vergoldeten und gefärbten Füllungen boten überall die vermischten Wappen von Franz I. und Heinrich II. So vermengten sich in dem Herzen der schönen Diana die Erinnerungen an den Vater und an den Sohn. Die Embleme waren nicht minder geschichtlich und bezeichnend, und an zwanzig Stellen machte sich der Halbmond von Diana–Phöbe zwischen dem Salamander des Siegers von Marignan und dem Bellerophon sichtbar, der eine Chimäre niederschlägt, ein Symbol, das Heinrich II. gewählt hatte, seitdem den Engländern Calais wieder abgenommen worden war. Dieser unbeständige Halbmond wechselte übrigens in tausend Formen und verschiedenartigen Zusammensetzungen, welche der Einbildungskraft der Decorateurs jener Zeit alle Ehre machten: hier überragte ihn die königliche Krone; dort bildeten ihm vier H, vier Lilien und vier Kronen eine glorreiche Umgebung; an einer andern Stelle war er dreifach, und dann wieder gestirnt. Die Wahlsprüche waren nicht minder zahlreich und meisten in lateinischer Sprache abgefaßt: Diana regum venatrix. War das eine Unverschämtheit oder eine Schmeichelei? Donec totum impleat orbem. Doppelte Uebersetztung: der Halbmond wird Vollmond werden; der Ruhm des Königs wird das Weltall stillen. Cum plena est, fit aemula solis; freie Uebersetzung: Schönheit und Königthum sind Schwestern. Und die reizenden Arabesken welche die Embleme und Wahlsprüche umrahmten, und die zierlichen Geräthschaften, welche sie wiederholten, dies Alles, wenn wir es beschreiben wollten, würde einmal die Herrlichkeiten der Jetztzeit zu sehr demüthigen, und dann müßte es durch die Beschreibung verlieren.
Werfen wir nun unsere Augen auf den König.
Die Geschichte lehrt uns, daß er groß, geschmeidig und stark war. Er mußte durch eine regelmäßige Diät und durch eine tägliche Uebung eine gewisse Neigung zur Beleibtheit bekämpfen, und dennoch that er es bei den Wettrennen den Behendesten und bei den Kämpfen und Turnieren den Kräftigsten zuvor. Er hatte schwarze Haare, schwarzen Bart und eine dunkelrothe Gesichtshaut, was ihm, wie die Memoiren sagen, ein noch belebteres Aussehen verlieh. Er trug an diesem Tag, wie immer, die Farben der Herzogin von Valentinois: einen Rock von grünem Atlaß mit weißen Schlitzen, besetzt mit goldenen Flittern und Stickereien; eine Toque mit weißer Feder, ganz funkelnd von Perlen und Diamanten; eine goldene Kette mit einer doppelten Reihe von Ringen, woran ein Medaillon von dem Orden des heiligen Michael hing; einen von Benvenuto ciselirten Degen, einen weißen venetianischen Spitzenkragen und einen mit goldenen Lilien besäten Sammetmantel, der anmuthig über seine Schultern herabhing. Diese Kleidung war von einem seltenen Reichthum und der Cavalier von ausgesuchter Zierlichkeit.
Wir haben mit zwei Worten gesagt, daß Diana ein einfaches weißes Morgengewand von seltsamer Durchsichtigkeit und Feinheit trug; ihre göttliche Schönheit zu schildern, wäre minder leicht; man vermöchte nicht zu sagen, ob das Kissen von schwarzem Sammet, worauf sie ihren Kopf stützte, oder das glänzend weiße Kleid, das sie umhüllte, mehr den Schnee und die Lilien ihres Teint hervorhoben. Und dann war es eine Vollendung zarter Formen, worüber selbst Jean Goujon1 in Verzweiflung gerieth. Es gibt keine tadellosere antike Statue, und die Statue war lebendig, und sehr lebendig, wie man sagt. Was die über ihre reizenden Glieder verbreitete Anmuth betrifft, so darf man es nicht versuchen, darüber zu sprechen. Das läßt sich eben so wenig darstellen, als ein Sonnenstrahl. Ein Alter hatte sie nicht, sie war in diesem Punkte wie in so vielen andern den Unsterblichen ähnlich; nur erschienen die Frischesten und Jüngsten neben ihr alt und runzelig. Die Protestanten sprachen von Liebestränken und geheimen Mitteln, mit deren Hilfe sie stets sechzehnjährig bleibe. Die Katholiken sagten nur, sie nehme alle Tage ein kaltes Bad und wasche sich das Gesicht sogar im Winter mit Eiswasser. Man hat die Recepte von Diana aufbewahrt, doch wenn es wahr ist, daß die Diana mit dem Hirsch von Jean Goujon nach diesem königlichen Modell gebildet wurde, so hat man ihre Schönheit nicht wiedergefunden.
Sie war also würdig der Liebe zweier Könige, welche sie hinter einander blendete. Denn wenn die Geschichte der durch ihre schönen braunen Augen erlangten Begnadigung des Grafen von Saint-Vallier2 auch apokryphisch ist, so ist doch bewiesen, daß Diana die Geliebte von Franz war, ehe sie die von Heinrich wurde.
Man sagt, berichtet le Laboureur, als König Franz, der zuerst Diana von Poitiers geliebt hatte, ihr eines Tags nach dem Tode des Dauphin Franz, seines Sohnes, sein Mißvergnügen über den geringen Grad von Lebhaftigkeit, den er in dem Prinzen Heinrich sehe, ausdrückte, habe sie ihm geantwortet, der Prinz müsse sich verlieben, und sie wolle ihn zu ihrem Liebhaber machen.
Was die Frau will, will Gott, und Diana war zweiundzwanzig Jahre lang die Geliebte und zwar die einzige Geliebte von Heinrich.
Doch nachdem wir den König und die Favoritin angeschaut haben, ist es wohl Zeit, sie zu hören. Heinrich hielt ein Pergament in der Hand und las laut nachfolgende Verse, jedoch nicht ohne einige Unterbrechungen, die wir hier nicht wiederholen können:
Lippe süß und rund,
Kirschenrother Mund,
Duftend wie die Rosen,
Wenn sie Götter kosen,
Lieblich, wie das Veilchen blüht,
Feurig, wie die Sonne glüht,
Strahlend
1
Bildhauer und Baumeister unter Franz I. und Heinrich II., der französische Phidias genannt, wurde in der Bartholomäusnacht 1562 als Hugenott ermordet.
2
Diana von Poitiers soll durch einen Fußfall bei Franz I. die Begnadigung ihres Vaters, des Grafen von Saint-Vallier, erlangt haben, der zum Tode verurtheilt war, weil er die Flucht des Connetable von Bourbon begünstigt hatte. D. Uebers.