John Davys Abenteuer eines Midshipman. Александр Дюма
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»Ich habe ein scharfes Auge.«
»Doctor, wir werden uns entzweien!«
»Ich werde Miß Anna bitten, uns wieder auszusöhnen.«
Sir Edward wurde roth wie ein beim Naschen ertapptes Kind.
»Lassen Sie uns aufrichtig reden, Commandant,« setzte der Doktor hinzu.
»Seht gern,« antwortete Sir Edward.
»Haben Sie sich gelangweilt,, als Sie bei Miß Mary zum Thee waren?«
»Nein, nicht eine Minute.«
»Haben Sie sich gelangweilt, als Mary bei Ihnen zum Thee war?«
»Nicht eine Secunde.«
»Würden Sie sich langweilen, wenn Sie jeden Morgen die Gewißheit hätten sie zu sehen?«
»O nein, nie!«
»Würde Ihnen dann Tom noch unausstehlich sein?«
»Tom! ich würde ihn herzlich lieb haben.«
»Würde Ihnen Hr. Robinson noch zuwider sein?«
»Ich glaube, daß ich ihn herzen und küssen würde.«
»Würde Ihnen Sanders noch Nervenzucken verursachen?«
»Es würde mir kein Mensch auf der Welt lieber sein als er.«
»Und würden Sie in Versuchung kommen, sich mir mir zu entzweien?«
»Ich würde Ihr bester Freund sein, so lange ich lebe.«
»Würden Sie sich nicht mehr krank fühlen?«
»Ich würde wieder zwanzig Jahre alt werden.«
»Würden Sie noch den Spleen haben?«
»Ich würde lustig sein wie ein Meerschweinchen.«
»Es ist ja sehr leicht. Anna Mary täglich zu sehen.«
»Wie habe ich das anzufangen? Sagen Sie, Doctor!«
»Sie müssen sie heiraten.«
»Heiraten!« wiederholte der Capitän fast erschrocken.
»Allerdings. Sie wissen wohl, daß sie als Gesellschaftsdame nicht zu Ihnen kommen würde.«
»Aber sie will nicht heiraten.«
»Das sagen alle Mädchen.«
»Sie hat sehr reiche Partien ausgeschlagen.«
»Einen Brauerssohn. Die Tochter des Baron Lampton als Bierwirthin, das wäre in der That hübsch!«
»Ich bin schon alt, Doctor.«
»Sie sind fünfundvierzig, Miß Anna ist beinahe dreißig«
»Und ich habe einen Stelzfuß.
»Miß Anna hat Sie immer so gesehen, sie muß schon daran gewöhnt sein.«
»Dazu kommt mein unausstehliches Temperament.«
»Sie sind der beste Mann von der Welt.«
»Glauben Sie?« erwiederte der Capitän mit liebenswürdiger Offenheit.
»Ich bin fest davon überzeugt.«
»Aber es ist noch ein Hinderniß: ich kann mich nicht entschließen ihr zu sagen, daß ich sie liebe.«
»Es ist ja gar nicht nöthig, daß Sie es sagen.«
»Wer soll’s ihr denn sagen?«
»Ich. Sie dürfen nur befehlen und ich gehorche.«
»Doctor, Sie retten mir das Leben!«
»Das ist ja mein Beruf.«
»Wann wollen Sie hingehen?«
»Morgen, wenn Sie wollen.«
»Warum nicht heute?«
»Heute ist sie nicht zu Hause.«
»Sie können ja warten, bis sie kommt.«
»Ich will meinen Ponny satteln lassen.«
»Nehmen Sie lieber meinen Wagen.«
»Dann lassen Sie anspannen.«
Der Capitän schellte so heftig, daß der Glockezug riß. Patrice eilte ganz erschrocken herbei.
»Anspannen!« rief ihm der Capitän zu.
Patrice entfernte sich in der festen Ueberzeugung, daß sein Herr den Verstand verloren habe. Bald nach Patrice kam Tom. Der Capitän fiel ihm um den Hals. Tom seufzte tief; es war nicht mehr zu bezweifeln, der Capitän war völlig wahnsinnig.
Eine Viertelstunde nachher fuhr der Doctor, mit den ausgedehntesten Vollmachten versehen, nach dem Dorfe.
Der Besuch hatte für Sir Edward und für mich das befriedigendste Resultat: für Sir Edward, weil er sich sechs Wochen nachher mit Anna Mary vermälte; für mich, weil ich zehrt Monate nach der Hochzeit glücklich zur Welt kam.
VI
Aus den ersten drei Jahren meines Lebens ist mir nur erinnerlich, daß meine Mutter sehr zärtlich mit mir war und mich ihr liebes Kind nannte.
So weit als ich zurückdenken kann, sehe ich mich auf einem großen Rasenplatz, der sich vor der Freitreppe des Schlosses ausdehnte und mit spanischem Flieder und Geisblatt bepflanzt war. Während ich mich ans dem weichen Rasen herumtummelte, saß meine Mutter auf einer grünen Bank und las oder stickte und warf mir von Zeit zu Zeit Kußhände zu. Gegen zehrt Uhr Morgens erschien mein Vater, nachdem er die Zeitungen gelesen hatte, aus der Freitreppe; meine Mutter eilte ihm entgegen ; ich trippelte ihr nach und kam gewöhnlich an die Treppe, während sie mit ihm herunterkam. Dann machten wir einen kleinen Spaziergang, dessen Ziel fast immer die »Grotte« war, und setzten uns auf die Bank, auf welcher Sir Edward gesessen, als er Anna Mary zum ersten Male gesehen hatte.
Dann kam Georges und sagte, daß angespannt sei. Wir machten eine zwei- bis dreistündige Spazierfahrt und einen Besuch bei dem alten Fräulein von Villevieille, welche das Häuschen und die kleine Rente meiner Mutter geerbt hatte, oder bei einer nothleidenden Familie, wo Anna Mary immer als tröstender Engel erschien. Endlich kehrten wir ins Schloß zurück und setzten uns mit ausgezeichnetem Appetit zu Tische. Nach dem Essen nahm mich Tom in Beschlag und das war meine größte Freude; er trug mich auf der Schulter, zeigte mir die Hunde und Pferde, kletterte auf die Bäume, um Vogelnester auszunehmen, während ich ihm von unten zurief: »Fall nicht, lieber Tom!«
Endlich ward ich so müde, daß ich die Augen kaum offen halten konnte, und Tom trug mich nach Hause Aber trotz meiner Müdigkeit machte ich ein saures Gesicht , wenn Mr. Robinson kam, weil seine Ankunft fast immer das Signal meines Rückzugs in die Schlafstube war. Wenn ich allzu großen Widerstand leistete, wurde Freund Tom geholt.