Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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Worin man mit einer neuen Person Bekanntschaft macht
Oben auf der Steige, welche die Postchaise eben hinanfuhr, erblickte man das Dorf Lachaussée, wo umgespannt werden sollte.
Es war ein reizender Haufen strohbedeckter Häuser, welche nach der Laune der Bewohner mitten auf dem Wege, an der Ecke eines kleinen Gehölzes, in der Nähe einer Quelle und häufiger noch längs dem von uns erwähnten großen Bache standen, über welchen vor jedem Hause Brücken oder Bretter geworfen waren.
Doch für den Augenblick war das Merkwürdigste dieses hübschen Dörfchens ein Mann, der, den Bach abwärts, mitten auf der Straße aufgepflanzt, als hätte er den Befehl von einer höheren Macht erhalten, seine Zeit damit hinbrachte, daß er bald die Landstraße mit den Augen verfolgte, bald mit dem Blicke einen herrlichen Schimmel mit langer Mähne untersuchte, der, an den Laden einer Hütte gebunden, die Bretter durch ein Zerren mit dem Kopfe erschütterte und eine Ungeduld ausdrückte, welche den Sattel, den er auf dem Rücken trug, entschuldigen zu sollen schien; denn dieser Sattel offenbarte, daß er in Erwartung seines Herrn hier stand.
Wie gesagt, müde, vergeblich die Straße entlang zu schauen, näherte sich der Fremde von Zeit zu Zeit dem Pferde, untersuchte es als Kenner, strich ihm mit geübter Hand über das fleischige Kreuz oder drückte mit dem Ende seiner Finger die schlanken Beine. Wenn er sodann den Fußtritt vermieden hatte, den bei jedem Versuche dieser Art das ungeduldige Thier ausschleuderte, kehrte er auf sein Observatorium zurück und überschaute die immer noch verlassene Landstraße.
Als er noch nichts kommen sah, klopfte er endlich an den Laden.
»Hollah! Ihr Leute!« rief er.
»Wer klopft?« fragte eine männliche Stimme.
Und der Laden öffnete sich.
»Mein Freund,« sagte der Fremde, »wenn Ihr Euer Pferd verkaufen wollt, so ist der Käufer gefunden.«
»Sie sehen wohl, daß kein Strohwisch am Schweife hängt,« antwortete den Laden wieder schließend eine Art von Bauern.
Diese Antwort schien den Fremden nicht zu befriedigen, denn er klopfte zum zweiten Male.
Es war ein Mann von etwa vierzig Jahren, groß und kräftig, mit rother Gesichtshaut, blauem Barte und knorriger Hand unter einer großen Spitzenmanchette. Er trug einen galonnirten Hut schief aufgesetzt, nach der Mode der Provinzofficiere, welche die Pariser erschrecken wollen.
Er klopfte zum dritten Male und sagte sodann ungeduldig werdend:
»Wißt Ihr, daß Ihr gar nicht höflich seid, mein Lieber, und daß ich Euern Laden sogleich einstoßen werde, wenn Ihr ihn nicht öffnet?«
Der Laden öffnete sich wieder bei dieser Drohung und dasselbe Gesicht erschien.
»Wenn man Ihnen aber sagt, daß das Pferd nicht verkäuflich ist,« erwiederte zum zweiten Male der Bauer. »Was Teufels! das muß Ihnen genügen!«
»Und wenn ich Euch sage, daß ich eines Läufers bedarf!«
»Wenn Sie eines Läufers bedürfen, so gehen Sie auf die Post. Es sind dort sechzig. ans den Ställen Seiner Majestät und Sie haben die Wahl. Doch lassen Sie das Pferd der Person, die nur eines besitzt.«
»Und ich wiederhole Euch, daß ich dieses haben will.«
»Kein schlechter Geschmack, ein arabisches Pferd.«
»Ein Grund mehr, daß es mich gelüstet, es zu kaufen.«
»Es ist möglich, daß es Sie gelüstet, dieses Pferd zu kaufen, doch leider ist es nicht verkäuflich.«
»Wem gehört es denn?«
»Sie sind sehr neugierig!«
»Und Du bist sehr schweigsam.«
»Nun! es gehört einer Person, die bei mir wohnt und dieses Thier liebt, wie sie nur ein Kind lieben könnte.«
»Ich will mit dieser Person sprechen.«
»Sie schläft.«
»Ist es ein Mann oder eine Frau?«
»Es ist eine Frau.«
»Nun, so sage der Frau, wenn sie fünfhundert Pistolen nöthig habe, so werde man sie ihr für dieses Pferd geben,«
»Ah! oh!« rief der Bauer, die Augen weit aufsperrend, »fünfhundert Pistolen, das ist ein hübscher Pfennig.«
»Füge bei, wenn Du willst, der König hat Lust zu diesem Thiere.«
»Der König?«
»In Person.«
»Gehen Sie doch, Sie sind wohl nicht der König.«
»Nein, aber ich vertrete ihn.«
»Sie vertreten den König?« sprach der Bauer, seinen Hut abnehmend.
»Mach’ geschwinde, Freund, der König habe große Eile.«
Und der Hercules warf einen beobachtenden Blick auf die Landstraße.
»Seien Sie unbesorgt,« sagte der Bauer, »wenn die Dame aufgewacht ist, werde ich ihr zwei Worte zuflüstern.«
»Ja, aber ich habe nicht Zeit, zu warten, bis sie aufgewacht ist.«
»Was ist dann zu thun?«
»Parbleu! wecke sie auf.«
»Oh mein Herr, niemals.«
»Nun, so werde ich sie selbst aufwecken. Warte, warte.«
Und der Mann, der Seine Majestät zu vertreten vorgab, ging näher hinzu, um mit einer langen Reitpeitsche mit silbernem Knopfe an einen oberen Laden zu klopfen.
Doch die bereits erhobene Hand senkte sich wieder, ohne nur an dem Laden anzustreifen, denn in demselben Augenblick gewahrte er eine Chaise, welche im letzten Trabe von drei erschöpften Pferden herbeifuhr.
Das geübte Auge des Fremden erkannte sogleich die Felder des Wagens und er eilte ihm mit einem Laufe entgegen, der dem arabischen Pferde, nach dessen Besitz er trachtete, Ehre gemacht hätte.
Dieser Wagen war die Postchaise, welche die Reisende, den Schutzengel von Gilbert, führte.
Als der Postillon den Mann sah, der ihm Zeichen machte, war er, da er nicht wußte, ob feine Pferde noch bis zur Station gehen könnten, entzückt, anhalten zu dürfen.
»Chon, meine gute Chon! bist Du es endlich? Guten Morgen! guten Morgen!«
»Ich selbst, Jean,« antwortete die Reisende, welche mit diesem seltsamen Namen angerufen wurde, »was machst Du da?«
»Bei Gott! eine schöne Frage, ich warte.«
Und der Hercules sprang auf den Fußtritt, umfaßte durch die Oeffnung des Kutschenschlages die junge Frau mit seinen langen Armen und bedeckte sie mit Küssen.
Plötzlich erblickte