Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма

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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма

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Sie hatte die schönsten Arme der Welt, die sich für den Augenblick in Aermeln von veilchenblauem Sammet mit goldenen Knöpfen modellirten. Die wellenförmigen Falten eines Kleides von grauer, großgeblümter Seide füllten beinahe den ganzen Wagen, Denn Gilbert bemerkte mit nicht weniger Erstaunen hierüber, als über alles Andere, daß er sich in einem Wagen befand, der im Galopp von drei Postpferden fortgezogen wurde.

      Da das Antlitz der Dame lächelnd war und Theilnahme ausdrückte, so schaute sie Gilbert an, bis er sich überzeugt hatte, daß er nicht mehr träume.

      »Nun, mein Kind,« sagte die Dame nach kurzem Stillschweigen, »es geht Ihnen besser?«

      »Wo bin ich?« fragte Gilbert, der sich zu rechter Zeit dieser Phrase der Romane erinnerte, die er gelesen, welche aber nie an einem andern Orte, als in Romanen ausgesprochen wird.

      »In Sicherheit, mein lieber, kleiner Herr,« antwortete die Dame mit einem sehr scharfen südlichen Accent. »Doch so eben liefen Sie in der That große Gefahr, unter den Rädern meiner Chaise zermalmt zu werden. Sprechen Sie, was ist Ihnen denn begegnet, daß Sie auf diese Art mitten auf die Landstraße gefallen sind?«

      »Ich fühlte eine Schwäche, Madame.«

      »Wie! eine Schwäche! und woher kam diese Schwäche?«

      »Ich war zu viel marschirt.«

      »Sind Sie schon lange unter Weges?«

      »Seit gestern Nachmittag um vier Uhr.«

      »Und seit gestern Nachmittag haben Sie gemacht? . . .«

      »Ich glaube sechzehn bis achtzehn Lieues.«

      »In zwölf bis vierzehn Stunden?«

      »Bei Gott! ich bin immer gelaufen.«

      »Wohin gehen Sie denn?«

      »Nach Versailles, Madame.«

      »Und woher kommen Sie?«

      »Von Taverney.«

      »Was ist das, Taverney?«

      »Es ist ein Schloß, das zwischen Pierresitte und Bar-le-Duc liegt.«

      »Aber Sie hatten kaum Zeit, zu essen?«

      »Ich hatte nicht nur nicht Zeit, Madame, sondern ich hatte auch keine Mittel.«

      »Wie dies?«

      »Ich verlor mein Geld auf dem Wege.«

      »Sie haben seit gestern nichts gegessen?«

      »Nichts als etwas Brod, das ich mitgenommen,«

      »Armes Kind! doch warum haben Sie nicht irgendwo zu essen gefordert?«

      Gilbert lächelte verächtlich.

      »Weil ich stolz bin, Madame.«

      »Stolz! es ist schön, stolz zu sein, doch wenn man vor Hunger stirbt  . . .«

      »Besser sterben, als sich entehren.«

      Die Dame schaute den spruchreichen jungen Menschen mit einer gewissen Bewunderung an.

      »Doch wer sind Sie denn, daß Sie so sprechen, mein Freund?« fragte sie.

      »Ich bin eine Waise.«

      »Und Sie heißen?«

      »Gilbert.«

      »Gilbert, von was?«

      »Von nichts.«

      »Ah! ah!« machte die junge Frau, immer mehr erstaunt.

      Gilbert sah, daß er einen gewissen Eindruck hervorbrachte und beglückwünschte sich, daß er sich in eine Stellung von Jean Jacques Rousseau versetzt hatte.

      »Sie sind noch sehr jung, um so auf der Landstraße umherzulaufen?« fuhr die Dame fort.

      »Ich blieb allein und verlassen in einem alten Schlosse, von dem sich seine Gebieter entfernt hatten. Ich machte es wie sie und verließ dasselbe ebenfalls.«

      »Ohne Zweck?«

      »Die Erde ist groß, und es gibt, wie man sagt, Platz für Alle unter der Sonne.«

      »Gut,« murmelte ganz leise die Dame, »das ist irgend ein Bastard vom Lande, der von seinem Edelhofe entflohen.«

      »Und Sie sagen, Sie haben Ihre Börse verloren?« fragte sie laut.

      »Ich hatte nur einen Sechs-Livres-Thaler,« antwortete Gilbert, getheilt zwischen der Scham, sein Unglück zu gestehen, und der Gefahr, ein zu großes Vermögen anzugeben, von dem man hätte vermuthen können, er habe es auf schlechtem Wege erlangt.

      »Einen Sechs-Livres-Thaler für eine so lange Reise? Sie hatten kaum genug, um Brod für zwei Tage zu kaufen! Und der Weg, guter Gott! welch ein Weg! Von Bar-le-Duc nach Paris, sagen Sie?«

      »Ja.«

      »Ich denke, etwa sechzig bis fünfundsechzig Lieues?«

      »Ich zählte die Lieues nicht, ich sagte nur: ich muß ankommen, und damit genug.«

      »Und hienach reisten Sie ab, armer Narr?«

      »Oh! ich habe gute Beine.«

      »So gut sie sein mögen, so werden sie doch am Ende müde; Sie haben den Beweis davon,«

      »Oh! nicht die Beine haben mich verlassen, sondern die Hoffnung.«

      »In der That, es scheint mir, Sie sahen verzweiflungsvoll aus.«

      Gilbert lächelte bitter.

      »Was ging denn in Ihrem Geiste vor? Sie schlugen sich vor den Kopf, Sie rauften sich die Haare aus.«

      »Glauben Sie, Madame?« fragte Gilbert sehr verlegen.

      »Oh!« ich bin dessen sicher, denn es mußte Ihre Verzweiflung sein, was Sie hinderte, den Wagen zu hören.«

      Gilbert dachte, es dürfte nicht übel sein, wenn er sich durch die Erzählung der Wahrheit erhöhen würde. Sein Instinkt sagte ihm, seine Lage sei interessant, besonders für eine Frau.

      »Ich war in der That in Verzweiflung,« sprach er.

      »Und worüber?« fragte die Dame.

      »Daß ich nicht mehr einem Wagen folgen konnte, dem ich nachlief.«

      »Wahrhaftig!« sagte die junge Frau lächelnd; »es ist also ein Abenteuer? Sollte Liebe darunter sein?«

      Gilbert war noch nicht genug seiner Herr, um nicht zu erröthen.

      »Und was für ein Wagen war es, mein kleiner Cato?«

      »Ein Wagen vom Gefolge der Dauphine.«

      »Wie! was sagen Sie?« rief die junge Frau; »die Dauphine ist also vor uns?«

      »Ganz

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