Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма

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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1 - Александр Дюма

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Andrée. Nicole und La Brie traten in dem Augenblick, wo sie das Thor des Schlosses hinter sich ließen, in eine neue Welt.

      Jedes hatte seinen Gedanken.

      Der Baron berechnete, daß man ihm in Bar-le-Duc leicht fünf- bis sechstausend Livres auf den vergoldeten Service von Balsamo leihen würde.

      Andrée sprach ganz leise ein kleines Gebet, welches sie ihre Mutter gelehrt hatte, um den Dämon des Stolzes und der Eitelkeit von ihr zu entfernen.

      Nicole schloß ihr Halstuch, das der Wind zu wenig nach dem Gefallen von Herrn von Beausire in Unordnung brachte.

      La Brie zählte in der Tiefe seiner Tasche die zehn Louis d’or der Königin und die zwei Louis d’or von Balsamo.

      Herr von Beausire galoppirte.

      Gilbert schloß das große Thor von Taverney, dessen Flügel wie gewöhnlich, in Ermanglung von Oel, ächzten.

      Hierauf lief er in seine kleine Stube und zog seine eichene Commode vor, hinter der er ein Päckchen bereit fand. Er band dieses Päckchen, das in einer Serviette eingeschlossen war, an das Ende seines Stockes von Cornelkirschenholz. Dann deckte er sein Gurtbett auf, dessen Hauptbestandthell eine Heumatratze war, die er ausleerte. Seine Hände trafen bald ein zusammengefaltetes Papier, dessen er sich bemächtigte. Dieses Papier enthielt einen glatten, glänzenden Sechs-Livres-Thaler. Dies waren die Ersparnisse von Gilbert seit vielleicht drei bis vier Jahren.

      Er öffnete das Papier, schaute den Thaler an, um sich zu überzeugen, daß er sich nicht verwandelt hatte, und steckte ihn, immer noch beschützt durch sein Papier, in die Hosentasche.

      Mahon heulte und sprang in der ganzen Länge seiner Kette; das arme Thier stöhnte, daß es sich so nach und nach von allen seinen Freunden verlassen sehen mußte, denn mit seinem bewunderungswürdigen Instinkte errieth es, daß sich auch Gilbert von ihm trennen würde.

      Es heulte also immer stärker.

      »Schweig,« rief ihm Gilbert zu, »schweig, Mahon!«

      Dann fügte er, wie über die Parallele lächelnd, die sich seinem Geiste bot, bei:

      »Hat man mich nicht wie einen Hund verlassen? Warum sollte ich Dich nicht wie einen Menschen verlassen?«

      Nach kurzem Nachdenken fuhr er fort:

      »Aber man ließ mich wenigstens frei, frei, meinen Unterhalt zu suchen, wie ich es verstünde. Gut, es sei, Mahon, ich werde für dich thun, was man für mich gethan hat, nicht mehr, nicht minder.«

      Und er lief nach der Nische und machte die Kette von Mahon los.

      »Nun bist du frei,« sagte er, »suche deinen Unterhalt, wie du es verstehst.«

      Mahon sprang gegen das Haus, dessen Thüren er verschlossen fand; dann lief er nach den Ruinen und Gilbert sah ihn, in dem Gemäuer verschwinden.

      »Gut« sagte er, »nun wollen wir sehen, wer mehr Instinkt hat, der Hund oder der Mensch«

      Hienach entfernte sich Gilbert durch das kleine Thor, schloß dieses doppelt und warf den Schlüssel über die Mauer bis in den kleinen See, mit der Geschicklichkeit, welche die Bauern im Schleudern der Steine besitzen.

      Da indessen die Natur, eintönig in der Erzeugung der Gefühle, wechselreich in ihrer Offenbarung ist, so empfand Gilbert, als er Taverney verließ, etwas dem ähnlich, was Andrée empfunden hatte. Nur war es bei Andrée das Beweinen einer vergangenen Zeit, bei Gilbert die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

      »Lebe wohl,« sagte er sich umwendend, um zum letzten Male das kleine Schloß zu sehen, das man verloren in dem Blätterwerk der Sycomoren und in den Blüthen der Bohnenbäume erblickte; »lebe wohl, Haus, wo ich so viel gelitten, wo mich Jeder verabscheute, wo mir Jeder das Brod mit der Behauptung, ich stehle es, zuschleuderte, lebe wohl und sei verflucht. Mein Herz hüpft vor Freude und fühlt sich frei, seitdem mich deine Mauern nicht mehr umschließen, lebe wohl, Kerker, Hölle, Tyrannennest, ich scheide für immer von dir!«

      Und nach dieser Verwünschung, welche vielleicht minder poetisch sein mag, aber nicht weniger bezeichnend ist, als so viele andere, setzte Gilbert an, um dem Wagen nachzulaufen, dessen entferntes Geräusch noch in der Luft erscholl.

       XIX.

      Der Thaler von Gilbert

      Nach einer Stunde unbändigen Laufes stieß Gilbert einen Freudenschrei aus; er hatte auf eine Viertelslieue vor sich den Wagen des Barons erblickt, der im Schritt einen Berg hinan fuhr.

      Gilbert fühlte jetzt in seinem Innern eine wahre Regung des Stolzes, denn er sagte sich, einzig und allein mit dm Mitteln seiner Jugend, seiner Kraft und seines Verstandes werde er in das Gleichgewicht mit den Mitteln des Reichthums, der Macht und der Aristokratie treten.

      Nun hätte Herr von Taverney Gilbert einen Philosoph nennen können, wenn er ihn auf der Straße gesehen, seinen Stock in der Hand, sein dünnleibiges Päckchen an einem Knopfloch befestigt, wie er rasch einherlief, über Gräben und Böschungen sprang, um Boden zu gewinnen, und auf jeder Steige anhielt, als wollte er verächtlich zu den Pferden sagen:

      »Ihr geht mir nicht schnell genug, und ich bin genöthigt, auf euch zu warten.«

      Philosoph! O ja, gewiß, er war es damals, wenn man Philosophie Verachtung jedes Genusses, jeder Behaglichkeit nennt. Sicherlich war er nicht an ein weichliches Leben gewöhnt, aber wie viele Menschen verweichlicht nicht die Liebe!

      Man muß gestehen, er bot ein schönes Schauspiel, ein Schauspiel würdig Gottes, des Vaters der thatkräftigen und verständigen Geschöpfe, dieser Mensch, wie er ganz bestaubt und rothglühend ein paar Stunden einherlief , bis er den Wagen beinahe eingeholt hatte, und dann voll Lust anhielt, als die Pferde nicht mehr konnten. Gilbert hätte an diesem Tage Jedem Bewunderung einflößen müssen, der ihm, wie wir ihm folgen, mit dem Geiste zu folgen im Stande gewesen wäre; und wer weiß sogar, ob nicht die stolze Andrée, wenn sie ihn gesehen, gerührt worden wäre, und ob nicht die Geringschätzung, die sie in Beziehung auf sein träges Wesen kundgegeben, sich in Achtung vor seiner Energie verwandelt hätte?

      So ging der erste Tag vorüber. Der Baron blieb eine Stunde in Bar-le-Duc, wodurch Gilbert die erforderliche Zeit gewann, um ihn nicht nur einzuholen, sondern auch, um ihm zuvorzukommen. Gilbert ging um die Stadt, denn er hatte gehört, daß man Befehl gegeben, bei einem Goldschmiede anzuhalten; als er sodann den Wagen kommen sah, warf er sich in ein Gebüsch, und sobald die Carrosse vorüber war, folgte er ihr wieder wie vorher.

      Gegen Abend holte der Baron die Wagen der Dauphine in dem Dörfchen Brillou ein, dessen Bewohner, auf einem Hügel zusammengedrängt, Freudengeschrei und Glückwünsche hören ließen.

      Gilbert hatte den ganzen Tag nichts, als ein wenig Brod, das er von Taverney mitgenommen, gegessen, dagegen hatte er aber nach Belieben Wasser aus einem herrlichen Bache getrunken, dessen Lauf so rein, so frisch, so mit Kresse und gelben Nympheen besetzt war, daß der Wagen auf das Verlangen von Andrée anhielt, diese selbst ausstieg und ein Glas voll von dem Wasser in der goldenen Schale, dem einzigen Stücke schöpfte, das der Baron auf die Bitte seiner Tochter behalten hatte.

      Hinter einer von den Ulmen. an der Straße verborgen, hatte Gilbert Alles dies gesehen.

      Sobald sich die Reisenden entfernt, kam Gilbert auf dieselbe Stelle, setzte den Fuß auf die kleine Erderhöhung, auf welche er Andrée hatte steigen sehen, und trank Wasser

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