La San Felice Band 8. Александр Дюма
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Man kämpft auf einem Trümmerhaufen, die zusammenstürzenden Häuser zerschmettern die Kämpfenden, das Bajonnet durchbricht die Massen, welche sich wieder schließen, und das seltsame Schauspiel eines Kampfes, Mann gegen Mann, zwischen dreißigtausend Kämpfern oder vielmehr von dreißigtausend Einzelkämpfen darbieten, in welchen die gewöhnlichen Waffen unbrauchbar werden.
Die Franzosen reißen das Bajonnet von ihren Musketen und bedienen sich desselben wie eines Dolches, während sie die Musketen selbst, die sie nicht mehr Zeit haben zu laden, in Keulen umwandeln. Die Hände suchen zu erdrosseln, die Zähne zu beißen, die Arme zu erwürgen.
Auf der Asche, auf den Steinen, auf den glühenden Kohlen, in dem fließenden Blute kriechen die Verwundeten, welche gleich mit Füßen getretenen Schlangen noch sterbend tödtlich verwunden.
Der Boden wird Fuß um Fuß streitig gemacht und bei jedem Schritt, den der Fuß thut, trifft er einen Todten oder einen Sterbenden.
Gegen Mittag erhielten die Lazzaroni durch Zufall eine neue Verstärkung. Zehntausend der Ihrigen waren, aufgereizt durch die Mönche und die Priester, zwei Tage vorher auf der Straße von Pontana abmarschiert, um Capua wiederzunehmen.
Von der Kanzel herab hatte man ihnen den Sieg versprochen. Sie zweifelten nicht, daß die Mauern von Capua vor ihnen ebenso fallen würden, wie die von Jericho vor dem Israeliten gefallen waren.
Diese Lazzaroni waren die vom kleinen Molo und von Santa Lucia.
Als jedoch Macdonald, der trotzdem, daß er seine Entlassung gegeben, doch Franzose geblieben war, von dieser Menge den Staub der Ebene aufwirbeln sah, welche das alte Capua von dem neuen trennt, stellte er sich als Freiwilliger an die Spitze der Garnison und während von der Höhe der Wälle zehn Geschütze auf die Masse der Lazzaroni einkartätschten, machte er durch die beiden entgegengesetzten Thore zwei Ausfälle, formierte einen ungeheuern Kreis, dessen Centrum Capua und seine Artillerie waren, während seine Infanterie und deren Musketenfeuer die beiden Flügel bildeten, so daß er unter dieser ganzen dichtgedrängten Masse ein furchtbares Blutbad anrichtete.
Zweitausend todte oder verwundete Lazzaroni blieben auf dem Schlachtfelde zwischen Caserta und Pontana. Alles, was noch unversehrt oder blos leicht verwundet war, ergriff die Flucht und sammelte sich erst bei Casa Nuovo.
Am nächstfolgenden Morgen ließ Kanonendonner sich in der Richtung von Neapel hören.
Noch ermattet von ihrer gestrigen Niederlage, warteten die Lazzaroni jedoch auf Nachrichten vom Kampfe.
Am Morgen erfuhren sie, daß der Tag den Franzosen geblieben, welche ihren Cameraden siebenundzwanzig Kanonen abgenommen, tausend Mann getödtet und sechshundert Gefangene gemacht hatten.
Nun sammelten sie sich, noch siebentausend Mann stark, und marschierten so schnell als möglich den Lazzaronis zu Hilfe, welche die Stadt vertheidigten, und ließen auf ihrem Wege gleichsam als Zeugen des Blutbades diejenigen von ihren Verwundeten zurück, welche, nachdem sie sich am Abend vorher und in der Nacht wieder gesammelt, gleichwohl nicht Kraft genug besaßen, ihnen zu folgen.
Auf dem Largo del Castello angelangt, theilten sie sich in drei Banden.
Die eine rückte durch die Toledostraße dem Largo delle Pigne, die zweite durch die Strada dei Tribunali dem Castello Capuana und die dritte durch die Marina dem Altmarkt zu Hilfe.
Bedeckt mit Staub und Blut, berauscht von dem Wein, der ihnen längs des ganzen Weges geboten worden, warfen sie sich als frische Kämpfer in die Reihen derer, welche seit dem vorigen Abend kämpften. Einmal besiegt, wollten sie, indem sie ihren besiegten Brüdern zu Hilfe eilten, es nicht zum zweiten Male sein.
Jeder Republikaner, der schon einer gegen sechs kämpfte, hatte nun einen oder zwei Feinde mehr niederzuwerfen, und um sie niederzuwerfen, durfte man sie nicht blos verwunden, sondern man mußte sie tödten, denn wir haben es schon gesagt, so lange noch ein Hauch Leben in den Verwundeten war, setzten sie den Kampf hartnäckig fort.
So dauerte der Kampf fast ohne Vortheil auf der einen oder andern Seite bis drei Uhr Nachmittags.
Salvato, Monnier und Matthieu Maurice hatten das Castello del Carmine und den Altmarkt genommen.
Championnet, Thiébaut und Duhesme hatten sich des Castello Capuana bemächtigt und ihre Vorposten bis zum Largo San Giuseppe und dem Drittel der Strada dei Tribunali vorgeschoben.
Kellermann war bis an das äußerste Ende der Strada dei Cristallini gelangt, während Dufresse nach einem erbitterten Kampfe sich des Albergo dei Poveri oder Armenhospitals bemächtigt hatte.
Es trat nun eine Art Waffenstillstand ein, der seinen Grund in der Ermattung hatte. Man war auf beiden Seiten des Würgens müde. Championnet hoffte, daß dieser furchtbare Tag, an welchem die Lazzaroni vier- oder fünftausend Mann verloren, für sie eine Lehre sein und daß sie um Pardon bitten würden.
Als er sah, daß es damit nichts war, entwarf er mitten im Feuer auf einer Trommel eine an das Volk von Neapel gerichtete Proclamation und beauftragte seinen Adjutanten Villeneuve, der seine Function bei ihm wieder übernommen, sie dem Magistrat von Neapel zu überbringen.
Er gab ihm demzufolge als Parlamentär einen Trompeter mit einer weißen Fahne mit.
In der furchtbaren Unordnung aber, deren Beute jetzt Neapel war, hatte der Magistrat eine ganze Autorität verloren. Die Patrioten, welche wußten, daß man ihnen nach dem Leben trachtete, hielten sich versteckt, und Villeneuve ward, trotz seines Trompeters und seiner weißen Fahne, überall, wo er sich zeigte, mit Flintenschüssen empfangen. Eine Kugel zerschlug den Bogen eines Sattels und er mußte wieder umkehren, ohne daß es ihm möglich gewesen war, den Feind von der Proclamation des Generals in Kenntniß zu setzen.
Dieselbe war in italienischer Sprache geschrieben, welche Championnet eben so gut und geläufig redete wie die französische, und lautete wie folgt:
»Championnet, Obergeneral, an das neapolitanische Volk.
»Bürger!
»Ich habe der kriegerischen Rache, welche durch furchtbare Ausschreitungen und die Wuth einiger von euren Meuchelmördern bezahlten Individuen herausgefordert worden, auf einen Augenblick Einhalt gethan. Ich weiß, wie gut das neapolitanische Volk ist, und von ganzem Herzen beklage ich das Unheil, welches ich gezwungen bin, ihm zuzufügen. Deshalb benutze ich diesen Augenblick der Ruhe, um mich an Euch zu wenden, wie ein Vater an seine rebellischen, aber immer noch geliebten Kinder, und um Euch zu sagen: Gebt einen unnützen Widerstand auf, legt die Waffen nieder, und das Leben, das Eigenthum und die Religion sollen nicht angetastet werden. Jedes Haus dagegen, aus welchem ein Schuß fällt, wird niedergebrannt und die Bewohner werden erschossen. Dafern aber die Ruhe wiederhergestellt wird, so will ich die Vergangenheit vergessen und die Segnungen des Himmels werden sich aufs Neue auf dieses glückliche Land herabsenken.
»Neapel, am 3. Pluviose des Jahres VII der Republik (22. Januar 1799).«
Nach der Weise, wie Villeneuve empfangen worden, war wenigstens für diesen Tag keine Hoffnung mehr. Um vier Uhr wurden die Feindseligkeiten mit größerer Erbitterung als je wieder aufgenommen. Sogar die Nacht senkte sich herab, ohne die Kämpfenden zu trennen. Die einen fuhren fort in das Dunkel hineinzuschießen, und die andern warfen sich mitten unter den Leichen auf die glühende Asche und unter die flammenden Trümmer zum Schlafe nieder.
Die gänzlich