Memoiren einer Favorite. Александр Дюма

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Memoiren einer Favorite - Александр Дюма

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überließ mich vollständig meiner Freundin Amy. Mein Gemüt war noch fast ausschließlich mit dem Ereignis der vergangenen Nacht beschäftigt. Jeden Augenblick legte ich die Hand aufs Herz, um mich zu überzeugen, daß ich Harrys Brief nicht verloren. Das einzige, was einen Schatten auf diesen holden Traum meines Herzens warf, war der Umstand, daß ich es mit einem schlichten Studenten, einem Künstler, der sich erbot, an meinem Arme den dornigen Pfad der Kunst zu wandeln, anstatt mit einem schönen Kavalier zu tun hatte, welcher mich in einer vierspännigen Equipage dem Ruhme einer Mistreß Siddons oder dem Reichtum einer Miß Arabella entgegenführte.

      Aufgeschoben war jedoch nicht aufgehoben, das Theater war ein Piedestal, wo die Statue der Schönheit ihren Kultus ebenso gut hatte wie die des Talents, und da ich von meiner Schönheit überzeugt war leider hatte man mir dies, von dem armen Dick an, der mir es zuerst in den Gebirgen von Wales gesagt, bis zu Harry-Romeo, der mir es erst diesen Morgen geschrieben, tausendfach wiederholt da ich von meiner Schönheit überzeugt war, sage ich, und da ich auch Talent zu besitzen glaubte, so war dies alles nur eine Frage der Zeit, und ich hatte ja Zeit, um zu warten.

      Man sieht, daß ich dem Programm, welches ich mir bei Abfassung meiner Lebensgeschichte vorgezeichnet, treu bleibe, und daß ich den Menschen, welche mich vielleicht allzuhart beurteilt, ebenso wie Gott, der einmal, hoffe ich, nachsichtiger gegen mich sein wird, meine innersten Gedanken darlege.

      Wenn ich einen Roman schriebe, so könnte ich die Ereignisse verändern oder verkehren; ich könnte mein Unrecht beschönigen und meine Fehler entschuldigen. Ich habe aber dieses Buch »Mein Leben« betitelt. Deshalb habe ich auch nicht das Recht, an den Ereignissen meines Lebens etwas zu ändern, sondern muß sie in ihrer Reihenfolge und in ihrer wahren Gestalt entrollen.

      Ich gestehe, daß dieses Buch, als von Menschenhand geschriebener Roman, schlecht abgefaßt, und, was noch schlimmer ist, schlecht gedacht sein würde, denn als Traum der Einbildungskraft könnte es keinen Einfluß auf das Leben anderer haben.

      Dem ist jedoch nicht so. Ich löse ein Blatt Geschichte aus dem großen allgemeinen Buche des Menschengeschlechts, von der eisernen Feder des Schicksals geschrieben, welches mich wie ein unheilverkündendes Meteor durch mein Jahrhundert gefühlt und durch mich einen verderblichen Einfluß auf meine Zeitgenossen ausgeübt hat.

      Ich muß alles sagen, selbst, meine verwerflichen Gedanken, ebenso wie ich alles enthüllen muß, selbst meine schlimmen Taten, denn die einen führen zu den andern. Meine einzige Entschuldigung ist, daß ich von allem, was mir begegnet, oder durch mich geschehen ist, nichts im voraus gewollt oder vorbereitet habe, sondern daß ich im Gegenteil stets einem Impuls gefolgt bin, dessen Ursachen von meinem Willen unabhängig und ganz besonders stärker gewesen sind als dieser.

      Hierbei darf ich nicht unerwähnt lassen – denn ich muß auch alles sagen, was zu meiner Verteidigung dienen kann – daß meine schlimmsten Taten, oder vielmehr die schlimmsten Ereignisse meines Lebens fast stets eine gute Absicht, ein vortreffliches Prinzip gehabt haben. So hatte auch der Schritt, welchen ich in diesem Augenblick unternahm, welcher zu meinem tiefsten Fehltritt führte und mich dadurch aus den düstersten und tiefsten Abgründen der Gesellschaft auf ihre strahlendsten Gipfel erheben sollte, einen lobenswerten Zweck und ward mir durch die Humanität vorgezeichnet, denn ich tat ihn, um den Bruder meiner Freundin vor dem gefürchtetsten Schicksal eines freien Engländers zu retten.

      Warum aber ging ich dabei mit so viel Bereitwilligkeit und Eifer zu Werke? Vielleicht bloß, weil Dick der erste gewesen war, der mir aufrichtig und mit voller Überzeugung gesagt hatte, daß ich schön sei.

      Ich hatte mich so in meine Betrachtungen versenkt, daß ich weder auf den Weg, den wir zurückgelegt, noch auf die Zeit, die wir dazu gebraucht, geachtet hatte, als plötzlich der Wagen Halt machte.

      Wir waren am Ufer des Flusses in einiger Entfernung von einem prachtvollen Kriegsschiff.

      Erwartete man uns? Ich weiß es nicht, bin aber später oft auf den Gedanken gekommen, daß alles zwischen Amy und dem Commodore im voraus verabredet war.

      Kaum waren wir nämlich aus dem Wagen gestiegen, so stieß ein mit sechs Ruderern bemanntes Boot von dem »Theseus« ab und kam auf uns zu. Alles war für mich so neu und ich war mit so viel widerstreitenden Empfindungen beschäftigt, daß mir dieser Umstand für den Augenblick gar nicht auffiel, sondern ich erst später daran dachte.

      Binnen wenigen Minuten befanden wir uns an Bord des Schiffes.

      Einer der ersten Gegenstände, die ich, indem ich die Schiffstreppe hinaufstieg, erblickte, war der arme Dick selbst, welcher schon Matrosenkleider trug. Er näherte sich mir und sagte in kläglichem Tone:

      »Ach, Miß Emma, haben Sie Erbarmen mit dem armen Dick. Sein Schicksal ruht in Ihren Händen.«

      Ich konnte nicht recht begreifen, wie mir auf einmal eine so große Macht zur Verfügung stünde,der arme unglückliche Knabe sah aber so traurig aus, daß ich ihm versprach, alles zu tun, was in meinen Kräften stünde.

      Ein Midshipman stieß ihn brutal auf die Seite und führte uns in Sir John Paynes Kajüte.

      Diese Kajüte war eins der elegantesten Boudoirs, die ich jemals gesehen, selbst zu der Zeit, wo ich mein Leben in den Boudoirs einer Königin zubrachte. Der Fußteppich war aus prachtvollen Tigerfellen zusammengesetzt und die Wand mit den schönsten ostindischen Kaschemirs bekleidet. Wenn man dieselben emporhob, so sah man Trophäen von Waffen, die den reichsten Bazars des Orients entstammten.

      Der Sitz, auf welchem der Commodore saß oder vielmehr lag, war ein, türkischer Divan mit goldener Blumenstickerei, wie man deren bloß an den Gestaden des Bosporus und des Ganges träumt. Die Basis, auf welcher er ruhte, bestand aus zwei Kanonenläufen, welche wie Gold funkelten. An gewöhnlichen Tagen verschwanden dieselben vollständig unter dem sie bedeckenden Stoff. An den Tagen des Kampfes nahm man die Kaschemirs, welche die Trophäen, und die Kissen des Divans, welche die Geschütze bedeckten, hinweg und man sah sich aus dem Boudoir einer Modedame in das Arsenal eines englischen Commodore versetzt.

      Sir John Payne, der einen Schlafrock von chinesischem Stoff trug, war bei unserem Eintritt mit Lesen beschäftigt.

      Mit der Nachlässigkeit eines Menschen, der einen unerwarteten Besuch empfängt, drehte er sich nach uns herum, als er aber zwei Frauen erblickte, erhob er sich.

      Ich warf auf ihn einen raschen Blick, der, wie rasch er auch war, mir möglich machte, alles zu sehen.

      Sir John Payne war ein schöner Mann von dreißig bis fünfunddreißig Jahren, welcher den Grad, den er so jung bekleidete, augenscheinlich mehr seiner Geburt und seinem Reichtum als den Feldzügen verdankte, die er bis jetzt mitgemacht.

      Alles an ihm, wie um ihn herum, verkündete Luxus. Das Messer, womit er sein Buch aufschnitt, hatte einen goldenen Griff, seine Finger waren mit Ringen belastet und eine neben ihm liegende Uhr mit Diamanten besetzt. Er hauchte, sozusagen, ein hocharistokratisches Parfüm aus.

      Amy warf sich schluchzend, sie besaß die Fähigkeit des Weinens in bewundernswürdigem Grade, ihm zu Füßen, oder wollte dies vielmehr tun. Er wehrte ihr jedoch und fragte sie, was sie zu ihm führe.

      Sie zog mich, als ob das Schluchzen ihr das Sprechen unmöglich machte, bei der Hand näher und forderte mich durch eine Gebärde auf, an ihrer Statt das Wort zu ergreifen.

      Erst jetzt schien der Admiral mich zu bemerken. Er sah mich an, schien durch meine Schönheit in Erstaunen gesetzt zu werden und ließ mich an seiner Seite Platz nehmen.

      Amy blieb stehen, bedeckte sich das Gesicht mit ihrem Tuche und sagte mit halberstickter Stimme zu mir:

      »Sprich,

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