Memoiren einer Favorite. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Memoiren einer Favorite - Александр Дюма страница 31
»Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Zweifl', ob lügen kann die Wahrheit,
Nur an meiner Liebe nicht.«
Sir John ergriff mich bei beiden Händen, gab seiner Stimme den zärtlichsten Ausdruck und fuhr fort:
»O liebe Ophelia, es gelingt mir schlecht mit dem Silbenmaße und ich besitze nicht die Kunst meine Seufzer zu messen, aber daß ich dich bestens liebe, o Allerbeste, das glaube mir.«
»Und was antwortet Ophelia auf diese Verse?« fragte ich.
Sir John erhob sich.
»Hamlet,« sagte er, »läßt ihr nicht Zeit zum Antworten. Er entfernt sich und verläßt sich darauf, daß selbst in seiner Abwesenheit das Herz der Person, die er liebt, für ihn sprechen werde.«
»Sie verlassen uns also auch?« fragte ich Sir John.
»Nach drei Uhr würde ich die Lords der Admiralität nicht mehr beisammen finden und ich will wenigstens das Verdienst besitzen, mein Versprechen zu halten und Ihnen heute noch eine Antwort zu bringen, mag dieselbe nun gut oder schlimm ausfallen.«
»Und wir?« fragte Amy.
»Sie,« sagte Sir John, »Sie werden die Güte haben, mich in Piccadilly zu erwarten, wohin mein Diener Sie begleiten wird.«
»Werden Sie mittlerweile dem armen Dick wenigstens vierundzwanzig Stunden Urlaub geben?«
»Ja,« sagte Sir John lachend, »aber nur, dafern Miß Emma mir mit ihrem Worte dafür bürgt, daß der Bursche nicht desertiert, denn in diesem Falle würde Miß Emma mit ihrer eigenen Person für ihn haften.«
»Hörst du, Emma?« sagte Amy.
Ich reichte Sir John die Hand.
»Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, Mylord,« sagte ich zu ihm.
»Nun,« sagte der Admiral, »wünsche ich weiter nichts, als daß der Bursche bis ans Ende der Welt davonlaufe. Wollen Sie mit mir kommen, damit ich Sie ans Land bringen kann?«
»Wir sind,« sagte ich, »Ihretwegen, Mylord, an Bord dieses Schiffes gekommen und von dem Augenblicke an, wo Mylord es verläßt, haben wir keinen Grund mehr, länger zu bleiben.«
Sir John schlug abermals auf die Glocke und derselbe Diener trat wieder ein.
»Die Jolle!« befahl der Admiral.
»Sie liegt bereit, Mylord.«
»Ihr werdet mit uns ans Land kommen, und diese Damen nach Piccadilly begleiten. Um sieben Uhr wird soupiert.«
Ich wollte in bezug auf dieses Souper eine Bemerkung machen, Sir John aber ließ mir nicht Zeit dazu, sondern bot mir den Arm und führte mich nach der Treppe. Sämtliche Offiziere waren von der Kajüte bis zur Treppe in doppelter Reihe aufgestellt.
Ich senkte nicht bloß die Augen, sondern auch das Haupt, denn alle Blicke lasteten gewissermaßen auf meiner Stirn und beugten dieselbe nieder.
Ich sah mich in der Jolle, ohne recht zu« missen, wie ich hineingekommen war. Ich hörte Sir Johns Stimme, welcher Dick befahl, uns zu folgen. Dann stieß das Boot leicht wie ein Vogel von dem Schiffe ab und näherte sich dem Ufer.
Hier wartete Sir Johns Equipage. Daneben stand unser bescheidener Mietwagen.
»Sie wollen doch nicht in diesem Fuhrwerke nach London zurückkehren?« fragte der Admiral.
»Wie sollen wir anders dahin zurückgelangen?« fragte ich.
»Piccadilly ist auf meinem Wege, ich werde Sie im Vorüberfahren dann absetzen.«
Er winkte seinem Diener, welcher den Kutscher unseres Mietwagens bezahlte. Dann öffnete er selbst den Schlag seines Wagens und ließ mich zuerst einsteigen, während Amy einige Worte mit Dick wechselte, um ihn an einen Ort zu bestellen, wo sie ihm von Sir Johns Schritten Rechenschaft geben könnte.
Dick, der weniger stolz war, als wir, bemächtigte sich des Mietmagens und ließ sich im Triumphe nach London zurückfahren.
Sir John setzte sich auf den Vordersitz und überließ uns die beiden Hinterplätze. Der Diener setzte sich neben den Kutscher, der Wagen rollte fort, während ich mich in ganz andere Träume versenkt sah, als die waren, mit welchen ich meine Wohnung verlassen.
Für mich hatte das Leben in der Tat ein sich unaufhörlich drehendes Rad zum Symbol. Aber in welcher Richtung drehte sich dieses Rad? Geschah es, um mich zu erhöhen, oder geschah es vielmehr, um mich zu erniedrigen?
War ich seit dem Tage, wo ich die Schafe hütete, etwas Besseres oder etwas weniger Gutes geworden?
Ich überließ mich diesen Betrachtungen so vollständig, daß ich kaum fühlte, wie Sir John sich meiner Hand bemächtigte. Ich ließ dieselbe willenlos und untätig in der seinigen.
Nach einer halben Stunde machte der Wagen Halt. Wir waren in Piccadilly.
Der Schlag öffnete sich und Sir John stieg zuerst aus, um uns die Hand zu bieten. Ich war dankbar dafür, daß ein Gentleman uns begegnete wie Herzoginnen, und mit unfreiwilliger Bewegung drückte ich die Hand, welche mir dargeboten ward.
»Ich danke,« murmelte der Admiral leise.
Rasch zog ich meine Hand zurück.
Er betrachtete mich mit einem gewissen Erstaunen; an meinem Lächeln aber sah er, daß in diesem Zurückziehen meiner Hand nichts Beleidigendes für ihn lag.
Es war jetzt über drei Uhr. Er hatte folglich keinen Augenblick zu verlieren, wenn er noch zur rechten Zeit auf die Admiralität kommen wollte. Er stieg daher wieder in seinen Wagen und wir gingen, von dem Diener geführt, in das Haus hinein.
Dieses Haus, welches so ziemlich auf der Mitte des Weges von London bis zu Sir John Paynes Station lag, war ein mit der größten Eleganz möbliertes allerliebstes kleines Hotel und hatte keinen andern Eigentümer oder Mieter als Dicks aristokratischen Gönner.
Der Lakai, den uns dieser zurückgelassen, führte uns eine jede in ihr Zimmer. Als ich das meinige betrat, blieb ich stehen und suchte in meinen Erinnerungen, wo ich dieses Zimmer schon gesehen hätte.
Es lag in der Wirklichkeit dieser Vision etwas Unmögliches. In die Richtung von Piccadilly hatte mein Weg mich niemals gefühlt und man weiß, daß, als ich nach London kam, dies zum erstenmal geschah.
Ich stand vor einem großen Goldrahmenspiegel in einem eleganten Zimmer mit himmelblau seidenen Vorhängen, Toilettenmöbeln und eine Kommode von Rosenholz. Unter meinen Füßen hatte ich einen türkischen Teppich, über meinem Kopfe einen Plafond mit Freskomalereien, welche dem Pinsel eines Boucher oder Watteau zu entstammen schienen.
Ganz gewiß hatte ich dieses Zimmer schon gesehen.
Ich setzte mich in einen Sessel, dessen seidener Überzug von derselben Farbe war wie die Vorhänge, und diese blaue Farbe führte mich durch die Analogie auf den Gedanken an mein erstes Kleid als Pensionärin.
Ich sah mich wieder mit jenem Kleide an der Quelle sitzen,