Memoiren einer Favorite. Александр Дюма

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Memoiren einer Favorite - Александр Дюма

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unbetränt zum Grab' mußt' geh'n

      Von Liebesregen.«

      Sir John kam einen Schritt auf mich zu. Nun erst schien ich ihn zu erblicken, und ich sprach die Worte, welche Ophelia an den König richtet.

      »Gottes Lohn! Recht gut.

      Sie sagen, die Eule war eines Bäckers Tochter.

      Ach, Herr! Wir wissen wohl, was wir sind,

      aber nicht, was mir werden können.

      Gott segne Euch die Mahlzeit!«

      Ohne vermittelnden Übergang verfiel ich dann aus der tiefsten Melancholie in die tollste Heiterkeit und begann das bei uns so beliebte Lied:

      »Auf morgen ist Sankt Valentin's Tag,

      Wohl an der Zeit noch früh,

      Und ich, 'ne Maid am Fensterschlag,

      Will sein eure Valentin.

      Er war bereit, tat an sein Kleid,

      Tät auf die Kammertür,

      Ließ ein die Maid, die als 'ne Maid

      Ging nimmermehr herfür.«

      Dann nahm ich jenen, auf einen Augenblick aufgegebenen starren Blick des Wahnsinns wieder an und fuhr fort:

      Ich hoffe, alles wird gut geh'n.

      Wir müssen geduldig sein; aber ich kann nicht umhin zu weinen,

      wenn ich denke, daß sie ihn in den kalten Boden gelegt haben.

      Mein Bruder soll davon wissen.

      Kommt; meine Kutsche!

      Gute Nacht, süße Damen.«

      Und heiter ging ich hinaus, indem ich die nicht vorhandene Melodie eines unbekannten Liedchens trällerte.

      »Sie sind eine Zauberin!« sagte der Admiral. »Ein solcher Wahnsinn könnte selbst den König Salomo um den Verstand bringen.«

      Ich fuhr jedoch, ohne auf ihn zu hören, und indem ich in meine Stimme einen so schmerzlichen Ausdruck legte, daß ich selbst davor schauderte, fort:

      »Sie trugen ihn auf der Bahre bloß,

      Leider, ach leider!

      Und manche Trän' fiel in Grabesschoß.«

      »Emma!« rief Sir John, »Emma! Antworten Sie mir, ich bitte darum.«

      »Adieu, mein Turteltäubchen,« sagte ich zu ihm, indem ich in meiner Rolle fortfuhr. Dann fiel ich wieder in den ersten schmerzlichen Ausdruck, breitete meinen schwarzen Schleier auf den Fußteppich, entblätterte meine Blumen und sang dazu:

      »Hinunter! Man trage ihn hinunter!

      Wehe! Wehe! Dreimal Wehe!«

      Sir John wollte mich unterbrechen, ich ließ ihm aber nicht Zeit dazu, bot ihm eine Blume und sagte mit lächelndem Munde:

      »Da ist Vergißmeinnicht, das ist zum Andenken:

      Ich bitte Euch, liebes Herz, gedenkt meiner!

      Und da ist Rosmarin, das ist für die Treue.

      Da ist auch Fenchel für Euch und Aglei.

      Da ist Raute für Euch und hier ist welche für mich.

      Ihr könnt Eure Raute mit einem Abzeichen tragen.

      Da ist Maßlieb. Ich wollte Euch ein paar Veilchen geben,

      aber sie welkten alle, da mein Vater starb.

      Sie sagen, er nahm ein gutes Ende.«

      Dann sank ich mit gen Himmel gerichteten Augen auf die Knie nieder und murmelte anscheinend gedankenlos:

      »Der kleine gute Robin

      Ist meine ganze Lust.«

      Nun aber konnte der gute Sir John sich nicht mehr beherrschen. Er umschlang mich mit seinen Armen, hob mich auf, drückte mich an seine Brust und sagte:

      »Genug, genug! Oder Sie machen mich wahnsinnig.«

      Der Ausdruck seiner Augen und die Gemütsbewegung, welche sich in seiner Stimme verriet, strafte seine Worte durchaus nicht Lügen. Ich brach in ein lautes Gelächter aus.

      »Wie?« sagte er, »Ist das wieder Wahnsinn? Spielen Sie Ihre Rolle weiter? Ins Himmelsnamen, antworten Sie mir ernsthaft.«

      »Meine Rolle ist, Ihnen zu gefallen, Mylord, aber nicht Sie zu erschrecken. Ophelia ist in den Fluß gestürzt und ertrunken. Emma Lyonna aber lebt und liebt Sie.«

      Freudig warf ich mich an seine Brust. Die Wirkung, welche ich hervorgebracht, stand nicht zu bezweifeln und diese Wirkung hatte meine kühnsten Hoffnungen übertroffen. Nur dachte ich in meinem innersten Herzen unwillkürlich fortwährend an meinen armen unbekannten Romeo, dessen sanfte Stimme mir unter den großen Bäumen von Miß Arabellas Garten so schön antwortete.

      Zweites Capitel

      Gern möchte ich schnell über diesen Teil meines Lebens hinweggehen, welcher, obschon in den Augen der Sittenprediger vielleicht der tadelnswerteste, doch der ist, welcher mir am wenigstens Reue einflößt.

      Ich war ein armes, von meiner Kindheit an verlassenes Mädchen. Ich war niemandem Rechenschaft über meine Handlungsweise schuldig, nicht einmal meiner Mutter, für welche schon meine Geburt eine Antwort auf die Vorwürfe gewesen wäre, welche sie mir vielleicht gemacht hätte. Ich hing nur von mir ab, ich erwartete alles von mir; zu meinem Unglück schön, ward ich durch einen angeborenen Instinkt zu allen Freuden der Jugend, zu allen Verführungen des Luxus und des Reichtums hingetrieben. Welche moralische oder physische Stütze hätte ich in Anspruch nehmen können, selbst wenn ich die Absicht gehabt hätte, gegen die Versuchung zu kämpfen?

      Da ich aber das Gute nicht von dem Bösen zu unterscheiden wußte, so betrat ich einen abschüssigen Pfad, der mir immer angenehmer, immer blumenreicher vorkam. Das Leben erschien mir in der Gestalt eines schönen, wie der Frühling mit Blumen bekränzten Jünglings. Ich ergriff den dargebotenen Arm dieses falschen Beschützers und stützte mich darauf, ohne zu wissen, welchem Ziele wir entgegengingen und in welchen Morast oder in welche dürre Wüste er mich führen würde.

      Übrigens, und ich darf dies nicht verschweigen, hat eine der guten oder schlimmen Eigenschaften meiner Veranlagung darin bestanden, daß ich immer in der Gegenwart gelebt habe. Diese Gegenwart war, mit der Vergangenheit verglichen, zu der Zeit, von welcher ich jetzt spreche, ein Leben materieller Genüsse, die hoch über den sechzehn Jahren standen, die ich bis jetzt durchlebt.

      Die Welt, die mich nicht kannte, machte mir keine Vorwürfe und ich selbst machte mir auch keine. Alles trieb mich daher zum Vergessen der Vergangenheit, zur Sorglosigkeit in bezug auf die Zukunft. Es war mir als hätte ich, so lange meine Schönheit dauerte, von der Unbeständigkeit des Glücks nichts zu fürchten, und indem ich an mein jugendliches Alter dachte und mich in meinem Spiegel betrachtete, sagte ich, daß ich, Gott sei Dank, noch lange schön zu sein hätte.

      Man erinnert sich, daß Sir John Payne auf zwei Monat Urlaub genommen, und daß er diese zwei Monate ausschließlich mir widmen wollte. Nachdem ihm dieser Urlaub erteilt worden, fragte er mich, wo ich hinzugehen, was ich vorzunehmen wünschte.

      Ich stellte die Wahl ganz ihm anheim. Ich kannte ja nichts außerhalb des Zirkels, in welchem ich bis jetzt gelebt. Ich wünschte nichts, sondern fühlte bloß einen unwiderstehlichen Zug nach dem Unbekannten.

      Sir

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