Der Mondstein. Уилки Коллинз
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»Ich bedaure,« sagte er, »Ihnen wegen einer Formalität Unbequemlichkeit zu verursachen. Aber das Beispiel ihrer Herrschaft wird bei den Domestiken Wunder thun.«
Nachdem Herr Godfrey sehr zärtlichen Abschied von Mylady genommen, hinterließ er eine Botschaft für Miß Rachel, deren Ausdruck es mir zweifellos machte, daß er ihr Nein nicht für endgültig halte, und daß er ihr die Heirathsfrage bei der nächsten Gelegenheit wieder vorzulegen gedenke.
Herr Franklin erklärte dem Sergeanten, als er mit seinem Vetter fortging, daß alle seine Kleider, wie Alles was er besitze, in seinem Zimmer unverschlossen daliege und ohne Weiteres durchsucht werden könne. Sergeant Cuff dankte verbindlichst. Wie der Leser gesehen hat, hatte Cuff das bereitwilligste Entgegenkommen bei Mylady, bei Herrn Godfrey und bei Herrn Franklin gefunden. Es erübrigte nur noch, auch Fräulein Rachel’s Zustimmung einzuholen, bevor wir die Domestiken zusammenberiefen, um mit der Durchsuchung der Sachen zu beginnen.
Mylady’s unerklärliche Abneigung gegen den Sergeanten trat bei unserer Conferenz, als wir wieder allein waren, noch stärker hervor. »Wenn ich Ihnen noch die Schlüssel meiner Tochter heruntergeschickt haben werde,« sagte sie zu ihm, »so habe ich, denke ich, Alles gethan, was Sie augenblicklich von mir verlangen.«
»Um Vergebung, Mylady, bevor wir beginnen, möchte ich Sie, wenn es Ihnen recht ist, um Ihr Wäschebuch bitten. Das befleckte Kleidungsstück kann möglicher Weise zur Leibwäsche gehören. Wenn die Durchsuchung der Kleider nichts ergiebt, so muß ich dieselbe auf alle im Hause befindliche und zur Wäsche geschickte Leibwäsche erstrecken Wenn ein Stück fehlt, so wird wenigstens die Vermuthung nahe liegen, daß es das befleckte, und daß es geflissentlich gestern oder heute fortgebracht sei. Herr Seegreaf,« fügte Herr Cuff zu mir gewandt hinzu, »lenkte die Aufmerksamkeit der Mägde auf die übergewischte Stelle an der Thür, als sie sich zusammen in das Zimmer gedrängt hatten. Das wird sich vielleicht auch noch als einer von den vielen Mißgriffen des Herrn Seegreaf herausstellen.«
Mylady befahl mir, zu klingeln und das Waschbuch zu beordern. Sie blieb bei uns, bis es gebracht war, für den Fall daß Sergeant Cuff, nachdem er es durchgesehen, noch eine Frage an sie zu richten haben sollte.
Das Waschbuch ward von Rosanna Spearman gebracht. Das Mädchen sah an jenem Morgen noch jämmerlich blaß und verstört aus, war aber doch wieder wohl genug, um ihre gewöhnliche Arbeit verrichten zu können. Herr Cuff betrachtete das Gesicht und die verwachsene Schulter des Mädchens sehr aufmerksam.
»Haben Sie mir noch irgend etwas zu sagen,« fragte Mylady mit dem Ausdruck des sehnlichsten Verlangens, sich von der Gesellschaft des Sergeanten befreit zu sehen.
Der große Cuff schlug das Wäschebuch auf, fand sich in wenigen Augenblicken darin zurecht und schlug es wieder zu. »Ich muß Sie noch mit einer letzten Frage behelligen, Mylady. Ist das junge Mädchen, welches das Buch soeben hereinbrachte, schon so lange wie die übrigen Dienstboten in Ihrem Hause?«
»Weshalb fragen Sie danach?«
»Als ich sie zuletzt sah, saß sie eines Diebstahls wegen im Gefängniß« Es blieb nichts übrig, als ihm die Wahrheit zu sagen. Mylady betonte sehr entschieden das gute Verhalten Rosanna’s in ihrem Dienst und die gute Meinung, welche die Hausmutter in der Besserungs-Anstalt von ihr gehabt hatte. »Ich hoffe, Sie hegen keinen Verdacht gegen sie,« schloß Mylady.
»Ich erlaubte mir schon zu bemerken, Mylady, daß ich bis jetzt Niemanden hier im Hause in Verdacht habe, einen Diebstahl begangen zu haben.«
Darauf erhob sich Mylady, um hinauf zu gehen und Fräulein Rachel um ihren Schlüssel zu bitten.
Der Sergeant kam mir zuvor, die Thür zu öffnen, indem er sich tief verbeugte; Mylady fuhr zusammen, als sie an ihm vorüberging. Wir warteten und warteten, aber keine Schlüssel kamen. Sergeant Cuff machte keinerlei Bemerkung. Er blickte mit seinen melancholischen Augen zum Fenster hinaus, steckte seine magern Hände in die Taschen und pfiff »Die letzte Rose« trübselig vor sich hin. Endlich trat Samuel herein, ohne die Schlüssel, aber mit einem Zettel für mich. Ich holte meine Brille mit einiger Verlegenheit hervor, denn ich fühlte, daß Cuff’s scharfe Augen fest auf mich gerichtet waren. Das Papier enthielt zwei bis drei von Mylady mit Bleistift geschriebene Zeilen. Sie benachrichtigte mich, daß Fräulein Rachel sich entschieden weigere, ihre Garderobe durchsuchen zu lassen, und auf die Frage nach ihren Gründen lediglich mit Thränen geantwortet habe. Als Mylady in sie gedrungen, habe sie geantwortet: »Ich will nicht, weil ich nicht will, und ich werde mich nur der Gewalt fügen« Ich begriff, daß Mylady nicht mit einer solchen Antwort ihrer Tochter Sergeant Cuff gegenüberzutreten wünsche. Wäre ich nicht für die liebenswürdigen Schwächen der Jugend zu alt gewesen, so wäre ich selbst bei dem Gedanken, ihm mit dieser Antwort gegenüberzutreten, erröthet.
»Haben Sie Nachrichten über Fräulein Verinder’s Schlüssel?« fragte Cuff.
»Das Fräulein weigert sich, ihre Garderobe durchsuchen zu lassen.«
»Ei,« sagte der Sergeant; in seiner Stimme verrieth sich etwas von Erregung, von welcher sein Gesicht keine Spur zeigte. Sein »Ei« klang, als ob etwas eingetroffen sei, was er erwartet hatte. Seine Aeußerung ärgerte und erschreckte mich, warum, weiß ich nicht.
»Müssen wir die Untersuchung aufgeben?«
»Ja,« erwiderte der Sergeant, »sie muß aufgegeben werden, weil Ihr Fräulein sich weigert, sich derselben gleich den übrigen Hausbewohnern zu unterziehen. Wenn wir nicht alle Garderoben im Hause durchsuchen können, so nützt die ganze Durchsuchung nichts. Schicken Sie Herrn Ablewhite’s Gepäck mit dem nächsten Zuge nach London und geben Sie das Wäschebuch mit meiner Empfehlung und meinem Dank dem jungen Mädchen zurück, das es vorhin herein brachte.«
Er legte das Wäschebuch auf den Tisch, nahm sein Federmesser aus der Tasche und fing an, sich mit demselben die Nägel zu putzen.
»Die Sache scheint Sie nicht zu überraschen,« fragte ich.
»Nein,« antwortete Cuff, »nicht sehr.«
Ich versuchte ihm eine Erklärung zu entlocken »Warum widersetzt sich wohl Fräulein Rachel Ihrer Untersuchung? Wäre es gerade nicht in ihrem Interesse, Ihnen behilflich zu sein?«
»Warten Sie ein wenig, Herr Betteredge, warten Sie nur ein wenig!«
Klügere Leute als ich, oder Leute, die weniger auf Fräulein Rachel gehalten, hätten vielleicht seine Absicht durchschaut. Mylady’s Abneigung gegen ihn war, wie ich mir später gedacht habe, vielleicht dadurch zu erklären, daß sie seine Absicht, wie es in der Schrift heißt, »in einem dunkeln Spiegel schaute.« Gewiß ist, daß ich dieselbe noch nicht erkannte.
»Was ist nun zu thun?« fragte ich.
Sergeant Cuff beendete seine Arbeit an dem Nagel, an dem er eben beschäftigt war, sah denselben mit einem Blick melancholischen Interesses an und klappte sein Federmesser zu.
»Kommen Sie mit mir in den Garten,« sagte er, »und lassen Sie uns die Rosen noch ein wenig ansehen.«
Vierzehntes Capitel
Der nächste Weg nach dem Garten, wenn man aus Mylady’s Wohnzimmer kam, führte längs dem Gebüsch hin, das der Leser schon kennt. Zum besseren Verständnis; dessen, was ich jetzt zu erzählen habe, füge ich hinzu, daß dieser Weg Herrn Franklin’s Lieblings-Spaziergang