Die Frau in Weiss. Уилки Коллинз

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Frau in Weiss - Уилки Коллинз страница 41

Die Frau in Weiss - Уилки Коллинз

Скачать книгу

bestimmt werden,« sagte ich. »Sie haben meine Frage kaum verstanden, glaube ich. Sie betraf Ihr Eigenthum, die Verfügung über Ihr Geld. Gesetzt, Sie machten ein Testament, sobald Sie mündig würden, wem möchten Sie Ihr Vermögen hinterlassen?«

      »Marianne ist mir sowohl Mutter als Schwester gewesen,« sagte das liebe, zärtliche Mädchen, indem ihre schönen blauen Augen glänzten. »Darf ich es nur Mariannen hinterlassen, Mr. Gilmore.«

      »Gewiß, liebes Kind,« entgegnete ich; »doch bedenken Sie, welch eine große Summe es ist. Möchten Sie Miß Halcombe das Ganze vermachen?«

      Sie zögerte; die Farbe wechselte schnell auf ihren Wangen, und ihre Hand stahl sich nach dem kleinen Album zurück.

      »Nicht das Ganze,« sagte sie, »es ist noch außer Mariannen Jemand –«

      Sie schwieg und erröthete tiefer; und die Finger der Hand, die auf dem Album ruhten, schlugen leise auf den Rand der Zeichnung, als ob ihre Gedanken sie mechanisch nach der Erinnerung einer geliebten Melodie bewegten.

      »Sie meinen außer Miß Halcombe noch ein anderes Mitglied der Familie?« sagte ich, da ich sah, daß sie verlegen darüber war, wie sie fortfahren sollte.

      Tiefe Röthe verbreitete sich über Stirn und Nacken, und die nervösen Finger faßten plötzlich den Rand des Buches.

      »Es ist noch Jemand da,« sagte sie, meine letzten Worte unberücksichtigt lassend, obwohl sie dieselben offenbar gehört hatte; »– es ist noch Jemand da – der vielleicht gern ein kleines Andenken hätte, wenn – wenn ich es vermachen dürfte. Es würde kein Unrecht darin sein; wenn ich vorher sterben sollte –«

      Sie schwieg wieder. Die Farbe, die so plötzlich in ihre Wangen gestiegen, verließ dieselben ebenso plötzlich wieder. Die Hand auf dem Album ließ dasselbe los, zitterte ein wenig und legte Buch ein wenig weiter von ihr fort. Sie blickte mich einen Augenblick an – dann wandte sie den Kopf zur Seite. Ihr Taschentuch fiel zu Boden, als sie ihre Stellung veränderte, und plötzlich barg sie ihr Gesicht in den Händen.

      Traurig! wenn man sich ihrer erinnerte, wie ich es that, als das lebhafteste, fröhlichste Kind, das den ganzen Tag hindurch jubelte, und sie jetzt so zu sehen, in der Blüthe ihrer Jugend und Schönheit, so gebrochen, so gebeugt!

      In der Betrübniß, die sie mir verursachte, vergaß ich die Jahre, die vergangen waren, und die Veränderung, die sie in unserem Verhältnisse zu einander hervorgebracht hatten. Ich zog meinen Stuhl dicht an sie heran, nahm das Taschentuch vom Teppich auf und zog ihre Hände sanft von ihrem Gesichte herab. »Weine nicht, mein liebes Kind,« sagte ich, und trocknete die Thränen, mit denen sich ihre Augen füllten, als ob sie noch die kleine Laura Fairlie von vor zehn Jahren gewesen sei.

      Es war die beste Art und Weise, sie ihrer Fassung wiederzugeben. Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und lächelte matt durch ihre Thränen hindurch.

      »Es thut mir sehr leid, daß ich mich so vergessen habe,« sagte sie ungekünstelt. »Ich bin seit Kurzem sehr nervenschwach geworden und wenn ich allein bin, weine ich oft ohne alle Ursache. Mir ist jetzt besser; ich kann Ihnen jetzt antworten, wie ich sollte, Mr. Gilmore, gewiß, ich kann es.«

      »Nein, nein, mein Kind,« erwiderte ich; »wir wollen die Sache für jetzt als abgemacht ansehen. Sie haben genug gesagt, um mich zu bevollmächtigen, Ihre Interessen nach Kräften zu wahren, und die Einzelheiten können wir bei Gelegenheit feststellen. Wir wollen von etwas Anderem reden.«

      Ich leitete das Gespräch sofort auf andere Gegenstände. In zehn Minuten war sie in besserer Stimmung, und ich stand auf, um Abschied zu nehmen.

      »Kommen Sie bald wieder,« bat sie ernstlich; »ich will versuchen, den gütigen Antheil, den Sie an mir nehmen, besser zu verdienen, wenn Sie nur wiederkommen wollen.«

      Noch immer dieses Festhalten an der Vergangenheit – die Vergangenheit, die ich auf meine Art, wie Miß Halcombe auf die ihre für sie repräsentirte! Es betrübte mich tief, zu sehen, daß sie schon am Anfange ihrer Lebensbahn zurückblickte, wie ich am Ende der meinigen zurückblicke.

      »Falls ich wiederkomme, so hoffe ich, Sie wohler zu finden,« sagte ich – »wohler und glücklicher. Gott segne Sie, mein liebes Kind.«

      Sie antwortete, indem sie mir ihre Wange zum Kusse hinhielt. Sogar Advocaten haben Herzen, und meines that nur weh, als ich Abschied von ihr nahm.

      Unsere ganze Unterredung hatte wenig länger als eine halbe Stunde gewährt – sie hatte in meiner Gegenwart nicht eine Silbe geäußert, um die offenbare Unruhe und Bangigkeit über die Aussicht ihrer Vermählung zu erklären – und doch hatte sie mich für ihre Ansicht der Frage gewonnen, ich wußte weder wie noch warum. Ich war mit dem Gefühle in’s Zimmer getreten, daß Sir Percival alle Ursache habe, über ihr Benehmen gegen ihn unzufrieden zu sein. Ich verließ es mit der heimlichen Hoffnung, daß sie ihn beim Worte nehmen und ihre Freigebung von ihm fordern möge. Ein Mann in meinen Jahren und von meinen Erfahrungen hätte klüger sein sollen, als auf diese unverständige Weise hin und her zu schwanken. Ich kann mich nicht entschuldigen; ich kann nur die Wahrheit sagen: es war einmal so.

      Die Stunde meiner Abreise nahte jetzt heran. Ich ließ Mr. Fairlie sagen, ich wolle ihm, falls es ihm gefällig, meine Aufwartung machen, um ihm Adieu zu sagen, daß er mich jedoch entschuldigen müsse, falls ich in Eile sei. Er schickte mir einen mit Bleistift geschriebenen Zettel mit folgenden Zeilen: »Herzlichen Gruß und die besten Wünsche, lieber Gilmore. Jede Eile ist mir unbeschreiblich nachtheilig. Bitte, pflegen Sie sich. Adieu.«

      Gerade ehe ich abreiste, sah ich Miß Halcombe einen Augenblick allein.

      »Haben Sie Laura Alles gesagt, was Sie ihr zu sagen hatten?« fragte sie.

      »Ja,« entgegnete ich, »sie ist sehr leidend und nervenschwach; ich bin froh, daß sie Sie hat, daß Sie sich ihrer annehmen können.«

      Miß Halcombe’s scharfer Blick ruhte aufmerksam auf meinem Gesichte.

      »Sie haben Ihre Meinung über Laura geändert,« sagte sie; »Sie sind heute bereitwilliger, Entschuldigungen für sie zu machen, als Sie gestern waren.«

      Kein vernünftiger Mann läßt sich unvorbereitet auf ein Wortgefecht mit einem Weibe ein. Ich erwiderte blos:

      »Lassen Sie mich wissen, was sich zuträgt. Ich will Nichts anfangen, bis ich von Ihnen höre.«

      Sie sah mir noch immer scharf in’s Gesicht. »Ich wollte, es wäre Alles vorüber und glücklich vorüber, Mr. Gilmore – und dasselbe wünschen Sie.« Mit diesen Worten verließ sie mich.

      Sir Percival bestand sehr höflich darauf, mich bis an den Wagenschlag zu begleiten.

      »Falls Sie je in meine Nachbarschaft kommen, bitte ich Sie, nicht zu vergessen, daß ich aufrichtig unsere Bekanntschaft zu befestigen wünsche. Der erprobte und bewährte Freund dieser Familie wird mir stets ein willkommener Gast sein.«

      Ein wahrhaft unwiderstehlicher Mann, höflich, rücksichtsvoll und auf eine bezaubernde Art frei von allem Stolze – jeder Zoll ein Gentleman. Als ich nach der Station abfuhr, fühlte ich, daß ich mit Freuden Alles thun könnte, um Sir Percival Glyde’s Interessen zu fördern – Alles in der Welt, nur nicht den Heiratscontract seiner Frau aufsetzen.

      III

      Es verging eine Woche nach meiner Rückkehr nach London, ohne daß ich von Miß Halcombe hörte.

      Am achten Tage lag ein Brief mit

Скачать книгу