Die Frau in Weiss. Уилки Коллинз

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Die Frau in Weiss - Уилки Коллинз

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für sie zu machen. Die anderen Klauseln, die das Document enthielt, betrafen bloße Formen und brauchen hier nicht wiederholt zu werden. Aber die Clausel in Bezug auf das Geld ist zu wichtig, um hier übergangen zu werden, wenige Zeilen werden genügen, um uns den nothwendigen Auszug zu geben.

      Meine Bedingung in Bezug auf die zwanzigtausend Pfund war einfach diese: die Zinsen der Summe sollten der Dame auf Lebenszeit und nach ihrem Tode Sir Percival seinerseits auf Lebenszeit gehören, das Capital selbst aber den Kindern der Ehe. In Ermanglung von Leibeserben sollte über das Capital nach dem Wunsche der Dame verfügt werden, zu welchem Ende ich ihr das Recht, ein Testament zu machen, vorbehielt. Die Wirkungen dieser Bedingungen lassen sich auf folgende Weise zusammenfassen. Falls Lady Glyde starb, ohne Kinder zu hinterlassen, so durften ihre Halbschwester, Miß Halcombe, und sonstige Verwandte oder Freunde, die sie zu begünstigen wünschte, sich bei Ableben ihres Gemahls nach solchen Antheilen in das Geld theilen, wie sie ihnen ausgesetzt waren. Hinterließ Lady Glyde dagegen Kinder, so mußte deren Interesse natürlich jedem anderen Interesse vorgehen. Dies war die Clausel, und wer sie liest, muß, wie ich denke, mit mir darin übereinstimmen, daß sie allen Theilen gleiche Gerechtigkeit zukommen ließ.

      Wir werden sehen, wie meine Vorschläge von Seiten des Gemahls aufgenommen wurden.

      Zur Zeit, wo ich Miß Halcombe’s Brief empfing, war ich noch mehr beschäftigt als gewöhnlich. Aber es gelang mir noch, die Zeit zu dem Contracte zu finden. Ich hatte ihn in weniger als einer Woche nach Empfang von Miß Halcombe’s Briefe aufgesetzt und Sir Percivals Advocaten zur Genehmigung zugesandt.

      Nach Verlauf von zwei Tagen erhielt ich das Document mit den Notizen und Anmerkungen von Sir Percivals Advocaten zurück. Seine Einwendungen erwiesen sich im Allgemeinen als unbedeutend, bis er zu der Clausel über die zwanzigtausend Pfund kam. An dieser entlang, waren mit rother Tinte doppelte Linien gezogen und folgende Bemerkung hinzugefügt:

      »Unzulässig. Das Capital an Sir Percival übergehen lassen, falls er Lady Glyde überlebt und keine Leibeserben da sind.«

      Das hieß also, daß kein Heller von den ganzen zwanzigtausend Pfund weder Miß Halcombe noch sonst einem Mitgliede der Familie von Lady Glyde zukommen sollte. Die ganze Summe, falls sie keine Kinder hinterließ, sollte in Sir Percival’s Taschen schlüpfen.

      Die Antwort, welche ich auf diesen unverschämten Vorschlag schrieb, war so kurz und scharf, wie ich sie nur geben konnte.

      »Mein lieber Herr. Ich behaupte Clausel so und so gerade wie sie dasteht.

Aufrichtig der Ihrige.«

      Die Erwiderung kam in einer Viertelstunde.

      »Mein lieber Herr. Ich behaupte die Clausel in rother Tinte gerade wie sie dasteht.

Aufrichtig der Ihrige.«

      In dem abscheulichen Kauderwelsch unserer Zeit hatten wir uns jetzt beide »festgefahren« und es blieb uns Nichts weiter übrig, als an unsere beiderseitigen Clienten zu appelliren.

      Wie die Sachen standen, war mein Client – da Miß Fairlie noch nicht ihr einundzwanzigstes Jahr vollendet hatte – ihr Vormund, Mr. Frederick Fairlie. Ich schrieb an ihn und legte die Sache gerade so vor ihn, wie sie stand, indem ich nicht nur nachdrücklich jeden Beweisgrund, der mir nur einfiel, anführte, um ihn zu bewegen, die Clausel so zu behaupten, wie ich sie aufgesetzt hatte, sondern auch deutlich den gewinnsüchtigen Beweggrund hervorhob, welcher der Einwendung gegen meine Verfügung zu Grunde lag. Die Kenntniß von Sir Percival’s Angelegenheiten, welche ich notwendigerweise gewonnen, als die Maßregeln der Acte auf seiner Seite nur zur Einsicht vorgelegt worden, hatte mir nur zu klar bewiesen, daß enorme Schulden auf dem Gute lasteten und daß sein Einkommen, obgleich nominell ein bedeutendes, in der Wirklichkeit aber für einen Mann seines Standes beinahe Nichts war. Das Bedürfniß baaren Geldes war die praktische Notwendigkeit für Sir Percivals Existenz und die Anmerkung seines Advocaten neben der Clausel in dem Contracte war Nichts, als das selbstsüchtig offene Bekenntniß desselben.

      Mr. Fairlie’s Antwort kam mit umgehender Post. Auf gut Deutsch lief sie auf etwa Folgendes hinaus:

      »Wollte nicht der liebe Gilmore die außerordentliche Güte haben, seinen Freund und Clienten nicht wegen einer solchen Kleinigkeit, wie einen entfernten Möglichkeitsfall, zu quälen? Wäre es wahrscheinlich, daß eine junge Frau von einundzwanzig Jahren früher als ein Mann von fünfundvierzig Jahren und ohne Kinder sterben werde? War es dagegen in einer so jämmerlichen Welt, wie diese, möglich, den Werth des Friedens und der Ruhe zu überschätzen? Und falls diese zwei himmlischen Güter Einem für eine solche irdische Kleinigkeit, wie die entfernte Aussicht auf zwanzigtausend Pfund geboten würden, war das nicht ein guter Tausch? Ganz gewiß. Also warum ihn da nicht eingehen?«

      Ich warf den Brief voll Widerwillen von mir. Gerade als er zu Boden fiel, wurde an meine Thür geklopft und Sir Percivals Advocat, Mr. Merriman, trat herein. Es gibt in dieser Welt viele verschiedene Arten von schlauen Praktikanten, aber die, mit der man am allerschwersten fertig wird, sind die Leute, welche uns beständig unter dem Mantel einer unvertilgbaren Fröhlichkeit überlisten. Ein corpulenter, wohl genährter, lächelnder, freundlicher Geschäftsmann ist von Allen, mit denen man zu schaffen haben kann, derjenige, der Einem am wenigsten Hoffnung läßt. Mr. Merriman gehörte zu dieser Classe.

      »Und wie geht’s meinem guten Mr. Gilmore?« begann er, von der Wärme seiner eigenen Liebenswürdigkeit erglühend. »Freut mich sehr, Sir, Sie bei so guter Gesundheit zu sehen. Ich ging gerade bei Ihrer Thür vorbei und dachte, ich wollte ’mal sehen, ob Sie mir vielleicht etwas zu sagen hätten. Lassen Sie uns – ich bitte Sie – unsere kleine Meinungsverschiedenheit womöglich mündlich beilegen! Haben Sie schon von Ihrem Clienten gehört?«

      »Ja. Haben Sie schon von dem Ihrigen gehört?«

      »Mein lieber, guter Herr! Ich wollte, ich hätte in einer Weise von ihm gehört, die Etwas nützen könnte – ich wünsche von ganzem Herzen, er nähme mir die Verantwortung ab; aber er will mir sie nicht abnehmen. ›Merriman, ich überlasse die Einzelheiten Ihnen. Thun Sie, was Ihnen in meinem Interesse recht scheint, und nehmen Sie an, daß ich mich persönlich von der Sache zurückgezogen hätte, bis Alles vorüber ist.‹

      Das waren Sir Percivals Worte vor vierzehn Tagen, und das Einzige, was ich über ihn vermag, ist, sie ihn wiederholen zu lassen. Ich bin kein harter Mensch, wie Sie wissen, Mr. Gilmore. Was mich betrifft, und unter uns gesagt, versichere ich Sie, daß ich jene Anmerkung von mir auf der Stelle streichen möchte. Aber wenn Sir Percival sich nicht darum bekümmern will, wenn er durchaus sein ganzes Interesse meinen Händen übergibt, was kann ich möglicherweise Anderes thun, als es behaupten?«

      »Dann bestehen Sie also auf Ihrer Anmerkung neben der Clausel buchstäblich?« sagte ich.

      »Ja, zum Henker! Es bleibt mir Nichts Anderes übrig.« Er spazierte an den Kamin und wärmte sich, indem er mit einer vollen Baßstimme die letzte Strophe eines Liedes vor sich hin summte. »Was sagt Ihre Partei?« fuhr er fort, »bitte, lassen Sie mich hören, was Ihre Partei sagt?«

      Ich versuchte, Zeit zu gewinnen, ja ich that gar noch Schlimmeres. Mein juristischer Instinct übermannte mich, und ich versuchte sogar mit ihm zu handeln.

      »Zwanzigtausend Pfund sind eine ziemlich große Summe, um von der Familie der Dame nach zweitägiger Ueberlegung aufgegeben zu werden,« sagte ich.

      »Sehr wahr,« sagte Mr. Merriman, gedankenvoll auf seine Stiefeln herabblickend. »Gut gesagt, Sir – sehr gut gesagt!«

      »Ein Compromiß, welcher das Interesse der Familie der Dame sowohl, als das des Gemahls anerkannte, hätte meinen Clienten wahrscheinlich nicht so sehr erschreckt,« fuhr ich fort. »Nun, kommen Sie! Die Sache löst sich am Ende in einen blosen

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