In der Dämmerstunde. Уилки Коллинз

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу In der Dämmerstunde - Уилки Коллинз страница 8

In der Dämmerstunde - Уилки Коллинз

Скачать книгу

hatte nur noch zwei Gedanken, erstlich, dass ich mein Taschentuch mit dem Gelde nicht aus den Händen lassen dürfe und zweitens, dass ich mich sofort niederlegen müsse. So nahm ich nun den Rat des Alten an, stützte mich auf seinen Arm und nahm mein Geld in die Hand; so brachen wir auf. Der Croupier ging, zufällig wahrscheinlich mit uns. Wir durchschritten Gänge und stiegen einige Treppen hinauf, bis wir endlich zu dem Zimmer gelangten, welches für mich bereitet war; der alte Soldat schüttelte mir noch warm die Hand, sagte, dass wir zusammen frühstücken würden und dann, nachdem er mir herzlich gute Nacht gewünscht hatte, verließ er mich. Der Croupier hatte uns ebenfalls begleitet und ging nun mit meinem neuen Freunde fort. Als ich allein war, begab ich mich zu dem Waschtisch und wusch mir das Gesicht, trank dann eine starke Portion frisches Wasser und setzte mich nieder; bald fühlte ich mich nun auch etwas wohler. Die dumpfe Luft in dem Spielzimmer, das grelle Gaslicht, die Aufregung, alles dies hatte mich in den Zustand versetzt. Jetzt aber hatte das erquickende Wasser, die bessere Luft und das milde Licht meiner Kerze so günstig aus mich eingewirkt, dass ich zu überlegen anfing und mir sagte, es sei wohl gewagt, die Nacht in einem Spielhaus zuzubringen, doch noch gewagter sei es, mit der Summe, die ich nun mein nannte, durch die Straßen von Paris zu gehen. Auf meinen Reisen hatte ich ja an noch schlechteren Orten geschlafen. Ich verrammelte dann meine Tür sorgfältig; danach blickte ich noch unter mein Bett und den Schrank, untersuchte die Festigkeit der Fenster und nachdem ich nun alle die Vorsichtsmaßregeln angewendet hatte, entledigte ich mich der Oberkleider, stellte das Licht in die Asche des Kamins und legte mich, mit meinem Gelde unter dem Kopfkissen nieder.

      Bald fühlte ich, dass ich nicht einschlafen konnte, ja dass ich nicht einmal meine Augen schließen konnte, ich fühlte, dass ich eine Art Fieberanfall hatte. Meine Glieder zitterten und jeder meiner Sinne schien geschärft zu sein.

      Ich warf mich hin und her, legte mich mit dem Kopfe an das Fußende des Bettes und versuchte alle nur möglichen Lagen, doch es blieb vergeblich und ich wusste, dass die Nacht eine schlaflose sein würde.

      Wenn ich nur wenigstens ein Buch gehabt hätte, um die Zeit mit Lesen zu verbringen; aber es blieb mir nichts Anderes übrig, als mich mit dem üblen Zustande meiner Nerven zu beschäftigen.

      Ich stützte mich auf den Ellenbogen und blickte im Zimmer herum, welches von dem Mondlichte sanft erleuchtet war und gestattete, dass ich die Bilder und die Gegenstände darin unterscheiden konnte. Als meine Blicke so von Wand zu Wand liefen, erinnerte ich mich an Le Maisrtes köstliches kleines Buch, betitelt: »Die Reise durch mein Zimmer.« Ich beschloss, dem französischen Schriftsteller nachzuahmen und die Gegenstände in meinem Zimmer einer Prüfung zu unterwerfen, um mich in dieser Weise während meiner Schlaflosigkeit zu beschäftigen. Aber bis zum Reflektieren vermochte ich mich bei dem Zustande meiner Nerven nicht zu erheben, ich betrachtete nur die Gegenstände und sonst nichts.

      Da war nun zunächst das Bett, in welchem ich lag, mit seinen vier Pfosten, seinen Vorhängen und seinem hohen Giebel, ein echt englisches Bett. Dann der Waschtisch mit der Marmorplatte, von welchem das Wasser, welches ich vergessen hatte, noch immer langsam und langsamer hinunter tropfte; dann die beiden Stühle, auf welchen meine Kleider lagen; ferner ein mit schmutzigen weißen Bezügen versehener Armstuhl, über dessen Lehne mein Kragen und mein Halstuch lagen. Ferner erblickten meine umherschweifenden Blicke eine Art Kommode mit zwei oder drei Leuchtern darauf und einem zerbrochenen Schreibzeug von chinesischem Porzellan; dann sah ich den Toilettentisch mit einem kleinen Spiegel und einem großen Nadelkissen. Das Fenster des Zimmers war außergewöhnlich breit, und das Mondlicht, welches durch dasselbe herein kam, zeigte mir ein altes dunkel gewordenes Gemälde an der Wand; es stellte einen jungen Mann dar, welcher einen hohen spanischen Hut auf hatte, der mit Federn geschmückt war. Der Mann hielt seine Hand über den Augen und blickte, als ob ihn etwas blendete, in die Höhe. Dieses Gemälde zwang mich, an ihm haften zu bleiben, es schien, als blicke das Gesicht nach der Spitze meines Bettes. – Ich zählte die Federn an dem Hut, drei weiße, zwei grüne; dann bewunderte ich wieder die Spitze an dem Hut, danach sein fortwährendes Hinaufblicken; er schien mir so gespannt hinauf zu blicken, als sehe er den Galgen und erwarte, in jedem Augenblick gehenkt zu werden. Erst hatte ich ihn für Jemand gehalten, der zum Firmament aufschaut, aber so verzweiflungsvoll konnte nur der aussehen, der gerichtet zu werden fürchtet. Gewiss wird der Henker den schönen Federhut bekommen, phantasierte ich weiter und zählte dann aufs Neue: zwei grüne, drei weiße Federn. – Meine Gedanken wurden durch das sanfte Mondlicht an eine längst vergangene Mondlichtnacht in England erinnert, an die ich fast nie wieder gedacht hatte, seitdem sie vorüber war; und nun hier in dem Spielhaus auf französischer Erde, vergegenwärtigte sich mir die vergangene Nacht so lebhaft, dass ich Ort, Personen und Unterhaltung so vor mir sah, als wie damals, wo dies an mir vorübergegangen war, und dies Alles brachte mir das schwache Mondlicht hervor, welches durch mein Fenster strömte.

      Ich dachte daran, wie ich in lustiger Gesellschaft in jener Nacht von einem Picknick heimkehrte, und erinnerte mich auch noch der jungen sentimentalen Dame, welche durchaus Childe Harold anführen wollte, weil der Mond dazu einlud.

      Was erblickte ich aber auf ein Mal!

      Gott! Gott! der Mann auf dem Bilde hat seinen Federhut bis zu den Augenbrauen herab gezogen! Der Hut war hinunter gerutscht, wo waren die Spitzen, die Federn? An der Stelle des Hutes befand sich ein dunkler Gegenstand, waren es die Augen, die Stirn, oder die Hand, welche die Augen früher zu beschatten schien? Aber, bewegte sich denn mein Bett?

      Ich drehte mich herum. Was hatte ich denn gemacht? Träumte ich? war ich betrunken? oder bewegte sich das Bett in der Tat? Die Bettdecke des Bettes sank, sanft, regelmäßig, lautlos, schrecklich auf mich herab. – Mein Blut schien erstarrt, eine furchtbare Kälte lähmte meine Glieder, ich ließ mein Haupt auf das Kissen zurückfallen und blickte nach dem Bilde.

      Und, o Wunders Jetzt sehe ich nur noch die Weste von der Figur, aber auch diese verschwand, bis – bis ich endlich nichts mehr von ihr sehen konnte.

      Ich bin nicht furchtsam, habe oft mein Leben Gefahren ausgesetzt, aber nie empfand ich etwas Ähnliches, als in den Augenblicken, wo ich sah, wie sich die Decke von dem schweren Bette auf mich senkte; ein panischer Schrecken hatte mich ergriffen, ich lag noch immer atemlos, sprachlos, bewegungslos da. Das Licht erlöschtes nun auch so eben, aber das Mondlicht glänzte noch hell. Die Decke, welche dazu bestimmt schien, mich unter ihrer Wucht zu begraben, kam langsam noch näher und immer fester schien ich auf der Stelle fest-gebannt, wo ich lag; schon spürte ich den Staub, der oben gelegen hatte, in meine Nasenlöcher dringen. Aber noch im letzten Moment kam die Selbstbeherrschung mir zurück und ich hatte die Macht, mich aus dem Bette gleiten zu lassen; als ich geräuschlos auf den Boden fiel, berührte schon die Kante der mörderischen Decke meine Schulter.

      Kalter Schweiß drang aus allen meinen Poren, ich erhob mich ein wenig, aber wenn mir auch in diesem Augenblicke Mittel zu meiner Rettung geboten worden wären, ich hätte sie nicht annehmen können, denn ich war wie festgenagelt an der Stelle, mein ganzes Leben schien nur noch in meinen Augen zu liegen.

      Die schwere Decke, samt ihrem ganzen Ausputz von Posamentierarbeiten, Fransen und mehr dergleichen war niedergelassen und zwar so dicht, dass nicht einmal soviel Raum zwischen ihr und dem Bett geblieben war, dass ein Finger hätte Raum finden können. Ich berührte das, was ich für eine gewöhnliche Decke eines Himmelbettes gehalten hatte und fand, dass es eine schwere Matratze war; die Bettpfosten standen nun grässlich kahl da. In der Mitte der Decke war eine außerordentlich große, hölzerne Schraube angebracht, die absichtlich los gedreht worden war. Der ganze schreckliche Mordapparat hatte sich geräuschlos niedergelassen. Ein solches Mordinstrument hätte viel eher in die Zeit der Inquisition, oder in die entlegenen Wirtshäuser der Gebirge gepasst, nicht aber für das neunzehnte Jahrhundert und in der lebhaftesten Stadt der Welt. Noch immer starrte ich das grässliche Mordwerkzeug an, aber die Macht des Denkens kam mir langsam zurück. Ich machte mir nun tausend Vorwürfe, dass ich mich so vertrauensvoll den beiden Fremden anvertraut hatte, die mich hier her geführt hatten, um mich zu töten und mir dann das gewonnene Geld und meine andere Habe abzunehmen. Ich dachte, wie mancher

Скачать книгу