Mann und Weib. Уилки Коллинз
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Sie ihrerseits aber forderte ihn auf, fortzufahren.
»Sieh’«, sagte er, »Du hast gar keinen Grund, mir zu zürnen; ich will ja mein Wort nicht brechen, aber was kann ich thun, ich bin nicht der älteste Sohn meines Vaters, sondern hänge ganz und gar von ihm ab und stehe schon ohnedies auf schlechtem Fuße mit ihm; siehst Du jetzt, wie die Sache liegt? Du bist eine Dame, das weiß ich recht gut, aber Du bist doch nur eine Gouvernante. Es ist so gut in Deinem Interesse wie in meinem, wenn ich warte, bis mein Vater für mich gesorgt hat, mit einem Wort, wenn ich Dich jetzt heirathe, bin ich ein ruinirter Mensch.«
Diesmal blieb sie ihm die Antwort nicht schuldig.
»Du Schurke, und wenn Du mich nicht heirathest, bin ich ein zu Grunde gerichtetes Mädchen.«
»Was willst Du damit sagen?«
»Das weißt Du! Sieh mich nicht so an.«
»Wie kann ich ein Mädchen, das mich einen Schurken schilt, anders ansehen?
Plötzlich aber änderte sie ihren Ton.
Das in jedem Menschen schlummernde Element der Bestialität, zu dessen Bewältigung die Erziehung grade« dieses Mannes am Wenigsten geeignet gewesen war, fing an, sich in dem Ausdruck seiner Augen und in seiner Stimme leise zu zeigen.
Es war klar, daß Einer von Beiden nachgeben mußte.
Für das Weib stand am meisten auf dem Spiel und sie war es daher, die sich fügte.
»Sei nicht so hart gegen mich«, bat sie, »ich will auch nicht hart gegen Dich sein.«
»Der Zorn hat mich überwältigt, Du kennst meine heftige Gemüthsart, es thut mir leid, daß ich mich vergessen habe!«
»Geoffrey! meine ganze Zukunft liegt in Deiner Hand, willst Du mir nicht Gerechtigkeit angedeihen lassen?«
Sie trat nahe an ihn heran und legte ihre Hand auf seinen Arm.
»Hast Du mir kein Wort zu sagen?«
Keine Antwort, nicht einmal ein Blick.
Sie wartete noch einen Augenblick, dann aber ging wieder eine merkwürdige Veränderung mit ihr vor.
Sie wandte sich um und ging langsam auf die Thür des Garten-Pavillons zu.
»Es thut mir leid, daß ich Sie gestört habe, Mr. Delamayn, ich will sie nicht länger incommodiren.«
Er sah sie an. Sie hatte die Worte in einem Tone gesprochen, den er an ihr nicht kannte; in ihren Augen leuchtete ein unheimliches Feuer.
Mit, einer plötzlichen und gewaltigen Bewegung streckte er die Hand nach ihr aus und hielt sie zurück.
»Wo willst Du hin?« fragte er.
Ihm gerade in’s Gesicht sehend, antwortete sie:
»Wohin seht viele junge Mädchen vor mir gegangen sind, fort aus dieser Welt!«
Er zog sie sanft an sich heran und sah ihr scharf in’s Auge. Selbst sein Verstand reichte hin, zu erkennen, daß er sie aufs Aeußerste gebracht hatte.
»Du willst Dir das Leben nehmen?«
»Ja, das will ich!«
Er ließ ihren Arm los.
»Bei Gott!« sagte er, »sie meint es wirklich!«
In dieser Gewißheit schob er einen der im Garten.Pavillon stehenden Stühle mit dem Fuß zu sich heran und sagte in rohem Ton:
»Setze Dich.«
Sie hatte ihm Furcht eingeflößt, und Furcht ist ein Gefühl, dass Männer seines Schlages selten befällt und das sie, wenn es sie einmal beschleicht, durch lautes und brutales Wesen zu übertäuben suchen.
Sie that, wie er ihr geheißen hatte.
»Hast Du mir kein Wort zu sagen?« fragte er mit einem Fluch.
»Nein!«
unbeweglich saß sie da und unbekümmert um den Ausgang.
Er ging einen Augenblick auf und ab, kam zurück und schlug mit der Hand zornig auf die Lehne seines Stuhls.
»Was willst Du?«
»Du weißt, was ich will.«
Er ging wieder auf und ab.
Es blieb ihm nichts übrig, als seinerseits nachzugehen, wenn er sich nicht der Gefahr aussetzen wollte, daß sie in ihrer Verzweiflung etwas thäte, was ein ungeheures Aussehen machen würde und seinem Vater zu Ohren kommen könnte.
»Höre Anne«, sagte er plötzlich, ich habe Dir eine Proposition zu machen.«
Sie sah zu ihm auf.
»Was meinst Du zu einer heimlichen Ehe?
Ohne etwas zu fragen oder irgend einen Einwand zu erheben, antwortete sie ebenso kurz, wie er es gethan hatte: »ich erkläre mich mit einer heimlichen Ehe einverstanden!«
Auf der Stelle fing er wieder an zu zögern.
»Ich muß gestehen, ich weiß nicht, wie sich die Sache machen läßt.«
Hier unterbrach sie ihn. »Aber ich weiß es.«
»Was«, rief er argwöhnisch, »Du hast schon selbst an die Sache gedacht?«
»Ja«
»Und schon einen Plan entworfen? Warum hast Du mir das nicht früher gefragt?«
Sie antwortete stolz: »Weil es an Dir war, zuerst zu reden.«
»Nun gut, ich habe ja zuerst gesprochen, erklärst Du Dich mit einem kurzen Aufschub einverstanden?«
»Nein, nicht einen Tag« erwiderte sie in höchst entscheidendem Tone.
»Wozu denn die große Eile?«
»Kannst Du nicht sehen? Hast Du Augen?« fragte sie leidenschaftlich. Kannst Du nicht hören? Siehst Du nicht, wie Lady Lundie mich beobachtet? Hörst Du nicht, wie sie mit mir spricht? Sie hat bereits Verdacht geschöpft. Ich muß jeden Augenblick gewärtig sein, mit Schimpf und Schande von hier entlassen zu werden.«
Sie ließ den Kopf auf die Brust sinken und blickte aus ihre im Schooße ruhenden Hände.
»Und Blanche, murmelte sie mit wiederausbrechenden Thränen, die sie dieses Mal nicht zurückhielt, »Blanche, die zu mir aufblickt, die mich liebt, die mir an eben dieser Stelle, vor wenigen Augenblicken sagte, daß ich bei ihr leben müsse, wenn sie verheirathet sein würde.«
Plötzlich erhob sie sich von ihrem Sitz und ihre Augen waren wieder trocken; der Ausdruck der Verzweiflung stand von Neuem in ihrem bleichen, abgehärmten Gesicht zu lesen.
»Laß mich! was sind alle Schrecken des Todes im Vergleich zu meinem Leben.«
Sie