Liebe und andere Unwägbarkeiten des Lebens. Zsolt Majsai
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Читать онлайн книгу Liebe und andere Unwägbarkeiten des Lebens - Zsolt Majsai страница 3
Ich zuckte die Achseln. "Habe gerade mit meinem Freund Schluss gemacht, und er versuchte, mich zu vergewaltigen."
"Shit. Willst du nicht zur Polizei gehen?"
Ich lächelte leicht. "Ich sagte, er versuchte. In ein paar Tagen wird er vielleicht ohne Schmerzen pissen können. Vielleicht."
"Das klingt, als wärst du richtig gefährlich."
"Kampfkunst. Seit ich Kind bin. Und was machst du?" Ich blies den Rauch aus und beobachtete ihn dabei, wie er sich verflüchtigte. Wie Greg aus meinem Leben. Irgendwie ein schöner Gedanke inzwischen.
"Ich bin Rentner."
"Oh ... so alt siehst du gar nicht."
Er lachte, und das ließ ihn richtig jung wirken. Langsam gefiel er mir. "Ich bin 55. Kann meinen Beruf nicht mehr ausüben. Ich war Polizist."
"Polizist. So, so."
"Hast du ein Problem damit?"
"Nein. Aber ich kenne nicht viele. Muss ich jetzt aufpassen, was ich so von mir gebe?"
Er zuckte die Achseln. "Bin ja keiner mehr. Und du?"
"Eine Fangfrage?"
"Neugierde."
Ich fand das klasse, wie wir uns verstanden. Wir redeten noch eine Weile miteinander, über alles Mögliche. Als er sich verabschieden wollte, bot ich ihm an, ihn nach Hause zu fahren.
"Wie viel hast du getrunken?"
"Oh, der Polizist ist doch noch da."
Nach kurzem Zögern winkte er ab. "Ich jage ihn zum Teufel."
Wir gingen zum Wagen, den er nachdenklich musterte. "Deiner oder geliehen?"
"Meiner."
Inzwischen dürfte er verschrottet sein. Aber damals war er ganz neu. Eins der wenigen Dinge, die ich mir von meinem Geld gönnte. Dank meines Vaters war ich allergisch gegen Luxus.
Er wohnte nicht weit entfernt, aber Richtung Zentrum, in einer besseren Gegend als Greg. Ich parkte und stellte den Motor ab. Wäre er ausgestiegen, hätte es mir viel Schmerz erspart - und viel Schönes. Aber er stieg nicht aus, noch nicht. Wir schauten uns an, auch ohne Worte war uns klar, dass wir dabei waren, eine Dummheit zu begehen - und das sehr gerne. Ich küsste ihn, vorsichtig, fragend. Er erwiderte den Kuss, ungläubig und vorsichtig.
Das Haus, in dem er wohnte, war alt, die Decken hoch, die Dielen knarrten an manchen Stellen. Geschmackvoll die Einrichtung, nicht protzig, aber auch nicht billig.
"Du lebst allein", stellte ich fest, während ich im Wohnzimmer vor der CD-Sammlung stehen blieb.
"Sieht man das so schnell?", erkundigte er sich amüsiert.
"Es ist ordentlich, aber nicht, wie es bei einer Frau ordentlich wäre. Klar, nüchtern."
"Ja, das stimmt. Möchtest du was trinken?"
Ich drehte mich um. Er stand in der Tür und wirkte unsicher.
"Nein."
"Was essen?"
"Nein."
Ich zog die Bluse aus, trat aus den Schuhen, dann schob ich die Jeans und den Schlüpfer runter. Mehr hatte ich nicht an. Nackt ging ich zu ihm und küsste ihn, diesmal nicht so vorsichtig und schon mal gar nicht fragend. Der Sex war weder akrobatisch noch dreckig, dafür intensiv und berauschend. Er fing auf dem Boden an und endete in seinem Bett. Ich blieb danach einfach liegen, auch als er aufstand, um Abendessen zu machen. Bald duftete es nach irgendwas Leckerem in der ganzen Wohnung. Ich schloss die Augen und lächelte.
Er hatte das Wohnzimmer mit Kerzen dekoriert und den Tisch eingedeckt. Es sah aus wie in der Werbung für ein 5-Sterne-Restaurant. Ich merkte, wie auf einmal mein Gesicht nass war.
"Habe ich was falsch gemacht?", fragte Phil erschrocken.
Ich schüttelte den Kopf. "Gar nichts. Alles richtig gemacht." Ich küsste ihn, dann wischte er meine Tränen ab. Wir aßen schweigend, doch es war ein schönes Schweigen. Wir schauten uns dabei gegenseitig an. Ab und zu glitt sein Blick nach unten und ruhte auf meinen nackten Brüsten, doch es war nichts Aufdringliches dabei.
Nach dem Essen tranken wir Wein, im Bett. Zwischendurch.
Liebes Tagebuch, ich konnte es selbst nicht glauben, aber ich hatte mich so was von verliebt, in einen Mann, der fast dreimal so alt war wie ich. Und auch für ihn war es mehr als nur eine Romanze, das konnte ich spüren. Sein ganzes Verhalten bewies es. Ich verbrachte nicht jede Nacht bei ihm, aber viele. Nach zwei Wochen gab er mir einen Wohnungsschlüssel. Ich zögerte nur kurz, dann nahm ich ihn und hielt dabei seine Hand fest.
"Danke."
Immer wenn ich kam, war die Wohnung eine einzige Kerzenausstellung. Jeder Raum, wirklich jeder. Selbst das Bad. Das Bad war sowieso ein besonderer Ort. Nur in Ausnahmefällen begannen wir nicht in der Badewanne mit einem betörenden Schaumbad. Er wusste bald sehr genau, wie er mich an den Rand des süßen Wahnsinns bringen konnte. Und ich ihn.
Meinen Eltern erzählte ich nichts. Wahrscheinlich dachten sie, ich würde immer noch regelmäßig zu Greg gehen. Und das war mir auch recht so. Phil war meins. Er war verwitwet, schon seit ein paar Jahren. Einen erwachsenen Sohn hatte er, der aber in London lebte. Ich schaute mir die Bilder von ihm an und dachte, dass er schon mit dem Studium fertig war und seit langem arbeitete. Und es war mir egal.
Liebes Tagebuch, du ahnst es schon, oder? Ich werde bald James heiraten. Es durfte nicht sein, das zwischen Phil und mir. Irgendwer war einfach dagegen. Und ich verstand auf einmal, was es bedeutet, wenn Träume wie Seifenblasen zerplatzen.
Eigentlich war es ein schöner Tag. Relativ kühl, aber sonnig. In einem Monat würde es den ersten Schnee geben, aber noch war es nicht soweit. Ich war nach der Arbeit einkaufen gefahren und lief mit der vollen Einkaufstasche die Treppe hoch. Auf den Champagner freute ich mich ganz besonders. Und natürlich auf die Küsse und Berührungen von Phil.
Schon von der Wohnungstür überkam mich ein ungutes Gefühl. Zum ersten Mal roch ich keinen Kerzenduft, obwohl wir verabredet waren und ich nicht zu früh kam. Mein Atem stockte. Was hatte das zu bedeuten? Unmöglich, dass er es vergessen hatte. Ich schloss nervös die Tür auf und trat ein. Die Tasche abstellend, machte ich die Tür wieder zu und trat vor. "Phil! Bist du da?"
Keine Antwort.
Ich begann zu zittern.
"Phil! Was ist passiert?"
Immer noch nichts. Ich ging ins Wohnzimmer. Es war aufgeräumt, aber sonst wie an einem normalen Tag. Keine Kerzen, kein gedeckter Tisch, keine leise Musik.
"Phil!", schrie ich.
Im Badezimmer standen zwei Dutzend Kerzen, nicht angezündet. Sie bildeten nicht einmal einen Halbkreis. Die restlichen Kerzen lagen auf dem Boden zerstreut. Vermutlich war die Kiste, in denen sie sich befanden, wenn ich nicht da war, umgefallen, als Phil stürzte. Ich registrierte