Liebe und andere Unwägbarkeiten des Lebens. Zsolt Majsai

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Liebe und andere Unwägbarkeiten des Lebens - Zsolt Majsai Geschichten einer Kriegerin

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war seltsam verdreht, als wäre er unter Schmerzen gestorben. Er schien unverletzt zu sein, die rechte Hand umklammerte die linke Brust. Ich versuchte seine Augen zu schließen, doch sie gingen immer wieder auf und starrten mich an.

      Ich weinte nicht. Da nicht. Auch nicht, als Notarzt und Polizei schon da waren. Ich saß im Wohnzimmer auf dem Sofa, in eine warme Decke gehüllt, und starrte irgendwohin. Ich weiß nicht mehr, was ich sah. Wahrscheinlich nichts. Ich fühlte mich einfach nur leer, unendlich leer.

      Der Notarzt bestätigte, dass er an einem Herzinfarkt gestorben war.

      "Sind Sie seine Tochter?", fragte einer der Polizisten.

      "Wie ... was ...? Nein, ich ... Wir haben uns geliebt. Wir liebten uns."

      "Das ... das tut mir leid." Es war ihm hochgradig peinlich, das nahm ich entfernt wahr.

      Ich beantwortete die Fragen, so gut ich konnte, und hinterließ meine Daten. Danach durfte ich gehen. Man fragte, ob ich nach Hause gefahren werden möchte, aber ich schüttelte den Kopf. Zu Hause war so ziemlich der letzte Ort, wo ich jetzt hinwollte.

      Ich besorgte mir mehrere Flaschen Whisky und fuhr zu einem billigen, aber sauberen Hotel und nahm ein Zimmer. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange ich dort blieb. Zwei oder drei Tage, und in diesen Tagen trank ich alle Flaschen leer. Ich weinte und kotzte abwechselnd, stundenlang. Keine Ahnung, was die anderen Gäste dachten, und es war mir auch egal.

      Irgendwann wurde ich wach und lag neben dem bett, nackt, stinkend, vollgekotzt. Draußen war es dunkel. Ich erhob mich stöhnend. Die Flaschen waren alle leer, genau wie ich. Nichts ging mehr. Keine Tränen, keine Gefühle. Ich war einfach nur leer. Ich duschte, zog mich an und fuhr nach Hause.

      Auf der Fahrt fasste ich den Entschluss, mich niemals wieder zu verlieben.

      Daran habe ich mich gehalten, bis zu der einen Nacht, als ich von Leslie erfuhr, dass ihr Vater schon seit sieben Jahren in mich verliebt war. Und in ein paar Tagen werde ich ihn heiraten.

      Ich liebe ihn. Ich liebe ihn so sehr, dass es schon wehtut. Auch, aber nicht nur, weil ich an Phil denken muss.

      Tja, liebes Tagebuch, jetzt weißt du es. Das Leben ist halt wirklich ein seltsames Spiel.

      Hundeschule (2003)

      „Die Hundeschule ist eine Schule für die Menschen.“

      Ich betrachte den Typen, der das gesagt hat und aussieht wie Chuck Norris, bevor er sich auf einer Mission verliert. Also, nicht ganz. Er ist angezogen wie Chuck Norris, aber eigentlich sieht er aus wie eine Kreuzung aus Ben Stiller und Sylvester Stallone nach einem verlorenen Boxkampf.

      Dann betrachte ich Danny, der neben mir sitzt, natürlich angeleint, und den Typen fasziniert anstarrt.

      Und erwidere: „Aber der Hund ist jung und muss was lernen, nicht ich!“

      „Das denken die Hundemenschen, wenn sie zum ersten Mal einen Hund haben“, sagt die Kreuzung aus Stiller und Stallone. „Ich heiße übrigens Jimmy Stiller.“

      Ups.

      „Wie der Schauspieler?“

      „Der Nachname, ja, wie der. Aber wir sind nicht miteinander verwandt, jedenfalls nicht in den letzten 200 Jahren.“ Dann lacht er über den eigenen Witz.

      Ich schwanke. Zwischen „Ich finde ihn eigentlich ganz nett“ und „Er ist ein Idiot“.

      „Erklären Sie mir das mit der 'Schule für Menschen' bitte, aber so, dass ich das auch verstehe.“

      Jetzt mustert er mich etwas gründlicher als bisher. „Woher haben Sie den Hund?“

      „Ein Geschenk.“

      „Ein Geschenk? Von wem?“

      „Von meinem Mann.“ Ich beiße mir auf die Unterlippe und weiß genau, wie bescheuert das klingt. Da steht eine Dreiundzwanzigjährige in knallengen Jeans, bauchfreiem T-Shirt und Sportschuhen mit ihrem jungen Hund und erzählt, dass sie von ihrem Mann eben diesen Hund geschenkt bekommen hat.

      „Von Ihrem Mann? Und er ist nicht dabei?“

      „Er arbeitet.“ Das wird ja immer schlimmer! Ich bin doch nicht diese doofe, blonde Aushängefrau, als die ich mich gerade darstelle! „Hören Sie, ich will einfach nur, dass der Hund lernt, sich vernünftig zu benehmen.“

      „Aha.“ Er mustert den Hund. „Der wird übrigens ziemlich groß werden. Erzählen Sie mal, was genau meinen Sie mit vernünftig?“

      Ich blicke mich um. Wir stehen vor dem Gebäude der Hundeschule, aber das eigentliche Geschehen spielt sich auf dem riesigen, eingezäunten Freigelände ab. Da sind auch bereits einige Leute fließig mit ihren Hunden der unterschiedlichsten Größen und Altersgruppen unterwegs. Was die da machen, verstehe ich allerdings nicht wirklich.

      „Ich will, dass er überallhin mit mir mitkommen kann und sich benimmt. Er soll nicht den Leuten auf den Schoß springen, nicht alle ablecken, er soll ohne Leine mitlaufen. Und was sonst noch dazu gehört.“

      „Ohne Leine? Ein Hund dieser Größe? Haben Sie eine Ahnung, wie groß er mal wird?“

      Ich betrachte Dannys riesige Pfoten. „Ja, in etwa. Ist das wichtig?“

      „Ja, das ist wichtig. Ein Hund dieser Größe flößt Angst ein.“

      „Genau deswegen bin ich ja hier. Er soll lernen, sich so zu benehmen, dass die Leute keine Angst vor ihm haben!“

      „Das müssen aber Sie lernen, nicht der Hund.“

      „Wie das? Ich meine, vor mir haben die meisten Leute keine Angst, und die es doch haben, die sollten auch Angst vor mir haben.“

      Jetzt mustert er mich erneut, diesmal gründlicher. Ancheinend irritiert ihn, was ich gerade gesagt habe. Hoffentlich, war ja auch meine Absicht. Dieses Gespräch finde ich ausgesprochen doof bisher. Ich will doch einfach nur, dass Danny ein gut erzogener Hund wird. Ist das denn so viel verlangt?

      „Wieso sollten Leute Angst vor Ihnen haben?“

      „Sie sollen nicht. Die meisten jedenfalls. - Wie ist es denn jetzt, nehmen Sie ihn oder nicht?“

      „Kommen Sie mit“, sagt er seufzend.

      Wir gehen in sein Büro, er bietet mir Kaffee an, holt sich auch einen und setzt sich dann mir gegenüber an seinen Schreibtisch. Danny liegt ruhig neben mir. Ich bewundere ihn gerade ein wenig.

      „Sie müssen sich über eines im Klaren sein: Der Hund kann schon alles, was er braucht. Sie müssen lernen, sich so zu verhalten, dass der Hund weiß, was er wann zu tun hat.“

      „Hm.“

      „Hunde sind Rudeltiere. Sie haben ein komplexes Sozialgefüge. Jeder Hund braucht einen Leitwolf. Haben Sie schon mal ein Wolfsrudel gesehen?“

      „Im Fernsehen.“ Ich nippe am Kaffee. Schmeckt wie gefärbtes Wasser.

      „Ist Ihnen etwas aufgefallen?“

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