Liebe und andere Unwägbarkeiten des Lebens. Zsolt Majsai
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„Darum bin ich ja hier.“
„Eben. Sie sind darum hier, nicht der Hund.“
Hm. „Ja, okay. Was ist das für eine Geschichte mit dem Wolfsrudel?“
„Wölfe leben streng hierarchisch. Sie haben einen Big Boss und kleine Bosse. Familienclan. Der Big Boss ist sehr lieb und nett, außer, einer der Wölfe will ihn verarschen. Dann kann er ungemütlich werden. Ansonsten braucht er nur eine Geste, eine Mimik zu machen und die anderen spuren. Wussten Sie, dass Wölfe bis zu fünfmal mehr Mimik haben als Hunde?“
„Nein.“ Ich mustere Danny. Er sieht mich nicht besonders ausdrucksstark an, aber das könnte daran liegen, dass er sich gerade langweilt.
„Dafür können Hunde bellen. Sie sprechen. Weil sie die Menschen nachahmen wollen. Wölfe bellen nur bei Gefahr, ansonsten kommunizieren sie lautlos oder durch Knurren. Worauf ich aber hinaus will, ist, dass Sie sich wie so ein Big Boss verhalten müssen. Der Hund wird Ihnen, wenn Sie für ihn glaubwürdig sind, auf Schritt und Tritt folgen und jeden Wunsch von den Augen ablesen. Aber nur dann. Wenn Sie nicht glaubwürdig sind, wird er versuchen, die Chefrolle zu übernehmen. Weil er das so im Programm hat. Ein Rudel braucht einen Chef. Wenn das sonst niemand macht, macht er es.“
„Hm.“
„Trauen Sie sich das zu?“
„Ich denke schon. Ich kann ziemlich nachdrücklich und authentisch sein.“
Er lächelt schon wieder. „Wie nachdrücklich? Überzeugen Sie damit auch einen Hund?“
„Das kriege ich hin. Geben Sie mir einfach so eine Anmeldung und dann fangen wir an. Sie können mich ja rausschmeißen, wenn ich mich blöd anstelle.“
„Das tue ich sicher nicht, schon wegen des Hundes nicht. Hier der Anmeldebogen. Wenn Sie fertig sind, kommen Sie aufs Gelände. Ihr Hund sollte Sozialkontakte knüpfen und mit den anderen Hunden spielen. Wir haben nachher auch Welpengruppe, da kann er mit den anderen jüngeren Hunden rumtoben.“
Er steht auf und geht zur Tür. Da bleibt er stehen und dreht sich zu uns um. „Ich kenne Sie irgendwoher. Haben Sie eine Ahnung, woher?“
Ich nicke, während ich meinen Namen schreibe. „Vermutlich haben Sie mich im Fernsehen und in den Zeitungen gesehen.“
„Echt? Sorry, aber ich habs nicht so mit Promis.“
Jetzt muss ich doch auch lächeln. Ich glaube, er ist eigentlich ganz nett. Etwas knurrig, aber doch ganz nett. So ganz ansatzweise erinnert er mich sogar an James.
„Promi bin ich vielleicht nicht, auch wenn mich derzeit die ganze Stadt kennt, bis auf Sie. Aber die meisten kennen mich nackt oder mit einer Knarre in der Hand. Oder auf einer Trage auf dem Weg ins Krankenhaus.“
„Hm. Sie wollen nicht gerade behaupten, Sie sind diese …, also die, die den Polizeichef entlarvt und getötet hat?“
„Ich habe ihn nicht getötet, das war ein Scharfschütze. Okay, er hing an meinen Füßen und ich hätte versucht, ihn loszuwerden, was ebenfalls seinen Tod bedeutet hätte.“
„Wie heißen Sie nochmal?“
„Fiona Carter. Noch.“
„Und von wem ist der Hund?“
„Von meinem Mann. Okay, wir sind erst verlobt und noch nicht verheiratet.“
„Das ist dieser Ex-Geheimdienst-Typ?“
„Genau.“ Ich grinse. „Sie beide könnten gut ein Bier zusammen trinken, glaube ich.“
„Aha.“ Sein Gesichtsausdruck verrät nicht, was er darüber denkt. Auch eine Gemeinsamkeit mit James. „Na schön, füllen Sie die Anmeldung aus und kommen Sie nach hinten.“
Ich nicke, dann konzentriere ich mich auf den Anmeldebogen. Dabei geht mir der Gedanke durch den Kopf, dass der Kerl einen ziemlich authentischen Leitwolf abgibt.
Und er sieht eigentlich besser aus als Stallone nach einem Boxkampf.
Klassentreffen (2004)
„Was soll ich anziehen?“
Ich sehe James vorwurfsvoll an, als er überhaupt nicht reagiert. Da er aber nicht reagiert, merkt er das gar nicht.
„Hallooo!!!“
Jetzt blickt er endlich hoch und mustert mich überrascht und fragend.
„Was gibt’s denn, mein Schatz!“
„Ich habe dich was gefragt!“
„Wann?“
Ich schließe die Augen und frage mich, ob er mich denn wahnsinnig machen will.
„Vor genau 17 Sekunden und 500 Millisekunden!“
„Ach so. Dann bin ich ja noch in meiner normalen Reaktionszeit. Ähm, was genau hast du noch mal gefragt?“
„Was ich anziehen soll!“
Er lässt den Blick über mich wandern. „Du bist doch angezogen.“
„Ja, ich bin nicht nackt, völlig richtig. Ich habe ein T-Shirt an, das bis knapp unter den Po reicht. Soll ich ernsthaft so auf das Klassentreffen gehen?“
„Du hast ein Klassentreffen? Heute? - Oh ja, jetzt fällts mir wieder ein. Entschuldige, das habe ich ganz vergessen. So was hat für mich keine Bedeutung.“
Bring ich ihn um oder bring ich ihn nicht um?
„Mein Lieber, ich habe aber sehr wohl vor, auf MEIN Klassentreffen zu gehen. Und das habe ich nicht vor dir verheimlicht!“
„Das stimmt.“ Er richtet den Blick wieder auf das Buch in seiner Hand und liest weiter. „Warum gehst du nicht in der Pomanschette?“
„Auf ein Klassentreffen? Außerdem habe ich die Sachen weggeworfen. Du erinnerst dich?“
„Da war was.“ Er blickt wieder hoch. „Sonst hast du auch nicht so ein Problem mit der Kleidung. Warum bei diesem Anlass?“
Ich setze mich neben ihm auf das Sofa, ihm zugewandt, und lege die linke Hand auf seine Brust in Herzhöhe. Er reagiert nicht ganz meiner Erwartung entsprechend. Statt erschrocken die Augen aufzureißen und dann um Verzeihung flehend auf die Knie zu fallen, legt er seinerseits eine Hand auf die Innenseite meines nackten rechten Oberschenkels.
„Sooo war das aber nicht gemeint!“
„Ach so.“ Er zieht seine Hand zurück und legt sie dann auf meine Brust in Herzhöhe.
„So auch nicht!“
„Ja,