Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt

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und fest.

      Leise stand Lenore auf und schlich zur Küche, weil sie einen Heißhunger auf ein Stück Gänsebraten verspürte, der, wie sie wußte, auf dem feiertäglichen Küchenzettel stand.

      Zuerst war sie enttäuscht, als sie nur noch das Gerippe vorfand, doch nachdem sie es richtig beäugt hatte, entdeckte sie daran einige Stücke Fleisch, die sie sich gut schmecken ließ. Zwar wurde ihr wieder übel, dennoch aß sie drauflos. Trank auch die halbe Flasche Bier leer und kehrte dann gesättigt ins Bett zurück.

      Da es mittlerweile dunkel geworden war, knipste sie die Nachttischlampe an, rückte sie jedoch so, daß der schlafende Gatte von dem Schein nicht direkt getroffen wurde.

      Ganz ruhig lag er da, das Gesicht ihr zugekehrt. Schlief so tief und auch fest wie ein Mensch, der nicht nur einen arbeitsreichen Tag hinter sich hat, sondern auch über ein ganz ruhiges Gewissen verfügt.

      Und das hatte dieser Mann wohl auch, weil er fest davon überzeugt war, stets seine Pflicht zu tun, ob es sich nun um seine Kranken, seine Mutter, Schwester oder um seine Frau handelte.

      *

      Es war schon nach neun Uhr, als Lenore am nächsten Morgen erwachte.

      In der Wohnung war alles noch still. Kein Wunder, da Frau Rosalia gewohnt war, bis mindestens elf Uhr zu schlafen, und diesen Schlaf heute wohl noch länger ausdehnte, weil sie wahrscheinlich erst nach Mitternacht von der Bummeltour zurückgekehrt war.

      Lenore schaute zu Ralf hinüber, der ihr den Rücken zudrehte und immer noch fest schlief. Vorsichtig griff sie zum Thermometer, steckte es ein und war dann fünf Minuten später recht zufrieden, daß der rote Strich bis zur Zahl achtunddreißig geklettert war. Nun würde ihr Ralf weitere Bettruhe verordnen und, da er nicht zum Dienst mußte, sich um sie kümmern, wenn nicht wieder etwas Unvorhergesehenes dazwischenkam.

      Doch davor sollte der Mann bewahrt bleiben, der einen Ruhetag so nötig hatte.

      Als er erwachte, sah er auf die Uhr und wollte seinen Augen einfach nicht trauen.

      »Schon zehn vorbei? Das ist doch kaum zu glauben! Da habe ich dich gestern ein Murmeltier genannt und bin selbst eins. Bist du schon lange wach?«

      »Seit ungefähr einer Stunde.«

      »Warum hast du mich nicht geweckt?«

      »Sollte mir einfallen. Du hast den Schlaf doch wahrlich nötig.«

      »Der mich auch wunderbar erquickt hat. Ich bin durchaus wieder zu neuen Taten gerüstet. Und wie geht es dir?«

      Schon griff er nach ihrem Puls und war gar nicht zufrieden.

      »Kind, du hast ja Fieber! Da wollen wir mal messen.«

      »Ist bereits geschehen.«

      »Wie hoch?«

      »Nicht ganz achtunddreißig.«

      »Das gefällt mir aber gar nicht, Nore.«

      »Mir doch«, lachte sie. »Da darf ich wenigstens im Bett bleiben, was bei dem scheußlichen Wetter geradezu ein Vergnügen ist. Schau nur, wie es draußen schlackert, und hör nur, wie es stürmt. Da muß ja Himmel und Erde zusammen sein, und hier im Bett ist es so heimelig. Wenn du schlau bist, verläßt du es auch nicht.«

      »Vorausgesetzt, daß man mich nicht mit Gewalt hinausjagt. Trotzdem muß ich jemand verarzten, und zwar dich, meine holde Patientin.«

      »Und das wäre?«

      »Erst einmal Tabletten schlucken. Helfen die nicht, kommt unweigerlich die Spritze. – Es ist hier übrigens eine Grabesstille. Ob Mama und Anka noch schlafen?«

      »Wahrscheinlich.«

      »Hast du gehört, wann sie nach Hause kamen?«

      »Nein.«

      »Da will ich doch mal nachsehen.«

      Er stand auf, schlüpfte in die Pantoffeln, warf den Morgenmantel über, ging in den Korridor und klopfte dort an die Schlafzimmertür. Mußte es mehrmals wiederholen, wobei es jedes mal lauter wurde. Und endlich kam dann die Mutter an die Tür.

      »Mein Gott, Ralf, du trommelst ja wie ein Wilder«, gähnte sie verschlafen.

      »Was ist denn los, mußt du wieder fort?«

      »Nein. Ich finde nur, daß es Zeit ist, aufzustehen, wir haben bald elf Uhr.

      Wann seid ihr übrigens nach Hause gekommen?«

      »Um zwei«, drang Ankas helle Stimme vom Bett aus zu ihm hin. Sehr zum Ärger der Mutter, der diese wahrheitsgemäße Zeitangabe gar nicht gefiel. »Es war einfach prima, Bruderherz.«

      »Also prima«, wiederholte er, indem er an das Bett trat und die Schwester forschend betrachtete. »Wird es auch prima sein, wenn du einen Rückfall bekommst und somit kränker wirst, als du es warst?«

      »Wer denkt denn daran?«

      »Ich als Arzt. Aber du kannst ja weniger für deinen Leichtsinn als die Mama«, wandte er sich ihr zu, die ein Gesicht machte wie ein beleidigter Mops. »Wie konntest du nur so lange mit Anka wegbleiben?«

      »Ach, Junge, sie bettelte doch so sehr.«

      »Na, eben, dann laß sie mich auch um meine Behandlung anbetteln, die ich trotzdem ablehnen werde.«

      »Wenn du dazu kommst«, warf Anka schnippisch ein, während die Frau Mama sie mühte, ein paar »Krokodilstränen« zu erpressen.

      Und da war der Sohn wieder einmal beschämt. Er entschuldigte sich sogar für seine Heftigkeit, bevor er das Zimmer verließ.

      Er ist und bleibt ein blinder Narr, dachte Lenore, die durch die geöffnete Tür alles mit angehört hatte. Aber nur, wenn es um Mutter und Schwester geht, sonst verfügt er sogar über Scharfsinn.

      »Na ja«, meinte er entschuldigend, nachdem er wieder bei Lenore war. »Die Mama kann Anka eben nichts abschlagen, wie es die Mütter bei den Nesthäkchen wohl alle nicht können. Und Anka hat ja auch wirklich wenig Abwechslung.«

      Habe ich etwa mehr? wäre es Lenore beinahe entfahren, und sie war froh, daß sie ihre Zunge noch gerade so meistern konnte. Denn es lag ihr gar nichts daran, einen Streit zu entfachen und den Gatten damit zu verärgern, der endlich einmal zu Hause war.

      »Es ist kalt hier, ergo werde ich heizen«, erklärte Ralf, was dann auch geschah. Er heizte auch die Öfen in den beiden anderen Zimmern, schleppte unermüdlich Holz und Kohlen aus dem Keller, was sonst Lenores Arbeit war, und half der Mutter sogar beim Abwasch. Dann erschien er wieder bei Lenore, ein Tablett tragend, auf dem bei der Frühstück stand.

      »So, mein Liebes, jetzt werde ich mir mal den Luxus erlauben, mit meiner holden Gemahlin im Bett zu frühstücken«, lachte er so jungenhaft froh, wie Lenore ihn überhaupt noch nicht kannte. »Setz dich auf, mein herziges Kind, der gute Onkel Doktor wird dich mit Kissen liebevoll stützen.«

      »Ja, sag mal, Ralf, was hat dich in diese so ungewohnt heitere Stimmung versetzt?« fragte sie verwundert,

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