Gesammelte Werke von Stefan Zweig. Стефан Цвейг

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke von Stefan Zweig - Стефан Цвейг страница 15

Gesammelte Werke von Stefan Zweig - Стефан Цвейг

Скачать книгу

Inhaltsverzeichnis

       »Weil ihr solche Rede treibet, siehe, so will ich meine Worte in deinem Munde zu Feuer machen und dieses Volk zu Holz und sollen sie verbrennen.«

      Jer. IV, 14.

      Der gleiche Platz vor dem Tempel und dem Königspalast. Auf den Stufen sitzen und lagern lässige Bündel von Männern und Frauen. In den Straßen und in der Halle das gewohnt beständige Auf-und Niedergehen von Menschen in Geschäften und Gespräch.

      EINER (in der großen Gruppe auf den Stufen):

       Und ich sage es euch, es ist gewiß: eine gewaltige Schlacht hat angehoben zwischen Nabukadnezar und Pharao.

      EIN ANDERER:

       Ja… auch ich habe es gehört… ein Bote ist gekommen…

      EINE STIMME:

       Unablässig kommen Boten in den Palast… das hat nichts zu bedeuten.

      DER ZWEITE:

       Aber ich habe ihn gesprochen, ich weiß es gewiß.

      DIE STIMME:

       Den Boten hast du gesprochen?

      DER ZWEITE:

       Nein… Aphitor, den Schreiber des Königs… auch er sagte, eine Schlacht habe begonnen… eine große Schlacht…

      DER ERSTE:

       Eine gewaltige Schlacht, wie nie eine war seit Menschengedenken, Ägypten gegen Nabukadnezar…

      STIMMEN:

       Möge der Himmel ihn zermalmen, den Verfluchten… Ägypten ist mächtig… auch von den Unsern sind Streiter zur Stelle… sie werden ihn strafen, den Hochmütigen…

      EINER:

       Er wird ihn zerbrechen, denn Gott ist mit uns.

      EIN ANDERER:

       Stark ist Ägypten, er wird ihm nicht obkommen.

      EIN ANDERER:

       Auch Nabukadnezar ist stark. Sie sagen…

      EIN ANDERER:

       Laß sie sagen, die Schwachmütigen! Laß sie sagen!

      DER ERSTE:

       Sie sagen, wie ein Heuschreckenschwarm seien seine Krieger!

      EINER:

       Krieger! Es sind keine Krieger! Klein sind sie von Wuchs wie die Knaben und unkund des Schwerts. Mein Schwestermann hat ihrer viel gesehen, in den Weiberhäusern sind sie Männer und nicht auf dem Feld.

      EIN ANDERER:

       Bei den Knaben liegen sie des Nachts und machen sie zu Weibern.

      (EINIGE lachen.)

      EINER:

       Pharao wird sie vernichten.

      STIMMEN:

       Wie Spreu wird er sie fegen von der Tenne… lang lebe Pharao, unser Freund… es lebe Pharao, der Besieger… lang lebe Pharao… er kann nicht an wider ihn… es lebe Pharao…

      ANDERE (von den Rufen hergelockt, die Gruppe vergrößernd):

       Was sagt ihr vom Pharao… was ists mit Pharao Necho…

      EINER:

       Eine große Schlacht schlägt er wider Nabukadnezar…

      STIMMEN:

       Er wird sie besiegen… wie die Hunde mit geklemmten Schwänzen werden sie vor ihm laufen… ja, ich habe es gehört, ein gewaltig Ringen hat angehoben… er wird sie besiegen… er wird uns befreien… es lebe Pharao… ewigen Ruhm über Pharao… eine Tafel des Gedenkens möge man ihm graben aus Gold… es lebe Pharao, der Besieger Assurs.

      NEUE NEUGIERIGE (herbeieilend):

       Was ists… was ist geschehen…

      EINER DER JÜNGSTGEKOMMENEN:

       Pharao hat Nabukadnezar besiegt.

      STIMMEN:

       Heil Pharao Necho… ist es wahr… ich muß heim, meinem Weibe es künden… heil Pharao Necho…

      EINER:

       Aber noch ists nicht gewiß!

      ANDERE:

       Wieso ist es nicht gewiß… willst du zweifeln… wie kann Baal wider unsern Gott… Gott ist mit uns…

      EINER:

       Ich habe es immer gewußt, Gott wird mit unsern Waffen sein. Wo er streitet, ist Sieg… Keiner kann wider uns… keiner…

      EIN ANDERER (wegeilend, andern entgegenrufend):

       Wir haben gesiegt… Pharao hat Nabukadnezar geschlagen…

      (DIE MÜSSIGEN des Platzes auf diesen Ruf zur Gruppe hineilend.)

      STIMMEN:

       Sie erzählen von Sieg… ist es wahr, daß Pharao Nabukadnezar geschlagen…

      STIMMEN:

       Ja, es ist wahr… noch nichts ist gewiß… ja, es ist gewiß… wer sagt es… alle sagen sie es… er hat es gehört… der Schreiber des Königs hat es gesagt… der König hat es gesagt… er hat es selbst gehört vom Könige… Pharao möge leben… es lebe unser Freund… ein Ende der Knechtschaft… es lebe Zedekia, der Erlöser des Tempels…

      EINER:

       Habe ich es nicht gesagt, eine Schmach war es, daß wir Tribut zahlten diesen Übermütigen!

      STIMMEN:

       Eine Schmach… nun sollen sie uns bezahlen… das Haus Jahves muß erneut werden… ein neues müssen wir ihm bauen… ja, ein neues… sie müssen es bezahlen zur Sühne… Salomos Palast muß erstehen… Salomos Haus…

      EIN MANN:

       Was ists? Was ist geschehen?

      STIMMEN:

       Wir haben gesiegt… Pharao hat Nabukadnezar geschlagen… Sieg… Sieg… wir haben gesiegt…

      DER MANN:

       Sieg, endlich Sieg, heil Pharao… ich muß es verkünden daheim… sie harren der Kunde… (wegeilend) Sieg… Sieg über Assur.

      DIE MENGE (strömt jetzt rauschend zu, sich immer mehr begeisternd die Rufe werden lauter und lauter):

Скачать книгу