Jane Eyre. Шарлотта Бронте

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Jane Eyre - Шарлотта Бронте 99 Welt-Klassiker

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an­ge­nehm für sie er­wei­sen möge, als sie er­war­te­te.

      »Heu­te Abend will ich Sie aber nicht lan­ge wach hal­ten«, sag­te sie; »es ist jetzt Schlag zwölf Uhr, und Sie sind den gan­zen Tag un­ter­wegs ge­we­sen; Sie müs­sen ja tod­mü­de sein. So­bald Ihre Füße or­dent­lich er­wärmt sind, will ich Ih­nen Ihr Schlaf­zim­mer zei­gen. Ich habe das Ge­mach, wel­ches an das mei­ne stößt, für Sie her­rich­ten las­sen; es ist nur ein klei­nes Zim­mer, aber ich mein­te, dass es Ih­nen lie­ber sein wür­de, als eins der großen Vor­der­zim­mer; al­ler­dings ha­ben die­se präch­ti­ge­re Mö­beln, aber sie sind so düs­ter und ein­sam; ich könn­te nie­mals dar­in schla­fen.«

      Ich dank­te ihr für ihre rück­sichts­vol­le Wahl, und da ich mich von der lan­gen Rei­se wirk­lich er­mü­det fühl­te, zeig­te ich mich be­reit, mich auf mein Zim­mer zu­rück­zu­zie­hen. Sie nahm ihr Licht, und ich folg­te ihr auf den Kor­ri­dor hin­aus. Zu­erst ging sie, um sich zu über­zeu­gen, ob die große Haus­tür auch wirk­lich ver­schlos­sen sei; nach­dem sie den Schlüs­sel aus dem Schlos­se ge­zo­gen, führ­te sie mich die Trep­pe hin­auf. Stu­fen und Ge­län­der­säu­len wa­ren von Ei­chen­holz; das Trep­pen­fens­ter war hoch und ver­git­tert; so­wohl die­ses, wie die lan­ge Ga­le­rie, auf wel­che die Schlaf­zim­mer­tü­ren hin­aus­gin­gen, sa­hen aus als ge­hör­ten sie zu ei­ner Kir­che und nicht zu ei­nem Hau­se. Eine feuch­te, dump­fi­ge Luft wie in ei­nem Ge­wöl­be herrsch­te auf der Trep­pe, wie in der Ga­le­rie, – eine Luft, die den Ge­dan­ken an trost­los öde Räu­me und düs­te­re Ein­sam­keit wachrief, – und ich war froh, als ich end­lich in mein Zim­mer trat und fand, dass es von klei­nen Di­men­sio­nen und in ge­wöhn­lich mo­der­nem Stil mö­bliert sei.

      Als Mrs. Fair­fax mir eine herz­li­che Gu­te­nacht ge­wünscht, und ich mei­ne Tür sorg­sam ver­schlos­sen hat­te, sah ich mich mit Muße um; der An­blick mei­nes be­hag­li­chen, klei­nen Zim­mers lösch­te bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de den Ein­druck aus, wel­chen die wei­te Hal­le, die düs­te­re, große Trep­pe und jene lan­ge, kal­te Ga­le­rie auf mich ge­macht hat­ten, und end­lich kam es mir zum Be­wusst­sein, dass ich mich nach ein paar Ta­gen kör­per­li­cher Er­mü­dung und geis­ti­ger Er­re­gung nun end­lich in ei­nem si­che­ren Ha­fen be­fin­den wür­de. Der Im­puls der Dank­bar­keit schwell­te mein Herz, ich knie­te ne­ben mei­nem Bet­te nie­der und sand­te ein in­ni­ges Dank­ge­bet zu dem em­por, dem ich Dank schul­de­te; und be­vor ich mich wie­der er­hob, ver­gaß ich nicht, wei­te­re Hil­fe für mei­nen Pfad zu er­fle­hen, und um die Gabe zu bit­ten, mich der Güte wert ma­chen zu kön­nen, wel­che mir in so rei­chem Maße zu teil wur­de, be­vor ich sie noch hat­te ver­die­nen kön­nen. In die­ser Nacht lag ich auf kei­nem Dor­nen­la­ger; mein ein­sa­mes Zim­mer war von Ruhe und Frie­den er­füllt. Zu­gleich müde und zu­frie­den, schlief ich bald und fest ein. Als ich er­wach­te, war es be­reits hel­ler Tag.

      In dem Son­nen­schein, wel­cher durch die hell­blau­en Zitz­fens­ter­vor­hän­ge fiel, er­schi­en mir mein Zim­mer so freund­lich und ge­müt­lich; ich wur­de fast mu­tig bei dem An­blick der ta­pe­zier­ten Wän­de und des tep­pich­be­leg­ten Fuß­bo­dens, wel­che den bunt­far­bi­gen Kalk­wän­den und nack­ten Holz­bö­den in Lo­wood so un­ähn­lich wa­ren. Äu­ßer­lich­kei­ten üben einen so großen Ein­fluss auf die Ju­gend. Mir war, als müs­se jetzt eine schö­ne­re Le­ben­sära für mich an­bre­chen, eine Ära, wel­che ne­ben ih­ren Dor­nen und Müh­se­lig­kei­ten auch ihre Blü­ten und Freu­den ha­ben wür­de. All mei­ne See­len­kräf­te schie­nen durch die Orts­ver­än­de­rung, durch das neue Feld, wel­ches sich für mei­ne Hoff­nun­gen öff­ne­te, wie­der le­ben­dig ge­wor­den. Ich könn­te nicht ge­nau de­fi­nie­ren, was sie er­war­te­ten, aber es war eben et­was freu­di­ges: nicht viel­leicht ge­ra­de für einen be­stimm­ten Tag oder Mo­nat, son­dern für ir­gend eine un­be­stimm­te Zeit in der Zu­kunft.

      Ich er­hob mich. Mit großer Sorg­falt klei­de­te ich mich an. Wenn ich auch ge­zwun­gen war, ein­fach zu sein – ich hat­te kein ein­zi­ges Klei­dungs­stück, wel­ches nicht in der ein­fachs­ten Wei­se ge­macht wäre – so hat­te ich doch von Na­tur das größ­te Ver­lan­gen, sau­ber und nett aus­zu­se­hen. Es war durch­aus nicht mei­ne Ge­wohn­heit, acht­los in Be­zug auf mein Äu­ße­res oder un­be­küm­mert um den Ein­druck zu sein, wel­chen ich her­vor­brach­te, – im Ge­gen­teil, ich wünsch­te stets, so hübsch wie mög­lich zu sein und so sehr zu ge­fal­len, wie mein gänz­li­cher Man­gel an Schön­heit es ge­stat­te­te. Wie oft be­dau­er­te ich, nicht hüb­scher zu sein! Wie in­nig wünsch­te ich, ro­si­ge Wan­gen, eine ge­ra­de Nase und einen klei­nen Kir­schen­mund zu be­sit­zen; ich hät­te schlank und statt­lich, von im­po­san­ter Fi­gur sein mö­gen; ich emp­fand es wie ein Un­glück, so klein und bleich zu sein, so un­re­gel­mä­ßi­ge, mar­kier­te Züge zu ha­ben. Aber wes­halb hat­te ich die­se Wün­sche, dies Ver­lan­gen? Die­ses Be­dau­ern? Das wäre schwie­rig ge­we­sen zu sa­gen. Da­mals hät­te ich selbst mir kei­ne kla­re Re­chen­schaft dar­über ge­ben kön­nen. In­des­sen hat­te ich einen Grund, und einen lo­gi­schen, na­tür­li­chen noch dazu. – Als ich je­doch mein Haar sehr sorg­sam ge­kämmt und mein schwar­zes Kleid an­ge­zo­gen hat­te, wel­ches trotz sei­ner Quä­ker­haf­tig­keit das Ver­dienst hat­te, aufs ge­naus­te zu pas­sen, – als ich eine rei­ne, wei­ße Hals­krau­se um­ge­bun­den, glaub­te ich sau­ber und re­spek­ta­bel ge­nug aus­zu­se­hen, um vor Mrs. Fair­fax er­schei­nen zu kön­nen. Von mei­ner Schü­le­rin hoff­te ich, dass sie we­nigs­tens nicht mit Wi­der­wil­len vor mir zu­rück­schre­cken wer­de. Nach­dem ich das Fens­ter ge­öff­net und ge­se­hen hat­te, dass ich auf dem Toi­lett­ti­sche al­les sau­ber und or­dent­lich zu­rück­ließ, wag­te ich mich hin­aus.

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