Jane Eyre. Шарлотта Бронте
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Als ich dann leise vorwärts schritt, schlug das letzte Geräusch, welches ich in diesen Regionen erwartet haben würde – ein lautes Lachen – an mein Ohr. Es war ein seltsames Lachen, deutlich, förmlich, freudlos. Ich stand still. Der Ton verhallte; doch nur für einen Augenblick; dann begann das Lachen von neuem, lauter, denn anfangs war es, wenn auch deutlich, doch nur leise gewesen. Es endigte mit lautem Schall, welcher in jedem einsamen Zimmer ein Echo zu wecken schien; es drang aber nur aus einem einzigen, und ich hätte die Tür bezeichnen können, aus welcher die Töne kamen.
»Mrs. Fairfax!« schrie ich auf, denn jetzt hörte ich sie die große Treppe herabkommen. »Haben Sie das laute Lachen gehört? Woher kommt es? Wer war es?«
»Wahrscheinlich einige der Dienstmädchen«, entgegnete sie, »vielleicht Grace Poole.«
»Haben Sie es auch gehört?« fragte ich wieder.
»Ja, ganz deutlich. Ich höre sie oft, sie näht in einem dieser Zimmer. Zuweilen ist Leah bei ihr; sie machen oft großen Lärm miteinander.«
Wiederum ertönte das leise, eintönige, schaurige Lachen, es endigte mit einem seltsamen Gemurmel.
»Grace!« rief Mrs. Fairfax.
Ich erwartete wirklich nicht, dass irgend eine Grace auf diesen Ruf antworten werde; denn das Lachen klang so tragisch, so unnatürlich, so überirdisch wie ich noch niemals eins vernommen; und wenn nicht heller Mittag gewesen wäre, und kein gespenstischer Umstand die seltsamen Laute begleitete – wenn es nicht gewesen wäre, dass weder Zeit noch Ort die Gespensterfurcht begünstigten, so würde ich mich abergläubischer Furcht hingegeben haben. Der Vorfall zeigte mir indessen, dass ich eine Närrin war, mich auch nur überraschen zu lassen.
Die Tür, neben welcher ich stand, öffnete sich und eine Dienerin trat heraus; sie war eine Frau zwischen dreißig und vierzig, eine untersetzte, knochige Gestalt mit rotem Haar und einem harten, hässlichen Gesicht; eine weniger romantische oder geisterhafte Erscheinung ließ sich kaum denken.
»Zu viel Lärm, Grace«, sagte Mrs. Fairfax, »vergiss deine Weisungen nicht!« Ohne ein Wort zu sagen, machte Grace einen Knix und ging wieder ins Zimmer.
»Sie ist eine Person, die wir hier haben, um zu nähen und Leah bei ihrer Hausarbeit zu helfen«, fuhr die Witwe fort, »in manchen Dingen ist sie nicht ganz vorwurfsfrei, aber sie genügt uns. Aber ehe ich’s vergesse, wie waren Sie heute Morgen mit Ihrer Schülerin zufrieden?«
So kam das Gespräch auf Adèle und wir fuhren fort, über sie zu sprechen, bis wir die sonnigeren, fröhlicheren Regionen des untern Stockwerks erreicht hatten. Adèle kam uns in der Halle entgegen gelaufen und rief:
»Mesdames, vous êtes servies!« Dann fügte sie lachend hinzu: »J’ai bien faim, moi!«
In Mrs. Fairfax Zimmer fanden wir die Mahlzeit angerichtet, welche bereits unserer harrte.
1 Thornfield = Dornenfeld <<<
Zwölftes Kapitel
Die Aussicht auf einen ruhigen Verlauf meiner Tage, welche mein erster ruhiger Anfang in Thornfield-Hall zu versprechen schien, wurde nach einer näheren Bekanntschaft mit dem Orte und seinen Bewohnern durchaus nicht gestört. Mrs. Fairfax war in Wirklichkeit das, was sie zu sein schien, eine leidenschaftslose, gutherzige, sich stets gleich bleibende Frau von ziemlich guter Erziehung und einem Durchschnittsverstande. Meine Schülerin war ein lebhaftes Kind, welches verzogen und verwöhnt und deshalb zuweilen eigensinnig und widerspenstig war; da sie indessen gänzlich meiner Obhut anvertraut war und keine unberufene und unvernünftige Einmischung von irgend einer Seite jemals meine Pläne und Absichten in Bezug auf ihre Erziehung durchkreuzte, so vergaß sie bald ihre kleinen Launen und wurde gehorsam und lernbegierig. Sie besaß keine hervorragenden Talente, keine scharfen Charakterzüge, keine besondere Gefühls- oder Geschmacksrichtung, welche sie auch nur um einen Zoll über das gewöhnliche Niveau anderer Kinder empor gehoben hätte; aber ebenso wenig hatte sie irgend ein Laster oder einen Fehler, welcher sie unter dasselbe gestellt hätte. Sie machte ziemlich gute Fortschritte, hegte für mich eine lebhafte, wenn auch nicht sehr tiefgehende Neigung, und flößte mir ihrerseits durch ihre Naivetät, ihr fröhliches Plaudern und ihre Bemühungen, mir zu gefallen, einen Grad von Liebe ein, welcher hinreichte, um uns ein gewisses Behagen an unserer gegenseitigen Gesellschaft finden zu lassen.
Leute, welche heiligen Doktrinen über die engelgleiche Natur der Kinder huldigen und verlangen, dass jene, welchen ihre Erziehung anvertraut ist, eine abgöttische Liebe für dieselben hegen sollen, werden – in Parenthese gesagt – meine Worte für kalt und gefühllos halten; aber ich schreibe nicht, um dem elterlichen Egoismus zu schmeicheln, um Kauderwelsch und Unsinn nachzubeten oder Humbug zu unterstützen, – ich erzähle nur die Wahrheit. Ich hegte eine gewissenhafte Sorgfalt für Adèles Wohlergehen und Fortschritte und ein ruhiges Wohlgefallen an ihrem kleinen Selbst; gerade so, wie ich für Mrs. Fairfax’ Güte dankbar war und an ihrer Gesellschaft eine Freude empfand, welche sie für die Rücksichten lohnte, die sie für mich hatte, und ihr zeigte, wie sehr ich die weise Mäßigung in ihrem Charakter so wie in ihrem Gemüt zu schätzen wusste.
Mag mich tadeln, wer da will, wenn ich noch hinzufüge, dass ich dann und wann, wenn ich einen Spaziergang im Park gemacht hatte oder nach dem Parktor hinunter gegangen war, um von dort auf die Landstraße zu blicken, oder wenn Adèle mit ihrer Wärterin spielte und Mrs. Fairfax in der Vorratskammer Fruchtgelee kochte – dass ich dann die drei Treppen hinauf kletterte, die Falltür in der Bodenkammer öffnete, an die Galerie des Daches trat und weit über Felder und Hügel bis an die verschwommene Linie des Horizonts hinblickte. Dann wünschte ich mir die Gabe einer Seherin, um über jene Grenzen fortsehen zu können, dorthin, wo die geschäftige Welt und Städte und lebensvolle