Lektion in Sachen Liebe. Barbara Cartland

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Lektion in Sachen Liebe - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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mir die Mittel fehlen, hasse ich es, stundenlang anprobieren zu müssen und mich mit Stecknadeln pieken zu lassen.«

      »Dein Fehler ist, Marisa, daß du keine weiblichen Eigenschaften besitzt«, tadelte ihre Tante. »Frauen sollten schöne Kleider mögen, gern auf Bälle gehen und sich nach dem Mann fürs Leben sehnen, statt Bücher zu schreiben.«

      »Wer kann schon über seinen Schatten springen?« entgegnete Marisa lachend. »Papa hat mich geprägt, und wenn das der Verwandtschaft nicht paßt, so hat sie sich das selbst zuzuschreiben. Als Papa vor zwei Monaten starb, war es nach zwei Jahren das erste Mal, daß sich die Verwandtschaft bei uns blicken ließ.«

      »Wessen Schuld war das denn?« fragte Lady Berrington aufgebracht. »Wenn wir deinem Vater einen Brief schrieben, bekamen wir entweder überhaupt keine Antwort oder eine rüde Absage.«

      »Trotzdem war er oft sehr einsam!« sagte Marisa nachdenklich. »Er hätte seinen Bruder gern wiedergesehen und gespürt, daß er auch anderen Menschen außer mir etwas bedeutete.«

      »Nun, daran können wir jetzt nichts mehr ändern«, meinte Lady Berrington achselzuckend. »Hier ist das Schreiben, Marisa, und gnade uns Gott, wenn du mich blamierst.«

      »Das werde ich bestimmt nicht«, versprach Marisa. »Vielmehr könnte ich mir vorstellen, daß ich eine ziemlich gute Erzieherin abgebe und vielleicht diesem bedauernswerten Geschöpf, das niemand zu mögen scheint, einiges beibringen kann.«

      »Das habe ich nicht behauptet!« wehrte Lady Berrington ab. »Ich habe nur gesagt, daß der Herzog seine Tochter nicht erwähnt hat. Trotzdem kann er sie doch gern haben. Er ist viel mit dem Prinzen zusammen, und Seine Königliche Hoheit ist Kindern sehr zugetan. Wie du weißt, ist er der Pate unserer kleinen Emily.«

      Lady Berrington nahm eine der Fotografien vom Piano und zeigte sie Marisa.

      »Das ist Emily«, sagte sie. »Ist sie nicht groß geworden?«

      Marisa betrachtete die übliche steife Aufnahme eines kleinen Mädchens, das sonntäglich gekleidet starr in die Kamera schaute. Sie fragte sich, ob diese leicht hervorstehenden Augen und die etwas aufgeworfenen Lippen nicht auf eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Thronfolger hinwiesen. Die abfälligen Bemerkungen ihres Vaters, die er über das auffallende Interesse des Prinzen an seiner attraktiven Schwägerin gemacht hatte, waren ihr noch gut im Gedächtnis.

      Es war unglaublich, wie gut ihr Vater, der stets zurückgezogen in Berrington Park gelebt hatte, über alles Bescheid wußte, was in den Kreisen des Prinzen und seiner bezaubernden dänischen Gemahlin vor sich ging. Der Klatsch kannte keine Grenzen, und so drangen die Gerüchte über die neuen Liebschaften des Prinzen und über die Empörung der Königin wegen des unschicklichen Benehmens der sogenannten Marlborough House Clique auch bis in die Provinz vor.

      Lady Berrington versiegelte und frankierte nun den Brief und übergab ihn Marisa.

      »Bring ihn selbst auf die Post, dann kannst du ganz sicher sein, daß ich Wort gehalten habe.«

      Marisa betrachtete den großen weißen Umschlag, der an ‚Miss Whitcham bei Seiner Gnaden, dem Herzog von Milverley, Schloß Vox, Kent‘ adressiert war.

      »Gibst du mir sofort Bescheid, wenn eine Antwort eintrifft?« fragte sie.

      »Fährst du denn nach Berrington zurück?« erkundigte sich die Gräfin.

      »Ich mag nicht in London bleiben«, erwiderte Marisa. »Sobald ich von dir höre, komme ich wieder und hole mir die Kleider, die du mir versprochen hast.«

      Ihre Tante maß sie mit nachdenklichem Blick.

      »Weißt du, Marisa«, begann sie, »wenn du dich ein wenig bemühen würdest, könntest du die größten Triumphe feiern. Daß ich nicht als deine Anstandsdame fungieren will, ist im Grunde so etwas wie Selbsterhaltungstrieb. Du bist viel zu hübsch! Obwohl du keine Mitgift hast, würdest du bestimmt bald einen wohlhabenden, vielleicht sogar hochgestellten Gemahl finden.«

      Marisa lächelte.

      »Du meinst es gut, Tante Kitty, aber meine Antwort ist nein. Meine Pläne stehen fest, und Schloß Vox ist für meine Zwecke bestens geeignet.«

      »Warum denn ausgerechnet Vox?« fragte Lady Berrington verwundert.

      »Eines Tages wirst du es vielleicht erfahren«, erwiderte Marisa ausweichend.

      Genau fünf Tage später war es soweit. Marisa hielt sich gerade im Arbeitszimmer ihres Vaters auf, als das Telegramm eintraf.

      

      ‚Du sollst Dich sofort nach Vox begeben. Hol Dir Deine Sachen vorher in London ab, Kitty Berrington.‘

      Marisa konnte es nicht fassen. Sie las das Telegramm ein zweites Mal, dann stieß sie einen Freudenschrei aus. Sie hatte es geschafft! Was sie kaum für möglich gehalten hatte, war geglückt: Sie würde Schloß Vox und seine Bewohner kennenlernen.

      Sie trat ans Fenster und blickte hinaus auf den verwilderten Rasen; so lange sie zurückdenken konnte, war er von keinem Gärtner mehr gepflegt worden.

      Das Interesse ihres Vaters hatte sich nur auf Bücher und seinen Rachefeldzug gegen adlige Kreise konzentriert. Seinen Besitz hatte er darüber völlig vernachlässigt. Er hatte sogar vergessen, den Pachtzins von seinen Pächtern zu kassieren oder einen Verwalter zu ernennen, der die Gelder für ihn eintrieb.

      Seine Ländereien waren ebenfalls verkommen, und er war von seinen Untergebenen schamlos bestohlen und betrogen worden. Auch das Gutshaus befand sich in einem desolaten Zustand. Marisa war sich bewußt, daß den neuen Grafen, den jüngeren Bruder ihres Vaters, eine schwierige und kostspielige Aufgabe erwartete, wenn er hier wieder Ordnung schaffen wollte. Nicht zuletzt aus diesem Grund hatte sie beschlossen, ihrem Onkel nicht auch noch auf der Tasche zu liegen, ganz abgesehen davon, daß sie entschlossen war, den Kampf ihres Vaters gegen die verlogene Gesellschaft fortzusetzen. Es waren nicht nur seine radikalen Ansichten und revolutionären Ideen, die sie begeisterten, sondern vor allem die Gelegenheit, wie er einen persönlichen Rachefeldzug zu führen, der auf einem für sie sehr schmerzlichen Erlebnis beruhte.

      Ihr Vater hatte es gut gemeint, als er sie mit siebzehn Jahren nach London geschickt hatte, um sie von einer Cousine als Debütantin bei Hofe einführen zu lassen. Marisa, die weder über die angemessene Garderobe verfügte noch sich in höfischen Sitten und Gebräuchen auskannte, hatte Höllenqualen gelitten. Während man sich über ihre unkonventionelle Kleidung und ihre ungekünstelten Manieren amüsierte, fühlte sie sich zutiefst gedemütigt und sehnte sich mit allen Fasern ihres Herzens nach dem ungezwungenen Leben in Berrington Park zurück, nach ihren Hunden und Pferden und den lebhaften Diskussionen mit ihrem Vater.

      Mit den Tischherren, die ihr ihre Tante zugewiesen hatte, wenn irgendein Essen stattfand, kam kein Gespräch zustande, und Marisa langweilte sich entsetzlich.

      Mrs. Featherstonehaugh hatte ihr später beigebracht, daß es zu den guten Manieren einer jungen Dame gehörte, Konversation zu machen und als Gastgeberin charmant, höflich und liebenswürdig zu sein. Außerdem hatte Marisa von der erfahrenen Dame gelernt, daß eine Frau immer gepflegt aussehen und in ihrem Heim für eine gemütliche Atmosphäre sorgen müsse, und sei es durch ein hübsches Blumenarrangement.

      Später, als sie erwachsen und sich ihrer eigenen Schönheit bewußt war, wurde Marisa zunehmend selbstsicherer und gewandter, doch die schrecklichen Erlebnisse in London

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