Lektion in Sachen Liebe. Barbara Cartland
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![Lektion in Sachen Liebe - Barbara Cartland Lektion in Sachen Liebe - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland](/cover_pre529318.jpg)
Irgendein fader Jüngling, der sich nur über Pferderennen unterhalten konnte, war ihr als Tischherr zugeteilt worden. Nach dem Dinner hatte sie sich auf die Suche nach ihrer Tante begeben, um sich bei ihr aufzuhalten und nicht so verloren herumzustehen.
Im Empfangssalon hatte sie im Vorübergehen ein Paar auf dem Polstersofa sitzen sehen, das ihr den Rücken zukehrte.
Sie wollte im Schutz einer Säule vorbeihuschen, als sie die juwelengeschmückte Dame sagen hörte: »Sei vorsichtig, Valerius, du weißt, wie schnell der Klatsch blüht.«
»Was kümmert’s mich«, hatte ihr Kavalier mit tiefer, wohlklingender Stimme erwidert. Unwillkürlich war Marisa hinter der Säule stehengeblieben. »Du weißt genau, wie verführerisch du bist, Dolly.«
»Ich sollte dich an deine Pflichten erinnern, statt deinen Komplimenten zu lauschen«, meinte die Lady lachend. »Du solltest mit den Mädchen tanzen, für die dieser Ball stattfindet, schließlich bist du eine begehrte Partie, Valerius.«
»Glaubst du im Ernst, ich würde meine Zeit an dieses mondgesichtige Wesen mit den Kuhaugen verschwenden?« entgegnete der Kavalier spöttisch. »Oder an diesen Rotschopf, der aussieht wie eine Karotte, die man zu früh aus der Erde gezogen hat?«
Marisa hatte sich davongeschlichen. Irgendwie hatte diese bösartige Bemerkung des Unbekannten bei ihr das Faß zum Überlaufen gebracht und den Demütigungen und Beleidigungen, die ihr in den letzten Wochen widerfahren waren, die Krone aufgesetzt.
Unter dem Vorwand, ihr Vater sei erkrankt und benötige ihre Pflege, war sie am folgenden Tage fluchtartig abgereist. Vergebens hatte ihre Tante versucht, sie umzustimmen.
Es war nicht schwierig gewesen, festzustellen, wer der Gentleman war, der so abfällig über ihre Cousine und sie gesprochen hatte. Es gab nur einen Mann mit diesem seltenen Vornamen in höfischen Kreisen.
Der Herzog von Milverley und Schloß Vox wurden oft in den Zeitungen erwähnt und abgebildet, und Marisa prägte sich die Gesichtszüge des Duke ein, so daß sie ihn und seine Stimme auf Anhieb erkannt hätte, wäre ihr dieser imposante Gentleman mit dem strengen, fast brutal wirkenden Mund, der aristokratischen Nase und dem ausgeprägten Kinn, den zynisch blickenden Augen und den scharfen Falten von der Nase zu den Mundwinkeln irgendwo begegnet.
Ich hasse ihn, hatte Marisa an jenem Abend gedacht, als sie in den Ankleideraum der Damen geflüchtet war.
»Ich hasse ihn«, sagte sie laut vor sich hin, als die nach Berrington zurückfuhr.
Dieses Haßgefühl verstärkte auch ihre Verachtung gegenüber der herrschenden Klasse. Ihr Vater hatte ebenso empfunden.
Jedes Mal, wenn der Graf dem House of Lords einen Besuch abstattete, bestürmte Marisa ihn hinterher mit Fragen, wen er getroffen und mit wem er sich gestritten habe. Trotzdem konnte sie sich aus ihr selbst unerfindlichen Gründen nicht überwinden, ihn direkt nach dem Herzog zu fragen. Sie hoffte nur immer, daß ihr Vater seinen Namen von sich aus erwähnen würde. Da das nie geschah, schloß sie daraus, daß der Herzog zu den gleichgültigen Zeitgenossen gehörte, die sich nicht um das Wohl ihres Landes, die sozialen Mißstände und die dringend erforderlichen Reformen kümmerten.
Die durch Abwesenheit glänzenden Peers sind verabscheuungswürdig, fand sie, und der Herzog mit all seinem Reichtum und Einfluß ist der Übelste von allen.
Doch nun würde sie sich nach Vox begeben und mit ihm unter einem Dach wohnen. Sie hatte das eigenartige Gefühl, das Schicksal wollte sie mit diesem Mann, den sie abgrundtief verachtete, weil er sie so sehr gekränkt hatte, zusammenführen, damit sie ihn ihren ganzen, in langen Jahren aufgestauten Haß spüren lassen konnte.
Marisa zog die obere Schublade ihres Schreibtisches auf, um die Papiere zu ordnen. Dabei gerieten ihr zwei Briefe in die Hände, die an sie adressiert und völlig zerknittert waren, als wären sie oft gelesen worden.
Marisa blickte einen Augenblick darauf. Dann nahm sie die Briefe aus den Umschlägen, zerriß sie in kleine Schnipsel und warf diese mit energischer Handbewegung in den Papierkorb.
Damit hatte sie ein Kapitel ihres Lebens abgeschlossen, das sie bisher wie einen Schatz gehütet hatte: die zärtliche Zuneigung zu einem gutaussehenden Nachbarssohn, dem sie nichts bedeutet hatte.
Er hatte ihren Vater aufgesucht, um ein Fohlen von ihm zu kaufen. Er war hochgewachsen und war ihr wie ein junger griechischer Gott erschienen.
»Sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, hatte er gesagt. »Ich bin Harry Huntingdon. Man sagte mir, Lord Berrington habe ein Fohlen zu verkaufen. Ich bin im Begriff, ein Gestüt aufzubauen, und habe zehn Meilen von hier ein Grundstück gekauft.«
»Wollen Sie bitte im Herrenzimmer auf meinen Vater warten, Mr. Huntingdon?« hatte Marisa schüchtern gebeten.
»In Wirklichkeit«, hatte er lächelnd bemerkt, »bin ich Sir Harold Huntingdon, falls Sie Wert auf Formalitäten legen.«
»Oh, Verzeihung.«
Sie war rot geworden.
»Keine Ursache. Sie dürfen mich nennen, wie es Ihnen gerade in den Sinn kommt. Wenn das Fohlen so hübsch ist wie Sie, werde ich jeden Preis dafür zahlen.«
Sein Blick hatte ihr Herz stürmisch klopfen lassen.
»Zeigen Sie mir das Tier, bevor ich mit Ihrem Vater verhandle«, schlug Harry Huntingdon vor, und sie hatte ihm seinen Wunsch gern erfüllt.
Dies war der Auftakt zu zahlreichen weiteren Besuchen gewesen. Er hatte ihr Komplimente gemacht und ihr das Gefühl gegeben, die wichtigste Frau in seinem Leben zu sein.
Schließlich hatte Marisa sich eingebildet, in ihn verliebt zu sein. Er hatte sie zu einem Ausritt eingeladen, und sie waren frühmorgens über die Wiesen galoppiert. Ihr war nicht bewußt, daß er sie wie ein nettes, hübsches Kind behandelte, das ihn amüsierte, das er als Gentleman jedoch niemals angerührt hätte.
Nach drei für sie wundervollen Wochen erfuhr sie, daß er verheiratet war. Seine Frau war vorübergehend verreist gewesen und sollte am nächsten Tag zurückkommen. Harry Huntingdon gab ihr zu verstehen, daß sie nicht mehr zusammen ausreiten könnten, da seine Frau sonst eifersüchtig werde. Seine Eröffnung bohrte sich wie ein Messer in ihr Herz.
Drei Tage hatte sie sich sterbenselend gefühlt, dann hatte sie ihn energisch aus ihrem Herzen verbannt. Doch sie hatte es nie über sich bringen können, die beiden Briefe, die er ihr geschrieben hatte, zu vernichten.
Rückblickend fand sie es geradezu lachhaft, Harry für ihre veränderte Einstellung Männern gegenüber verantwortlich zu machen. Sie mußte zugeben, daß das Verhalten ihrer Mutter größtenteils daran schuld war. Niemals wollte sie Ähnliches erleben müssen wie sie und ein ungeliebtes Kind im Stich lassen.
Nächtelang hatte sie in ihre Kissen geweint, weil sie sich einsam und verlassen fühlte. Mit jeder Faser ihres Herzens hatte sie sich nach einer liebevollen Umarmung und einem Menschen gesehnt, der immer für sie da war.
Trotzdem richtete sich ihr Haß nicht gegen ihre Mutter, die sie verlassen hatte, sondern gegen den Mann, der sie dazu gebracht hatte,