Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman. Karin Bucha
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Читать онлайн книгу Karin Bucha Staffel 6 – Liebesroman - Karin Bucha страница 6
»Und wenn Mama dir das Geld gegeben hätte, dann wäre das alles zu verhindern gewesen?« wirft Cornelia in einer Atempause ein.
»Ja«, sagt er kurz, mehr nicht. Aber dieses eine Wort hängt wie ein Verhängnis in der Luft.
Hermann fährt fort. »Mama und ich trennen uns. Ich kann ihr ein Zusammenleben mit mir nicht mehr zumuten. Sie ist einen großzügigen Lebensstil gewohnt, den ich ihr nicht mehr bieten kann. Das seht ihr wohl ein. Nun liegt es an euch.« Seine Stimme wird unsicher. Es würgt in seinem Hals, als säße da ein Kloß. »Ich liebe euch. Ich liebe euch mehr als ihr denkt. Wenn ihr bei eurer Mutter bleiben wollt, ich nehme es euch nicht übel. Ich kann euch nichts bieten. Mutter dagegen hat ihr ganzes Geld. Auch das Haus soll sie haben. Ihr braucht euch nicht sofort zu entscheiden. Ich lasse euch Zeit, bis – bis ich das Haus für immer verlasse. Ihr findet mich in meinem Zimmer«, setzt Rudolf Hermann abschließend hinzu und ohne etwas zu sich zu nehmen, geht er aus dem Raum. Eine bedrückende Stille läßt er hinter sich.
»Wie kann Vater uns in eine solche Lage bringen«, bricht Christian zuerst das Schweigen.
»Sei still«, herrscht Cornelia ihn an und versinkt in grüblerisches Nachdenken.
»Wie schrecklich das alles ist«, weint Christiane auf. »Was sollen wir bloß machen?«
Der Schimmer eines Lächelns huscht über Cornelias Lippen. Es ist kein gutes Lächeln.
»Wie ich euch kenne, werdet ihr bei Mama bleiben.«
»Wir können Mama unmöglich allein lassen«, fährt Christian mit einem Anflug von Energie auf.
»Natürlich könnt ihr das nicht.« Cornelia stürzen Tränen der Wut aus den Augen. »Mama ist ja so hilfsbedürftig. Sie hat auch keinen Pfennig Geld. Ihr werdet für sie arbeiten.« Sie springt auf. »Ach, ihr seid erbärmlich«, stößt sie hervor und stürzt aus dem Zimmer. Die Zwillinge sehen ihr aus verstörten Augen nach. Sie scheinen gar nicht zu begreifen, was eigentlich gespielt wird.
Cornelia stürzt mit vor Tränen blinden Augen vorwärts, direkt in Rudolf Hermanns Arbeitsraum hinein. Keuchend verhält sie den Schritt, lehnt am Türrahmen.
Hochaufgerichtet, mit Augen, in denen sich alles Leid der Welt zu spiegeln scheint, sieht er seiner Tochter entgegen.
»Papa!«
Sie stolpert vorwärts, direkt in des Vaters Arme hinein. Sie schlingt die Arme um seinen Hals und preßt ihr tränennasses Gesicht gegen seinen Hals.
»Papa, lieber Papa. Ich bleibe bei dir. Du bist wundervoll«, stammelt sie, von Schluchzen geschüttelt, und sie fühlt, wie der Vater sie fest an sich drückt.
»Kind!« Ganz fest preßt Hermann seine Tochter an sich. Dann hält er sie eine Armlänge von sich ab, forscht eindringlich in ihren Augen. »Hast du dir alles reiflich überlegt? Ich bin ein armer Mann. Nichts kann ich dir mehr bieten, nichts, was bisher dein Leben ausfüllte. Ich könnte dich nur mit Liebe verwöhnen, dir ein guter Vater und Freund sein.«
Cornelia weint hemmungslos und klammert sich wieder an ihn. Beruhigend streicht er ihr über das Haar.
»Du kannst mich nicht umstimmen, Papa. Ich will dir helfen, soweit es mir möglich ist.«
»Gut, Cornelia.« Hermann drückt ihr einen Kuß auf die Stirn und führt sie zu einem Sessel. Gehorsam schmiegt sie sich hinein. Die Augen hat sie groß zu ihm emporgehoben. Sie hängen an seinem Mund. »Du hast dich entschieden.«
Sekundenlang bedeckt er seine Augen mit der Hand, wie immer, wenn er sehr bewegt ist. »Du glaubst nicht, was du mir schenkst, mein Kind. Beruhige dich und weine nicht mehr.« Er beugt sich über sie. »Liebe kleine Cornelia.« Ein schwaches, aber glückliches Lächeln verschönt seine Züge. »Heute bist du mir zum zweiten Mal geboren.«
*
Rudolf Hermann geht abermals durch die Toreinfahrt und dem langgestreckten Geschäftsgebäude zu. Er hat seinen Wagen nicht wieder benutzt. Ich muß mich daran gewöhnen zu Fuß zu gehen, hat er Cornelia auf ihre Frage erwidert.
»Auch ich werde mich daran gewöhnen, in Zukunft zu Fuß zu gehen.«
Er steigt die Stufen empor, geht den Flur entlang, an den Türen mit den Glasscheiben vorbei, durch die man die Geschäftszimmer übersehen kann.
In seinem Zimmer sitzt Emil Weber hinter dem Schreibtisch. Beim Eintritt Hermanns richtet er sich auf und betrachtet forschend den Freund, der langsam näherkommt, die Hände auf die Tischplatte stützt und sich erkundigt.
»Nun, alter Freund, wie steht es? Was hast du inzwischen zusammengerechnet?«
Weber sucht vergeblich nach Worten. Sind wirklich erst Stunden vergangen, da Rudolf, ein dem seelischen Zusammenbruch nahestehender Mann, vor ihm gestanden? Was ist inzwischen geschehen?
»Was – was ist los mit dir, Rudolf?« fragt er und versucht ein verunglücktes Lächeln.
»Ja, mein lieber Emil. Manchmal kann eine einzige Stunde das Leben eines Menschen verändern«, spricht Hermann ruhig und gelassen wie immer. »Eine einzige, armselige Stunde«, wiederholt er sinnend.
»Hat – hat deine Frau dir endlich geholfen?« Weber gerät in Erregung und schiebt die Bücher etwas zur Seite.
»Geschäftlich hat sich nichts geändert, Emil«. gibt Rudolf Hermann mit fester Stimme Auskunft. »Aber
sonst –« Jetzt gerät er ins Stocken. »Ich habe mich von Stefanie getrennt – für immer und Cornelia, meine kleine, schöne Cornelia hält zu mir.«
Er verstummt, und das Leuchten seiner Augen wird tiefer. Weber hat sofort begriffen.
Er senkt den Kopf, öffnet das Hauptbuch und erklärt mit geschäftsmäßigem Ton.
»Wenn du das Geld an deine Frau zurückgezahlt hast, verbleibt dir ein kleiner Rest zu einem neuen Anfang. Viel ist es nicht, Rudolf, aber wie ich dich kenne, genügt es dir. Die Baufirma wird hier den ganzen Betrieb mitsamt den Angestellten übernehmen, so daß keiner arbeitslos wird. Das habe ich erreicht.«
Hermanns Brust hebt sich in einem tiefen Atemzug. »Gottlob, darüber habe ich mir viel Sorgen gemacht. Man übernimmt sie also. Wie schön von Stefan Rietberg. Es freut mich um deinetwillen ganz besonders –«
»Um meinetwillen –?« wiederholt Weber erstaunt. »Was habe ich denn damit zu tun?«
»Du gehörst doch zu dem Stab meiner Mitarbeiter – ich meine – meiner ehemaligen Mitarbeiter.«
»Ich gehöre zu dir, Rudolf«, sagt Weber ärgerlich und schlägt das Buch energisch zu. »Denkst du, ich verlasse dich? Kann man die Jahre unserer Zusammenarbeit, die unsere Freundschaft vertieft haben, einfach wegwischen? So einfach auslöschen wie einen Kreidestrich?«
»Weber, Menschenskind, man bietet dir eine Chance. Du bist nicht mehr der Jüngste!« Hermann gerät in helle Bestürzung. Seine Rede ist voll Eindringlichkeit, sie ruft nur ein abwehrendes Lächeln auf Webers unrasiertem Gesicht hervor.
»Red keinen Unsinn!« Die hagere Gestalt richtet sich aus Rudolf Hermanns Sessel empor. »Das wäre eine traurige